RmtG I. A«B ISltj.
Erste» Matt.
46. Aidkßnz. — ^ 177.
W11ch«in! ISgllch. Sonntags au«g«nommn>. Pi-ir mlt FmMenblSttrrn monatlich öv Pfg. tll'r Haüa gebracht, bk> d« Llpkbittk« n»d do> Zwrlgstatio«» obgllod
bezogrn vierteljährlich 1,8S Mk. aurschließlich Zustellgebühr.
AnzeigenpreiS: 20 Pfg. für di« Ispaltige Petitzelle oder dere« Raum. Reklameztile 40 Pfg. Für htefige Geschäftt- und Prtvatanzeige« ermäßigt. — Für die klufnahe« W, AstBW ^
anbestimmten Tagen wird keine Verautwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städttfchen Anschlagstellen. FernstmecherM '
Frankreich und der Vatikan.
Pari , 30, Juli. Der „,Temps" ,schreibt zum
w°^ruch mit dom päpstlichen Stuhl, nach dem
^rhstabEn des Konkordats hätten sich' der Papst und seine
^ °igeber osfeichar ins Unrecht gesetzt. Das Matt stößt sich
^ londers noch daran, daß die Antwort des Mtikans
französische Ultimatum in italienischer Sprache
^ öefaßi ist: „Jtalienisch ist weder unsere Sprache, noch
, >e der Krrche, und wir kennen den Papft nur als Haupt
katholischen Christenheit, nicht absr als italienischen
A^gor und Bischos von Rom". Entgegen den radikalen
< Eern, die schon den> Abbruch der diplomatischen Be-
^.Mngen als Einleitung zur Trennung von Staat und
^rche bsgrüßen, gibt der „Temps" trotz allem noch der
^llnung Ausdruck, daß die bessere Erkenntnis der Jn-
^.ressen Jrankreichs Geltung verschaffen werde. Die
H?ennung von Staat und Kirche wäre ein
^.^nteuer, dessen Folgen niemand genau zu ermessen ver-
. °4e. Das seit geraumer Zeit schon im klerikalen Fahr-
^mer segelnde „Iournaldes D 6 bat s" schiebt die
bd^ntwortung sür den Bruch ganz dem Ministerpräsi-
E^ken zu; der Vatikan habe nur einige Ungeschicklich-
und Jnkorrekcheiten der Form begangen. Das
r".^ch den Bruch geschaffene st a a t s re ch t l i ch e Ver-
I n i s kennzeichnet das Blatt so: Nach der Wreise
./ .Puntius und der Wberufung der französischen Bot-
ist es zwar unmöglich, die wesentlichen Bestimmun-
des Konkordats anzuwenden; aber das Konkordat
'ot nichtsdestoweniger bestehen, und es wird an dem
wieder alles beim Alten sein, wo der gegenwärtige
^.?eit beigelegt ist, und diese Hypochese bietet nichts Un-
d^^ches." Anders malt sich die Zukunft in den Köpfen
Padikalen. Clemenceau schreibt: Der Würfel ist ge-
Es giebt keinen Botschafter der Repu'blik mehr,
v vox dem Papst im Staub kriecht, keinen Nuntius mehr,
b'dieMönchi -
Hzük aufhetzt.
zur Trennung von Staat und Kirche, zögerte, den
A dfwiden'den Schritt zu tun. Da griffst Du vortrefslicher
dtzx ^ ^lbst ein und sagtest: Drauflos nur! Nun woh'I,
Minister wird drauf los gehen." Die klerikalen
ior fassen ihre Klagen in den alten Ruf zusammm:
°kt rstte Jrankreich!"
