Donnerstag, 1ü. November 1904.
Crftes Blatt.
46. Jahrgang. — Nr. 264.
^*!cheint täglich, Sonntags ausgenomnien. Preis mit Familierrblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei ber Expedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg.
Durch die Post bezsgen vierteljährlich 1,35 Mk. ausschlietzlich Zustellgebühr.
^"öcjgcnprcis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezetle 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts« u. Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Angeigen
bestimintcn Tagcn wird kcine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Anschlagstellen. Fernspr. 82.
Zweiter Vortrag Naumann.
Heidelberg, 10. Nov.
öestrigc Vortrag des Herrn Pfarrer Naumann war
'?"ei2 besucht als der erste. Dr. Naumann sprach über die
e>Mntf ^^icklung der Sozialdemokratie, widmete aber seinem
lüh^^"chen Thema nur den zweiten kleineren Teil seiner Aus-
bez^i^öen, die in rhetorifcher Beziehung als ein Meisterstück
Nt werden dürfen, und auch, was die Kraft und Klar-
Gedanten anbetrifft, auf bedeutender Höhe standen.
edner führte, kurz gefatzt, folgendes aus:
^entrum ist das Rätsel Ler politischen Gegenwart, die-
'^ratie ist das Rätsel der politifchen Zukunft. Man
>T ^che Gedanken und Pläne über die Zukunft machen,
b'Vde» sich >n das Wesen und die Entwicklung der So-
'>h lip?. ratie vertieft. Man sagt, ich täte dies nur zu gern,
""ugelte mit der Sozialdemokratie und man möchte das,
'cheZ Gedankenzusammenfassung ist, als ein psychologi-
^ürz^bwl hinstellen. Kaum ein Ding in der Welt ist so merk-
^sse geschichtlich so eigenartig, als diefes, datz eine
> rt "dhängiger Leute sich in der Sozialdemokratie ovgani-
den uuf den politischen Plan getreten ist. Wir erleben
bhd, >"wng geschichtlicher Borkommnisse, die fo merkwürdig
Späteren mit einer gewissen Neugier darauf zu-
^"°sse„ si Üch fragen werden, wie wohl die damaligen Zeit-
'sinfjsi" sich dazu gestellt haben mögen. So bedeutfam wie die
wuug des Eisens in das Baugewerbe, ist der Eintritt der
^"Üicki Bewegung in die Politik. Worin liegt denn ei-
'iegt ? me politische Bedeutung d>er Sozialdemokratie? Sie
rfe dutz ohne die Sozialdemokratie es unmöglich ist,
^elch- ffchnff bes Zentrums über Deutfchland zu überwinden.
Uex ^.sisiöglichkeiten siub denn da, um das Zentrum aus sei-
lvärti "lsichcn Machtstellung herauszudrängen? Bon der aus-
-1'veir- Politik ist nichts zu erhoffen, denn selbst eine Grenz-
urig würde an der Machtstellung des Zentrums nichts
"" ffde Grenzerweiterung zugleich eine klerikale Er-
n» wie ist mit der inneren Politik?
.ie von 1878 bis
wT Erde.
sifre es mit einer Majorität, wie diejenig-.. ....
>ese ^^die Bismarcksche Mehrheit, das sog. Kartcll? Kann
: wiederkehren? Nein, ein Jahr 1887 ist nicht mehr
Seit Las Zentrum dje Schiffe bewilligt, wenn
di
v^rtvarien.
^"ffre"s ^'uen Abstrichen, seit es unsere Jnfanterie und
sUchx Tssinonen unter seine Fittiche genommen hat, ist es nicht
l'sr dg-"Ä'ch> rine militärische Parole so zn schärfen, datz sie
>'Utze s -oentrum unannehmbar wäre, und wenn dies doch
di" doch keine Mehrheit im Volke dafür vorhanden,
, ehvx-.,? Bevölkerung ist nach links gewachsen. Die Ziffern-
Ahr^, 'don 1887 ist längst vorüber. Mit keiner Kunst ist
r "Äre^s iNajorität rechts vom Zentrum bei dem allgemeinen
2 "8 dcs nä" erzielen. Wie wäre es aber mit einer Abände-
§c>rtruu ^sihlrechts? Eine solche Zlbänderung käme, wenn das
- "U i? "'itmachte. Aber das Zentrum wüvde nnr mitmachen,
i->öleich"?' das für sich nützlich erschiene; cin Wahlrecht, das
NiA Zentrum und die Sozialdemokratie zurückdrängt,
-- bgrejs?" konstruieren, es sei dcnn, datz ein Staatsstreich
Auf einen solchen aber wird sich kein Staatsmann
"svs kaun "" Ocgt autzerhalb der politischen Berechnung. Also,
dst" -^utigen Boden geschehen, um das Zentrum
Ar" ^ed-, l>er Sozialdemokratie zurückzudrängen? Da ist
s lost, jT"nks an eine protestantische Mitte aufgetaucht, einen
m - sin um die nationalliberale Partei herum ansetzen
Gedanken liegt der Kern der Forderung, dic
"'eser Gll^öegen zwei Fronten proklamiert wird. Vielen ist
.,"d sic^I°"nke angenchm, er greift aus Vergangenes zurück
i," eiu^,^ s"?chen nicht umzudenken. Aber es reicht einfach nicht
m? uIZ protestantrschen Mitte. Diese Mitte wäre kler-
1 " "i<h2^ 3entrum UTvd nicht so einig wie dieses. Es bleibt
wah ^ underes übrig, auch für den, der es nicht gerne hö-
»^"i'chaks "ijb Satz: ohne die Sozialdemokratie kann die
- des Zentrums nicht gebrochen werden. Nun gur,
sagen Manche, dann nröge es so bleiben. Das ist nun Sachc
Ler persönlichen Auffassung. Jch sür meinen Teil halte es für
eine schwere Bleibelastung Deutschlands, wenn das Zentrum
immer an der Regierung bliebe und ich meine, es bleibt nichts
übrig, als eine Majorität links vom Zentrum zu suchen. Findet
sie sich heute noch nicht, so vielleicht im Jahre 1918 oder 1928.
