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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Juli bis Dezember)

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Nr. 230 - 255 (1. Oktober 1904 - 31. Oktober 1904)
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https://doi.org/10.11588/diglit.14241#0679

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Erstes Blatt

232.

Erscheint tägltch, SonntagS auSgrnommen. PreiS mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in'S HauS gebracht, bei der Expedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch dte

l bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. auSschließlich ZustellgebLhr.

AnzeigenpreiS: 30 Pfg. für die Ispaltige Petitzelle od« dereu Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hirfige GeschäftS- und Privatanzeigr« ermätzigt. — Für di« Aufnahme »on An^ig«,
an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Pla kattafeln der Heibelberger Zeitung und den städtischen Anfchlagstellen. Fernsprecher 9>.

1

Schaumburgljoder Biesterfeld?

^ ,Der Einspruch deK Fürsten von Schaumbur g-
^s^Pe gegm die Regentschafl des Gvasen Leopvld z u
- ^ Pp e - Bi e st er f e l d, mit dem der lippische Thron-
^vstreit in aller Form wieder eröffnet worden ist, hat,
der „Köln. Ztg.", folgenden Wvrtlaut:

. Durch den Tod des durch Schiedsfpruch vom> 22. Juni
^ 0? berufenen Regenten des Fürstentums Lippe ist di>e
Egentschaft daselbst neuevdings zur Evledigung! gekom-

«en

Die fürstlich schau>mburg^-Iippische Regierung hat
E - Denor des Schiedsspruchs jederzeit als recht aner-
sie hat aber jede Der den Tenor hinausreichende
^ußfolgerung aus Rechtsgründen ablehnen müssen.
^ ^ hvt demgemüß die durch das IipPische Lan
-^^'Sesetz vom 24. März 1898, durch welches der

»lt

e st eSo h n des Regenten Zu desfen N a ch folger

^ per Regentschast berufen 'w-ird-, erfolgte Regelung der
chgentschaft nicht anerkannt. Nach öem von der
^unmburgischen Linie anertannten, somtt nicht im
^eite befindlichen Gesetze vom 24. April 1895 Z 3 ist
ltppische Landtag bei der Äurchl ihn zu vollziehenden
^enteriiwahl aus die „volljährigen, sukzessionsfühigen,
A regierenden Agnaten" des> lipp-ischen Fürstenhaufes
^chränkt. Abgesehen davon, daß nach der Rechtsüber-
^^ug> der fürstlich schaumburg-lippischen Regierung
^ ^ Noch die Mieder der schaumiburg-lippischen Linie
^ ^nfoigoberechtigte Agnaten sind, ergilbt sich aus dem
- " des Gesetzes vom 24. April 1895, daß nur sol-che Per-
^ kp bei der Wahl zur Regentschast durch den lippischen
r^dtag in Frage kommen können, deren Agnateneigen-
zweifellos fesistcht und von keiner Seite bestritten
^ . Das ist aber nur 'hinsichtlich der Mtglteder des
eivtz ^ unn b u r g e r H a u s e -s der Fall, -da die Agnaten-
sb?^ichuft der sämtlichen Mitglieder der Linien Biefter-
^ ^ und -Weißenfeld fowohl von ihnen untereinander
seiten des fürstlich schauinlburg-lippischen Hauses
siach dem Schiedsspruch bestritt-en Wird, überdies
s^plichou Mitgliedern der Linie Biesterfeld in den Ent-
z ^dun-gsgrüuden d-es UrteiIS des sürstlickM L a n d-
^.^i chts Det-mo Id- vom 10. Juni 1903 in Sachen
^ Grasen Erich Zu Lippe-Meslerfeld-Weißenseld gegen
j-sj ^rafenregenten Ernst zu Lippe a -b g espr -o> chen
^ Demnach vekwahren seine Hochfürsüiche Durchlancht
I;..^ürst zu Schaumburg-Lippe hierdurch feierlich alle
höchstihres Hauses auf Regentscha-ft und Dhronfolge
t^üustentum Lippe. Na-chdem der B undesrat sich
Beschluß vom 5. Jäuuar 1899 für zuständig zur
d^^iguug der Streitigkeit gemäß Artiköl 76 Absatz 1
tzz iEeichsversassung erklärt hat, stellen wir folgende An-
Hoh-er Bundesvat wolle 1. zur rechtskrästigen
. ^ung der fchwebenden Streitfrage keinen von einem
^ ^treite befindlichen Teile ernannten Bevollmüch-
Svm Bundesrate zuilassen; 2. nunmehr, da die
^.Mskoast des -Schiedsspruchs -erschöpft ist, in Aus-
des erwähnten Beschlusses vo-m 5. Jcmuar 1899
si.efinitive Erledignng des Irppischen
^^iolgestreites in die Woge leiten; 3. eirte durch die