»tz^aris, 30. Juli. Das „Journal officiel"
Itiick der „Radical" mitteilt, morgen alle Schrift-
° veröfsentlichen, die auf dem Bruch mit dem Vatikan
)i,^°°ung haben. Der Sekretär der Nuntiatur Mon-
sty ^i, hat Paris noch nicht verlassen; er hat 'den Auf-
stjjE °dwa auf der Nuntiatur eingehende amtliche Schrift-
dj^. outgegenzunehmen; doch weiß man, Laß der Kar-
tz ^Ukaatssekretär durch den Botschaftssekretär de
° ° k uoch im Lause des gestrigen Abends von dein
^en französischen iKabmetts durch einje Note
zes^'^nis erhalten hat; de Eourcel hat der Kurie gleich-
k>e; ^ ^^kgeteilt, daß die sranzösische Botschaft
Patikan geschlossen worden ist. Ueber die
Konsequenzen des Bruches mit dem Vatikan
ofe Mönche und Priester Frankreichs gsgen die Re-
Herr Combes, ausgchälten auf dem
äußert der „Figaro", der Ministerpräsident
beabsichtige, die zur Zeit vakanten Bischossitze ohne Be-
fragen des Vatikans zu besetzen; er werde es aber den be-
treffenden neuernannten Bischöfm nicht verübeln, wenn
sie nachträglich die 'Genehmignng ddr Kurie einholen wür-
den. Ferner meint der „Figaro", daß der Vatikan nun-
mchr der Frage des „frapzösischen Protektorats im Orient
seine 'Ausmerkfamkeit in erhöhtem Maße zuwende, weil
ihm Frankreich nicht mehr als der geeignete Protektor
erscheiuen köunte.
Paris, 30. Jüli. Ministerpräsident Combe s
erklärte in einem Schreibm an den Bischof von Di°
j o n diesem, er habe eine schwere Verletzung des Konkor-
dates begangen, indem er die Diözese ohne Erlaubnis der
Regierung verließ, und er küüdigte ihm die Sperrung
seines Gehaltes von dem Tage seiner Wreise ab, an.
R o m, 30. Juli. Der „Osservatore Romano" ver-
öffmtlicht heute Abmd solgmde Note: Die franzö-
sische Regieruug hat in der Tatsache, 'daß einige
autorisierte Mitteilungen des Papstes, die lediglich
disziplinarer Natur find, an einige franzöfifche Bischöfe
gerichtet wurden, eine VerletzUng des Koukordats erblicken
zu müssen geglaubt. Daher hat die französische Regierung
befchlossm, den offiziellen Beziehungen zum Heiligen
Stuhle ein Ende zu setzen und fetzte heute Morgen den
Kardinal Staatsfekretär Merry del Val von diesem Be-
schlusse in Kmutnis.
R o m, 30. Jüli. Der Sekretär der sranzösischen Bot-
schaft beim päpstlichm 'StuhI, de Courcel, ist heute
Abend nach Paris abgereist. Heute Vormittag hatte
er eine 20 Minüten währende Unterredung mit dem
Staatssekretär Merry del Val, über die fich der Papst so-
gleich von letzterem unterrichten ließ. Nach der Uuter-
redung rras de Courcel Anordnungm zu seiner Wreise.
Das Eintreffen des Nuntius Lorenzelliin Rom wird
unmittelbar erwartet.
Deutsches Reich.
Bade«.
Eberbach, 29. Ju'Ii. Gestern Mend sand im
Saale der „Burg Stolzeneck" eine V e rst r a u e n s
männerversammlung der national-
liberalenPartei statt. Durch den WegAug des ver-
dienten seitherigm zweiten Vorsitzmdeu, Herru Bezirks-
geometer Huber, war eine Neuwahl uötig geworden, und
es wurde einstimmig der seitherige Schriftführer Herr Dr.
Leonhardt zum zweiten Vorsitzenden gewählt. An seiner
Stelle wuvde Schriftführer Herr C. Spohr. Nach dem
Wahlakt gab Herr Landtagsabgeordneter Bürgermeister
Dr. Weiß einen kurzm vorläufigm Bericht über die Er-
gebnisse der abgelaufenen Landtagssession.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Setne Königliche Hoheit der Großherzog haben
die Jngenieurpraktikanten Rudolf Stober bei der Rhein-
bauinspektion Ofscnburg und Ernst Langsdorff bei der
Wasser- und Straßenbauinspektion Waldshut zu Regierungs-
baumeistern bei der Wasser und Straßenbauverwaltung er-
nannt.
— Reallehrer Karl Fatham Realgymnasium in Weinheim
wurdc in gleicher Eigenschaft an die Oberrealschule in Heidel-
berg versetzt.
—^ Geometer Berthold Schmitt bei der Großh. Eisen-
bahnbauinspektion Gernsbach wurde zum Trigonometer er-
nannt. Die Vermessungsassistenten Ernst Brurein in St.
Blasien und Wilhelm Ebner in Stockach sind zu Bezirks-
geometern und der Katastergeometer Friedrich Bucher in
Achern und der Geometer Adolf Boos in Sinsheim sind zu
Vermessungsassistenten ernannt worden.
Ausland.
Amerika.
