Erscheint täglich, SonntagS auSgenommm. PreiS mtt Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und dm Zweigstationm abgeholt 40 Pfg. Durch dte Post
bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. auSschließlich Zustellgebühr.
AnzeigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzetle oder derm Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für htesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigm
an bestimmtm Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommm. — Anschlag der Jnserate auf dm Pla kattafeln der Heidelberger Zcttung und den städtischen Anschlagstellen. Fernfprecher 82.
Kreitsg, 2. ZeptMr 18S4.
Grstes Blatt.
46. At-rMS. — ^ 205
Die Speyerer Rede des Regenten von>
Coburg.
Zn seiner Tischrede bei dem Festma'hl anläßlich der
Einweihung der Protestationskirche in Speier hat der
Erbprinz von H o h e n l o h e - L a n g e n b u r g,
Negent des Herzogtums Sachsen-Koburg-Gotha, ausge-
'führt:
Wenn deutsche Fürsten sich auf diesem Feste vertreten
lassen, so geschieht das in dem Gefühle der Zusammenge-
hörigkeit zu unserem teuren evangelischen Bekenntnis.
Tin Suchen nach Gott ist wohl jedes religiöse Streben
u. Sinnen, denn wir müssen uns nicht verhehlen, daß wi^
mit unseren sterblichen Sinnen >die unsterbliche Wahrheit
nie ganz erforschen und schauen können. Der Gedanke
hieran sollte uns nicht nur zur Duldung Andersgläubigen
gegenüber oeranlassen, nein, zur Selbstachtung vor jedem
Glauben, wenn er nur aus warmem Herzen kommt.
Deshalb haben heute die Fürsten und Stände, an der
Spitze das Oberhaupt des- Reiches, den Anfang gemacht
Zum Zusammenschluß der evangelischen Kirchen des Deut-
schen Reichs, ein Zusammenschluß, ohne daß dadurch ein-
zelne Kirchen g'efährdet werden vdev daß andere Konfes-
sionen in ihrem Standpunkt Angrisfen ausgesetzt wären.
Es läßt sich nicht leugnen, datz solange die Welt besteht
U' die MeNschen sind, wie sie sind, religiöse und politische
Fragen immer zu neuen erbitterten Kämpfen stchren
Uoerden. Jn diesen Kämpsen ist es Pflicht für jeden
Mann, Partei zu ergreifen und für seinen Glaüben
einzustehen (lebhafte Zustinimung), aber über allen
Kämpfen ragt das Kreuz von Golgatha empor. (Sehr
richtig!) Stets aufs neüe ist der Herr aus dem Grabe
erstcmden und hat den Herzen die Wunden gezeigt, aus
denen däs Blut des göttlichen Erlösers hingeslossen ist.
Zu ihm ausblickend, haben unsere großen Männer ihre
Taten vollbracht, auch jene Männer von 1529, Vergetval-
ligring mutvoll abwehrend. Gerade für unser Volk ist die
Tatsachö bedeutsani, daß das Göttliche immer wieder
gesorgt hat fiir uns, eine Fürsorge, die uns immer vor
hessimistischen Zweiseln vor unserer Zukunft bewahren
sollte. Der Deutsche ist religiös angelegt; in seinem'
^efsten Jnnern wohnt die Sehnsucht, die Schranken des
ürdischen zu durchbrechcn. Wsnn wir aber beseelt sind
bon wahrer inneror Religösität, dann dürfen wir der gan-
Zen PZM trotzen, und wenn sie voll von Teufeln wär'.
l"obbasier Beisall.) Nach meiner Ueberzeugung hängt
Zukunst des deutschen Volkes davon ab, zu mslchem
^rade der Wahrhastigkeit es stch zu sittlichen und religiö-
üu Fragen stelleu wird. (Sehr rtchtig!) An uns allen,
ore wsi- nnser Vaterland lieben, ist es, das Hchre Streben
^siseres Kaisers mit allen Krästen zu unterstützen. Daun
tonnen wir stolz das Wort sprechen: Ein' fefte Burg ist
^nser Gott, eine gut Wchr und Waffen!
Die Rede des Erbprinzen Hohenlohe war kein Trink-
wruch, ex seierte niemanden, es war nur eine Kundge-
^ung der anwesenden evaugelischen Fürsten. Ton uud
-^nhalt der Ansprache machen den besten Eindruck, was
durch dm stürmischen Beisall bezeugt wurde, mit dem
.^Versammlung sfg aufnahm.
Deutsches Reich.
— Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hört, dte
A b.reise des Prinzen Friedrich Leopotd nach
dem ostasiatischen Kriegsschauplatze set auf Wunsch der
russischen Regierung vers ch o ben wordeu
wegen der zur Zeit bestchendeu Gefähr der Zerstörung
der Bahu dnrch Chunguseübanden.