tatsächlichlen Wevhä'Itnisse geforderte, außerhalb der Par-
teien sieyende, unabhängige Verwaltung des Fürsten-
trrms Lippe einrichten, durch wel-che der reichsverfassungs-
mäßigen 'Erledigung des schwebende-n- Thronso'lg-estreites
nicht vorge'grifsen wird. Abschrist des an den lippischen
Landtag- und das fürstliche Ministerium iu Detmold ge-
richteten Schreibens vorn heutigen Tage b-echren wir uns
ergebenst bei-zufügen. Bückeburg, den 26. September
1904. Fürstlich S'chaumhnrg--LiPpis-ches MinisteriuM.
Gez. Fr-Hr. v. Feilitzsch.

Zu diesem Einspruchj wird v>on fchaumbu-rgischer Seite
der O-esfenüickBeit gegenüber fo-lgend-e ErIäuterung
gegeben:

Die durch -das lippische Äandesgosetz Vvm 24. März
1898'erfolgte Berufung des'Grafen L-eo po ld, ältesten
Sohnes 'des verstorb-enen Graf-Regenten Ernst, zu d-essen
Nach-folger in der Regentschaft, stellt sich als eine V o r-
w e g n> -a h m-e der n-ach dem Gesetz vom 24. Apr-il 1895
durch d-en Landtag zu vollzi-chen-d-en Regentenwahl
dar. AIs das Gesetz vom 24. März 1898 vereirtbart
wurde, war ein großer Teil d-er Gtünde, die gegen den
Adel der Modöste v. Unruh und die cheliche Wstammnng
i'hres- Naters -aus diesem Geschlecht sprechen-, n-och n-icht be-
kannt. -G-erade diese damals noch nicht bekännten Gründe
sind- es, welche später das L -andgeri -cht Det m o l d
veranlaßten, in dem bekannten rechtskrästi-gen Urteil vo-m
10. Juni 1903 den sämtlichen Mitgliedern der Biester--
felder Linie die Eigenschast als Agnaten des lippischen
Hauses abzusprech e n. Es 'darf ang-eno-m-men wer-
-den, daß der lippische Landtag- däs in Rede stehen-de Gesetz
nicht angenommen haben wüpde, wenn dieses Urteil
dam-als- schon vor-gelegen häüe. UÄ-erÄes er-geben die
damäligLn LandesverhaNd-lungen> -mit Bestimmth-eit,
daß der Lan-dtag niit diefer Vorwognahme der Regenten-
wähl lediglich ein P r -ovisorium hat schassen wollen.
Wurde do-ch mit klar-en Worten- ausgespro-chen, daß das in
Rede stehende -Ges-etz d-er Frage der Thronfolgeber-echtigun-g
und Fähigkeit d-es -Grafen- Leopold inkeiner Weise
präjudizieren soll. Der Bundesrat hat am
6. Jänu-ar 1899 sich gemäß Art. 76 Abs. 1 der Reichsver-
fassung für zustän 'dig erklärt, die zwischen Lippe-Det-
mold und Schaumburg-Lippe u-nt die Thronfolge im erst-
genannten Fürftentum schwäbenden Streitigkeiten zu er-
ledi-gen. Nach der vorgeschilderten Sachlage rechtfertigen
sich ohn-e w-eiteres die von Schaumburg^LiPpe 'be-im Bun-
desrat gestellten Anträge, ebenso die an das Staa'tsmini-
sterium iu Detmold- und an den dortigen Lan'dtag gerichk
teten Proteste. Schau-mburg-Lippe erstrebt dabei iiichts
anderes, wi-e eine legale Entscheidung über di-ejenigen
Rechtssragen, die zurzxit Mischen- den Parteien streitig
sind. Auf welche Weise der iVundesrat die Erledigung
vornehmen wird, bleibt ihm dabei selbstverständlich ü'ber-
lassen. Hat do-ch der Staatssekretär 'Graf Posadowskh
in der 'Sitzung des Reichstags vom 17. Jäniuar 1899 er-
klärt, da-ß die sachliche Entschei'dun-g inö-glicherw-eise anch
in Form eines Austräg-al-Gerichts (Gericht zur Entschei-
dung von Streiti-gkeiten ziwischen Reichsunmittelbaren)

