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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204 - 229 (1. September 1904 - 30. September 1904)
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https://doi.org/10.11588/diglit.14241#0515

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SsmlU, I«, skitemder I«U. Erste« Matt. 46. Mrsi« — 212.

Grscheint täglich, SonntagS auSgenommen. PreiS mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in'S HauS gebracht, bei der Expedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post

z bezogen vierteljährlich 1,85 Mk. auSschließlich Zustellgebühr.

AnzeigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder derrn Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für htrfige GeschäftS- und Privatanzeigen «mäßigt. — Für dir Aufnahme von Anzeigen
an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Pla lattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 8L.

Deulfches Reich.

^ /— Die Erkrankung des Oberhofmarfchalls der
Kaiserin, Freiherrn von Mirbach, soll, wie von unterrich-
teter Seite verlautet, so ernster Natur fein, daß
fNan Mirbach nahe stehertden Kreisen die dauernde
^iiederaufnahme seiner dienstlichen Funktionen als Ober-
hofrneister für höchst unwahrscheinlich hält.

— Die Sammlungen für die deutschen An-
lledler in S ü d w e st a f r i k a sind nicht nur in-
llerhakb des Reiches betrieben wordsn; auch ausgewan-
derte Deutfche haben sich in warmherziger Betätignng
oer Stammeszusammeng-ehörigkeit der schwer Geschä-
dlgten angenommen. So haben die Deutschen in
^hile über 10000 Mk. zusammengebracht und diese
durch Vermittlung der Kolonialabteilung des Auswär-
stgen Amtes dem Zentralhilfskomitee iür Südwestafrika
uoergchen lassen.

— Die Vermutung, daß der deutsche Kapitänleut-
uant Ritter Hentschelv. Gilgenheimb, welcher
oen Kämpfen im russ. Hauptquartier der Marine bei
Port Arthur beigswohnt, mit der Dschunke beint Ver-
iassen der bedrängten Feste untergegangen sei,
gewinnt leider an Wahrs^einlichkeit. Ritter Hentschel
b- Gilgenheimb war am 13. April 1888 in -die Marine
eingetreten und am 12. Mai 1891 Leutnant zur See ge°°
tvorden. 1894 vückte er zum Oiberteutnant auf. Zum
Kapitänleutnant wurde er am 18. Juni 1900 befördert.
Der Ausbruch des russisch-japanischen Krieges fand ihn
auf dem- Flaggschiff „Fürst Bismarck". Da der in das
russische Marineh-auptquartier entsendete Admiralstabs-
offizier, Korvettenkapitän Hopmann, nicht zeitig genug
uach Port Arthur gelangen kann, so erhielt v. Gilgen-
hemüb telegraphisch die Qrder, die^ russische Festung
^zusuchen. Mehrere Berichte von ihm sind, der „Nordd.
'lüg. Ztg." zufolg-e, noch eingetroffen.

^ Der Redakteur des „Volksb-lattes" in Halle a. S.,
Eette, wurde heute wsgen M a j est ä t s - B e l e i d i -
hung zu4Monaten Gefängnis verurteilt, we-
gen Veröffentlichung einer Notiz, daß in Wien ein
llhgeblicher Bruder Kaiser Wikhelms, Sohn Kaiser Fried-
^chs, als Landstreicher im Spital gestorhen sei. Jn erster
Knstanz war der Angeklagte frei-gesprochen worden.

. .. Hamburg, 9. Sept. Einem hiesigen, ihm von
wuher bekannten Privatlehrer san-dte der Kronprin- z
^nf dessen Glückwunschschreiben folgendes Telegramm:
»Dairsend Dank. Bin ungeheuer dankbar, eine so e nt-
^uckendeundklugekleineBraut mein eigen
uenrien zn dürfen. Wilhelm, Kronprinz."

Auslarrd.

ich-Ungarn.

r Berichterstatter des „TemPs"
u Papst vor deM grotzen
Pil-ger mehrere Franzosen in
un-d ihnen ans Herz gelegt
befolgen, die Leo XIII. im

P a r i s, 9. Sept.
^feldet aus Rom, datz
^uibfang der französisc
Pkivataudienz empfani
die Weisung-en

Sinne des Anschlusses an die RePub 'lik gegeben
habe.