— Jn Berlin fand am letzten Montag etne soziaI-
demokratische Versammlung statt, in der
die beiden Delegierten Kater u. Dr. Frredeberg
(der letzte ist bekanntlich ern Geguer der Mitarbett der
Sozialdemokvatie in den Parlamenten und ein Befür-
worter des Geueralstreiks) tiber den internationalen So-
zialistenkongreß rn Amsterdam berichteten. Bei dieser
Gelegenheit brachten die beiden Rsdner rnchrere bemer-
keuswerte Eiuzekheiten aus den uichtöffentlichen Ver-
sammlungen 'der deutschen Delegatiou zur Sprache. Nach
ihrer Darstellung haben, lwie die „Nationalzeitung" be-
richtet, die Vertreter der deutscheu sozlaldemokrakr-
schen Zenträlverbände die Maifeier überhaupt a b-
s chafsen wollerr: wenigstenA hübe der Berliner Reichs-
tagsabgeordrrete Robert Schmidt deu deutschen Gswerk-
schaften empfohlen, bei der Mäifeier genau abzuwägm,
was sie koste uüd was ste einbringe. Man möge die
Maifeier abeüds nach Arbeitsschluß feiern, dann habe sie
für die Arbeiter keine Schädigungen im Gefolge. Auch
bei Strei k s svlle vorher gewissenhaft ge -
prüft werden, ob sie zum Erfolg fiihrteu; im anderen
Fall soll jede Bewegung, die zu einem aussichtslosen
Streik sühren könnte, rm Kerm erstickt werderr. Gegen
diese Auffassung' von dem Zweck d-er Arbeiterovganisatio-
nen sprach sich Kater rrnter dem Beifall der äußevst zahl-
rerch öesuchten Versaw'Mlung in der schärfsten Weise aus.
Dr. Frisdeberg mesirte in seinem Berrcht über den Kon-
greß, in der Frage des Gen-eralstrerks habe seine Rrchtung
einen Erfolg zu verzeichnen gehabt; werrn auch Debel ge-
siegt habe, so sei doch dessen Sache eigentlich unterlegen.
Jn Bezug auf die Stellung der Soziäldemokratie zurn
Anarchismus trat Friedeberg für eirren möglichst
engen Zrrsammenstoß beider Gruppen ein. „Wir haben
nicht Anschluß nach rechts zu suchen, sondern Nach links,
die freiheitlichen Elemente in der Arbeiterschaft rüüssen
wrr in uns aufnehmen-! Wir wollen nicht Anarchrsten
sein, aber wir wollen sie unserer Sache dienstbar machen."
Jn der Erörterun-g trat rrur ein einzigerRed-ner gsgen die
Anschauungen Dr. Friedebergs auf. Alle anderen rich-
tet-en schwere An g r i f f e g e g e n d i e s o z i a l d e m o-
k r at i s ch e P a r t e i l e i t u n g, insbdsondere gegen
den Wgsordneten Robert Schmidt uüd „das erchliche
Mitglied des- Reichstags" Ledsbour.
Bade«.
Karlsr u h e, 1. Sept. Staatsmirlister v. Brauer
trrtt Ende dieser Woche einen längeren Urlaub
an, „um das gegenwärti'g so schöne Wetter (?) noch völlig
zr: genießen." Jn 'seiner Abwesenheit wird Minister
S ch e n k e l, der nächsten Freitag hier eintrifft, die Ge-
schäste des Staatsministeriums besorgen.
Aus der Karlsruher Zeitmrg.
— Dem Finanzassistenten Max Ott wurdc die etatmäßige
Amtsstelle eines Buchhalters bei 'der Zentralverivaltung des
Badischen Frauenvereins übertragen.
Fm Monat Oktober 1604 wird eine Justizaktuars-
prüfung abgehalten werden. Die Anmeldungen hierzu sind
im Monat September beim Justizministerium einzureichen.
Karlsruhe, 1. Sept. Gestern Mrttag 1 Uhr
85 Minuten traf die Herzogin von Urach geb. Prinzessin
in Bayern, Nichte d-er Herzvgrn von Genua, in Konstauz
ein, bestieg dort deu Hofwagen und kam 2^ Uhr in
Schloß Marnau an. Die Großherzoglichen Herrschasten
und di-e Herzogin von Genuia empsin-gen die
Herzo-gin uNb geleiteten dieselbe in ihre Wohnung. Dar-
nach fand Mittagstafel statt, zu der verschiedene Einla-
dungen ergangen waren. Gegen Abend.-konnten die
Höchsten Herrschaften mrt Höchstihrem- Besuch einen Gangi
durch die Jnsel unternehmen. Znr Abendtasel waren
wiederum Einladungen ergangen. Die Herzogin von
Urach verblieb die Nacht in Schloß Mäinau und- verließ
die Großherzoglichen Herrschasten heute früh, um in Be-
gleitung ihrer Ho-sdame Freiin von Hiller von Konstanz
aus um halb 9 Uhr die Rückreise n-ach Schloß Liechten-
stein anzutreten. Herüe Mrttag erhrelten der Großher-
zog und die Großherzogin den Besuch des Prinzen Karl
Emil zu Fürstenbevg- uttd Gemahlin, -geborenen Gräsin
F-estetics von Tolna, welche an dec Frühstückstafel teil-
nahmen und um 1 Uhr nach Sch-loß Heiligenberg zurück-
kehrten. Heute Abend veMeß die Herzogin von Genua
Schloß Mainau. Der Großherzog und die GroMerzo-
gin begleiten Fhre Kömgliche Hoheit nach Konstarrz, von
wo dieselbe um 6 Uhr über den Gotthard die Rückrerss
nach Jtalren cmkrat.
