^amstag, 19. November 1904.
46. Jahrgang. — Nr. 27L
^*scheirit tägl'
ch, Sormtags arisgerromrnen. Prcis mit Familieniblättern rnorratlich 50 Pfg. in's Haus gelwacht, bei Ler Exp«dition rm!d den Zweigstationen abgehM 40 Pfg.
Durch die Post bezogen vierteljährlich 1,3S Mk. ausschlietzlich ZustellgeLühr.
rjgxnprcis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raurn. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- u. Privatanzeigen «rmäsiigt. — Für die Aufnahme von Angeigen
bestirnmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Anschlagstellen. Fernspr. SS.
Zur Aussprache im Tannhäuser.
'der neulichen Ausjprache rm Hotel „Tann-
tsg Ror hat rnan der natioNalliberalen Partei gera-
gch^ffckl die Politil des Ausgleichs der Jnteresstzn aufzu-
ionn ' dem Staat zu Lkberlassen un>d dafür die Ko-
einheitlich gerichteten Masse in den politischen
zu fiihren. Nur so gewinne die Partei die nötige
^Ustkraft, nur so dürfe sie hvffen, die bei Seite Stehen-
sjch fortzureitzen; nur so werde sie Erfolge er-
Die Ratschläge stouden' ersichtlich unter dem Zei-
"iindustriepolitik", das Naumann als Orientierungs-
^siuf Berge der Zukunst auf-gepflcMzt hat.
Un haf Naumann sestsit in «der zulkünstigen liberalen
tzxs^'^^ch^ die Zentrumsflut abtösen soll, -deutlich zwei
djy unterschieden, den heutigen LiberalisMiUs und
befc^uzialdernokraste; er hat nicht etwa g-emeint, diese
Uich ^arteien sollten durch Austauscheu vou Gedanken
^rersonen gleicharstg werden, sondern er sprach davoü,
' beide
d^s^^^nwirken verbunden werden sollen nnd er fand
.bas bezeichnende und schöne Wort: Schutz der
^uiich-kest vor Äer Macht des Betriebes.
..^Tt cstfo garnicht im Sinir Naumarms, datz der
äkbest"^uus eine einseitige Pertretuug d-er Jndustrie-
b'' Usird. Nach der Zusammensetzuug der liberalen
Uiai kstnu er das auch nicht, ja er kann es nickst sin-
tej ^^en. Nehmen wir z. B. die nastonalliberale Par-
sählt ihre Anhänger vornchmstch im Bauern-
schtz in dem, was man Bürgerstand nennt. Es
dex bie schr wohl wissen, dah sie nicht allein in
teben, daß auch and-ere Stände existieren und datz
seine 'berechtigten Jnteressen hat, die gowahrt
kikkx Eissen. Wer wenu man sagen würde: Stellt
Nvp Jnteressen völlig bei Seite und vertretet
iehx ^ ei»<>H anderen Standes, 'dann würden sie stch doch
^inc ^^Een. Sie würden sagen: wenn meine Partei
E>sterossen nicht vertritt, dann scheide ich aus ihr
^ iudhe nrir eine andere, wo ich siude, wäs ich ver-
e ^ Die Aufforderuug au die natiouallib. Par-
llleich,^ ^ ieitige Jndusstiearbeiterpolitik zu steiben, isi
Äe^odeutend mit der frenndlichen Aufforderung zmn
durch das Band des Liberalismus zum takstschen
bsts ^rs bedauern, datz die Jndusstiearbeiter nicht in
^e» ^rner Anzaht den liberalen Mittelparteien beige-
ihx denn es ist zweifellos, datz die Parteien dann
ldrit .^bigten Wünsche und Ansprüche dieses Standes
"b^n Nackfdruch gettend machen- könnten. Es ist
ein Unterschidd, ob ich mich meiner eigenen
>;» r ^Pen annehme, oder 'derjenrgen mein-es Nachbarn.
or Zoit nun ist in den Natioualsoziaten eine
In ^sigetreten, die ganz besonders geeignet orscheint,
^cnrnxl^^P'beit vom Liberalrsmus arrs, den ichr Mhrer
'b der letzten Zeit fo stark betont hat, in jenen
*hrer '^szufuhren und ihnen erne spezielle Verstetung
^»sg^I^r-essen im Rahnieu des Gcsamtlkberalisurus in
^eri^ stellen
^siahruug
Die Arbeit ist sterlich, wie'die bis-
gezeigt hat, sehr schwrerig. Es ist
sehr schwer, Werhaupt eiumal an jene 5sterse, sei es mit
dem Wort, sei es mit der Schrist, -heranzuko-mmen. Aber
welche grohe Mühe haüe in der ersten Zeit dte Sozialde-
mokratie und heute ist sie die stärkste Parter. So wollerr
wir auch von der Arbert der Nationalsozralen auf dem
-Gebiet, das wir als rhr vornehmstes rrnd eigentliches Ar-
beitsfeld betrachten, grste Früchte erwarten.