Als Häusser im Jahre 1860 hier in Heidelberg es aussprach,
datz die Wiedergeburt Deutschlands nur durch Preußen erfol-
gen könne, da klang das tvie eine absolute Unmöglichkeit, und
doch kam es so. Man sehe ferner auf Frankreich, das uns eine
Lehre gibt. Dort können wir sehen, datz eine Politik der Libe-
ralen überhaupt möglich ist, denn dort hält der Block unter gro-
tzen Strapazen merkwürdig fest zusammen. Wir müssen uns
daran gewöhnen, die sozialdemokratischen Massen als Grund-
lage für eine freiheitliche deutsche Jndustriepolitik nach der
Zentrumsherrschaft zu betrachten. Das ist das sachliche Ziel
der sozialdemokratischen Betvegung, wenn dies auch noch durch-
aus nicht allen Beteiligten im jetzigcn Stadinm zum Bewutzt-
sein gelangt. Es ist eine Tatsache der Geschichte, datz eine polit.
Bcwegung meist zu ganz anderen Resultaten kommt, als man
im Ansang geglaubt hat. So fing der Liberalismus Lamit
an, datz er gegen Monarchen und Despoten sprach, und mit sei-
ner Hilfe ist schlietzlich das Kaisertnm, das doch gewitz eine
starke Monarchie ist, errichtet worden. Er sing damit an, gegen
Zünste und Verbände zu eifern und hat Len Boden für Syndi-
kate und Gewerkschaften bereitet. Die Vorstcllungen, die eine
neue Bewcgung in Flutz bringen, sind nur Hilsskonstruktioncn
dcr Geschichte, um cine intensive Bewegung zu ermöglichen.
Deshalb hilft es auch nichts, zu sagen, es ist nicht richtig, lvas
die Sozialdemokratie behauptet. Damit wird die Kraft dieser
Bewegung nicht beseitigt. Redner geht nun auf die Ansänge der
Sozialdemokratie zurnck. Sie sagte, jetzt herrscht die alte Welt,
wir bringen die neue Welt. Jetzt herrscht die bürgerliche Ge-
sellschaft, die wir nur von unten sehcn, wir wcrden sie beseitigen
und eine neue Ordnung bringen. Jetzt sind wir die Sklaven
der Maschine, wir werden die Herren derselben werden usw.
Bei allen solchen Bewcgungen sind elementare Kontraste not-
wendig, zumal wenn sie ein Volk ergreifen sollen, das bisher
noch völlig unpolitisch dachte. Jn diesem Anfangsstadium der
Sozialdeniokratie baute der Philosoph, Volkswirtschaftler.unb
Begriffsdichter Marx mit englischer Praktik, sranzösischem Ra-
dikalismus und üeutscher Wilosophie den sozialdemokratischen
Tempel auf. Dann kam Bebcl und sagte: der Kapitalismus
zehrt stch durch sich sclbst auf, wir werden ihn beerben. Der
Gedanke ist in gewisser Hinsicht richtig, aber im Tempo falsch.
So begann die Arbeiterbewegung. Nun legt sich die erste Gene-
ration ins Grab und die zweite folgt. Diese glaubt heute, datz
die Wende der Zeiten serner ist, als man damals gedacht. Auf
die erste Politik der Phantasie ist die Politik der kleinen poli-
tischen Arbeit gefolgt, üie Politik des Wählens, Agitierens unü
Organisicrens. Man werkt wohl: es geht in der Richtung, die
Marx fixiert hat, aber es geht langsamer, als man geglaubt
hat, denn mit der Bewegung wachsen auch die Widerstände.