oder eines schiedsgerichtlichen Verfahrens erfolgen könne.
Uebrigens muß n-och ausdrücklich hervorgeheben wer'd-en,
daß der verstorben« Graf-Regent innerhalb- der letzten
Monate seines Lebens in loyaler Würdigung, der Sachlage
in einer nnmittelbaren Kundgebung nach Bückeburg er-
klärt hat, das Recht seiner Linie Schaumbürg g-egenüber
auf Grund, dies nach dem Schiedsfpruch! gefundenen- Aktem
materials der Entscheidung ein-es u n p -a r t ei is ch e n
Gerichtshofs änvertrauen zu wollen.

Deutsches Reich.

— Welch' vasche Fortschritte di-e TarifLe -
wegung i-m B au g ew- erbe ma-cht, zeigt eine Ueber-
sicht über die im Jahre 1904 im Zimmergewerbe gültigen
Lohn- und- Arbeitstarife, d-ie vomi Organ des Ze-irtral-
verbandes der Zimmerer v-eröffentlicht wird. Danach sin-d
augenblicklich! in 163 Bezirken d-ie Lohn- und- Arbeitsver-
hältnisse durchi Tarisvereinbarungen geregelt. Darunter
besinden sich Bezirke, die wegen ihrer Ausdehnung be-
sond-ere Etwähnung. v-erdienen, s-o B-erlin mit Um-gebung„
Leipzig, Löcknitz, Pinne-berg, Pirna, Potsd-am und- Tha--
randt. Allein der Berliner Tarif regelt die Arbestsver-
hältnisse in 52, der Löcknitzer in 74, der Tharandter in
60 Orten. Von den 163 Tartfen stnd- 4 tm Jahre 1900,
3 im- Jähr-e 1901, 9 imi Jahre 1902, 38 im Jahre 1903,
109 im Jahre 1904 abgeschlossen worden. Die meisten
Tarife enthalten genaue Bessimmun-gen W-er d-ie Dauer
der täglichen ArbeitsZeit, «über den Stundenlohn für voll
leistungsfüh-ige Arbeiter, übjer die Lohn-aufschläg-e -für
beson'dere Arbeiten, Wer den Tag der Lohnzahlung, über
die Kündigun-gsfrist für das Arbeitsver'hültnis, en-dlich
über die Dauer und die Kündigung des Tarises.

Badcn.

— Die K o n st a nzer Handel s k a m m e r ver-
tritt den StaNdpunkt, daß die Zustimmung B-adens zur
Schiffbarmächung- des Oberrheins bis Basel von der Zu-
stimmung der Schweiz. zn 'der gleichzeitig^ in Angriff zu
nehmenden Schiffbarmachung bis -Konstang ab 'häng- ig
gemachr werden svllte. Män nsill dadurch die Ausbildung
eines Baslerischen Monvpols auf den Endpun-kt der
Rheinschiffahrt vorbeugien, das- ebenso- scksiver- zu überwin-
d-en sein würde, wie jetzt das Männheimer. Zwar ist das-
alles noch- Zukunftsmustk, aber es' ist doch gut, dah man
stchi rechtzeistg vorsicht.

