Trscheint täglich, SonntagS auSgenommen. PretS mlt Familtenblättern monatltch 50 Pfg. in'S HauS gebracht, bei der Hxpeditio« d» Zwrigstatio«« abgchott M» W>. L«ch
be,og,n vierteljährlich 1,8b Mk. auSschlietzlich Zuftellgebühr.
LnzeigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile od« d««n Raum. Rrklamezeile 40 Pfg. Für htesige GeschästS- mck Privatanzeig» «mShigt. — Mk dte
an bestimmtcn Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Pla-kattafeln der Heidelberger Zeitung nnd den städttsche« Lnschlagftellr«.
»«
krnftmech« M>
Smstllg, 6.
Blatt.
46. WrgMß. — 182.
-
Pius X.
,, Jn einer Betrachtung üöer das jetzt gerade ein-
iöhrige Wirken des Papstes Pius X. schreiöt der „Schwäb.
^lerkur": Als Pius X. vor einem Jahre den Stuhl
detri einnahm, fand er drei schwerwiegende Fragen vor,
^ie ihm sein Vorgänger ungelöst hinterlassen hatte, und
Ktvar die Haltung der Kirche gegniiber der Bibelkri -
Eik, der ch r i st I i ch e n De m o k r a t i e, und der fran-
öosischen Repüblik. Die letzten Tage Haben gezeigt, daß der
Papst der, unschlüssig u. widerspruchsvoll schim, es doch
berstanden hat, den Stier bei den Hörnern Zu packen. Soll
i>ie Kirche ihren Merkommenen konservastven Anschau-
^Ng-en treu bleiben, oder sich den Forderungen der moder-
Nen Gesellschaft und Forschung anbeguemen? Dieser
Trundsätzlichen Frage bereitete er nach vielem anfäng-
üchen Hin und Her ein rasches Ende durch den Erlatz
ioiner ersten Enzyklika, in der er alles auf den von der
^irche dargestellten Christus zurückführen will. Deshalb
^ampf zunächst gegen die katholischen Kritiker der Bibel,
me eine Erklärung und eine Verbesserung des alten wie
oes neuen Testaments vorschlagen, die dem Vatikan wie
dine protestantifche Revolution vorkam. Die Bibelkristk
kines Loisy verfiel dem Jndex und er selbst mußte sich dem
^rteil der Sant Ufsicio sügen. Der zweite Schlag, den
^er Papst führte, war gegen die Opera dei congresse, die
^erbände der chrisilichen Demokratie in Jtalien gerichtet.
ün diesen Verbänden witterte die Kurie zu viel Jtaliener-
und zu viel Sozialdemokratisches, kurz zu viele revo-
iutionäre Jdeen, die den starren Grundsätzen der Kirche
^uwiderlaufen, und zu viel Selbständigkeit. Die Füh-
ssr wurden deshalb in der beim Vatikan beliebten unauf-
lalligen Art eines Tages abgesägt, es erschien ein Erlatz
^es Staatssekretärs- und die gesamte Bewegung wurde
°em Szepter der Bischöfe untergeordnet, damit der Vati-
^an stets ein gehorsames Werkzcug zu feiner Verfügung
habe.
Diese Enthauptung der christlichen Demokraste fällt
^itlich zusammen mit derLösung der drittenFrage, die fich
Mus X. zur Aufgabe gemacht hat, der Neuregelung des
^rhältnisses zu Frankreich.
Pius X. sieht den Dingen, die sich in
strankveich entwickeln werdein, mit großer Gelas-
srnheit entgegen, und wenn man sieht, wie die Kurie
allen Kämpfen gegen Frankreich doch immer wieder
Obevhand gewonnen hat, so ist die Gelassenheit wohl
^rständlich. Wenn es ihr gelang, gegen den autokrati-
^sheri roi soleil die Zurücknahme der gallikanischen Ar-
^kel durchzusetzen, die Ernennung d-es Erzbischofs von
"baris zum Patriarchen von Frankreich zu verhindern,
j'ad Zg nom König ernannten Mschöfen nur nach Ab-
ichwörung der gallikanischen Ärtikel die kanonische Jn-
^stitur Zu erteilen, wenn es ihr gelang, sich nach den
^ewaltstreichen eines Napoleon wieder zu erheben und ihre
^acht über die Dölker wie nie auszudehnen, fo ist auch die
^aschauung gerechtfertigt, datz bei den Gewissensmitteln,
die Kurie heute noch anwen-det, um Gehorsam zu er-
^ingen, und bei dem Wechsel Ler Regierungen in Frank-
Zweites Schloßkonzert der Liedertafel.
Vo. Heidelberg, 6. August.