KarIsruh e, 1. Sept. Der Präsideut des Evan-
gelischen Oberkirchenrats v. Helbtng ist aus seinem
Urlaüb zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäste
wieder übernomnren.
Aus Stadt und Land
Heidelberg, 2. September.
s Sedanstag. Der Sedanstag wurde gestern durch einen
Zapfenstreich der Fcuerwehr 'und heute früh durch Geläute der
Glocken eingeleitet. Jm Laufe ber Jahre und im Hiüblick aus
die in mancher Beziehung veränderten Verhältnisse seit dem
grotzen Ereignis von Sedan ist die Feier eine stillere und ein-
sachere geworden. Festhalten wollen wir aber vor allem an her
Bekundung der Pietät, die sich an diesem Tage durch Aus-
schmückung her Kriegergräbcr und Bekränzung der Dentmäler
sür die Gefallcnen ausspricht. Sie bildete, wie in den letzten
Jahren vorher, so auch diesmal den Kern der Gedächtnisseier.
V Mcister-Konzert des stüdt. Orchesters in dcr Schloß-
Restauration. Unter ber Leitung des Herrn 'Konzertmeisters
Leop. Grau als stcllvertreteüdem Dirigenten des beurlaubten
Herrn Radig fand gestern im Saale der Schlotz-Restauration
ein Meister-Konzert statt. Zur Aufführung gelangten Ton-
werte von Becthoven 4 Nummern, Gounod, Mozart, Vtendels-
sohn, Liszt und Wagner je 1 Rummer. Die gediegene, klang-
schöne Aufführung der -Werke durch das Orchester fand warmen
Beisall. Es wäre sehr zu wünschcn, wenn bei dieser anhaltend
feuchten Witterung die Abendkonzerte im Stadtgarten in der
Halle, oder in der Stadthalle abgehalten würden.
ch Todesfall. Gestern verschied infolgc cines Schlaganfalls
im Alter von 54 Jahren Herr Theatermeister Georg Weber.
^irlweihung des Anbaues der Heidelberger
Klubhütte.
— Ischgl in Tirol, 29. Aug.
L schöncn Tage der Neueinweihung dcr „Heidekbcrger
ßvd nun vorüber. Das Fest verlief programmgemätz.
s"? Sonntag ben 28. d. M., 9 Uhr, hielt Herr Rich. Losfen,
^ Baden-Baden, Sohn des Herrn Hofrats und Uni-
s,-,ü"6tsprofessors Dr. Lossen aus Heidelberg, in der dicht ge-
des Psnrrtirche Jschgl unter gespanntestcr Aufmerksamkcit
n üublikums die Festrede. Die müttcrlichen Urahnen Lossens
s-.ssijuvn aus Jfchgl. Man hatte befürchtet, datz die Predigt
rtän^?^ Uregen des ausländischen Akzentes etwas weniger ver-
noilch stin werde. Die Besürchtung crwies stch als grundlos.
^osten sprach so klar und deutlich, datz jedes Bäuerlein
Gotr ü^ort verstand. Gcgenstand der Predigt: Wir müffen
uanken, weil wir ihm alles erhaltene Gute schulden, wir
rrn, bitten, weil wir alles zu erhoffende Gute von ihm
drän r Doppelpslicht des Dantes und der Bitte
gendü ^^.uawentlich iin Hochgebirge mit seiner überwälti-
«cnim ^ajestät und seinen zahlreichen Gefahren, welchen ge-
den> Mensch seine Kleinheit und seine Ohnmacht erkennt,
die Eöen chemüte auf. Lossen lieh auch einfließen:
stg^T,^uler laffen auf Wegen und Stegen Kreuze und Bild-
Dtasr^ sttbst bei den kleinsten Weilern Kapellen erbauen.
