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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204 - 229 (1. September 1904 - 30. September 1904)
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https://doi.org/10.11588/diglit.14241#0631

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l bezogen vierteljährlich 1,85 Mk. auSschlichlich Zustellgebühr.

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^ DiMez, k?. Lqitmdtt 1M.

Erste« Blatt.

46. Mkjiiz. — 226.

Der Graf-Regent von Lippe

Detmold, 26. Sept. Der Gras-Regent ist heute
^o-vgen 9 Uhr 20 Mnuten gestorben.

, . Die Nachricht vo>m Tode deZ Grasen Ernst zur Lippe-
^lesterfeld kommt überraschend. Man hatte wohl gehört,
das Befinden des Graf-Regenten nicht günstig sei,
^er daß der erst 62-Jährige jetzt schon abiberusen werden
"'ürde, daran hat man nicht gedacht.

Ernst Kasimir Friedrich Karl Eberhavd Gras und
Ldler Herr zur Lippe-Biesterfeld war am 9. Juni 1842
Qpercassel bei Bonn geboren, solgte 1884 seinem Bater
^ls Erbherr der gräflichen Linie Lippe-Biesterfeld uikd
^ielt 1895 nach dem Töde des Fürsten Woldeinar dnrch
^nen Schiedsspruch 'das Recht der Rsgentschaft des
^ürstentums Lippe zugesprochen. Nachdem der Schieids-
^druch schon gefällt worden war, sind starke Bedenken
^lSetreten, ob der Graf den Anforderungen der
benbürtigkeit entspreche. Das Schiedsgericht hatte den
^bel der Moldeste von Unrnhe, einer Ahnfrau des Grafen,
hinreick>end angesehen. Nun scheint sich aber herausge-
IMt zu haben, daß der Vater der Modeste gar nicht ade-
?3, sondern das uncheliche Kind einer ziemlich zweifel-
^iten Person war. Es ist also sshr fraglich, ob dein
^afen heute die Regentschaft zugefprochen worden wäre.

« Hierzu kommt, datz die Ebenbürtigkeit Ler Gemahlin
Gmf-Negenten, einer geborenen Gräfin Wartersleben
^gezweifelt wird, sodaß der Streit um das Thröncheir
on Detmold nun wohl von neuem aufleben wird.

schl.

Ät>

Der Lippe'sche Landtag hat zwar im Jahre 1898 be-
ossen, 'daß nach dem Tode des Graf-Regenten dessen

veper Sohn die Regentschaft übernchme. Meser älteste
^chn ist Graf Leopold, geb. am 30. Mai 1871 zu Ober-
^lel bei Bonn. Er ist preußischer Oberleutnant ck lu
^ Ue pbo Armee und vernrählt mit der Prinzessin Bertha
Nrn. ^^°PHiliPPschal-Barchfeld. Die Schaumburger
autzerdem auch die andere Lrppe'sche Linie, werden
wahrscheinlich den Protest dagegen erneuern, 'daß
*df Leopold die Rsgentschaft übernimmt.

^ Der Fürst zu Schaumburg-Lippe hat schon im Jahre
. lt? gegen diose Möglichkeit beim Lippe'schen Landtage
^testiert mil der Begründung, daß die Söhne
^ Regenten Ernst aus unebenbürtiger Ehe stammten,
dessen Gemahlin, die Gräfin von Wartensleben, müt-
^"icherseits einer büvgerlichen Familie Halbach aus
. werika entstainwe. Er rief 'den Bundesmt an, der sich
h/Tanuar 1899 für zuständig erklärte, es aber ablehnte,
^dillls eine Prüfung der Angelegenheit vorzunehmen,
oazu vorläufig kein Anlaß vorliege.

^ Das Ableben des Grafen Ernst wird nun eine sofor-
Cntscheidung des Buüdesrats notwendig machen, ob
^ Mch den Söhnen des Verstorbenen bas Recht auf die
^.Jsntschaft zufprechen will oder uicht. Da iu einem
^ilprozeß das Oberlandesgericht und das Reichsgericht
f^nnt haben, daß Gras Ernst nicht ebenbürtig sei, fo
ht die Sache für die Lippe-Biesterfeld nicht günstig.