Deutsches Keich»
— Bei 'der jüngsten Vereidigung der Rekruten hat
der Kaiser, eiuem Berichterstatter zufolge, errreut arrf
die Notwendi'gk-est, den Soldatenmißhand-
lungen ei n Endez u mache n, hingewiesen. Feder
Uebergriff sei unnachsichtig Mr Dstldung zu bringen, da-
nrit den Schukdigen die verdiente Strafe zrsteil werde.
Jch würde, so estva sagte der Kcsiser, mrch steuen, wenn
dre alten Klag-en Mer Mitz'handlungen endlich ver-
stummten, denn nur der gut bchäudelte Rekrut uud Sol-
dat kann seine Pflicht tveu und sreu'dig erfMen.
— Wie die „Neue Polrt. Korresp." mitterlt, stcht der
Wschluß von L o t t e r i e ve r t r ä g-en mit verschiede-
nen Lotteriestaateu unnristelbar bevor, nachdem die in
letzter Zeit von den Vertretern des prenßrscheu Finauz-
ministeriums rnit den Vertretern der Stacsten wiederholt
gepflogenen Nerhandluugen beeudet.
Arrs der Karlsrrrher Zeitung.
KarIsrn 'h e, 18. Nov. Heute stüh 8 Uhr verlietzen
die Höchsten Herrschasten Schloß. Baden und stasen um
9 Uhr hter ein. Der -Grohherzog nahm von sch-ll Uhr
an die Meldung des Geuerals der Jnfcmterie von Bock
nnd Polcrch, Koinmandierenden Generals des 14. Armee-
korps, sowie des Oberstleutnants z. D. Knecht, Konrlman-
deurs des. Landwchrbezirks Karlsrnhe entgegen und
e-Mpfing so-dann den G-eneraladjutanten General der Ar-
tillerie von Müller. Gegsn 11 Uhr begäben sichi der
Grvtzherzog und 'die Grotzherzogrn nach der Grotzherzog-
lichen Technischen Hochschule, um im Aulasaale der Feier
des Rektorätswechsels anzuwohnen, 'bei welcher auch Seine
GWtzherzvgliche Hoheit Prinz Karl und Gsmahlm, Grä°
fin Rhena, cmwesend waren. Der neue Rektor, Prosessor
Dr. Schu-r, hi-elt dre Antrittsrede, die mit einem Hoch
auf Seine Königliche Hoheit den Großherzog schloß.
Der Großherzog dankte hieranf in einer Ansprache an
die Hochschule und fovderte die Anwesenden zu eiueirr
Hoch anf den Karser auf. Me Höchsteu Herrschasten ver-
weilten- hieranf noch längere Zeit rn der Aula und zvich-
neten zahlreiche Personen durch Ansprachen aus. Um
1 Uhr kehrten Jhre Königlickien Hoheiten nach dem
Schlosse znrück. Von 3 Uhr an empfing der Grvßherzog
bis 7 Uh-r den 'Staatsminister Dr. von Brauer, die Mi-
nrster Dr. Schenkel und Dr. Freiherrn' von Dusch, deir
Geheimerat Becker und Ncchnr« darnach derr Vortvag des
Geheimerats Dr. Freiherrn von Babv> entgegen. Die
Grotzh-erzogin besuchte mehrere Jnstistrte und Wohltätig-
keitsanstasten. Slbeirds 9 Uhr kehrten die Höchfft-err Herr-
fchasten nach Schlotz Na-den znrück. Morgen Vormittag
10 Ikhr erwarten Jhre Könrglrchen Hohesten die Ankunst
ihrer Enkel, des Prinzen Gustav von Schweden und Nor»
wegen, Herzvgs von Schonen und des Prinzen Wilhelm
von Schweden und Norwegeu, Herzogs' von Söderman-
land, welche einige Tage rn Schloß Baden verweilen
werden.