— Dt-e Zentrumisblätter bringen än-scheinend ans der
Feder des Herrn Wacker eine lan-ge Auslassung, die an
eine Betrachtung der „Münch. N. N." anknüpfeNd, die-
Wahlans si chten befpricht und däbei auf die ge°-
fährdete Position der Nastonaüiberalen -hi-nweist. Zur
Ergänzungi der Darstellung sei aber doch darauf hiuge-
w-iesen, daß auch die Stellmrg des Zentrums isicht über
allen Zweifel stchvr ist. Das Zentrum hat in 22 Be-
zirken die äbsolute Mchrheit bei den letzten- Reichstags-
wahlen g-chabt, in einigen davon wa-r ste nur gering.
Wenn all-e Partei-en gegen- das Zentrnm zusamnreNhalten,
dann ließe si-ch der Vorherrschäft der Ultrwmontanen,

Stadttheater.

Galotti". Trauerspiel in 5

Iollt,

^ Heidelbcrg, 4. OAober.

.. Aufzügen von

Ephraim Lessing.

itvtzj es zu oft sein, wenn man „Emilia Galotti" alle
wiederholt? Einige gähnende -Reiihen im Parkett
Lücken schienen diese Frage zn bejahen. Wenn-man
s'r-n "te eifrige Anteilnahmc üer Zuschauenden wahrnahm,
ve " ."^"che die Aufführung mit dcm Wortlaut der Dich-
Icüsii. .^Äichen, wenn man in den Blicken las, wie die Herzen
tvenn man dic Menschen, statt sie zu zählen,

. Cs m mutzte man sich doch sagen i cs ist nicht zu oft.

i Aktj „ '»sbesondere nicht zu oft, wenn die Dichtung fo sauber

>v

^ir

,tzp ".Egesetzt wird, wie das gestcrn geschah. Nicht dah
^bt «llen Einzelhciten hervorragende Aufführung gc-

?s>s ^r es war Stil in der Darstellung, man hatte

. hl öem Geistc Lessings gearbcitct wurde, was

^ allern der trefflichen Regie des Herrn Dircitor Hein-
^lleu tuschreiben ist. Wir konnten mitempfinden



was

i"- Cb( ''^^strwen Bcfprechung der Oper vom Sonntag hieh
Mle-n. ix-r" Damen. Wir könncn das Wort hcute wiedcr-
sck rI; st^llt stch immer mchr heraus, dah wir an Frl. De -
^ Titelrollc mit Anmut und Kraft lebendig
d-, A ^>ue sehr schätzenslvcrte Acquifition gemacht haben.
^ ihr v ^"st^llkrin der Orsina, Frl. Oster, zeigte stch in
^nsw-^.^^uüich gcwidmetcn Sgenc auf einer sehr anertcn-
darstellerifchcr -Begabung. Noch ctwas mehr
Mre und die Persönlichkeit der Orsina

>c>rst^„ R plastiicher hervorgetreten. Als sichere, gewandte
de,- ^ Reinhardt auch gestern wieder

-^venk, Rolle der Mutter Claudia. Von d,-n Hcrren

ckar^^st^^^ers E^rr >S i gI durch scharfe Auffassung
^rimm^^'ststchf Wiedergabe des altcn Odoardo. Dem
u', dem geschästigen, gewissenlosen Helfershelfer, ver-

lieh Herr Steinmann eine steinerne Ruhe, die, konfcquent
fcstgc-halten, zwar fcharfe Kontraste mit dcr -Erregung seiner
Partncr Lot, aber nns doch etwas zn weit zu gchen schicii. Der
Prinz dcs Herrn Saltenburg hatte da und dort von seinem
Marinclli ein weni-g abgefärbt, während an anderen Stellen
die Wallungen dcs Empfindens glücklich durchbrachen. Den
Grafcn Appiani spielte Herr N e u m a n n schlicht, mit ctwas
bcfremdendcr Zurückhaltung für eincn, wenn auch pessimistisch
gesinnten Bräutigam am Hochzcitstag. Als Ban-Lit Angelo
zeigte Hcrr Haah, daß er starke Luft am Charakterisiercn
besitzt. Zwar war es noch ein Opernbandit, aber lieber ein
Zuviel, als ein Zuwenig; das rechte Mah wird sich schon ein-
stellen. F. M.

Heidelberqer Kunstverein.

Farbige K ü n st I e r st einzei ch, nunge n.