Newyork, 30. Juli. Die russischen revo -
lutionärenVereiniguugen veranstalteteu aus
Ankaß der Ermordung Plehwes eine Jtibel-
versammlung. Fünftausmd Personm waren an-
wesend und weitere Massen drän'gten sich vor den Türeu
der Cooper Union Hall, wo die Versammlung stattfand.
Akademische Ferienkurse fiiv Lehrer und
Lehrerinnen.
/^Heidelberg, 1. August.
Die akademischen Ferienkurse für Lehrer und
Lehrerinnen, die hier auf Anregung des badischen Lehrerver--
bandes und des Vercins badischer Lehrerinnen zustande ge-
kommen sind, haben auf Lie Lehrerschaft Badens bis gegen derr
Bodensee hin und über die badischen Grenzen hinaus auf die-
jenige Deutschlands und auch des Auslandes eine große An-
ziehungskraft ausgeübt. Etwa.300 Lehrer und Lehrerinnen,
darunter selbst solche aus Schweden, Norwegen, Dänemark und>
Serbien, sind crschienen, um an diesen Vorlesungen teilzu--
nehmcn. Die Kurse sind für Baden ein neues Uuternehmen;
es knüpft sich an ste die Hoffnung auf ein näheres fruchtbrin-
gendes Verhältnis zwischen dem bisher nicht akademisch ge-
bildeten Lehrerstand und den Hochschulen. Jn schönen, herz-
lichen Worten ist das gestern Abend bei der Eröffnungsseier
im Ballsaale der Stadthalle ausgesprochen worden. Die mei-
sten der Kursteilnehmer haben sämtliche Vorlesungen belegt;
cs ist sehr anerkennenswert, datz sie in diesen heihen Tagen.
eine fünfstündige Arbeit an die Erweiterung ihrer Kenntnisse
und die Vertiefung ihre Bildung setzen. Ein sehr achtenswertes
Stück von Jdealismus liegt in diesem Bemühen der Lehrer-
schaft. Wahrlich, wenn die Lehrerschast so ernst, so cifrig wei-
ter strebt, dann wird das sicherlich — und dies ist der letzte
Zweck des Unternehmens, von dcm wir sprechen, — der deut-
schen Schule, der deutschcn Jugend, dem deutschen Volk in ho-
hem Grad zugute kommen.
An der gestrigcn Eröffnungsfeier nahmen die zu den Kur-
scn bercits eingctroffcnen Lchrerinnen und Lehrer, sowie eine
grotze Anzahl von bewährten'Freunden der Schule teil. Auch
die jungc Generation der zukünftigen Lehrerinnen bezeugte
durch ihre Anwesenheit ihre Teilnahme an dem Unternehmen,
um dessen Vorbereitung sich besonders die Hauptlehrerin Frl.
We ber und Hcrr Oberlchrer GöckeI verdient gemacht ha-
ben, welche die Hauptlast dcr umfangreichen Vorarbciterr
trugen.
Jn den Dienst der Eröffnungsfeier hatten sich in liebens-
würdiger Weise unsere geschätzten einheimischen Künstlerinnen
Frl Weinreiter und Frl. Fickler gestellt. Der Festakb
begann mit einem Klaviervortrag des Frl. Weinreiter, woran
sich der Vortrag des Schubertschen „Allmacht" durch Frl. Fick-
ler schlotz. An diese künstlerische Eröffnung, die vielen Beifall
fand, reihten sich die nachfolgenden Ansprachen:
Prozeß Witte.
30. Juli. Das K riegsge-
^rurteilte deu Oberleutnant Witte wegen
in einem Falle und Mißhandlung
h a i, x in 14 Fäüen zu 1 Jahr 3 Tagen Z u ch t-
tj^^ukfurt a. M.,
Entfernung aus dom Heere und 2 Jahren Ehr-
Die Urteilsverkündigung uüd Begründuug
b^entlich. Aris letzterer tst hervorzuheben, daß die
° w gering bemessen sei, weil Witte nicht aus un-
^tiven gehandelt habe.