Stadttheater.

^ Heidelbcrg, 27. Sept.

^o^ora", Parifer Sittengemälde in 5 Akten von V. S a r-

itz^vn den zahlreichcn Werken des fruchtbaren französischen
^^r^nschriftstellers begegnet man tn Deutschland am liebstcn
..tz? ^vohl auch am häufigften der „Madamc sans Gene"; auch
t^wienne" (Divorcons) wird noch öfters gegeben und mit Jn-
g?, angesehen. Die anderen sind allmählich stark zurück-
tz^ten. „Dora" ist im Bunde die Dritte, die gelegentlich in
s^uerung bringt, datz man Sardou auch in Deutschland
Freilich, die Ueberschätzung der Franzoscn hat all-
ih^"ch nachgelassen, abcr von ihrer geschickten Technik, von
gerlsi Begabung, eine Entwicklung spannend uitd efsektvoll zu
d^Wten, jst heute noch zu lernen. Auch in „Dora" zeigt stch
Talent des franzosischen Autors, wenn man auch sagen
er in Bezug aus sorgfältige, intime Charakterzeich-
^jI sowohl von den Ansprüchcn des Publikums wie auch zum
^bon dem Können der Ncueren überholt worden ist.
tzt>s^rakterisiert werdcn in „Dora" mcist nur mit wenigen
Eine Anzahl von Exoten: die spanische Marguise, die
hiju chre Hoffnungcn auf Besscrung ihrer wirtschaftlichen Ver-
«chMc und damit auf einen Mann für ihre Dora, auf eine
I^'llAadung Flinten setzt, die man ihrem inzwischen verstor-
ix,. ss Manne konfisziert hat; der Serbo-Wallache Stramir,
t»on seiner Frau scheidcn lassen, inzwischen abcr für
t>osjs..'4orgen" will; der Baron van 'der Kraft, der zweideutigc,
ÄyD'che Agent; die Abentcuerin Ziska. Auch die Fürstin
:n ist mit einigen charakterisierendcn Linien gezeichnet,
srh^fwd die Vertreter der französischen Gesellschaft recht
^onenmätzig behandelt sind.

^etzs-^igens eine recht bunte Gesellschaft, die sich da in den
der Marquise bei einem Glas Zuckerwasser zusam-

Dculsches Reich.

Bade«.

— Unter -dcm Vorsitze des Oberbürgermeisters Dr.
Gönner fand am Samstag in Baden-Baden eine
Konferenz d-er Vertreter dev Stä dt e o r d n u n g s -
st 8 dte statt, zn welcher sämtliche Oberbürgermekfter er-
schienen waren.

^ Jn einer Versamimlung des VÄksvereins für das
katholische Deutschland in Karlsruhe am letzten
Sonntag hielt Bürgermeister Häfner ans Ettlingen
eine Rede, währenld wÄcher fich ein kleiner Zwischenfall
ereignete. Der „Beobachter" berichtet darüber:

Von oben wünsche man den Zusammenschlutz aller staats-
crhaltenden Elemente, von andercr Seite suche man eine Pha-
lanx gegen das Zentrum zu bildcn, damit dasselbe nicht die
Majorität in der Kammer und damit den Präsidentensttz be-
kommc, denn dics wäre ein wahres Nationalunglück für unser
Land. (Heiterkeit.) Mit unerschüttcrlichem Gleichmut stehe
üas Zcntrum diesen sich direkt zuwiderlaufenden Bestrebungen
gcgenüber, vertrauend auf die Macht seiner Prinzipien. Viel
umworben gleich einer reichen und mächtigcn Braut — aller-
dings nur der zu erhoffenden Mitgift wegen — wird die Zen-
trumspartei gut daran tun, die Bewcrbungen kleiner und gro-
tzer Freier auszuschlagcn und ihre cigenen Wege zu gehen.
Die Zentrumsprinzipien sind stark und mächtig genug, um
cinen guten Wahlerfolg zu crzielen — vorausgesetzt, datz un-
sere Leute allc ihre Pflicht tun. Einig wollen wir zusammen-
arbeitcn mit denen, welchen das Wohl des Volkes, des Staa-
tes und der christlichen Rcligion am Herzen liegt. (Bravol)
Wir wollcn keine grotzen Eroberungen machen, nichts heraus-
schlagen auf dem Gebiet der Schulc; wir wollcn aber darüber
wachen, datz der Kirchc dasjenige Matz von Einflutz auf die
Schule, das ste heute besitzt, nicht geschmälert werde. (Zu-
stimmung.) Wir wollen keine Einschräntung der persönlichen
Freiheit, wir verlangen, datz die Kinder in allem Nützlichen
und Notwendigen unterrichtet wcrden (Zuruf: Aber nicht
mit Dogmen! Der Ruser, wahrschcinlich ein Sozial-
d e m okrat , wird zurechtgewiesen; cr gibt sich nicht zufriedcn
und mutz schlietzlich aus dem Saal entfernt werden).