.. Jn diesem Ja.hr hat sich die „Liedcrtafel" cntschlossen, ein
Schlohkonzert zu vcranstalten, und wahrlich, das war
sehr guter Eutschlutzl Hatte der Himmel Lie Ausführung
Vorhabens auch zweimal vcrcitelt, so machte er dafür ge-
. ^rn sg frcundlichcres Gesicht. Eiue angenehme Kühle
v ar dx,,, heihen Tagc gefolgt und laue Augustlüfte säuselten
herrlichen Bäume uuseres Schlohgartens. Ein Volks-
^derabend im wahren Sinne des Wortes war cs, was uns
-Liedertafel" gestern -beschcrtc, dcnn nur Volkslicdcr kamcn
röstch dic über 100 Mann starke Sängerschaar zur Aufführung.
inächtigcn Akkordcn rauschtcn die Töne durch dcn Garten,
- °ugen den nach Hundcrten zählendcn Zuhörern zu den Her-
lj? und l-iehen dicselbcn höhcr schlagcn. Die tüchtigcn gesang-
Leistungen des Vercins sind ja bekannt, wir brauchen
rüber nicht biel Worte zu verlicrcn. Auch im gestrigen Kon-
kessi ^ dersclbe untcr dcr bowährten Leitung seines Diri-
u Herrn Walch ganz Vorzügliches. Eingeleitet wurdc das
- "uzert durch Unrath's König Karl-Marsch, dem die Ouvertüre
«lü „Mignon" folgte. Hierauf sang der Verein ein
tzi fllebstes Liedchen von unserem heimischen Komponisten Karl
Vi, . und Fr. Ullrichs „Mcin Heimattal". Hätte Weidt den
da^Eeag seines Licdcs anhören können, er wäre sicher entzückt
gewescn. Ganz besondcrs gut gelang dcm Verein „Des
Brautwerbung" von Attcnhofer und Plüddcmanns
dylfUstchcs Reitcrlied". Lctztcres fand so stürmischen Beifall,
bch die Sänger noch zu ciner Zugabe und Kwar zu C.
Üws? ^ "3n Stratzburg auf der langen Brück" cutschliehen
.vten. Baldamus „Zu Roma auf der Gafsen" konnte uns
konnte uns
Schr hübsch dagcgcn war Mair's
-Og,, - - „Wie die wilde Ros' im Wald". Hicr konnten die
tte« f'' ü Basses, welcher die Führung hat, ihre Stim-
ttntsalten. Herrlich crhaben, glockcnrcin klangen diesclben
ui die Nacht, zart und innig schmicgten sich die übrigen
V^^ündcstich gefallen.
rei-ch Pius X. der Sieg blühen wird. Der Streit mit
Frankreich träufelt nnr scheinbar einen Wermutstropfen
in das erste Fahresfest feiner Thronbesteigung.
Uns scheint, datz der Mitarbeiter des „Schw. Alerk." sich
doch seine Porausfage etwas leicht macht. Er hat die
Fortschritte nicht genügend berücksichtigt, welche in-zwi-
schen die Abwendung des französtschen Volks vom Ka-
holizismus gemacht hat. Man darf behaupten, daß heute
die Hälftc des französischen Polkes zum Katholizi-mus
iin b-ewutzten Gegensatz fteht. Das war in den Zeitcn, die
er anführt, nicht der Faü und darum auch ist die Be-
forgnis der klerikalen Kreise wegen der Zukunft so groß.
Datz die Geistlichkeit, vor die Wahl gestellt, dem Papst oder
der französischen Regierung zu gehorchen, sich mit ver-
schwindender Ausnahme auf die Seite des Papstes st-ellen
wird, darf als sicher g-elten. Aber die Anfhebung des
Konkordates, die ja allem Anschein nach- Levorsteht, wird
sich doch für die katholische Kirche in Frankreich seyr füyl-
bar machen und zwar nicht nur vorübergehend, son-
dern dauernd. Jst das Konkordat einmal aufgchoben, so
find die Aussichten auf seine Wiedereinführung auch nach
einem etwaigen Regierungswechsel schr gering.
Deutfches Reich.
— Die Zeitungsberichterstattung über
das diesjährige Kaisermanöver wird auf die spe-
zielle Anordnung des Kaisers ein dienstliches Gepräge
erhalten. 'Wie man- hört, wird ein Ofsizier des Grotzen
Generalstabs der Armee den Korrefpondenten gewisser-
matzen attachiert werden, indem er den Auftrag erhält,
den Korrespondenten mit Mitteilungen aller Art an die
Hand zu gehen und ihnen über alles für eine Las Manö-
ver betreffende genaue Berichterstattung erforderltche Ma>
terial inbezug auf Dispofitionen, Gefechtsausführung,
Gelände usw. zur Verfügung zu stellen. Es kommen hier-
bei nicht nur deutsche, sondern auch ausländische Bericht-
erftatter in Betracht, denn gerade die auswärtigen Staa-
ten, wie Amerita, Frankreich, England, Jtalien, Rußland,
Oefterreich entsenden Korrsspondenten mit Norliebe zu
den deutschen Kaijermanövern-. Jnsgesamt dürften etwa
40 Berichterstatter für das Kriegsmimsterium und die
Zeitungen den Manövern. beiwohnen.