Serbien.

Belgrad, 9. Sept. Da König Peter zahlreiche
anonyme Briefe erhalten hat, die auf ein Attentat
am Krönungstage hinweisen, hat die Polizei
einen besond'eren Sicherh-eitsdienst für diesen Tag ein-
gerichtet.

Aus Ltadt und Land.

Heidelberg, 10. September.

-p Großherzogs Geburlstag. Das gestrige Festessen
tm grotzen Saale der Stadthalle nahm unter Beteiligung von
etwa 100 Herren einen sehr lebhasten, angeregten Verlauf.
Die Rcde auf den Grotzherzog hielt Landgerichtspräsident Ca -
d e n b a ch.

Bon der Universität. Der seit 1902 als Privatdozent für
Chirurgic an der hiesigen Universität wirkende Dr. A. Nehr -
korn, Asststenzarzt von Geh. Rat Pros. Dr. V. Czernh, ist
aus seiner Stellung aus-geschieden.

^ Touristentag. Der Himmel begrüßt den heute hier be-
ginnenden Touristentag nicht gerade mit cinem freundlichen
Gesicht. Vtelleicht hält sich das Wetter aber wenigstens so, datz
es nicht regnet. Schön wäre es freilich, wenn die Sonne wieder
zum Vorschein käme und wenigstens morgen und übermorgen
die malerischen Reize Heidelbergs und seiner Umgebung den
Touristen in ihrem Glanze zeigte. Für das Gartenkonzert
am Sonntag Nachmittag sind die Lokalitäten und der Garten
der „S t i ft s ni ü h le" den Festgästen reserviert. Was die
Ausflüge an Montag anbetrifst, so stnd folgende vorge-
sehen: 1. An die Bergstratze: Bensheim-Felsenmeer,
Felsberg-Auerbach-Schlotz-(Malchen)Auerbach. Abfahrt 7.21
Hauptbahnhof. Abmarsch 8.30 vom Bahnhof Bensheim. 11
Ühr Frühstück a. d. Felsberg. 2 Uhr Mittagessen tn der „Kronc"
in Auerbach. Führer: Buchhändler Karl Groos, Privatmann
Haller, Prof. Lorentzen. 2. Jns Neckartal: Neckarhausen-
Stcinerner Tisch-Mückenloch-Dilsberg-Neckarsteinach-Neckarge-
münd. Abfahrt 8.12 Hauptbahnhof, 8.17 Karlstor, Abmarsch
8.48 vom Bahnhof Ncckarhausen — Frühstück 12 Uhr im schwar-
zen Schisf in Neckarsteinach, Mittagcssen 2 Uhr in Neckargemünd.
Führer: Rechtsanwalt Landfried, Fabrikant ^taquet, Möüel-
händler Gg. Schmitt. — Die Teilnehmer weroen gebeten, sich
bei den Führern anzumelden.

X Pfarrwahl. Morgen Vormittag wird in der Providenz-
kirche eine Vorberatung der evangel. Kirchengemeinde bezüglich
der Wahl des ersten Pfarrers an der Heiliggeistkirche statt-
finden. Unter den Bewerbern hat der Oberkirchenrat die fol-
genden Herren zur Wahl vorgeschlagen: Stadtpfarrer Karl
Arnold in Wiesloch, Pfarrer Otto Raupp in Mundingen,
Pfarrer Friedr. Schultz in Tegernau, Pfarrer Hermann
Sprenger in Buchenberg, Stadtvikar Dr. Hans Hoff in
Baden und Pfarrer Karl Hesselbacher in Neckarzimmern.

X Das Kaiser-Panorama stellt die hochaktuelle Serie von
Ler Mcmtschurei, die uns speziell Mukden, den gegenwär-
tigen Kriegsschauplatz zwifchcn Russen und Japanern, veran-
schaulicht, auf bielseitigen Wunsch auch noch morgen, Sonntag,
aus. Von Montag ab kann manwie russische Provinz Finn-
land dort kennen lerncn.