des ^^se Kreuze und diese Kapellen attders, als Zeichen
stnd der Bitte, Zeichen, datz man sich in allem von
Fest», n fiihie? — Auch die auf die Predigt solgende
Assin?"^ wurde auf Bitten des Ortspfarrers und unter deffen
Miin« ^ Richard Loffen abgehalten. Die 24 Mann starke
'.A8 j von Fschgl spiclte dabei die Arie des alten Liedes:
Tabi-^eifen uns darnieder — vor Dir Gott
"Tir" i ^ und am Schluffe das schneidige und melodiöse
itzrachtvoN" * B » ndeslied". „Das war grotzartig, das war
uu , ,agten die Heidelberger und andere auswärtige
Gäste, als sie die Kirche verlietzen. „Man sollte nicht meinen,
datz in ciner so kleinen Gemeinde eine so tüchtige Musik sein
könne". — Nachmittags um 2 Uhr fand dann in dem mit Fah-
nen und Rcisiggewinden verzierten Postgasthause die Fest-
tasel statt, zu welcher auch mehrere Bergführer erschienen
waren. Für die heitere Stimmung der Festgesellschaft war
schon durch die Person des Bankettvorsitzenden, Herrn Stadt-
rats Ellmer, Bürgschaft geboten. Kaum, datz die Tiroler
Knödel, die das Präludium des Estens bildeten, mit allge-
meinem Appetit verzehrt warcn, so ging das Hochrufcn an.
Den Reigen eröffnete Herr Richard Lossen in Stellvertre-
tung seines Vaters, welcher zum allgemeinen Leidwesen auf der
Reise nach Jschgl wegen Unwohlfeins in Bregenz wieder nach
Hause zurückkehren mutzte. Die Rede Lossens klang aus
auf ein Hoch dem Kaifer von Oesterreich, worauf die
Musikkapelle mit der österreichischen Volkshymne einfiel. —-
Psarrer Schranz toastierte aus die Sektion Heidelberg,
ihren alüvesenden Präsidenten und deffen antvesenden stellver-
tretenden Herrn Sohn. Die Musikkapelle antwortete mit dem
gut vorgetragenen Licde „Alt Heidelberg, du feine."
Herr Schranz zitierte im Verlaufe seiner Rede die letzte
Strophe des Scheffcl'schen Heidelberger Liedes und sagte
dann: „Auch in der schönsten Stadt gM es Zeiten, wo einem
der Aufcnthalt in der Stadt zu kahl wird, wo man gern die
Stadt verlätzt und sich hinausbegibt auf das Land, oder die
Berge aufsucht. Jch meine deshalb, würde Schesfel noch leben
und um Jung-Heidel'berg im Fimbertale wiffen,
er würde es mir nicht übelnehmen, wenn ich sein Lied trave-
stiertc, umänderte, etwa so:
Und stechen mich die Dornen,
- Wird's in der Stadt zu kahl,
Geb ich dem Rotz die Spornen
Und reit' ins Fimbertal.
Noch manch ändere Rede wurde gehalten, unter andern von
Herrn Sektionskassierer Grotz aus Heidelberg. Zuletzt wur-
den die eingelausenen Telegramme verlesen.
Am andern Tage erfolgte in zerstreuten Gruppen der wenig
beschwerliche Aufstieg zu der 44^ Stunden von Jschgl entsern-
ten, in der Engadiner Gemeinde Sins gelegenen Heidel-
berger Klubhütte, welche mit grünen Girlanden und
vielen Fähnchen geschmückt war, während aus dem hohen Hügel
rieben der Hütte eine riesige Flagge, weithin sichtbar, in den
Favben der Stadt Heidelberg -— schwarz-rot-gelb-grün — nach
dem Takte des Windes die possierlichsten Turnübungen in den
Lüften machte und freudige Purzelbäume schlug. 'Von dsr
Vorderseite der mit einem Söller versehenen Hütte, welche
durch die im Sommer geschehenen Zubauten und Erweiterungen
sich nunmehr als ein ansehnliches, villenartiges Haus darstellt,
grützte Lie Jnschrist:
Aus Nord und Süd, aus Osi und West
Willtommen zu dem frohen Festl
Um 12 Uhr, -— hie Sonne schien hell, das Therinometer
zeigte 14 Grad Reaumur — wurde die Einweihung des Hau-
ses durch 'Pfarrer Schranz und Kaplan Lossen vor-
genommen. Nach der Einweihung, die etwa 2 Minuten in An-
spruch genommen hatte, übersetzte Schranz die latein schen
Gebete in das Deutsche und sügte einige Segenswünsche hinzu.
— Man hatte ausgemacht, keine Reden zu halten und kein Hoch
auszubringen. Aber o wehl Kaum hatte das Mahl begonnen».
so bemächtigte sich der Anwesenden eine joviale Feststrmmung,
die mit unwiderstehlicher Gewalt sich in Form von Reden und
Hochs Durchbruch zu verschaffen suchte. Alle Abmachungen
und Vorfätze waren vergessen. Toast folgte auf Toast, öfters
ohne Zwischenpause. Es mögen wohl 20 Toastreden gehalten
worden sein von Heidelbergern und von Fschglern, auch von
einem Herrn aus Würzburg und von einem Schweizer
Zollbeamten, welch letzterer auf den Grohherzog von
Baden und den Kaiser von Deutschland das Glas
leerte. Ein mit besonderem Jubel anfgenommener Toast gält
den „C h a r g i e r t e n" 'der Sektion, Vorstand, Hüttenwart
und Kassierer. Sehr verdient war auch das Lebehoch des Hrn.