Ausland.
Oesterreich-Unsarv.
Innsbruck, 18. Nov. Heute früh wuvden 58 v e r-
haftete italienische Studenten unter star-
ker Gendarmerie- und Polizeibegleitung nach dem Süd-
bahnhof gebvacht. 14 davon gchen n-ach Wien, 44 nach
Triest, Graz, Trrent usw. Der Eskorte fchloß sich eine
große Zuschauermenge an. Die Jtaliener werden Vvr-
lliufig auf freien Futz gesetzt, das Verfahreu gehit jedoch
werter.
Rnßland.
Wars ch a u, 10. Nov. Jeden, der ein werstg lne
Entwrcklung der Juden in Polen verfolgt hat, mutz es
überraschen, welche gewalstgeu Fortschriste der Zionis-
mus gemacht hat. Jm sogenamrten Anisiedelungs-
rayon gibt es gegen 1200 Ziourstenvereine, dre alljähx-
lich über 100 000 Rubel zunr NatioualfondS beisteuern.
Man scheint hier tatsächstch überzeugt zn sein, dah Pa-
lästina geeignet zur Beisredelung rst und will vvn Ugauda»
Argenstnien usw. nichts wrsfen.
Ausstalicn.
Melbourne, 17. Nov. Eine Vers-amimstrug vou
Bürgern- UkÄbournes nahm eiue Res>olutiou zugrmsten
des Vvr z u g s h a n d e l s nrit EngIand an. R«-
gierung und Parlament werden ausgesordert, diese Au-
gelegenheit sosort zu erwägen. Der Sekretär des Pro-
tektionrstischen Verbaudes erkllirte, es sei notweirdrg, die
Zölle für 'Waren aus dem Auslaude zu erhöhen, und
einige Zölle zugunsten Euglands herabzusetzen. Der
frühere Prensterminister Deakin sagte, alle grattonekr
schützteu ihreu eigeneu Handel, und erweiterten ihre
Märkte auf Gruud von Berträgen. Der beste Markt
sür Anstralien sei das Land, mit welchem es vereinigt
zu sein wünsche. Der Wortsührer der Arbeiterpartei er-
klärte, 'dlatz Freihandel uud Protektionismus gemeinsaM
sür Vorzugstarife sein körmteu. Der Handel Deutsch-
kands nnd Amerikas' mst den englischen Kolonien sei in
10 Jahren von llh^ auf 30 Millionen Pfund Sterling
gcksstegen, während der englische Export nach Australien
von 26 cmf 23 Millivnen Pfund Sterling sank, und der
Handel auderer Natiouen mit Australren vou 6 aus 14
Millionen Pstmd- Sterling 'ssteg. Auch er sei für die
Herabsetznng güvisser Zölle aus englffckse Waren und- sür
die Erhöhung' audsrer Zölle aus ausländische Waren.
Aus Stadt rrnd Land.
Heidelberg, 19. November.
-» 70. Geburtstag. Der Profeffor dcr Physik an unsereo
Universität, Geh. Rat Ouincke, feiert heute seinen 70. Ge-
PN/ch"lnnchrichte„.
an der hi
KLeine Zeitung.
Aus Erlangen wird gemeldet:
, i ch. an oer hiesigen- Hochschulc Dr. Arthur W e h-
^um a. o. Profeffor sür Physik ernannt. — Die
Aeiehs^.P Profeffors in der Physikalisch-Technischen
^ Ii n r" Privatdozenten für allgemeinc Physik an der
u„<^.Universität Dr. O. R. Lummer zum o. Pro-
i,h7>rektor des physikalischen Jnstituts an der Bres-
<7>> ^^^'sistit ist crfolgt.
- ks ^ o ."^"i'tadt, 18. Nov. Jm hiesigen Cafe Zentral
^ e »^ > ich vergangene ilsticht der 21jährige S t u-
^chuisch>en Hochschule Ludwig Weyrich aus
^isch^ ^Eis Alzey. Weyri-ch jagte stch an einem
^ffse'n » Er einige Stunden in größerer Gejellschaft
^loti» ^ösilich eine Kugel iu den Kops. Das
iest, SelbstmvrdeK soll in Liebestükrmer Zu 'suchen
Tolj,
'ngen, 17 Nov Gestern hat die Oesfnnng
^vtax^ lchrankes des seit dem 6. d. flüchtigen
^nihast i^si^övats Rosenbaum stastgefunden, dessen
^eld Nud'm^br Unordnung vo-rgesüuden wnrde. An
^ 'veldeswert saud mau etwa> 35 000 Mk., auch
Die Schuldsu solleu 50 000
^rrk ip,»^ssEnbücher
i'cherstergen.