— Die Verhan-dlungen über einen HandeIsver-
t r a g. mit Oesterreich-Ungarn werden Ende
August oder Anfang September wieder ausgenomm-en wer-
den. Sie werden nicht, wie beabsichtigt war, in Dresden,
sondern aller Voraussicht nach in Berlin 'stattfinden.
—- Das in französischen Blättern aufgetauchte Gerücht,
daß die preußische Gefandtschast beim Vatikan zur Bo t-
s chaft ethoben oder daß eine deutsche Botschaft errichtet
werden solle, entbehrt jeder Begründung.
Aus der Karlsruher Zeituusi.
— Seine Königliche Hoheit der Grohherzog haben
dcn autzerordcntlichen Professor Dr. Franz Nihl an dcr Uni-
versität Heidclberg zum ordcntlichcn Professor dcr Psychiatrie
und Direktor der Jrrenklinik daselbst ernannt.
— Seine Königliche Hoheit der Grohhcrzog haberr
im Einverständnis mit dcm Erzbischöflichen Ordinariate das
Kollegialmitglied des Katholischen Obcrstiftungsrats Geheime-
rat Gustav Kraus zum vorsitzenden Rat bei dieser Behörde
ernannt.
—- Seine Königliche Hoheit der Grohherzog haben
dcm Geheimen Oberregierungsrat im Ministcrium.des Jnnern
Dr. Karl Krems die -L-telle dcs Landeskommissärs sür die
Kreise Konstanz,. Villingen und Waldshut mit dem Sitze in
Konstanz übertragen; den vorsitzcnden Rat beim Verwaltungs-
hof, Geheimen Regierungsrat 'Johann Gruber auf sein An-
suchen wegen vorgerückten Alters nnter Ancrkennung seiner
langjährigen und trcu geleisteten Dicnste auf den 15. August
l. I. in dcn Ruhestand versetzt und demsclben den Titel als
„Geheimer Oberregierungsrat verliehcn; ferner ernannt: derr
Geheimen Regierungsrat Dr. David Mayer in Karlsruhe
zuin vorsitzenden Rat beim Verwaltungshof, den Amtsvorstand
Oberamtmann Otto Flad in Donaueschingen zum Ministe-
rialrat im Ministerinm des Jnnern,. den Amtsvorstand Ober-
amtmann Adolf von Böckh in Sinsheim nnter Verleihung
des Titcls als „Regierungsrat" zum Kollegialmitglied des
Verwaltungshofes; in gleicher Eigenschaft versetzt: d-en Amts-
vorstand Oberamtmann Hermann Pfeiffer von Säckingen
nach Sinsheim; ferner ernannt: den Hülfsarbeiter im Mini-
sterium des Jnnern Oberamtmann Dr. Lukas Strauh zum
Amtsvorstand in Donaueschingen, den Oberamtmann Albert
Kapferer in Freiburg zum Amtsvorstand in Säckingen,
den Amtmann Karl von Witzleben in Schopfheim zum
OLeramtmann und Amtsvorstand dasclbst, den Amtmanrr
Franz Max Franz in Freiburg zum Hülfsarbeiter im Mi-
nisterium dcs Jnnern; ferncr den Amtmann Dr. Aug. Pfütz-
ner in gleicher Eigenschaft von Waldshut nach Freiburg ver-
setzt; den Sekretär beim Ministcrium des Jnnern, Amtmann
Friedrich Föhrenbach, dem Bczirksamt Karlsruhc als Be-
amten üeigegebcn; den Amtmann Karl Billmaier in glei-
chcr Eigenschaft von Lörrach nach Mosbach versctzt; den Sekre-
tär des Ministeriums des Grotzherzoglichen Hauses und den
auswärtigen Angelegenheiten, Lcgationssekretär P. S ch w o e-
rer, dcm Bezirksamt Freiburg unter Ernennung zum Amt-
mann beigegeben; den Ilmtmann Dr. Oskar Reih untcr Zu-
rücknahme der uuterm 6. Mai l. I. ausgesprochenen Zutcilung
an das Bezirksamt Mosbach dem Bezirksamt Lörrach als,Be-
amten beigegeben; die Rcferendäre Adolf Rothmund aus
Blum'berg und Adolf Kopp aus Forbach zu Amtmännerrr
ernannt, und den erstcren dem Bezirksamt Pforzheim, den leh-
teren dem Bezirksamt Rastatt als Beamten beigegeben, sowie
den Referendär Dr. Engen Jmhosf aus Görwihl unter Ver-
leihung des Titels „Amtmann" zum Sekretär Leim Ministe-
rium des Jnnern ernannt.
— Die Grohh. Zoll'direktion hat dcn Finanzassistenten Kark
Kicser beim Hauptzollamte Mannheim als Hauptgmts-
assistent etatmähig angestellt.