* Unser Bataillon hat sich heute früh 6.15 Uhr mit Extrazug
in das Manövergelände der 28. Division begeben.

Erweitcrung des Sprechbcreichs. Vom 10. September
ab ist HeidelLerg zugelassen zum Sprechverkehr mit Rothen-
berg (Odenwald), Gesprächsgebühr 20 Pfg.; Altenheim, Dun-
denheim, Jchenheim, Saarburg (Lothr.), Hessen (Lothr.), Jm-
lingen und Riednig, -Gesprächsgebüyr je 1 Mk.

Wieblingen, 9. Sept. (E i n Uüglückssall) ereignete
sich heute Nachmittag kurz nach halb 4 Uhr in unserem Orte.
Der in den 50er Jahren stehende blinde Heinrich Wacker, der
bei seinem Schwager Heinrich Merdes in den Hausgeschäftcn

mithilft, stürzte so unglücklich vom Heuboden hcrunter, datz er
etne Gehirnerschütterun-g erlitt.

X Sandhausen, 9. Sept. (Grotzherzogs Geburts-
tag.) Jm festlich geschmückten Vereinslokal im Gasthaus
„zur Rose" dahier veranstaltete die Kasino-Gesellschaft „Froh-
sinn" einen Kommcrs zu Ehren des Geburtsfestes Sr. Kgl.
Hoh. des Grotzhcrzogs. Lehrer Wunsch hielt die Festrede,
welche mit einem begeisterten Hoch auf den Grotzherzog schloß.
Dr. Strübel toastete auf den 'deutschen Kaiser. — Heute Nach-
mittag fand auf dem Rathause die Dekorierung des Zigarren-
arbeiters Nikol. Herzog III. der Firma Brunner u. Schweizer
für 30jährige treue Arbeit durch den Bezirksrat Herrn Bürger-
meister Sickmüller aus Nußloch statt.

X Mannheim, 9. Sept. (Flüchtig gegangen.) Die
Frau eines Schiffsbesttzers ging mit ca. 1000 Mk. flüchtig.
Autzerdem kamen dem Ehemann 2000 Mk. an Wertpapieren ab-
handen. Zwei Schisfer sind der Mittäterschaft verdächtig in
Haft genommen worden.

-st Mannheim, 9. Sept. (Der ProzetzBöhm), der vor
nunmehr einem Jahre hier stattfand, wird am 13. November
eine Neuauslage vor dem Reichsgericht erleben. Bezüglich
einiger Fälle, in denen Böhm freigesprvchen wurde, hat der
Staatsanwalt Revision eingelegt. Uebrigens macht die Sa-
nierung der durch die Verfehlungcn Böhms hervorgerufenen
Krise auf der Rhein-au erfreuliche Fortschritte. Die Rheinau,
G. m. b. H. in Liquid., zahlt per 1. Oktober 500 000 Mk. ihrer
von der Oberrhein. Bank garantierten Obligationen zurück.

Bruchsal, 9. Sept. (Der katholische Geistliche
Rreger), früher Kaplan in Philippsburg, der wegen seines
Attentats gegen Len Erzbischof in Haft genommen,
dann aber, wetl er im Zustande geistiger Störung gehandelt,
autzer Verfolgung gesetzt wurde, übersendet der „Frankf. Ztg."
eine Berichtigung, joelche sein Verhaltcn rechtfertigen soll. Er
sagt darin: „Jch habe nicht auf den Erzbischof geschossen, son-
dcrn ich habe in eincm Raume geschossen, in welchem sich dev
Erzbischof befand, und zwar erst, als dieser beim Verlassen
des Lokals bereits die Tür erreicht hatte. Auch im Zustande
der höchsten Crregung ist es mtr nicht eingefallen, auf Lie ver-
ehrungswürdige Person des Herrn Erzbischofs Dr. Nörber zn
schietzen. Diese Behauptung fand auch in dem gerichtlichen
Augenschein, Lessen Protokoll von mir unterschrieben wurde,
Bestätigung. Jch hatte auch nicht die Absicht, sonst jemand zu
treffen oder zu verletzen. Wenn ich jemand treffen wollte, so
war es meine eigene Person, durch den Schein eines Vcr-
brechens, den ich auf mich lud. Es läßt sich ja wohl denken, datz
jemand in eine Lage gebracht werden iann, in welcher er den
Jntriguen übermächtiger und herzloser Gegner gegenüber kei-
nen anderen Ausweg mehr sieht, als die Flucht ins Gefängnis
unü auf die Anklagebank. Für geisteskrank bin ich nicht erklärt
worden, sondern durch Gerichtsbeschlutz wurdc „der Angeschul-
digte außer Verfolgung gesctzt, nachdem sich ergeben hat, datz
derselbe am 26. Mai 1904, als er die ihm zur Last gelegte Tat
verübte, sich in einem Zuftande krankhafter Störung der
Geistestätigkeit befand, durch welche die freie Willensbestim-
mung ausgeschlossen war." (Jnteressant wäre es, über die an-
geblichcn übermächtigten und herzlosen Gegner etwas Näheres
zu erfahren.)