— Colmax, 18. - «Mettstadt ermordete,
Geldbriesträger Ehret m stl , x „ rteiI
*^rde wegen 'Mordes Mw Tooe
Nov. Der BiWhauer B ö h m, der
—Berlin, 18. Nov. Die „dkastonalzeistmg" Aktien-
gesellschast berust auf den 7. Dezsmber eine Generalver-
scmunlimg weg-eri Liquidatio n ein. Die Zeitung
ist an-geblich vsrkmrst.
— Lcipzig, 17. Nov. Hier i'st dieser Tagx die Galtin
des Professors Hantzsch gestorben. Sie war die
Tochter von Jvhannes SchiIling, dem Schöpser des
N i e d e rw a Id d e u k m al s, und diente dem Vater
als Mvdell für seine Germania>. Noch in der letztew Zeit
wicsen ihre Züge unverkennbare Aehnlichkeit mit dem
berühmten Bildwerk auf. ^
Odcsia, 18. Nov. Ju Shstoustr wurde der Chef
der F e u e r w e h r, Brandmei-ster Ossipow und Oberst-
leutuant WrEowitsch wegen B r an d st i f t u n g zu
3 bezw. 2 Jahren Zwangsa>rbsit mst Raiig- und -Ordens-
verlust verurtestt.
Tuch -hatte der sonderbare Heilige dsn Kops gesteckt and
nannte das Gauze mit schlichter Bescheidenheit seinen
Mautel. Ebenso bescheiden wie der Mann war sein Ge-
päck, Äas nur aus ein-em Broibeistel bestand. Die Polizei
mußte ihn von der neugierigeir Menge besteien und lietz
ü>n später nackij eiueiu Dechör wieder la-nfen. Der Mann
heißt Fammach-, ist 32 Jahre ast und sia'mmt aus Frank-
strrt a. d. O. Er wandert dnrch ganz Deuffchloud.
Hast -was Schkechtes du- getan
U n d e s imll dich reuen,
Fange schnell -was Gutes an
Und du wirst dich freuen.
R. Reinick.
— Ein Naturmensch erregte am- levten Samstag- in
Maiüz Auffehen und ein-en Wflauf. Er trug ein bis
zu den Knieen reichendes, west cmsgeschnittenes Hemd aus
rosenroter Farbe und haüe 'die Leniden mst einem Strick
umgürtet. Sein von bloudeu Lockerii mnwalltes Haupt
scksiuückte eiu Myrtenkranz und in seiuer Faüst hielt er
einen Stock, der größer war als er selbst. Die Spitze
des Stvckes bstdcte auf einer kleiuen Kugel ein goldencs
Kreuz. Durch >das Loch in einem gvotzeu graueu Stück
Die heutige NVmmer vmfaßt vier Blätter, z«samme« 18
TheaLer- u«d Kunftnachrichten.
»I* Heidelbcrg, 19. Nov. (S t a d t t h e a t e r.) Frau Marie
Reisenhoscr voni Residenzthcatcr in Berlin wird in den nächstcn
Tagen ein drcinialigcs Gastspiel an unscrer Bühne absolvieren.
Die ausgezeichnetc Künstlcrin, unscrcm Publikmn noch in bester
Erinnerung von ihrem ersten Auftreten in Hetdclberg, bringt
diescsmal als Novität das Schmispiel „Trildy" von Potter.
Frau Reisenhofer hat die Titelrollc in Berlin creicrt und mit
derselben eincn ganz auhergewöhnlichen Erfqlg errungen. Dcr
beispiellos populäre Roman von George de Maurier crscheint
in einer sehr wirksamcn Bearbeitung von Paul M. Potter auf
der Bühne. Dic intereffantc Rollc dcs „'Svengali" spielt Herr
Sbeinmann, der das Stück insgcniert. Dic andereii Haupt-
rollen werden dargestellt von dcn Damen Bonne, Reinhardt,
Eva Wagner und Werner und den Herren Baum, Brenner,
Goll, Haatz, Hand, Kehr, Lange, Raven, Saltenburg, Sigk und
Seiteu.