AusLand.
England.
London, 4. August. Die Firma Holt u. Co. macht
bekannt, daß der gemeinsame wöchentliche Dienst dev
Ozean , Ts'amp f s chif f a h r t s g e sekl s ch a t
und der China-Muttial-Gesellschaft nach Iapan wegen.
der Unsicher-Heit darüber, was gefetzlich erlaubte Ladung
ist, bis auf weiteres eingeftellt wird. Die nach
Briüsch-Molumbien gehendien Dampfer würden' weitere-
Ladungen für Japan nur unter bestimmten Bedingungen
befördern.
-— Jn welchem Ilmfange in den englischen Gewerk-
schaften die A r b e i t s I o s e nu n t e r st ü tz u n g
eingeführt ist, zeigt eine staatliche Zusammenstellung über
die Ausgaben für diese Unt-erstützung im letzten Fahrzehnt.
Stimmcn an, sodatz die Wirkung des Chorcs eine tiefgehende
war und das Lied da capo verlangt wurde, wclchem Wunsche
die Sängcr gcrn nachkamen. I. Paches Komposition „Des
Liedes Hcimat" mit Orchester- und Baritonsolo bildete dcn
Schluh dcs vokalen Teils des Programms. Das Baritonsolo
hatte in Verhinderung des ursprünglich in Aussicht genomme-
nen Solistcn in letzter Stunde Herr Dürr übernommcn und
führte die schwierige Aufgabe in seiner künstlerischen Art ohne
jegliche Vorbereitung durch, wofür ihm alle Anerkennung ge-
bührt. Bei dcm Vortrag dieses Chores zeigtc auch der Or-
chesterverein, dah er den Anforderungen, die an ihn gestellt
wcr'dcn, gcwachsen ist. Lang anhaltender Beifall zwang die
Sänger noch zu ciner Zugabe, und zwar zu „Liebestraum"
von Fr. Ullrich. Bis 11 Uhr hielt die prächtig gelungcnc Vcr-
anstaltung das dankbare Publikum in dem schünen Schloh-
garten beisammen.
Kleine Zeituug.
— Franksurt a. M., 5. August. Heute Nacht verstarb
plötzlich insolge von Herzlähmung Geh. Medizinalrat
Prof. Dr. KarIWeigert, Direktör des hiesigen Dr.
Senckenberg'schen pathologischen Jnstttutes.
— Nene Cu'cnbah'ntarife. Frankfurt a. M.,
5. August. Jm Hauptbähnhos sinden heute und während
der nächsten Tage Konserenzen Pvischen deutschen, hol-
länTlischen und rnssischen Eisenbahn-Direk-
tionsöeamten statt. Es' handelt sich um neue Ta-
rife und Vereinbarungen.
— Eiscnach, 5. August. Ein Eisenbahnunsall ereig-
nete sich gestern Abend auf der Fuldabahn zwischen Kalten-
nordheim und Dermbäch. Von dem um 6 Uhr 40 Min.
von Kaltennordheim abgehenden Personenzug entgleiste
kurz vor Zella die Maschine mit drei n-achfolgenden Wa-
gen. An der Lokomotive waren drei Achsen gebrochen.
Die im Zuge befindlichen Passagiere -wurden tetts mehr,
teils weniger schwer verletzt. Von Meiningen ist eirr
Hilfszug nach der Ilnsallstelle abgegangen. Der Personen-
verkehr zwisch-en Kaltennordheim und Zella ist gestört.
— Die Ordrc des Kaisers. „Eissrne" Pflichten sind
manchmal drückend. So ist die Entsendung des
Prinzen -Frie?rrch LeopoId von Preützen nach-
dem russisch-japanischen K'riegsschauplatz ins russische
Hauptquartier dem Prinzen gänzlich unerwattet gekom-
men. Jn Schloß Glienicke herrscht deshalb nach dem.
„Berliner Tageblatt" keineswegs freudige Stimmung,
denn der Prinz fühlt sich am wohlsten, wenn er in seinem
Tuskulum weilt und so wenig wie möglich mit den mili-
tärisch-dienstlichen Angeleg-enheiten zn tun hat. Er radelt
und reitet in seinem abgeschlossenen Park umher, und
wenn er das Schloß verlätzt, so dehnen sich seine Ausfahr-
ten selten- bts über Jagdschloß Dreilinden bei Wannsee
aus. Jn dieser Beschaulichkeit des Klein-GIienicker Guts-
herrnlebens ist nun wie ein Blitz aus heiterem Himmel
disDrdre nach dem ostasiatrschen Kriegsschauplatz gefallen.
Dazu werden im Schlosse umsangreiche Vorbereitnngen
sür die Abreise des Prinzen, die Ende August stattfinden
soll, getroffen. Prinz Friedrich Leopold wird erwa acht
Personen aus seiner Dienerschaft sowie einige Pferde mit
nach. Ostasien nehmen. Friedttch Leopold ist der Schwa-
-ger Kaiser Mlhelms II.