^besagt:
K ^ der Angeklagte einen Meineid begangerr hat, als
^erichr seine SchuldenIast verschwreg, hat das
^ s^cht feststellen tonnen. Allerdings hat er ausge-
serne Vesthältnisse geordnete waren, in späterem
^i
^ierj' ^ Vernehmnng hat er jedoch serne Aussage rekti-
^ bat sogar zugegeben, daß er vom Gerrcht Zah-
^/iorderungeir erhalten hat. Weun er 'das' aber
bat er den Standpunkt, daß er in geordneten
wäre, aufgegeben, und nur seine rektifizrerte
^i ° arit dem Eide bekrästrgen wollen. Auch kann
^.bon zerrü'tteten Vermögensverhältrrissen, wie es
^irlc,.-, ic^ch von Brlse heißt, keine Rede sein. Seine Schul-
°trug Mark 6000, dre der Vater in Raten ab-
M. I?derzeit in der Lage war. Ferner soll er srch
dj^??tdes dadurch schuldig gemacht haberr, daß er
pA pes Rechtsanwalts, ob schon Klagen bei
wären, verschwieg, datz das rn 2 Fällen
erfolgj war. Auch hier konnte eitt Meinetd
nicht erwiesen werden, weil man im Publikum unter dem
Begrrff „Klagen" einen allgemeinen Prozetz verstcht, nicht
aber Klagen, wie sre in Versäumnisurteilen vorlagen.
Witte konnte srch also bei sein.er Aussage im Jrrtum be-
srn'den.
Nun zu dem Verhältnrs mit der Frau Oberleutnant
K o ch. Trotz aller genauerr Recherchen ist, das sei von
vornhereiu beruerkt, nicht im g e r i n g st e n' e r w i e-
sen, daß Witte in ehebrecherischen oder
unerlaubten Beziehungen zu Frau Koch ge-
standen hat. Frau Koch ist wohl ab und zu zu Witte ge-
gangen. Aber nrchts VerfängIrches hat sich rn
dem Verkehr feststellen lassen. Der Frrs-eur grbt wohl
an, daß er Frau Koch einmal aus dem Schlafzimmer
Wittes gehen sah, das kann aber ohne schlimme Bedeu-
tung gewesen sein. Wenn also ein Ehebruch nicht im
mindesten zu erweisen- war, fo hat srch Wrtte doch erne
wissentliche Eidesverletzung insofern zu
Schulden kommen lassen, als er seinen häusrgenge-
sellschaftlichen Verkehr mrt der Frau
Oberleutnant Koch e n-t s ch i est, e n a b st r i t t.
Es stcht aber fest, daß Jrau Koch in Witte verliebt war,
daß sre hie und da zwei bis drer StunÄen mit rhm Zu°
sammeu war. Die Zeugen erkläreu ausdrücklich, daß sre
häufrg ber rhm gewesen rst, nre aber ser euvas Ehchre-
cherisches vorgekommen. Selbst die Burschen, die gewrß
manchmal durch das Schlüsselloch gesehen haben, haben
nicht bekundet, daß sie etwas Unanständrges im Verkchr
geschen haben. Sie erklären aber auch auf das bestrmm-
teste, daß Frau Koch häufig -— nicht bloß um ein Buch
zu holen oder zu bringen -— mit Witte gesellschastlrch
verkchrt habe, daß sie zusarrrmen Kassee oder Tee tranken
usw. Hrer hak srch Wrtte emer w i s s e n t'I r ch e n
E r d e sv e r I e ß u n g schuldrg gemacht, rndem er den
gesellsckiastlichen Verkchr als ganz gering bezeichnete„
während dies nicht der -Fall war. Noch ein zweiter
Fall des Meineids wurde durch die Beweisauf-
nahme erwiesen. Wrtte hat als Zeuge beharrptet, dast
er seinen Brrvschen LiPPert uie gemißhandelt, son-
dern nur einmäl zur Tür hinausgeworfen habe. Dres rst
nnwahr. Lrppert, der einen glaubwürdigen Erndruck
macht, erklärt, er sei erheblich zweimalmit dev
Reitpeitsche oder Fußtrrtten regaliert wotden. Er
erinuert sich bestirrrmt an mindestens zehn Falle. Auch
zwei andere Burschen hat Witte wiederholt mitzhartdelt,
sodaß rnsgesamt vierzehn Fälle der Mißhand -
Inng Untergebener n-achgewresen wutden.
Oberleutnant Witte hat gegen das krr-egsgerichtlrche
Urteil Berufung eingelegt.
Kleine Zeitung.
Berlin, 29. Juli. Jn einrgen Postämtern der
Stadt bestcht seit einiger Zeit versuchsweise em auto -
ruatischer Verkauf von Wertzeichen. Diese
Einrrchtung hat sich so gut bewährt, daß jetzt auf allerr
größeren Postämtern Verkaufsautomaten aufgestellt wer-
den sollen.