Bayern.

München, 26. Sept. Die „Neuesten Nachrichten"
nielden: Die b a y e r i s ch e R e g i e r u n g hat der
Verstaatlichung der Pfälzischen Bahnen auf Grund der in
der Genevalversamüilung voin 18. Juli gemachten Ver-
staatlichungsvorschlägie zugestimniit. Dem Ministerium
bleibt nur die Ausavboitung der Berftaatlichungsvorlage
für den im Herbst 1905 zusammentretenden Laudtag
übrig.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit dcr Grotzherzog haben
dem Kommandantcn des Truppcnübungsplatzes Hagenau, Ge-
neralmajor z. D. Kretschmcr, das Kommandeurkreuz zwei-
ter Klasse mit Eichenlaub uud dem Stabs- und Bataillonsarzt
im Königlich Sächsischen 6. Jnfanterie-Regimcnt Nr. 105, Dr.
Hans Reinhard, das Ritterkrcuz zweiter Klasse mit Eichen-
laub des Ordens vom Zähringer Löwen vcrliehen.

— Seine Königliche Hoheit der Grohherzog haben
dcm Zentralinspektor bei der Gencraldircktion der Staats-
eisenbahnen, Güterinspektor Hcrmann May, den Titel „Be-
triebsinspektor", dem Hauptmagazinsverwalter Karl Doll-
mätsch in Karlsruhe und dem Bahnverwalter Friedrich
Klcinbub in Heidelberg den Titel „Jnspektor" verliehen,
ferner den Bahnverwalter Wilhelm Därrwächter bci der

Generaldirettion unter Verleihung des Titels „Rcgierungs-
assessor" zum Hilfsarbeiter bei dieser Zentralstelle, den Be-
triebskontrolleur Franz Gramm in Radolfzell zum Bahnver-
walter und dcn Gütcrexpeditor Joses Böhmer in Mannheim
zum Stationskontrolleur ernannt.

— Dem Bahnverwalter Franz Gramm wurde das Sta-
tionsamt Radolfzell übertragen und Stationstontrollcur Josef
Böhmer der Güterverwaltung Mannheim zugeteilt.

— Seine Königliche Hoheit derGrohherzog haben dem
Lehramtspraktjkanten Philipp Pfeifer von Mannheim unter
Ernennung desselben zum Professor eine etatmätzcge Profes-
sorcnstelle an der Oberrealschule übertragen und den Professor
Franz K o h l he p p an der Oberrealschule in Frciburg in glei-
cher Eigenschaft «m das Progymnasium in Durlach versetzt.

— Seinc Königliche Hoheit der Grotzhcrzog haben d,e
Oberbeschlieherin Frau Friederite Berger wcgen vorgeruck-
ten Alters und leidender Gesundheit und den Offizranten Edu-
ard Burger wegen leidender Gesundheit auf den 1. Oktober
d. I. in den Ruhestand versetzt.