Ellmer auf den Lehrer und Kapellmeister Josef Mathoy
bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. auSschließlich Zustellgebühr.
AnzeigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzetle oder derm Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für htesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigm
an bestimmtm Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommm. — Anschlag der Jnserate auf dm Pla kattafeln der Heidelberger Zcttung und den städtischen Anschlagstellen. Fernfprecher 82.
Kreitsg, 2. ZeptMr 18S4.
Grstes Blatt.
46. At-rMS. — ^ 205
Die Speyerer Rede des Regenten von>
Coburg.
Zn seiner Tischrede bei dem Festma'hl anläßlich der
Einweihung der Protestationskirche in Speier hat der
Erbprinz von H o h e n l o h e - L a n g e n b u r g,
Negent des Herzogtums Sachsen-Koburg-Gotha, ausge-
'führt:
Wenn deutsche Fürsten sich auf diesem Feste vertreten
lassen, so geschieht das in dem Gefühle der Zusammenge-
hörigkeit zu unserem teuren evangelischen Bekenntnis.
Tin Suchen nach Gott ist wohl jedes religiöse Streben
u. Sinnen, denn wir müssen uns nicht verhehlen, daß wi^
mit unseren sterblichen Sinnen >die unsterbliche Wahrheit
nie ganz erforschen und schauen können. Der Gedanke
hieran sollte uns nicht nur zur Duldung Andersgläubigen
gegenüber oeranlassen, nein, zur Selbstachtung vor jedem
Glauben, wenn er nur aus warmem Herzen kommt.
Deshalb haben heute die Fürsten und Stände, an der
Spitze das Oberhaupt des- Reiches, den Anfang gemacht
Zum Zusammenschluß der evangelischen Kirchen des Deut-
schen Reichs, ein Zusammenschluß, ohne daß dadurch ein-
zelne Kirchen g'efährdet werden vdev daß andere Konfes-
sionen in ihrem Standpunkt Angrisfen ausgesetzt wären.
Es läßt sich nicht leugnen, datz solange die Welt besteht
U' die MeNschen sind, wie sie sind, religiöse und politische
Fragen immer zu neuen erbitterten Kämpfen stchren
Uoerden. Jn diesen Kämpsen ist es Pflicht für jeden
Mann, Partei zu ergreifen und für seinen Glaüben
einzustehen (lebhafte Zustinimung), aber über allen
Kämpfen ragt das Kreuz von Golgatha empor. (Sehr
richtig!) Stets aufs neüe ist der Herr aus dem Grabe
erstcmden und hat den Herzen die Wunden gezeigt, aus
denen däs Blut des göttlichen Erlösers hingeslossen ist.
Zu ihm ausblickend, haben unsere großen Männer ihre
Taten vollbracht, auch jene Männer von 1529, Vergetval-
ligring mutvoll abwehrend. Gerade für unser Volk ist die
Tatsachö bedeutsani, daß das Göttliche immer wieder
gesorgt hat fiir uns, eine Fürsorge, die uns immer vor
hessimistischen Zweiseln vor unserer Zukunft bewahren
sollte. Der Deutsche ist religiös angelegt; in seinem'
^efsten Jnnern wohnt die Sehnsucht, die Schranken des
ürdischen zu durchbrechcn. Wsnn wir aber beseelt sind
bon wahrer inneror Religösität, dann dürfen wir der gan-
Zen PZM trotzen, und wenn sie voll von Teufeln wär'.
l"obbasier Beisall.) Nach meiner Ueberzeugung hängt
Zukunst des deutschen Volkes davon ab, zu mslchem
^rade der Wahrhastigkeit es stch zu sittlichen und religiö-
üu Fragen stelleu wird. (Sehr rtchtig!) An uns allen,
ore wsi- nnser Vaterland lieben, ist es, das Hchre Streben
^siseres Kaisers mit allen Krästen zu unterstützen. Daun
tonnen wir stolz das Wort sprechen: Ein' fefte Burg ist
^nser Gott, eine gut Wchr und Waffen!
Die Rede des Erbprinzen Hohenlohe war kein Trink-
wruch, ex seierte niemanden, es war nur eine Kundge-
^ung der anwesenden evaugelischen Fürsten. Ton uud
-^nhalt der Ansprache machen den besten Eindruck, was
durch dm stürmischen Beisall bezeugt wurde, mit dem
.^Versammlung sfg aufnahm.
Deutsches Reich.
— Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hört, dte
A b.reise des Prinzen Friedrich Leopotd nach
dem ostasiatischen Kriegsschauplatze set auf Wunsch der
russischen Regierung vers ch o ben wordeu
wegen der zur Zeit bestchendeu Gefähr der Zerstörung
der Bahu dnrch Chunguseübanden.