46. Jahrgang. — Nr. 27L
^*scheirit tägl'
ch, Sormtags arisgerromrnen. Prcis mit Familieniblättern rnorratlich 50 Pfg. in's Haus gelwacht, bei Ler Exp«dition rm!d den Zweigstationen abgehM 40 Pfg.
Durch die Post bezogen vierteljährlich 1,3S Mk. ausschlietzlich ZustellgeLühr.
rjgxnprcis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raurn. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- u. Privatanzeigen «rmäsiigt. — Für die Aufnahme von Angeigen
bestirnmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Anschlagstellen. Fernspr. SS.
Zur Aussprache im Tannhäuser.
'der neulichen Ausjprache rm Hotel „Tann-
tsg Ror hat rnan der natioNalliberalen Partei gera-
gch^ffckl die Politil des Ausgleichs der Jnteresstzn aufzu-
ionn ' dem Staat zu Lkberlassen un>d dafür die Ko-
einheitlich gerichteten Masse in den politischen
zu fiihren. Nur so gewinne die Partei die nötige
^Ustkraft, nur so dürfe sie hvffen, die bei Seite Stehen-
sjch fortzureitzen; nur so werde sie Erfolge er-
Die Ratschläge stouden' ersichtlich unter dem Zei-
"iindustriepolitik", das Naumann als Orientierungs-
^siuf Berge der Zukunst auf-gepflcMzt hat.
Un haf Naumann sestsit in «der zulkünstigen liberalen
tzxs^'^^ch^ die Zentrumsflut abtösen soll, -deutlich zwei
djy unterschieden, den heutigen LiberalisMiUs und
befc^uzialdernokraste; er hat nicht etwa g-emeint, diese
Uich ^arteien sollten durch Austauscheu vou Gedanken
^rersonen gleicharstg werden, sondern er sprach davoü,
' beide
d^s^^^nwirken verbunden werden sollen nnd er fand
.bas bezeichnende und schöne Wort: Schutz der
^uiich-kest vor Äer Macht des Betriebes.
..^Tt cstfo garnicht im Sinir Naumarms, datz der
äkbest"^uus eine einseitige Pertretuug d-er Jndustrie-
b'' Usird. Nach der Zusammensetzuug der liberalen
Uiai kstnu er das auch nicht, ja er kann es nickst sin-
tej ^^en. Nehmen wir z. B. die nastonalliberale Par-
sählt ihre Anhänger vornchmstch im Bauern-
schtz in dem, was man Bürgerstand nennt. Es
dex bie schr wohl wissen, dah sie nicht allein in
teben, daß auch and-ere Stände existieren und datz
seine 'berechtigten Jnteressen hat, die gowahrt
kikkx Eissen. Wer wenu man sagen würde: Stellt
Nvp Jnteressen völlig bei Seite und vertretet
iehx ^ ei»<>H anderen Standes, 'dann würden sie stch doch
^inc ^^Een. Sie würden sagen: wenn meine Partei
E>sterossen nicht vertritt, dann scheide ich aus ihr
^ iudhe nrir eine andere, wo ich siude, wäs ich ver-
e ^ Die Aufforderuug au die natiouallib. Par-
llleich,^ ^ ieitige Jndusstiearbeiterpolitik zu steiben, isi
Äe^odeutend mit der frenndlichen Aufforderung zmn
durch das Band des Liberalismus zum takstschen
bsts ^rs bedauern, datz die Jndusstiearbeiter nicht in
^e» ^rner Anzaht den liberalen Mittelparteien beige-
ihx denn es ist zweifellos, datz die Parteien dann
ldrit .^bigten Wünsche und Ansprüche dieses Standes
"b^n Nackfdruch gettend machen- könnten. Es ist
ein Unterschidd, ob ich mich meiner eigenen
>;» r ^Pen annehme, oder 'derjenrgen mein-es Nachbarn.
or Zoit nun ist in den Natioualsoziaten eine
In ^sigetreten, die ganz besonders geeignet orscheint,
^cnrnxl^^P'beit vom Liberalrsmus arrs, den ichr Mhrer
'b der letzten Zeit fo stark betont hat, in jenen
*hrer '^szufuhren und ihnen erne spezielle Verstetung
^»sg^I^r-essen im Rahnieu des Gcsamtlkberalisurus in
^eri^ stellen
^siahruug
Die Arbeit ist sterlich, wie'die bis-
gezeigt hat, sehr schwrerig. Es ist
sehr schwer, Werhaupt eiumal an jene 5sterse, sei es mit
dem Wort, sei es mit der Schrist, -heranzuko-mmen. Aber
welche grohe Mühe haüe in der ersten Zeit dte Sozialde-
mokratie und heute ist sie die stärkste Parter. So wollerr
wir auch von der Arbert der Nationalsozralen auf dem
-Gebiet, das wir als rhr vornehmstes rrnd eigentliches Ar-
beitsfeld betrachten, grste Früchte erwarten.