KarIsruhe, 26. Sept. Die Großherzogtn
fuhr am Samistag Mittag 12 Uhr 17 Minuten von Kon-
stanz nach Singen und von da mit Sonderzug nach,
Engen, woselbst Empfang am Bahnh-of stattfand. Von
hier begab diesekbe stch zu Wagen nach Dhengen und be-
sichtigte dort von 3 Uhr -ab die Ausstellung der Bstdustrie-
Schulen des Bezirks sowie die Gewerbe-Ausstellung und>
nahm zahlreiche Dorstellungen entgegen. Nach eineirs
Besuch in dem Hause der Prästd-entin des Frauenvereins,,
Frau Dr. Werner, fuhr Jhre Königliche Hohtzit über B-Iu-
menfeld, woseWst eine kurze Betzrüßung der Kranken-
schw-estern des städtischen Gpitals entgegen tzenvmm-en
wnrde und über Binningen, wo ein Befnch bei Freifrau
von Hornstein stattfand, nach Welschingen und von da mit
dem Schnellzug über Sin-geni nach Konstanz. Die An°
kunft auf Schlotz Mainau fand gegen 10 Uhr statt. Gestern
Mittag empfingen die Gr-oßherzoglichen Herrfchaften in
Schloß Mainan den Besuch des Königs von Rnmänien
sowie der Gräfin von Flcmdern un>d des Fürsten Leopold
von Hohengollern. Die hohen Gäste kamen mit der Bahn
von Schloß Wein'bnrg in Konstanz an, woselhst die Groß-
herzogin dieselbw empfing und nach Schloß Mainau ge-

Vankett des Heidelberster Sängerverbandes
zn Ehren des Hauptausschusses des deutschen
Sängerbundes.

Vo. Heidelbcrg, 27. Sept.

Das gestcrn Abend im grotzen Saale der Stadthalle von
der Heidelberger Sängersckast dem Gesamtausschusse des deut-
schen Sängerbundes zu Ehrcn veranstaltetc Bankett war in
mchrfachcr Hinsicht ein Ehrenabend. Es war nicht allein ein
Ehrenabend für die Ausschutzmitglieder, sondern auch eiu sol-
cher für das dcutsche Lied, die Stadt Heidelbcrg und für den
Sängcrverband. Stundcn echter Sangesbrüdcrlichkeit und>
Sangesfrcudigkcit haben wir mitcrlebt. Ans Nord und Süd,.
aus der fernen Ostmark, hatten sich die Trägcr und Förderen
dcs dentschen Liedes und dcs deutschen Geistes vcrsammelt,
um auszusprechcn, was wir Deutsche in unscrcm Licde für
einen Talisman besitzcn, wic sich dcrselbe Lewährt und bewährt
hat in schweren Stunden. Der Abend war dazu angctan, die
Herzen zur Begeisterung zu cntflammen, zu entflammen für
das grotzc, schöne, deutsche Vaterland.

Eine crwartungsvolle Stimmung bemächtrgte sich des zahl-
reich erschicnenen Publitums, als die 500 Mann starke Sänger-

Es ist eigentlich ein Kriminalroman mit Entwendung von
Photographien und Dokumenten, was sich vor unscren Augen
abspielt und uns nach Art cincs solchen in Spannung versetzt.
Schlietzlich wird die Schuldige, dic Pseudogräfin Zista cntlarvt,
die Unschuld Dora's tritt in's hellste Licht uird das Ganze en-
det bürgerlich rührend damit, dah die in dcr Liebe ihres Gat-
ten glückliche passive Hcldin Dora der aktiven Heldin des
Stückes, der Ziska, verzeiht. Eigcntlich sollte das Drama nach
der lctzteren genannt scin.

Die Aufführung war teilwcise schlcppcnd und litt an Un-
sicherheiten. Eine gcwisse Schwerfälligkeit machte sich geltend,
wodurch der Eindruck dcs Stückes beeinträchtigt wurde.