— Jn Berlin fand am letzten Montag etne soziaI-
demokratische Versammlung statt, in der
die beiden Delegierten Kater u. Dr. Frredeberg
(der letzte ist bekanntlich ern Geguer der Mitarbett der
Sozialdemokvatie in den Parlamenten und ein Befür-
worter des Geueralstreiks) tiber den internationalen So-
zialistenkongreß rn Amsterdam berichteten. Bei dieser
Gelegenheit brachten die beiden Rsdner rnchrere bemer-
keuswerte Eiuzekheiten aus den uichtöffentlichen Ver-
sammlungen 'der deutschen Delegatiou zur Sprache. Nach
ihrer Darstellung haben, lwie die „Nationalzeitung" be-
richtet, die Vertreter der deutscheu sozlaldemokrakr-
schen Zenträlverbände die Maifeier überhaupt a b-
s chafsen wollerr: wenigstenA hübe der Berliner Reichs-
tagsabgeordrrete Robert Schmidt deu deutschen Gswerk-
schaften empfohlen, bei der Mäifeier genau abzuwägm,
was sie koste uüd was ste einbringe. Man möge die
Maifeier abeüds nach Arbeitsschluß feiern, dann habe sie
für die Arbeiter keine Schädigungen im Gefolge. Auch
bei Strei k s svlle vorher gewissenhaft ge -
prüft werden, ob sie zum Erfolg fiihrteu; im anderen
Fall soll jede Bewegung, die zu einem aussichtslosen
Streik sühren könnte, rm Kerm erstickt werderr. Gegen
diese Auffassung' von dem Zweck d-er Arbeiterovganisatio-
nen sprach sich Kater rrnter dem Beifall der äußevst zahl-
rerch öesuchten Versaw'Mlung in der schärfsten Weise aus.
Dr. Frisdeberg mesirte in seinem Berrcht über den Kon-
greß, in der Frage des Gen-eralstrerks habe seine Rrchtung
einen Erfolg zu verzeichnen gehabt; werrn auch Debel ge-
siegt habe, so sei doch dessen Sache eigentlich unterlegen.
Jn Bezug auf die Stellung der Soziäldemokratie zurn
Anarchismus trat Friedeberg für eirren möglichst
engen Zrrsammenstoß beider Gruppen ein. „Wir haben
nicht Anschluß nach rechts zu suchen, sondern Nach links,
die freiheitlichen Elemente in der Arbeiterschaft rüüssen
wrr in uns aufnehmen-! Wir wollen nicht Anarchrsten
sein, aber wir wollen sie unserer Sache dienstbar machen."
Jn der Erörterun-g trat rrur ein einzigerRed-ner gsgen die
Anschauungen Dr. Friedebergs auf. Alle anderen rich-
tet-en schwere An g r i f f e g e g e n d i e s o z i a l d e m o-
k r at i s ch e P a r t e i l e i t u n g, insbdsondere gegen
den Wgsordneten Robert Schmidt uüd „das erchliche
Mitglied des- Reichstags" Ledsbour.
Bade«.
Karlsr u h e, 1. Sept. Staatsmirlister v. Brauer
trrtt Ende dieser Woche einen längeren Urlaub
an, „um das gegenwärti'g so schöne Wetter (?) noch völlig
zr: genießen." Jn 'seiner Abwesenheit wird Minister
S ch e n k e l, der nächsten Freitag hier eintrifft, die Ge-
schäste des Staatsministeriums besorgen.
Aus der Karlsruher Zeitmrg.
— Dem Finanzassistenten Max Ott wurdc die etatmäßige
Amtsstelle eines Buchhalters bei 'der Zentralverivaltung des
Badischen Frauenvereins übertragen.
Fm Monat Oktober 1604 wird eine Justizaktuars-
prüfung abgehalten werden. Die Anmeldungen hierzu sind
im Monat September beim Justizministerium einzureichen.
Karlsruhe, 1. Sept. Gestern Mrttag 1 Uhr
85 Minuten traf die Herzogin von Urach geb. Prinzessin
in Bayern, Nichte d-er Herzvgrn von Genua, in Konstauz
ein, bestieg dort deu Hofwagen und kam 2^ Uhr in
Schloß Marnau an. Die Großherzoglichen Herrschasten
und di-e Herzogin von Genuia empsin-gen die
Herzo-gin uNb geleiteten dieselbe in ihre Wohnung. Dar-
nach fand Mittagstafel statt, zu der verschiedene Einla-
dungen ergangen waren. Gegen Abend.-konnten die
Höchsten Herrschaften mrt Höchstihrem- Besuch einen Gangi
durch die Jnsel unternehmen. Znr Abendtasel waren
wiederum Einladungen ergangen. Die Herzogin von
Urach verblieb die Nacht in Schloß Mäinau und- verließ
die Großherzoglichen Herrschasten heute früh, um in Be-
gleitung ihrer Ho-sdame Freiin von Hiller von Konstanz
aus um halb 9 Uhr die Rückreise n-ach Schloß Liechten-
stein anzutreten. Herüe Mrttag erhrelten der Großher-
zog und die Großherzogin den Besuch des Prinzen Karl
Emil zu Fürstenbevg- uttd Gemahlin, -geborenen Gräsin
F-estetics von Tolna, welche an dec Frühstückstafel teil-
nahmen und um 1 Uhr nach Sch-loß Heiligenberg zurück-
kehrten. Heute Abend veMeß die Herzogin von Genua
Schloß Mainau. Der Großherzog und die GroMerzo-
gin begleiten Fhre Kömgliche Hoheit nach Konstarrz, von
wo dieselbe um 6 Uhr über den Gotthard die Rückrerss
nach Jtalren cmkrat.