Deutsches Keich»
— Bei 'der jüngsten Vereidigung der Rekruten hat
der Kaiser, eiuem Berichterstatter zufolge, errreut arrf
die Notwendi'gk-est, den Soldatenmißhand-
lungen ei n Endez u mache n, hingewiesen. Feder
Uebergriff sei unnachsichtig Mr Dstldung zu bringen, da-
nrit den Schukdigen die verdiente Strafe zrsteil werde.
Jch würde, so estva sagte der Kcsiser, mrch steuen, wenn
dre alten Klag-en Mer Mitz'handlungen endlich ver-
stummten, denn nur der gut bchäudelte Rekrut uud Sol-
dat kann seine Pflicht tveu und sreu'dig erfMen.
— Wie die „Neue Polrt. Korresp." mitterlt, stcht der
Wschluß von L o t t e r i e ve r t r ä g-en mit verschiede-
nen Lotteriestaateu unnristelbar bevor, nachdem die in
letzter Zeit von den Vertretern des prenßrscheu Finauz-
ministeriums rnit den Vertretern der Stacsten wiederholt
gepflogenen Nerhandluugen beeudet.
Arrs der Karlsrrrher Zeitung.
KarIsrn 'h e, 18. Nov. Heute stüh 8 Uhr verlietzen
die Höchsten Herrschasten Schloß. Baden und stasen um
9 Uhr hter ein. Der -Grohherzog nahm von sch-ll Uhr
an die Meldung des Geuerals der Jnfcmterie von Bock
nnd Polcrch, Koinmandierenden Generals des 14. Armee-
korps, sowie des Oberstleutnants z. D. Knecht, Konrlman-
deurs des. Landwchrbezirks Karlsrnhe entgegen und
e-Mpfing so-dann den G-eneraladjutanten General der Ar-
tillerie von Müller. Gegsn 11 Uhr begäben sichi der
Grvtzherzog und 'die Grotzherzogrn nach der Grotzherzog-
lichen Technischen Hochschule, um im Aulasaale der Feier
des Rektorätswechsels anzuwohnen, 'bei welcher auch Seine
GWtzherzvgliche Hoheit Prinz Karl und Gsmahlm, Grä°
fin Rhena, cmwesend waren. Der neue Rektor, Prosessor
Dr. Schu-r, hi-elt dre Antrittsrede, die mit einem Hoch
auf Seine Königliche Hoheit den Großherzog schloß.
Der Großherzog dankte hieranf in einer Ansprache an
die Hochschule und fovderte die Anwesenden zu eiueirr
Hoch anf den Karser auf. Me Höchsteu Herrschasten ver-
weilten- hieranf noch längere Zeit rn der Aula und zvich-
neten zahlreiche Personen durch Ansprachen aus. Um
1 Uhr kehrten Jhre Königlickien Hoheiten nach dem
Schlosse znrück. Von 3 Uhr an empfing der Grvßherzog
bis 7 Uh-r den 'Staatsminister Dr. von Brauer, die Mi-
nrster Dr. Schenkel und Dr. Freiherrn' von Dusch, deir
Geheimerat Becker und Ncchnr« darnach derr Vortvag des
Geheimerats Dr. Freiherrn von Babv> entgegen. Die
Grotzh-erzogin besuchte mehrere Jnstistrte und Wohltätig-
keitsanstasten. Slbeirds 9 Uhr kehrten die Höchfft-err Herr-
fchasten nach Schlotz Na-den znrück. Morgen Vormittag
10 Ikhr erwarten Jhre Könrglrchen Hohesten die Ankunst
ihrer Enkel, des Prinzen Gustav von Schweden und Nor»
wegen, Herzvgs von Schonen und des Prinzen Wilhelm
von Schweden und Norwegeu, Herzogs' von Söderman-
land, welche einige Tage rn Schloß Baden verweilen
werden.