Erste» Matt.
46. Aidkßnz. — ^ 177.
W11ch«in! ISgllch. Sonntags au«g«nommn>. Pi-ir mlt FmMenblSttrrn monatlich öv Pfg. tll'r Haüa gebracht, bk> d« Llpkbittk« n»d do> Zwrlgstatio«» obgllod
bezogrn vierteljährlich 1,8S Mk. aurschließlich Zustellgebühr.
AnzeigenpreiS: 20 Pfg. für di« Ispaltige Petitzelle oder dere« Raum. Reklameztile 40 Pfg. Für htefige Geschäftt- und Prtvatanzeige« ermäßigt. — Für die klufnahe« W, AstBW ^
anbestimmten Tagen wird keine Verautwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städttfchen Anschlagstellen. FernstmecherM '
Frankreich und der Vatikan.
Pari , 30, Juli. Der „,Temps" ,schreibt zum
w°^ruch mit dom päpstlichen Stuhl, nach dem
^rhstabEn des Konkordats hätten sich' der Papst und seine
^ °igeber osfeichar ins Unrecht gesetzt. Das Matt stößt sich
^ londers noch daran, daß die Antwort des Mtikans
französische Ultimatum in italienischer Sprache
^ öefaßi ist: „Jtalienisch ist weder unsere Sprache, noch
, >e der Krrche, und wir kennen den Papft nur als Haupt
katholischen Christenheit, nicht absr als italienischen
A^gor und Bischos von Rom". Entgegen den radikalen
< Eern, die schon den> Abbruch der diplomatischen Be-
^.Mngen als Einleitung zur Trennung von Staat und
^rche bsgrüßen, gibt der „Temps" trotz allem noch der
^llnung Ausdruck, daß die bessere Erkenntnis der Jn-
^.ressen Jrankreichs Geltung verschaffen werde. Die
H?ennung von Staat und Kirche wäre ein
^.^nteuer, dessen Folgen niemand genau zu ermessen ver-
. °4e. Das seit geraumer Zeit schon im klerikalen Fahr-
^mer segelnde „Iournaldes D 6 bat s" schiebt die
bd^ntwortung sür den Bruch ganz dem Ministerpräsi-
E^ken zu; der Vatikan habe nur einige Ungeschicklich-
und Jnkorrekcheiten der Form begangen. Das
r".^ch den Bruch geschaffene st a a t s re ch t l i ch e Ver-
I n i s kennzeichnet das Blatt so: Nach der Wreise
./ .Puntius und der Wberufung der französischen Bot-
ist es zwar unmöglich, die wesentlichen Bestimmun-
des Konkordats anzuwenden; aber das Konkordat
'ot nichtsdestoweniger bestehen, und es wird an dem
wieder alles beim Alten sein, wo der gegenwärtige
^.?eit beigelegt ist, und diese Hypochese bietet nichts Un-
d^^ches." Anders malt sich die Zukunft in den Köpfen
Padikalen. Clemenceau schreibt: Der Würfel ist ge-
Es giebt keinen Botschafter der Repu'blik mehr,
v vox dem Papst im Staub kriecht, keinen Nuntius mehr,
b'dieMönchi -
Hzük aufhetzt.
zur Trennung von Staat und Kirche, zögerte, den
A dfwiden'den Schritt zu tun. Da griffst Du vortrefslicher
dtzx ^ ^lbst ein und sagtest: Drauflos nur! Nun woh'I,
Minister wird drauf los gehen." Die klerikalen
ior fassen ihre Klagen in den alten Ruf zusammm:
°kt rstte Jrankreich!"