KarIsruh e, 1. Sept. Der Präsideut des Evan-
gelischen Oberkirchenrats v. Helbtng ist aus seinem
Urlaüb zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäste
wieder übernomnren.
Aus Stadt und Land
Heidelberg, 2. September.
s Sedanstag. Der Sedanstag wurde gestern durch einen
Zapfenstreich der Fcuerwehr 'und heute früh durch Geläute der
Glocken eingeleitet. Jm Laufe ber Jahre und im Hiüblick aus
die in mancher Beziehung veränderten Verhältnisse seit dem
grotzen Ereignis von Sedan ist die Feier eine stillere und ein-
sachere geworden. Festhalten wollen wir aber vor allem an her
Bekundung der Pietät, die sich an diesem Tage durch Aus-
schmückung her Kriegergräbcr und Bekränzung der Dentmäler
sür die Gefallcnen ausspricht. Sie bildete, wie in den letzten
Jahren vorher, so auch diesmal den Kern der Gedächtnisseier.
V Mcister-Konzert des stüdt. Orchesters in dcr Schloß-
Restauration. Unter ber Leitung des Herrn 'Konzertmeisters
Leop. Grau als stcllvertreteüdem Dirigenten des beurlaubten
Herrn Radig fand gestern im Saale der Schlotz-Restauration
ein Meister-Konzert statt. Zur Aufführung gelangten Ton-
werte von Becthoven 4 Nummern, Gounod, Mozart, Vtendels-
sohn, Liszt und Wagner je 1 Rummer. Die gediegene, klang-
schöne Aufführung der -Werke durch das Orchester fand warmen
Beisall. Es wäre sehr zu wünschcn, wenn bei dieser anhaltend
feuchten Witterung die Abendkonzerte im Stadtgarten in der
Halle, oder in der Stadthalle abgehalten würden.
ch Todesfall. Gestern verschied infolgc cines Schlaganfalls
im Alter von 54 Jahren Herr Theatermeister Georg Weber.
^irlweihung des Anbaues der Heidelberger
Klubhütte.
— Ischgl in Tirol, 29. Aug.
L schöncn Tage der Neueinweihung dcr „Heidekbcrger
ßvd nun vorüber. Das Fest verlief programmgemätz.
s"? Sonntag ben 28. d. M., 9 Uhr, hielt Herr Rich. Losfen,
^ Baden-Baden, Sohn des Herrn Hofrats und Uni-
s,-,ü"6tsprofessors Dr. Lossen aus Heidelberg, in der dicht ge-
des Psnrrtirche Jschgl unter gespanntestcr Aufmerksamkcit
n üublikums die Festrede. Die müttcrlichen Urahnen Lossens
s-.ssijuvn aus Jfchgl. Man hatte befürchtet, datz die Predigt
rtän^?^ Uregen des ausländischen Akzentes etwas weniger ver-
noilch stin werde. Die Besürchtung crwies stch als grundlos.
^osten sprach so klar und deutlich, datz jedes Bäuerlein
Gotr ü^ort verstand. Gcgenstand der Predigt: Wir müffen
uanken, weil wir ihm alles erhaltene Gute schulden, wir
rrn, bitten, weil wir alles zu erhoffende Gute von ihm
drän r Doppelpslicht des Dantes und der Bitte
gendü ^^.uawentlich iin Hochgebirge mit seiner überwälti-
«cnim ^ajestät und seinen zahlreichen Gefahren, welchen ge-
den> Mensch seine Kleinheit und seine Ohnmacht erkennt,
die Eöen chemüte auf. Lossen lieh auch einfließen:
stg^T,^uler laffen auf Wegen und Stegen Kreuze und Bild-
Dtasr^ sttbst bei den kleinsten Weilern Kapellen erbauen.
des ^^se Kreuze und diese Kapellen attders, als Zeichen
stnd der Bitte, Zeichen, datz man sich in allem von
Fest», n fiihie? — Auch die auf die Predigt solgende
Assin?"^ wurde auf Bitten des Ortspfarrers und unter deffen
Miin« ^ Richard Loffen abgehalten. Die 24 Mann starke
'.A8 j von Fschgl spiclte dabei die Arie des alten Liedes:
Tabi-^eifen uns darnieder — vor Dir Gott
"Tir" i ^ und am Schluffe das schneidige und melodiöse
itzrachtvoN" * B » ndeslied". „Das war grotzartig, das war
uu , ,agten die Heidelberger und andere auswärtige
Gäste, als sie die Kirche verlietzen. „Man sollte nicht meinen,
datz in ciner so kleinen Gemeinde eine so tüchtige Musik sein
könne". — Nachmittags um 2 Uhr fand dann in dem mit Fah-
nen und Rcisiggewinden verzierten Postgasthause die Fest-
tasel statt, zu welcher auch mehrere Bergführer erschienen
waren. Für die heitere Stimmung der Festgesellschaft war
schon durch die Person des Bankettvorsitzenden, Herrn Stadt-
rats Ellmer, Bürgschaft geboten. Kaum, datz die Tiroler
Knödel, die das Präludium des Estens bildeten, mit allge-
meinem Appetit verzehrt warcn, so ging das Hochrufcn an.