Ausland.
Oesterreich-Unsarv.
Innsbruck, 18. Nov. Heute früh wuvden 58 v e r-
haftete italienische Studenten unter star-
ker Gendarmerie- und Polizeibegleitung nach dem Süd-
bahnhof gebvacht. 14 davon gchen n-ach Wien, 44 nach
Triest, Graz, Trrent usw. Der Eskorte fchloß sich eine
große Zuschauermenge an. Die Jtaliener werden Vvr-
lliufig auf freien Futz gesetzt, das Verfahreu gehit jedoch
werter.
Rnßland.
Wars ch a u, 10. Nov. Jeden, der ein werstg lne
Entwrcklung der Juden in Polen verfolgt hat, mutz es
überraschen, welche gewalstgeu Fortschriste der Zionis-
mus gemacht hat. Jm sogenamrten Anisiedelungs-
rayon gibt es gegen 1200 Ziourstenvereine, dre alljähx-
lich über 100 000 Rubel zunr NatioualfondS beisteuern.
Man scheint hier tatsächstch überzeugt zn sein, dah Pa-
lästina geeignet zur Beisredelung rst und will vvn Ugauda»
Argenstnien usw. nichts wrsfen.
Ausstalicn.
Melbourne, 17. Nov. Eine Vers-amimstrug vou
Bürgern- UkÄbournes nahm eiue Res>olutiou zugrmsten
des Vvr z u g s h a n d e l s nrit EngIand an. R«-
gierung und Parlament werden ausgesordert, diese Au-
gelegenheit sosort zu erwägen. Der Sekretär des Pro-
tektionrstischen Verbaudes erkllirte, es sei notweirdrg, die
Zölle für 'Waren aus dem Auslaude zu erhöhen, und
einige Zölle zugunsten Euglands herabzusetzen. Der
frühere Prensterminister Deakin sagte, alle grattonekr
schützteu ihreu eigeneu Handel, und erweiterten ihre
Märkte auf Gruud von Berträgen. Der beste Markt
sür Anstralien sei das Land, mit welchem es vereinigt
zu sein wünsche. Der Wortsührer der Arbeiterpartei er-
klärte, 'dlatz Freihandel uud Protektionismus gemeinsaM
sür Vorzugstarife sein körmteu. Der Handel Deutsch-
kands nnd Amerikas' mst den englischen Kolonien sei in
10 Jahren von llh^ auf 30 Millionen Pfund Sterling
gcksstegen, während der englische Export nach Australien
von 26 cmf 23 Millivnen Pfund Sterling sank, und der
Handel auderer Natiouen mit Australren vou 6 aus 14
Millionen Pstmd- Sterling 'ssteg. Auch er sei für die
Herabsetznng güvisser Zölle aus englffckse Waren und- sür
die Erhöhung' audsrer Zölle aus ausländische Waren.
Aus Stadt rrnd Land.
Heidelberg, 19. November.
-» 70. Geburtstag. Der Profeffor dcr Physik an unsereo
Universität, Geh. Rat Ouincke, feiert heute seinen 70. Ge-
PN/ch"lnnchrichte„.
an der hi
KLeine Zeitung.
Aus Erlangen wird gemeldet:
, i ch. an oer hiesigen- Hochschulc Dr. Arthur W e h-
^um a. o. Profeffor sür Physik ernannt. — Die
Aeiehs^.P Profeffors in der Physikalisch-Technischen
^ Ii n r" Privatdozenten für allgemeinc Physik an der
u„<^.Universität Dr. O. R. Lummer zum o. Pro-
i,h7>rektor des physikalischen Jnstituts an der Bres-
<7>> ^^^'sistit ist crfolgt.
- ks ^ o ."^"i'tadt, 18. Nov. Jm hiesigen Cafe Zentral
^ e »^ > ich vergangene ilsticht der 21jährige S t u-
^chuisch>en Hochschule Ludwig Weyrich aus
^isch^ ^Eis Alzey. Weyri-ch jagte stch an einem
^ffse'n » Er einige Stunden in größerer Gejellschaft
^loti» ^ösilich eine Kugel iu den Kops. Das
iest, SelbstmvrdeK soll in Liebestükrmer Zu 'suchen
Tolj,
'ngen, 17 Nov Gestern hat die Oesfnnng
^vtax^ lchrankes des seit dem 6. d. flüchtigen
^nihast i^si^övats Rosenbaum stastgefunden, dessen
^eld Nud'm^br Unordnung vo-rgesüuden wnrde. An
^ 'veldeswert saud mau etwa> 35 000 Mk., auch
Die Schuldsu solleu 50 000
^rrk ip,»^ssEnbücher
i'cherstergen.