Sest cinigcn Jahren sit das Wort „Kunsterziehung" ein
Samme-lbogriff für eine ganze -Reihe von -Bestrebnntzen, welche
darauf hingiolen, Verständnis für 'wahre Knnst und Freude
an -derselb-en- -anch- ins Volk zn tragen. Di-e Ber-echtiguntz, ja
-die N-otwen-di>gkeit, -enidl-ich d-aran zu -gehen, auch- a-uf diesem
G-ebiet cinen Fortschritt, eine Eutiwickl-nutz herbeizuführen,
wird ja n-och nicht von allen anerkannt. Es rst -viel bequemer,
zu sagen, das „Bolk" werde nie im Stande sein, ein Kunst-
werk von einein Machwer-k zn unterfcheilden und nnrn solle docki
d-en Lenten ihre naive Frende an jener Art Darbietnngen
-lafsen, welche ihre-m nielderen- Verständnis an-gepaht, vielleicht
für 'die Gebil'dtzten ein Greuel unld eine Lächerlichkeit sind, —-
als dafür sich einzufetzen, -däß die künstlerische Kültnr auch
in die Ticfc idcs Volkswesens dringe. Wie es ja immer be-
que-mer ist, alles z-ui lassen, wie es eben geht. Es tzibt auch
n-och eine an-dere Art Gle-ichtzültitzkeit getzen jene Kunster-
ziehung; diese sagt: „ein w-irklich grohes Knnstwerk wird auch
von der Menge verstanden -öder erfühlt." Z-ngegeben, dah

diese Behanptnng immer richsig wärc — was ich aber mit
viel-m an-d-crn mind-estens bezweifle! — wer giibt 'dcnn -dem
Volke die Möglichkeit, wirklich, grohe Knnstwcrke so häufig zn
sehen, daß -sein Leben, das gerade -durch die Mühsal d-oppelte
Erheb-n'ng heifcht, da-durch bereichert wird?? Seilbst jene
Kunstwirkung, wel-che 'das geissige Leb-en früherer Jahvhunderte
so tief einschneidend du-rchzog: Üer Einflnh der Ktrchen-
architestur auf die Gemüter, felbst diese komimt hentzutage-
nur fiir einen verschwiNdeNd Weinen Teil der BevMerung
in Betracht. So ist das küNstler-ische Empfinden des Volkes
gänzlich nngepflcgt — nicht zu-M Heik des allgcmeinen Kultuir-
ni've-au-Z!

Desha-lb haben in richtiger -Einstcht ihrer Pflicht als Er-
zieher des VolkeS die Volksschullehrer sich cmch der „Kunst-
erziehung" wieder an-genoinmen. Wer die Jugend hat, der
hat die Znkunst; des Kinldes Anschaunn-zs-rerimiögcn foll untev
Mitwirknng der Knnst gefördert, des Volkes iFreüde an -der
Kunst gehoben werden. Man will ja kein neues Utopien. Die
Knn-sterzieher wähnen nicht, de-n- breiten Volksmasscn Ver-
ständnis fü-r 'die höchsten k ü n st >l e r i s ch c n Werte
einflühen- zn künnen. Kein Ernsichsiger erstrebt das. Es wivd
im-mer verschicdene Arten von KuNst tzeben und man kcmn
nicht vevlangen, datz ein Geist, der an dic Wolken rühvt, den
-Geschmack der Ricderungen- teilc. Aber die Niederungen kön-
nen kulstviert wer'deri.

Besonders verdient haben sich u-in diese Bestvöbnngen
einiye Buchhändler- un-d Kunstfivmen- gemacht, tvelche dic Mög-
lichkcit -boten, -vor allem- das Anscha-uiuntzs- nnd- Bild-ermaterial
-der -Schnle auf eine viel höhere künstlerifche -Stu-fe zu- 'stellen,
sodann aber anch durch diefe Darbietungen die entsetzlichen
Oe-ldrncke aus den Hei-mstätten ides Volkes -allmählich zu ver-
drängen. Zahlreiche Künstler, um-ter d-cnen ganz beson'ders ba-
dische uNd bayerifche hervorragen, stellten thre v-ovzügliche
bil-dnerische Kvaft in dcn Di-enst 'dieser- Miss-ion. So besihen
wir, von den Firmen B. G. Teulbner und R. Boigtländer in
Leipzig eine grohe Anzahl künstlerrsch vollendeter Künstler-
 
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