Die heutige Nummer umfaßt drei Blätter, zufamme« 14 Seiteu.
be,og,n vierteljährlich 1,8b Mk. auSschlietzlich Zuftellgebühr.
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an bestimmtcn Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Pla-kattafeln der Heidelberger Zeitung nnd den städttsche« Lnschlagftellr«.
»«
krnftmech« M>
Smstllg, 6.
Blatt.
46. WrgMß. — 182.
-
Pius X.
,, Jn einer Betrachtung üöer das jetzt gerade ein-
iöhrige Wirken des Papstes Pius X. schreiöt der „Schwäb.
^lerkur": Als Pius X. vor einem Jahre den Stuhl
detri einnahm, fand er drei schwerwiegende Fragen vor,
^ie ihm sein Vorgänger ungelöst hinterlassen hatte, und
Ktvar die Haltung der Kirche gegniiber der Bibelkri -
Eik, der ch r i st I i ch e n De m o k r a t i e, und der fran-
öosischen Repüblik. Die letzten Tage Haben gezeigt, daß der
Papst der, unschlüssig u. widerspruchsvoll schim, es doch
berstanden hat, den Stier bei den Hörnern Zu packen. Soll
i>ie Kirche ihren Merkommenen konservastven Anschau-
^Ng-en treu bleiben, oder sich den Forderungen der moder-
Nen Gesellschaft und Forschung anbeguemen? Dieser
Trundsätzlichen Frage bereitete er nach vielem anfäng-
üchen Hin und Her ein rasches Ende durch den Erlatz
ioiner ersten Enzyklika, in der er alles auf den von der
^irche dargestellten Christus zurückführen will. Deshalb
^ampf zunächst gegen die katholischen Kritiker der Bibel,
me eine Erklärung und eine Verbesserung des alten wie
oes neuen Testaments vorschlagen, die dem Vatikan wie
dine protestantifche Revolution vorkam. Die Bibelkristk
kines Loisy verfiel dem Jndex und er selbst mußte sich dem
^rteil der Sant Ufsicio sügen. Der zweite Schlag, den
^er Papst führte, war gegen die Opera dei congresse, die
^erbände der chrisilichen Demokratie in Jtalien gerichtet.
ün diesen Verbänden witterte die Kurie zu viel Jtaliener-
und zu viel Sozialdemokratisches, kurz zu viele revo-
iutionäre Jdeen, die den starren Grundsätzen der Kirche
^uwiderlaufen, und zu viel Selbständigkeit. Die Füh-
ssr wurden deshalb in der beim Vatikan beliebten unauf-
lalligen Art eines Tages abgesägt, es erschien ein Erlatz
^es Staatssekretärs- und die gesamte Bewegung wurde
°em Szepter der Bischöfe untergeordnet, damit der Vati-
^an stets ein gehorsames Werkzcug zu feiner Verfügung
habe.
Diese Enthauptung der christlichen Demokraste fällt
^itlich zusammen mit derLösung der drittenFrage, die fich
Mus X. zur Aufgabe gemacht hat, der Neuregelung des
^rhältnisses zu Frankreich.
Pius X. sieht den Dingen, die sich in
strankveich entwickeln werdein, mit großer Gelas-
srnheit entgegen, und wenn man sieht, wie die Kurie
allen Kämpfen gegen Frankreich doch immer wieder
Obevhand gewonnen hat, so ist die Gelassenheit wohl
^rständlich. Wenn es ihr gelang, gegen den autokrati-
^sheri roi soleil die Zurücknahme der gallikanischen Ar-
^kel durchzusetzen, die Ernennung d-es Erzbischofs von
"baris zum Patriarchen von Frankreich zu verhindern,
j'ad Zg nom König ernannten Mschöfen nur nach Ab-
ichwörung der gallikanischen Ärtikel die kanonische Jn-
^stitur Zu erteilen, wenn es ihr gelang, sich nach den
^ewaltstreichen eines Napoleon wieder zu erheben und ihre
^acht über die Dölker wie nie auszudehnen, fo ist auch die
^aschauung gerechtfertigt, datz bei den Gewissensmitteln,
die Kurie heute noch anwen-det, um Gehorsam zu er-
^ingen, und bei dem Wechsel Ler Regierungen in Frank-
Zweites Schloßkonzert der Liedertafel.
Vo. Heidelberg, 6. August.