»tz^aris, 30. Juli. Das „Journal officiel"
Itiick der „Radical" mitteilt, morgen alle Schrift-
° veröfsentlichen, die auf dem Bruch mit dem Vatikan
)i,^°°ung haben. Der Sekretär der Nuntiatur Mon-
sty ^i, hat Paris noch nicht verlassen; er hat 'den Auf-
stjjE °dwa auf der Nuntiatur eingehende amtliche Schrift-
dj^. outgegenzunehmen; doch weiß man, Laß der Kar-
tz ^Ukaatssekretär durch den Botschaftssekretär de
° ° k uoch im Lause des gestrigen Abends von dein
^en französischen iKabmetts durch einje Note
zes^'^nis erhalten hat; de Eourcel hat der Kurie gleich-
k>e; ^ ^^kgeteilt, daß die sranzösische Botschaft
Patikan geschlossen worden ist. Ueber die
Konsequenzen des Bruches mit dem Vatikan
ofe Mönche und Priester Frankreichs gsgen die Re-
Herr Combes, ausgchälten auf dem
äußert der „Figaro", der Ministerpräsident
beabsichtige, die zur Zeit vakanten Bischossitze ohne Be-
fragen des Vatikans zu besetzen; er werde es aber den be-
treffenden neuernannten Bischöfm nicht verübeln, wenn
sie nachträglich die 'Genehmignng ddr Kurie einholen wür-
den. Ferner meint der „Figaro", daß der Vatikan nun-
mchr der Frage des „frapzösischen Protektorats im Orient
seine 'Ausmerkfamkeit in erhöhtem Maße zuwende, weil
ihm Frankreich nicht mehr als der geeignete Protektor
erscheiuen köunte.
Paris, 30. Jüli. Ministerpräsident Combe s
erklärte in einem Schreibm an den Bischof von Di°
j o n diesem, er habe eine schwere Verletzung des Konkor-
dates begangen, indem er die Diözese ohne Erlaubnis der
Regierung verließ, und er küüdigte ihm die Sperrung
seines Gehaltes von dem Tage seiner Wreise ab, an.
R o m, 30. Juli. Der „Osservatore Romano" ver-
öffmtlicht heute Abmd solgmde Note: Die franzö-
sische Regieruug hat in der Tatsache, 'daß einige
autorisierte Mitteilungen des Papstes, die lediglich
disziplinarer Natur find, an einige franzöfifche Bischöfe
gerichtet wurden, eine VerletzUng des Koukordats erblicken
zu müssen geglaubt. Daher hat die französische Regierung
befchlossm, den offiziellen Beziehungen zum Heiligen
Stuhle ein Ende zu setzen und fetzte heute Morgen den
Kardinal Staatsfekretär Merry del Val von diesem Be-
schlusse in Kmutnis.
R o m, 30. Jüli. Der Sekretär der sranzösischen Bot-
schaft beim päpstlichm 'StuhI, de Courcel, ist heute
Abend nach Paris abgereist. Heute Vormittag hatte
er eine 20 Minüten währende Unterredung mit dem
Staatssekretär Merry del Val, über die fich der Papst so-
gleich von letzterem unterrichten ließ. Nach der Uuter-
redung rras de Courcel Anordnungm zu seiner Wreise.
Das Eintreffen des Nuntius Lorenzelliin Rom wird
unmittelbar erwartet.
Deutsches Reich.
Bade«.
Eberbach, 29. Ju'Ii. Gestern Mend sand im
Saale der „Burg Stolzeneck" eine V e rst r a u e n s
männerversammlung der national-
liberalenPartei statt. Durch den WegAug des ver-
dienten seitherigm zweiten Vorsitzmdeu, Herru Bezirks-
geometer Huber, war eine Neuwahl uötig geworden, und
es wurde einstimmig der seitherige Schriftführer Herr Dr.
Leonhardt zum zweiten Vorsitzenden gewählt. An seiner
Stelle wuvde Schriftführer Herr C. Spohr. Nach dem
Wahlakt gab Herr Landtagsabgeordneter Bürgermeister
Dr. Weiß einen kurzm vorläufigm Bericht über die Er-
gebnisse der abgelaufenen Landtagssession.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Setne Königliche Hoheit der Großherzog haben
die Jngenieurpraktikanten Rudolf Stober bei der Rhein-
bauinspektion Ofscnburg und Ernst Langsdorff bei der
Wasser- und Straßenbauinspektion Waldshut zu Regierungs-
baumeistern bei der Wasser und Straßenbauverwaltung er-
nannt.
— Reallehrer Karl Fatham Realgymnasium in Weinheim
wurdc in gleicher Eigenschaft an die Oberrealschule in Heidel-
berg versetzt.
—^ Geometer Berthold Schmitt bei der Großh. Eisen-
bahnbauinspektion Gernsbach wurde zum Trigonometer er-
nannt. Die Vermessungsassistenten Ernst Brurein in St.
Blasien und Wilhelm Ebner in Stockach sind zu Bezirks-
geometern und der Katastergeometer Friedrich Bucher in
Achern und der Geometer Adolf Boos in Sinsheim sind zu
Vermessungsassistenten ernannt worden.
Ausland.
Amerika.