— Colmax, 18. - «Mettstadt ermordete,
Geldbriesträger Ehret m stl , x „ rteiI
*^rde wegen 'Mordes Mw Tooe
Nov. Der BiWhauer B ö h m, der
—Berlin, 18. Nov. Die „dkastonalzeistmg" Aktien-
gesellschast berust auf den 7. Dezsmber eine Generalver-
scmunlimg weg-eri Liquidatio n ein. Die Zeitung
ist an-geblich vsrkmrst.
— Lcipzig, 17. Nov. Hier i'st dieser Tagx die Galtin
des Professors Hantzsch gestorben. Sie war die
Tochter von Jvhannes SchiIling, dem Schöpser des
N i e d e rw a Id d e u k m al s, und diente dem Vater
als Mvdell für seine Germania>. Noch in der letztew Zeit
wicsen ihre Züge unverkennbare Aehnlichkeit mit dem
berühmten Bildwerk auf. ^
Odcsia, 18. Nov. Ju Shstoustr wurde der Chef
der F e u e r w e h r, Brandmei-ster Ossipow und Oberst-
leutuant WrEowitsch wegen B r an d st i f t u n g zu
3 bezw. 2 Jahren Zwangsa>rbsit mst Raiig- und -Ordens-
verlust verurtestt.
Tuch -hatte der sonderbare Heilige dsn Kops gesteckt and
nannte das Gauze mit schlichter Bescheidenheit seinen
Mautel. Ebenso bescheiden wie der Mann war sein Ge-
päck, Äas nur aus ein-em Broibeistel bestand. Die Polizei
mußte ihn von der neugierigeir Menge besteien und lietz
ü>n später nackij eiueiu Dechör wieder la-nfen. Der Mann
heißt Fammach-, ist 32 Jahre ast und sia'mmt aus Frank-
strrt a. d. O. Er wandert dnrch ganz Deuffchloud.
Hast -was Schkechtes du- getan
U n d e s imll dich reuen,
Fange schnell -was Gutes an
Und du wirst dich freuen.
R. Reinick.
— Ein Naturmensch erregte am- levten Samstag- in
Maiüz Auffehen und ein-en Wflauf. Er trug ein bis
zu den Knieen reichendes, west cmsgeschnittenes Hemd aus
rosenroter Farbe und haüe 'die Leniden mst einem Strick
umgürtet. Sein von bloudeu Lockerii mnwalltes Haupt
scksiuückte eiu Myrtenkranz und in seiuer Faüst hielt er
einen Stock, der größer war als er selbst. Die Spitze
des Stvckes bstdcte auf einer kleiuen Kugel ein goldencs
Kreuz. Durch >das Loch in einem gvotzeu graueu Stück
Die heutige NVmmer vmfaßt vier Blätter, z«samme« 18
TheaLer- u«d Kunftnachrichten.
»I* Heidelbcrg, 19. Nov. (S t a d t t h e a t e r.) Frau Marie
Reisenhoscr voni Residenzthcatcr in Berlin wird in den nächstcn
Tagen ein drcinialigcs Gastspiel an unscrer Bühne absolvieren.
Die ausgezeichnetc Künstlcrin, unscrcm Publikmn noch in bester
Erinnerung von ihrem ersten Auftreten in Hetdclberg, bringt
diescsmal als Novität das Schmispiel „Trildy" von Potter.
Frau Reisenhofer hat die Titelrollc in Berlin creicrt und mit
derselben eincn ganz auhergewöhnlichen Erfqlg errungen. Dcr
beispiellos populäre Roman von George de Maurier crscheint
in einer sehr wirksamcn Bearbeitung von Paul M. Potter auf
der Bühne. Dic intereffantc Rollc dcs „'Svengali" spielt Herr
Sbeinmann, der das Stück insgcniert. Dic andereii Haupt-
rollen werden dargestellt von dcn Damen Bonne, Reinhardt,
Eva Wagner und Werner und den Herren Baum, Brenner,
Goll, Haatz, Hand, Kehr, Lange, Raven, Saltenburg, Sigk und
Seiteu.