.. Jn diesem Ja.hr hat sich die „Liedcrtafel" cntschlossen, ein
Schlohkonzert zu vcranstalten, und wahrlich, das war
sehr guter Eutschlutzl Hatte der Himmel Lie Ausführung
Vorhabens auch zweimal vcrcitelt, so machte er dafür ge-
. ^rn sg frcundlichcres Gesicht. Eiue angenehme Kühle
v ar dx,,, heihen Tagc gefolgt und laue Augustlüfte säuselten
herrlichen Bäume uuseres Schlohgartens. Ein Volks-
^derabend im wahren Sinne des Wortes war cs, was uns
-Liedertafel" gestern -beschcrtc, dcnn nur Volkslicdcr kamcn
röstch dic über 100 Mann starke Sängerschaar zur Aufführung.
inächtigcn Akkordcn rauschtcn die Töne durch dcn Garten,
- °ugen den nach Hundcrten zählendcn Zuhörern zu den Her-
lj? und l-iehen dicselbcn höhcr schlagcn. Die tüchtigcn gesang-
Leistungen des Vercins sind ja bekannt, wir brauchen
rüber nicht biel Worte zu verlicrcn. Auch im gestrigen Kon-
kessi ^ dersclbe untcr dcr bowährten Leitung seines Diri-
u Herrn Walch ganz Vorzügliches. Eingeleitet wurdc das
- "uzert durch Unrath's König Karl-Marsch, dem die Ouvertüre
«lü „Mignon" folgte. Hierauf sang der Verein ein
tzi fllebstes Liedchen von unserem heimischen Komponisten Karl
Vi, . und Fr. Ullrichs „Mcin Heimattal". Hätte Weidt den
da^Eeag seines Licdcs anhören können, er wäre sicher entzückt
gewescn. Ganz besondcrs gut gelang dcm Verein „Des
Brautwerbung" von Attcnhofer und Plüddcmanns
dylfUstchcs Reitcrlied". Lctztcres fand so stürmischen Beifall,
bch die Sänger noch zu ciner Zugabe und Kwar zu C.
Üws? ^ "3n Stratzburg auf der langen Brück" cutschliehen
.vten. Baldamus „Zu Roma auf der Gafsen" konnte uns
konnte uns
Schr hübsch dagcgcn war Mair's
-Og,, - - „Wie die wilde Ros' im Wald". Hicr konnten die
tte« f'' ü Basses, welcher die Führung hat, ihre Stim-
ttntsalten. Herrlich crhaben, glockcnrcin klangen diesclben
ui die Nacht, zart und innig schmicgten sich die übrigen
V^^ündcstich gefallen.
rei-ch Pius X. der Sieg blühen wird. Der Streit mit
Frankreich träufelt nnr scheinbar einen Wermutstropfen
in das erste Fahresfest feiner Thronbesteigung.
Uns scheint, datz der Mitarbeiter des „Schw. Alerk." sich
doch seine Porausfage etwas leicht macht. Er hat die
Fortschritte nicht genügend berücksichtigt, welche in-zwi-
schen die Abwendung des französtschen Volks vom Ka-
holizismus gemacht hat. Man darf behaupten, daß heute
die Hälftc des französischen Polkes zum Katholizi-mus
iin b-ewutzten Gegensatz fteht. Das war in den Zeitcn, die
er anführt, nicht der Faü und darum auch ist die Be-
forgnis der klerikalen Kreise wegen der Zukunft so groß.
Datz die Geistlichkeit, vor die Wahl gestellt, dem Papst oder
der französischen Regierung zu gehorchen, sich mit ver-
schwindender Ausnahme auf die Seite des Papstes st-ellen
wird, darf als sicher g-elten. Aber die Anfhebung des
Konkordates, die ja allem Anschein nach- Levorsteht, wird
sich doch für die katholische Kirche in Frankreich seyr füyl-
bar machen und zwar nicht nur vorübergehend, son-
dern dauernd. Jst das Konkordat einmal aufgchoben, so
find die Aussichten auf seine Wiedereinführung auch nach
einem etwaigen Regierungswechsel schr gering.
Deutfches Reich.
— Die Zeitungsberichterstattung über
das diesjährige Kaisermanöver wird auf die spe-
zielle Anordnung des Kaisers ein dienstliches Gepräge
erhalten. 'Wie man- hört, wird ein Ofsizier des Grotzen
Generalstabs der Armee den Korrefpondenten gewisser-
matzen attachiert werden, indem er den Auftrag erhält,
den Korrespondenten mit Mitteilungen aller Art an die
Hand zu gehen und ihnen über alles für eine Las Manö-
ver betreffende genaue Berichterstattung erforderltche Ma>
terial inbezug auf Dispofitionen, Gefechtsausführung,
Gelände usw. zur Verfügung zu stellen. Es kommen hier-
bei nicht nur deutsche, sondern auch ausländische Bericht-
erftatter in Betracht, denn gerade die auswärtigen Staa-
ten, wie Amerita, Frankreich, England, Jtalien, Rußland,
Oefterreich entsenden Korrsspondenten mit Norliebe zu
den deutschen Kaijermanövern-. Jnsgesamt dürften etwa
40 Berichterstatter für das Kriegsmimsterium und die
Zeitungen den Manövern. beiwohnen.