Newyork, 30. Juli. Die russischen revo -
lutionärenVereiniguugen veranstalteteu aus
Ankaß der Ermordung Plehwes eine Jtibel-
versammlung. Fünftausmd Personm waren an-
wesend und weitere Massen drän'gten sich vor den Türeu
der Cooper Union Hall, wo die Versammlung stattfand.
Akademische Ferienkurse fiiv Lehrer und
Lehrerinnen.
/^Heidelberg, 1. August.
Die akademischen Ferienkurse für Lehrer und
Lehrerinnen, die hier auf Anregung des badischen Lehrerver--
bandes und des Vercins badischer Lehrerinnen zustande ge-
kommen sind, haben auf Lie Lehrerschaft Badens bis gegen derr
Bodensee hin und über die badischen Grenzen hinaus auf die-
jenige Deutschlands und auch des Auslandes eine große An-
ziehungskraft ausgeübt. Etwa.300 Lehrer und Lehrerinnen,
darunter selbst solche aus Schweden, Norwegen, Dänemark und>
Serbien, sind crschienen, um an diesen Vorlesungen teilzu--
nehmcn. Die Kurse sind für Baden ein neues Uuternehmen;
es knüpft sich an ste die Hoffnung auf ein näheres fruchtbrin-
gendes Verhältnis zwischen dem bisher nicht akademisch ge-
bildeten Lehrerstand und den Hochschulen. Jn schönen, herz-
lichen Worten ist das gestern Abend bei der Eröffnungsseier
im Ballsaale der Stadthalle ausgesprochen worden. Die mei-
sten der Kursteilnehmer haben sämtliche Vorlesungen belegt;
cs ist sehr anerkennenswert, datz sie in diesen heihen Tagen.
eine fünfstündige Arbeit an die Erweiterung ihrer Kenntnisse
und die Vertiefung ihre Bildung setzen. Ein sehr achtenswertes
Stück von Jdealismus liegt in diesem Bemühen der Lehrer-
schaft. Wahrlich, wenn die Lehrerschast so ernst, so cifrig wei-
ter strebt, dann wird das sicherlich — und dies ist der letzte
Zweck des Unternehmens, von dcm wir sprechen, — der deut-
schen Schule, der deutschcn Jugend, dem deutschen Volk in ho-
hem Grad zugute kommen.
An der gestrigcn Eröffnungsfeier nahmen die zu den Kur-
scn bercits eingctroffcnen Lchrerinnen und Lehrer, sowie eine
grotze Anzahl von bewährten'Freunden der Schule teil. Auch
die jungc Generation der zukünftigen Lehrerinnen bezeugte
durch ihre Anwesenheit ihre Teilnahme an dem Unternehmen,
um dessen Vorbereitung sich besonders die Hauptlehrerin Frl.
We ber und Hcrr Oberlchrer GöckeI verdient gemacht ha-
ben, welche die Hauptlast dcr umfangreichen Vorarbciterr
trugen.
Jn den Dienst der Eröffnungsfeier hatten sich in liebens-
würdiger Weise unsere geschätzten einheimischen Künstlerinnen
Frl Weinreiter und Frl. Fickler gestellt. Der Festakb
begann mit einem Klaviervortrag des Frl. Weinreiter, woran
sich der Vortrag des Schubertschen „Allmacht" durch Frl. Fick-
ler schlotz. An diese künstlerische Eröffnung, die vielen Beifall
fand, reihten sich die nachfolgenden Ansprachen:
Prozeß Witte.
30. Juli. Das K riegsge-
^rurteilte deu Oberleutnant Witte wegen
in einem Falle und Mißhandlung
h a i, x in 14 Fäüen zu 1 Jahr 3 Tagen Z u ch t-
tj^^ukfurt a. M.,
Entfernung aus dom Heere und 2 Jahren Ehr-
Die Urteilsverkündigung uüd Begründuug
b^entlich. Aris letzterer tst hervorzuheben, daß die
° w gering bemessen sei, weil Witte nicht aus un-
^tiven gehandelt habe.