Den Reigen eröffnete Herr Richard Lossen in Stellvertre-
tung seines Vaters, welcher zum allgemeinen Leidwesen auf der
Reise nach Jschgl wegen Unwohlfeins in Bregenz wieder nach
Hause zurückkehren mutzte. Die Rede Lossens klang aus
auf ein Hoch dem Kaifer von Oesterreich, worauf die
Musikkapelle mit der österreichischen Volkshymne einfiel. —-
Psarrer Schranz toastierte aus die Sektion Heidelberg,
ihren alüvesenden Präsidenten und deffen antvesenden stellver-
tretenden Herrn Sohn. Die Musikkapelle antwortete mit dem
gut vorgetragenen Licde „Alt Heidelberg, du feine."
Herr Schranz zitierte im Verlaufe seiner Rede die letzte
Strophe des Scheffcl'schen Heidelberger Liedes und sagte
dann: „Auch in der schönsten Stadt gM es Zeiten, wo einem
der Aufcnthalt in der Stadt zu kahl wird, wo man gern die
Stadt verlätzt und sich hinausbegibt auf das Land, oder die
Berge aufsucht. Jch meine deshalb, würde Schesfel noch leben
und um Jung-Heidel'berg im Fimbertale wiffen,
er würde es mir nicht übelnehmen, wenn ich sein Lied trave-
stiertc, umänderte, etwa so:
Und stechen mich die Dornen,
- Wird's in der Stadt zu kahl,
Geb ich dem Rotz die Spornen
Und reit' ins Fimbertal.
Noch manch ändere Rede wurde gehalten, unter andern von
Herrn Sektionskassierer Grotz aus Heidelberg. Zuletzt wur-
den die eingelausenen Telegramme verlesen.
Am andern Tage erfolgte in zerstreuten Gruppen der wenig
beschwerliche Aufstieg zu der 44^ Stunden von Jschgl entsern-
ten, in der Engadiner Gemeinde Sins gelegenen Heidel-
berger Klubhütte, welche mit grünen Girlanden und
vielen Fähnchen geschmückt war, während aus dem hohen Hügel
rieben der Hütte eine riesige Flagge, weithin sichtbar, in den
Favben der Stadt Heidelberg -— schwarz-rot-gelb-grün — nach
dem Takte des Windes die possierlichsten Turnübungen in den
Lüften machte und freudige Purzelbäume schlug. 'Von dsr
Vorderseite der mit einem Söller versehenen Hütte, welche
durch die im Sommer geschehenen Zubauten und Erweiterungen
sich nunmehr als ein ansehnliches, villenartiges Haus darstellt,
grützte Lie Jnschrist:
Aus Nord und Süd, aus Osi und West
Willtommen zu dem frohen Festl
Um 12 Uhr, -— hie Sonne schien hell, das Therinometer
zeigte 14 Grad Reaumur — wurde die Einweihung des Hau-
ses durch 'Pfarrer Schranz und Kaplan Lossen vor-
genommen. Nach der Einweihung, die etwa 2 Minuten in An-
spruch genommen hatte, übersetzte Schranz die latein schen
Gebete in das Deutsche und sügte einige Segenswünsche hinzu.
— Man hatte ausgemacht, keine Reden zu halten und kein Hoch
auszubringen. Aber o wehl Kaum hatte das Mahl begonnen».
so bemächtigte sich der Anwesenden eine joviale Feststrmmung,
die mit unwiderstehlicher Gewalt sich in Form von Reden und
Hochs Durchbruch zu verschaffen suchte. Alle Abmachungen
und Vorfätze waren vergessen. Toast folgte auf Toast, öfters
ohne Zwischenpause. Es mögen wohl 20 Toastreden gehalten
worden sein von Heidelbergern und von Fschglern, auch von
einem Herrn aus Würzburg und von einem Schweizer
Zollbeamten, welch letzterer auf den Grohherzog von
Baden und den Kaiser von Deutschland das Glas
leerte. Ein mit besonderem Jubel anfgenommener Toast gält
den „C h a r g i e r t e n" 'der Sektion, Vorstand, Hüttenwart
und Kassierer. Sehr verdient war auch das Lebehoch des Hrn.
Ellmer auf den Lehrer und Kapellmeister Josef Mathoy