— Die Verhan-dlungen über einen HandeIsver-
t r a g. mit Oesterreich-Ungarn werden Ende
August oder Anfang September wieder ausgenomm-en wer-
den. Sie werden nicht, wie beabsichtigt war, in Dresden,
sondern aller Voraussicht nach in Berlin 'stattfinden.
—- Das in französischen Blättern aufgetauchte Gerücht,
daß die preußische Gefandtschast beim Vatikan zur Bo t-
s chaft ethoben oder daß eine deutsche Botschaft errichtet
werden solle, entbehrt jeder Begründung.
Aus der Karlsruher Zeituusi.
— Seine Königliche Hoheit der Grohherzog haben
dcn autzerordcntlichen Professor Dr. Franz Nihl an dcr Uni-
versität Heidclberg zum ordcntlichcn Professor dcr Psychiatrie
und Direktor der Jrrenklinik daselbst ernannt.
— Seine Königliche Hoheit der Grohhcrzog haberr
im Einverständnis mit dcm Erzbischöflichen Ordinariate das
Kollegialmitglied des Katholischen Obcrstiftungsrats Geheime-
rat Gustav Kraus zum vorsitzenden Rat bei dieser Behörde
ernannt.
—- Seine Königliche Hoheit der Grohherzog haben
dcm Geheimen Oberregierungsrat im Ministcrium.des Jnnern
Dr. Karl Krems die -L-telle dcs Landeskommissärs sür die
Kreise Konstanz,. Villingen und Waldshut mit dem Sitze in
Konstanz übertragen; den vorsitzcnden Rat beim Verwaltungs-
hof, Geheimen Regierungsrat 'Johann Gruber auf sein An-
suchen wegen vorgerückten Alters nnter Ancrkennung seiner
langjährigen und trcu geleisteten Dicnste auf den 15. August
l. I. in dcn Ruhestand versetzt und demsclben den Titel als
„Geheimer Oberregierungsrat verliehcn; ferner ernannt: derr
Geheimen Regierungsrat Dr. David Mayer in Karlsruhe
zuin vorsitzenden Rat beim Verwaltungshof, den Amtsvorstand
Oberamtmann Otto Flad in Donaueschingen zum Ministe-
rialrat im Ministerinm des Jnnern,. den Amtsvorstand Ober-
amtmann Adolf von Böckh in Sinsheim nnter Verleihung
des Titcls als „Regierungsrat" zum Kollegialmitglied des
Verwaltungshofes; in gleicher Eigenschaft versetzt: d-en Amts-
vorstand Oberamtmann Hermann Pfeiffer von Säckingen
nach Sinsheim; ferner ernannt: den Hülfsarbeiter im Mini-
sterium des Jnnern Oberamtmann Dr. Lukas Strauh zum
Amtsvorstand in Donaueschingen, den Oberamtmann Albert
Kapferer in Freiburg zum Amtsvorstand in Säckingen,
den Amtmann Karl von Witzleben in Schopfheim zum
OLeramtmann und Amtsvorstand dasclbst, den Amtmanrr
Franz Max Franz in Freiburg zum Hülfsarbeiter im Mi-
nisterium dcs Jnnern; ferncr den Amtmann Dr. Aug. Pfütz-
ner in gleicher Eigenschaft von Waldshut nach Freiburg ver-
setzt; den Sekretär beim Ministcrium des Jnnern, Amtmann
Friedrich Föhrenbach, dem Bczirksamt Karlsruhc als Be-
amten üeigegebcn; den Amtmann Karl Billmaier in glei-
chcr Eigenschaft von Lörrach nach Mosbach versctzt; den Sekre-
tär des Ministeriums des Grotzherzoglichen Hauses und den
auswärtigen Angelegenheiten, Lcgationssekretär P. S ch w o e-
rer, dcm Bezirksamt Freiburg unter Ernennung zum Amt-
mann beigegeben; den Ilmtmann Dr. Oskar Reih untcr Zu-
rücknahme der uuterm 6. Mai l. I. ausgesprochenen Zutcilung
an das Bezirksamt Mosbach dem Bezirksamt Lörrach als,Be-
amten beigegeben; die Rcferendäre Adolf Rothmund aus
Blum'berg und Adolf Kopp aus Forbach zu Amtmännerrr
ernannt, und den erstcren dem Bezirksamt Pforzheim, den leh-
teren dem Bezirksamt Rastatt als Beamten beigegeben, sowie
den Referendär Dr. Engen Jmhosf aus Görwihl unter Ver-
leihung des Titels „Amtmann" zum Sekretär Leim Ministe-
rium des Jnnern ernannt.
— Die Grohh. Zoll'direktion hat dcn Finanzassistenten Kark
Kicser beim Hauptzollamte Mannheim als Hauptgmts-
assistent etatmähig angestellt.
AusLand.
England.