^besagt:
K ^ der Angeklagte einen Meineid begangerr hat, als
^erichr seine SchuldenIast verschwreg, hat das
^ s^cht feststellen tonnen. Allerdings hat er ausge-
serne Vesthältnisse geordnete waren, in späterem
^i
^ierj' ^ Vernehmnng hat er jedoch serne Aussage rekti-
^ bat sogar zugegeben, daß er vom Gerrcht Zah-
^/iorderungeir erhalten hat. Weun er 'das' aber
bat er den Standpunkt, daß er in geordneten
wäre, aufgegeben, und nur seine rektifizrerte
^i ° arit dem Eide bekrästrgen wollen. Auch kann
^.bon zerrü'tteten Vermögensverhältrrissen, wie es
^irlc,.-, ic^ch von Brlse heißt, keine Rede sein. Seine Schul-
°trug Mark 6000, dre der Vater in Raten ab-
M. I?derzeit in der Lage war. Ferner soll er srch
dj^??tdes dadurch schuldig gemacht haberr, daß er
pA pes Rechtsanwalts, ob schon Klagen bei
wären, verschwieg, datz das rn 2 Fällen
erfolgj war. Auch hier konnte eitt Meinetd
nicht erwiesen werden, weil man im Publikum unter dem
Begrrff „Klagen" einen allgemeinen Prozetz verstcht, nicht
aber Klagen, wie sre in Versäumnisurteilen vorlagen.
Witte konnte srch also bei sein.er Aussage im Jrrtum be-
srn'den.
Nun zu dem Verhältnrs mit der Frau Oberleutnant
K o ch. Trotz aller genauerr Recherchen ist, das sei von
vornhereiu beruerkt, nicht im g e r i n g st e n' e r w i e-
sen, daß Witte in ehebrecherischen oder
unerlaubten Beziehungen zu Frau Koch ge-
standen hat. Frau Koch ist wohl ab und zu zu Witte ge-
gangen. Aber nrchts VerfängIrches hat sich rn
dem Verkehr feststellen lassen. Der Frrs-eur grbt wohl
an, daß er Frau Koch einmal aus dem Schlafzimmer
Wittes gehen sah, das kann aber ohne schlimme Bedeu-
tung gewesen sein. Wenn also ein Ehebruch nicht im
mindesten zu erweisen- war, fo hat srch Wrtte doch erne
wissentliche Eidesverletzung insofern zu
Schulden kommen lassen, als er seinen häusrgenge-
sellschaftlichen Verkehr mrt der Frau
Oberleutnant Koch e n-t s ch i est, e n a b st r i t t.
Es stcht aber fest, daß Jrau Koch in Witte verliebt war,
daß sre hie und da zwei bis drer StunÄen mit rhm Zu°
sammeu war. Die Zeugen erkläreu ausdrücklich, daß sre
häufrg ber rhm gewesen rst, nre aber ser euvas Ehchre-
cherisches vorgekommen. Selbst die Burschen, die gewrß
manchmal durch das Schlüsselloch gesehen haben, haben
nicht bekundet, daß sie etwas Unanständrges im Verkchr
geschen haben. Sie erklären aber auch auf das bestrmm-
teste, daß Frau Koch häufig -— nicht bloß um ein Buch
zu holen oder zu bringen -— mit Witte gesellschastlrch
verkchrt habe, daß sie zusarrrmen Kassee oder Tee tranken
usw. Hrer hak srch Wrtte emer w i s s e n t'I r ch e n
E r d e sv e r I e ß u n g schuldrg gemacht, rndem er den
gesellsckiastlichen Verkchr als ganz gering bezeichnete„
während dies nicht der -Fall war. Noch ein zweiter
Fall des Meineids wurde durch die Beweisauf-
nahme erwiesen. Wrtte hat als Zeuge beharrptet, dast
er seinen Brrvschen LiPPert uie gemißhandelt, son-
dern nur einmäl zur Tür hinausgeworfen habe. Dres rst
nnwahr. Lrppert, der einen glaubwürdigen Erndruck
macht, erklärt, er sei erheblich zweimalmit dev
Reitpeitsche oder Fußtrrtten regaliert wotden. Er
erinuert sich bestirrrmt an mindestens zehn Falle. Auch
zwei andere Burschen hat Witte wiederholt mitzhartdelt,
sodaß rnsgesamt vierzehn Fälle der Mißhand -
Inng Untergebener n-achgewresen wutden.
Oberleutnant Witte hat gegen das krr-egsgerichtlrche
Urteil Berufung eingelegt.
Kleine Zeitung.
Berlin, 29. Juli. Jn einrgen Postämtern der
Stadt bestcht seit einiger Zeit versuchsweise em auto -
ruatischer Verkauf von Wertzeichen. Diese
Einrrchtung hat sich so gut bewährt, daß jetzt auf allerr
größeren Postämtern Verkaufsautomaten aufgestellt wer-
den sollen.