Frl. Decarli als Dora und Herr Saltenburg als
Maurillac hatten gestern Gelegenhcit, ihr Können in grötzeren
Partien zu zeigen. Es fehlt ihnen noch an Routine, an den
Kleinigkcitcn, die den Augenblick ausfüllen, sie kleben noch am
Stichwort, das sie abwartcn müssen, um in Tricb zu kommen;
abcr wcnn cs einmal losgeht, dann stürzen sie sich energisch ins
Fcuer; so brachten sie die leidenschaftlichen Szenen im viertcn
Akt ganz annehmbar heraus. Sicherer und unabhängiger zeigte
sich Frl. Reinhardt als Marquise. Von dem übrigen
neuen Personal hatte Frl. Oster die sehr heitle Rolle Ler
Zista übcrnommen, welche der Darstellerin kaum zu überwin-
dende Schtoierigkciten bietet. Eine Schlange mit häufigen Ge-
mütserregungen darzustcllen, das ist eine Aufgabe, dic sich
widerspricht. Wir haben noch keine Ziska gesehen, die uns
völlig überzeugt hätte. Anzuerkennen ist, wic mutig Fräulein
Ostcr an ihre Aufgabe heranging und sie hat sich mit Ehren
aus der Affäre gezogen. Von dem vorjährigen darstellenden
Personal sahen wir Frl. Bucovics und die Herren Stein-
mann, Kehr, Haah und Brenne.r wie'der. Die alten
und die neuen Kräfte scheinen sich an Begabung die Wage zu
halt-en, so datz wir, wenn sie erst öfters miteinander auf dem
weltbedeutenden Bretterboden exerzicrt haben werden, auf ein
gleichmähiges, leistungsfähiges Ensemblc rechnen dürfen.

F- M.

Aus der Frauenwelt.

Zum Krantenpflege-Antrag. A-uf Veranlas-
sung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins hatte der Bünd-
eine Eingabe gemacht, die betvnte, 'datz unter dem berufsmä-
tzigen' Krankenpflegeversonal stch vielfach Eleniente besinden,
die weder die crfvroerlichen Kennbnisse >UNd Fertigteiten bc-
sitzen, noch das Vcrtrauen verdienen, das ihncn in ihrer ver-
antwortlichen Tätigkeit entgogengebracht werden mlutz. Die
Regierung will u-un, Personen, die sich dem Krantenpflegcbe-
ruf w^dm-en wolle'N, Äe Mögllch^eit Hieden, ldurch d-en Besuch
von Krankenpflegefchulen und Ablegung eincr staatlich ange-
ordneten Prütf-ung das R-echt zn erwerben, sich als staatOch ge-
prüste Krantenpfleger uin'd -Megerinüen zu bezeichnen, an-
drerseits aber «uch bci den staatlichen und kommunalen Heil-
anstalten da-ranf hinwirten, datz idort vorzrigsweise deravtig
geprüfte Personcn nnter entsprechcnder Normicrung und all-
mählicher Steigerung ihres Gehaltes an-genom'men lveri«n.
Entwürfe zu einer derartigen Regclung haben neiierdmgs den
Rcichs-Gesundheitsrat beschäftigt und sind in der letzten Woche
im Rcichs-Gcsundheitsamtc beraten worden.

Aus dem Bcricht dcr G e we r b c I n s p e k t i o n
B« rlin über das J<chr 1903 selhen wir, 'datz die Arbeiterin-
nen sich um 12 918 vcrnwhrt haben, hauptsachsich rn der Me-
tallverarbeitung, in der MaschineniNdristrw, Papierindustrre
und Konfetsionsinidustrie. Es nürd er-wcchnt, datz gerade m
der Frauenarbeit Verstötze gegen sozialpolitifchc Vorschrstten
häufiger sind; daher wünfchenswert Verschärfung -dieser Bor-
schristcn und Verschärfung der auf ihre Umgehung gefetzten
Strafcn. Autzeridem bewnt der Gewerberar, dah die Mitz-
ftände der zeitweiligen Ueberarbeit in Putzmachereien und
Plättan'stailten znni grohen Teile durch die RücksichtÄostkteit
und fehlende Uebcrlegung des P-ublitums verschuldct sinld, das
seine Anfträge nicht richsig einteile nnd nicht rechtzeitig crteile.
— Leider läht sich nicht nur das Berlincr Publikum solche
sozialen Verfohlungen zu 'SchuilÄen kom-men. Allerorts feh-lt
noch vielcn Frauen das Verstänldms für 'dic Pflichten, welche
 
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