L Karlsruhe, 9. Sept. (Der Geburtstag des Grotz-
zogs) wurde heute in der üblichen Weise gefeiert. Kanonen-
donner und Festgeläute leiteten den Festtag ein. Nach den
Festgottesdiensten fand im Museum ein Festessen statt, an wel-
chem die Spitzcn der staatlichen, städtischen und Militärbehör-
den, unter anderen Minister von Dusch, Minister Dr. Schenkel,
General von Hoffmeister, teilnahmcn und bei dem Minister
von Dusch das Hoch auf den Landesherrn mit folgender An-
sprache ausbrachte:

„Aus treuen, dankerfüllten Herzen stcigen heute die innigsten
Segenswünsche aller guten Badener empor für die ehrwürdige
Gestalt des Fürsten, der des Alters abgek,lärte Weis-
heit mit der Tatkraft dcs Mannes vereinend
in uncrmüdlicher Pflichttreue seines erhabenen Amtes waltet.

Kleine Zeitung.

... München, 9. Sept. Die „M. N. N." melden:
^estern wnr in Mllnchen der dritte deutsche N o-
artag versgm>melt, zu welchem etiva 80 deutsche No-

lar

eingetroffen waren. Justizrat Weißler aus Halle

^rstattete Bericht über die Vorallbeiten zur Herausgabe
^ues Sammelwerkes betreffend die Urkundenverfassnn-
8en tzxx deutschen Bundesstaaten. Ein Antrag auf
^ransgabe eines solchen Sammelwerkes wurde von der
^rsammlnng angenommen. Sodann berichtete derselbe
iedner tcher die Frage der Mschaffung oder Vereinfa-
des Wechselprotestes. Entsprechende Anträge des
Aerenten wurden einftiimmig angenommen.
r ^ Frankenthal, 8. Sept. Heute Nachmittag wurden
"ahegelegenen Lambsheiw drei Kinder
Arbeiters Andreas Schörtel von einem mit Kalk be-
vdenen Lastftchrwerk überfahren. Eins der Kin-
ein Knabe von 4 Jahren-, blieb auf der Stelle tot;
^ein anderen, einem Mirdchen von 3 Jcch-ren, wurde
tz." Arm abgefahren und ein Bein ft a r k geschä-
^ Das dritte Kind, ein Mädchen im Alter von etwa
d^w'hren, wurde ebenfalls schwer verletzt unter
ftN Wcigen hervorgezogen. Dte Schuld an dem Unfall
dem mit der Leitung des Fuhrwerks betraut ge-
^ienen Knecht beigemessen, der die Pferde zeitweise un-
^Üsichtigt gelasfen haben foll.

, .Hamburg, 9. Sept. Laut Mitteilung der Poli-
^'vehöx^ orgab die Untersuchnng der auf dem Dampfer
' § k o p s a a t e" gqfundenen R a t t e n, daß einige

von ihnen mit Pestkei m e n behaftet stnd. Alle Vor-
sichtsmaßregeln find getroffen. Die Ausräucherung des
Schiffes mit dem Rattentötungsvpparat ist bereits be-
endet. Die Löschung der Ladung wird unter >behördlicher
Aufsicht fortgesetzt; Menschen sind nicht erkrankt, es liege
nicht der g-eringste Grund zur Beunruhigung vor.