London, 4. August. Die Firma Holt u. Co. macht
bekannt, daß der gemeinsame wöchentliche Dienst dev
Ozean , Ts'amp f s chif f a h r t s g e sekl s ch a t
und der China-Muttial-Gesellschaft nach Iapan wegen.
der Unsicher-Heit darüber, was gefetzlich erlaubte Ladung
ist, bis auf weiteres eingeftellt wird. Die nach
Briüsch-Molumbien gehendien Dampfer würden' weitere-
Ladungen für Japan nur unter bestimmten Bedingungen
befördern.
-— Jn welchem Ilmfange in den englischen Gewerk-
schaften die A r b e i t s I o s e nu n t e r st ü tz u n g
eingeführt ist, zeigt eine staatliche Zusammenstellung über
die Ausgaben für diese Unt-erstützung im letzten Fahrzehnt.
Stimmcn an, sodatz die Wirkung des Chorcs eine tiefgehende
war und das Lied da capo verlangt wurde, wclchem Wunsche
die Sängcr gcrn nachkamen. I. Paches Komposition „Des
Liedes Hcimat" mit Orchester- und Baritonsolo bildete dcn
Schluh dcs vokalen Teils des Programms. Das Baritonsolo
hatte in Verhinderung des ursprünglich in Aussicht genomme-
nen Solistcn in letzter Stunde Herr Dürr übernommcn und
führte die schwierige Aufgabe in seiner künstlerischen Art ohne
jegliche Vorbereitung durch, wofür ihm alle Anerkennung ge-
bührt. Bei dcm Vortrag dieses Chores zeigtc auch der Or-
chesterverein, dah er den Anforderungen, die an ihn gestellt
wcr'dcn, gcwachsen ist. Lang anhaltender Beifall zwang die
Sänger noch zu ciner Zugabe, und zwar zu „Liebestraum"
von Fr. Ullrich. Bis 11 Uhr hielt die prächtig gelungcnc Vcr-
anstaltung das dankbare Publikum in dem schünen Schloh-
garten beisammen.
Kleine Zeituug.
— Franksurt a. M., 5. August. Heute Nacht verstarb
plötzlich insolge von Herzlähmung Geh. Medizinalrat
Prof. Dr. KarIWeigert, Direktör des hiesigen Dr.
Senckenberg'schen pathologischen Jnstttutes.
— Nene Cu'cnbah'ntarife. Frankfurt a. M.,
5. August. Jm Hauptbähnhos sinden heute und während
der nächsten Tage Konserenzen Pvischen deutschen, hol-
länTlischen und rnssischen Eisenbahn-Direk-
tionsöeamten statt. Es' handelt sich um neue Ta-
rife und Vereinbarungen.
— Eiscnach, 5. August. Ein Eisenbahnunsall ereig-
nete sich gestern Abend auf der Fuldabahn zwischen Kalten-
nordheim und Dermbäch. Von dem um 6 Uhr 40 Min.
von Kaltennordheim abgehenden Personenzug entgleiste
kurz vor Zella die Maschine mit drei n-achfolgenden Wa-
gen. An der Lokomotive waren drei Achsen gebrochen.
Die im Zuge befindlichen Passagiere -wurden tetts mehr,
teils weniger schwer verletzt. Von Meiningen ist eirr
Hilfszug nach der Ilnsallstelle abgegangen. Der Personen-
verkehr zwisch-en Kaltennordheim und Zella ist gestört.
— Die Ordrc des Kaisers. „Eissrne" Pflichten sind
manchmal drückend. So ist die Entsendung des
Prinzen -Frie?rrch LeopoId von Preützen nach-
dem russisch-japanischen K'riegsschauplatz ins russische
Hauptquartier dem Prinzen gänzlich unerwattet gekom-
men. Jn Schloß Glienicke herrscht deshalb nach dem.
„Berliner Tageblatt" keineswegs freudige Stimmung,
denn der Prinz fühlt sich am wohlsten, wenn er in seinem
Tuskulum weilt und so wenig wie möglich mit den mili-
tärisch-dienstlichen Angeleg-enheiten zn tun hat. Er radelt
und reitet in seinem abgeschlossenen Park umher, und
wenn er das Schloß verlätzt, so dehnen sich seine Ausfahr-
ten selten- bts über Jagdschloß Dreilinden bei Wannsee
aus. Jn dieser Beschaulichkeit des Klein-GIienicker Guts-
herrnlebens ist nun wie ein Blitz aus heiterem Himmel
disDrdre nach dem ostasiatrschen Kriegsschauplatz gefallen.
Dazu werden im Schlosse umsangreiche Vorbereitnngen
sür die Abreise des Prinzen, die Ende August stattfinden
soll, getroffen. Prinz Friedrich Leopold wird erwa acht
Personen aus seiner Dienerschaft sowie einige Pferde mit
nach. Ostasien nehmen. Friedttch Leopold ist der Schwa-
-ger Kaiser Mlhelms II.
Die heutige Nummer umfaßt drei Blätter, zufamme« 14 Seiteu.