— Hamburg, 9. Sept. Wie die Altonaer Sanitäts-
Kolonne heute mitteilt, stnd von ihr am Abend des
Zapfenstreiches llber 300 Unglücksfälle be-
handelt worden. Bei 'der Kaiser-Parade, zn welcher der
Menschenandrang! viel größer war, mnßten 50 Fälle ver-
zeichnet werden. Von Hamburg und Altona aus sind
Bestrebungen im Gange, um diesen Vorfall im Reichs-
tage zur Sprachs zu brin-gen. 'Es steht jetzt fe-st, daß der
Befehl, gegebenenfalls mit der Feuerspritze gegen! das
Pu-blikum vorzugehen, schon am Nachmittag erteilt wor-
den ist.

— Das Dörfchen Gclbcnsande, von dessen Exiftenz
man bis in die letzten Tage hinein in den von der meck-
lenburgischen und pommerschen Ostseeküste weiter abge-
legenen Gegenden wohl kaum eine Ahnung! hatte, ist'
heute in aller Munde, nachdem fich' dort der deuffche
Kronprinz mit der Herzogin Cäcilie zn Mecklenburg ver-
lobt hat. Das Dörfchen, das etwa 200 Einwohner
zählen mag, liegt ungefAir 20 Kilometer nordöstlich von
Rostock an der Eifenbahn nach Ribnitz und Stralsund in
der Ribnitzer Heide, dem östlichen Teile der Rostocker
Heide, öeren Laub- nnd Nadelholzwaldnngen das Ziel
von Ausflllglern der Badegäste von Warnemünde und
Müritz bilden. Dort in Gelbensande hat der Großher-

zog Frie'drich Franz III., der Vater der Braut, oft ge-
weilt. Jn früheren Jahren wohnte er da im Dorfe in
einem bescheidenen Landed-elmvnnfitz; die'ser wurde fpäter
zur Oberförsterei eingerichtet un-d der Großherzog erbaute
fich in' dem Forst ein ftattliches Jagdschloß, einen ein-
stöckigen Ziegelban mit nordländifchM Veranden und
Holzfchnitzereien. Schöne 'Erinnerungen a-us der Zeit
der Kindheit werden sich fllr die Braut unferes Kron-
prinzen an diefen stillen Erdenwinkel knllpfen.

— Newyork, 9. Sept. Bei Charlotte in Nord-Karo-
lina brach ein Zug der Seaboar'd-Air-Linie durch
eine Brücke llber den Catawbafluß. 15 Personen
wurden getötet und 20 verletzt.

Literarisches.

—* Der Regicrungsrat im Arbeiterkittel. Ein interefsantes
Buch ist in der letzten Woche erschienen. Ein leibhaftiger preu-
tzischer Verwaltungsbeamter, der sich zu Studienzwecken über
ein Jcchr in Amerika aufhielt, ist dort incognito Jndustrie-
arbeiter gewesen und schildert nun seine Erlebnisse und Er-
fahrungen: Regierungsrat Kolb — „Als Arbeiter
in Amerika" (Berlin S.-W. 11, Hofbuchhandlnng Karl
Siegismund, 142 S., Prcts Mk. 3.—). Seit Göhre seine „drei
Monate Fabrikarbeitcr" abmachte, ist es ja öfter geschehen,
daß studierte Leute den Arbeiterkittel anzogen und in die Fa-
brik gingen, um am eigenen Leibe zu erfahren, wie es sei,
Handarbeiter zu sein. Aber ein preutzischer Regierungsrat
als Arbeiter — das war noch nicht da. Jm Vorwort erzählt
er, datz sozialen Fragen seit langem sein Jnteresse galt. Zwei
Monate weilte er beretts in den Vereinigten Staaten, die erste
grotze Neugierde war gestillt. Nun reizte es ihn, die Cxistenz-
bedingungen des amerikanischen Proletariats kennen zu lernen,
das, auch in seinen deutschen Bestandteilen, vom kommunisti-

Die heutige Nummer umfaßt drei Bliitter, zusammeu 14 Seite«.
 
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