Der Staat, den man so leicht umzuwerfen glaubte, ist nicht
schwächer, sondern stärker geworden. An der Wand des festen
Staates zerflietzt Ler alte Revolutionsgedanke so sehr, datz man
sich heute geniert, ihn gehabt zu haben und ihn in den Entwick-
lungsgedanken umdeutet. Die Arbeiterbewegung ist nicht cin-
mal im Stande, eine Rückwärtsbcwegnng im Staat auszuhal-
ten. Man denke an Sachsen, wo die Sozialdemokratie die
übergrotze Mehrheit besitzt und doch die Verschlechterung des
Wahlrechts nicht aufhalten konnte. Die Sozialdemokxatie hat
also die Wahl, entweüer an der ehernen Türe -des Staates ste-
hen zn bleiben und sic anzustarren, oder in den Staat einzn-
treten und mit ihm zu paktieren. Auch der Kapitalismus ist
stärker, als man gedacht. Was sind die früheren Finanzkräfte
zur Zeit des Beginns der sozialdemokratischen Bewegnng! Sie
sind Zwerge gegenüber dem heutigen Kapitak. Der Gedanke,
die Arbeiterbewcgung könne das Kapital seines Dienstes ent-
heben- und sich an seine Stelle setzen, ist heute schwieriger zu
denken, als vor 40 Jahren. Jst es dem Minister Möller doch
nicht einmak gelungen, die eine Zeche Hibernia zu verstaatlichen.
Und was das Genossenschastswesen anbetrisst, so hat es sich
wohl entwickclt, aber in der Gesamtheit des deutschen Wirt-
schaftslebens spielt es doch nur eine sehr kleine Rolle. Die
Sozialdemokratie mntz sich sagen, wir können dicse Gesellschaft
nicht wegblasen, wir müssen sehen, uns innerhalb derselben
Raum zu schaffen. Politik heiht Rechnen mit Kräften und Ar»
beiten mit Möglichkeitcn. Wenn die Tatsachen diese Einsicht
hervorrufen, dann solgt von selbst die Kritik, die wir in der
Sozialdemokratie jetzt unter dem Namen Revisionismus ken-
nen. Kann die Arbeiterbewegung, so lautet die Frage, die ge-
glanbt hat, sie sei ein gesellschastlich umgestaltendes Element,
stch als Element innerhalb der Gesellschaft begreifen? Und wel-
ches ist dann ihr Weg, welches sind dann ihre Ztele? Hierbei
mutz man jedoch festhaltcn, datz eine Massenbewegung immer
langsam ist in Ler Umwandlung ihrer Gedanken. So ist auch
das Programm der Revisionisten zunächst noch vollständig ne-
gativ und übt deshalb noch keine Wirkung aus. Die Zeit dazu
ist noch nicht gekommen. Es ist ein Schmelzungsprozetz, noch
nicht ein Wachstnmprozetz. Noch empfindet Lie Masse nicht,
datz sie einen Borteil von einer Aendcrung haben könnte, noch
hat die Masse nicht den Glaubcn, datz die Regierung sie wirklich
brauchen könnte. Noch herrscht die Temperatur der Bittcrkeit,
Lie Sozialdemokratie steht Gewehr bei Futz, die Zukunft er-
wartend. Nun fragen Manche, welche der Sozialdemokratie
persönlich vollständig frei gegenüberstehen: kann denn eine Be-
wegung, die auf abhänyigen Menschen bcruht, überhaupt poli-
tisch etwas bedeuten? Kann sie staatsfiihrcnden Verstand be-
kommen und enkwickeln? Manche glauben, das sei nicht möglich,
die Masse habe nicht den politischen Jnstinkt und die politische
Sicherheit, die zur Fnhrung gehört. Es ist das eine Frage,
die nur durch die Zukunst entschieden werden kann. Jedenfalls
ist die Masse von heute nicht dieselbe, die sie vor 40 Jahren
war, ja nicht mehr dieselbe, die sie im Jahre 1880 war. Eins
Qualitätsveränderung dcr Massc ist unzwcifelhaft da. Nur im
steigenden Staat kann die Masse steigen. Wenn dieser Gedanke
sich durchringt, dann ist xin erster Schritt getars. Was das
liberale Mirgertum hierzu tun Icmn, das soll in dem nächsten
Vortrag gesagt werden.
Deutsches Reich.
Potsdam, 9. Nov. Heute Vormitmg 10 Uhv fanZ
im großen Exerzierschnppen d-ie Vereidigung der
Rekruten der Pvtsdamer Garnison statt. Als
Zuschauer wohnten ihr bei die Kriegsschüler nnd- dre zur
Ausbildung bei der Gards-Maschinengewehrabteilung
konrmandierten nach SÄdwestafrrka bestrmmten Mann-
schaften. Die Fachnen der Garnrfon wurden von einer
Eihrenkompagnie des 1. G-arderegiments, ber der Prinz
Eitel Friedrich erngetreten war, nach dem- Exerzierschup-
pen gebracht. Der Vererdigung wohnten der Karsec
und die Kaiserin, der Kronprinz und di« rn
Potsdam anwesenden Prinzen und PrinAessinnen bei.
Gnrnisonprediger Keßler und der katholische Divvsions-
pfarrer Dr. Middendorf hielten Anfprachen. Nach der
Vereidigung hielt der Kaisev eine Rede, worauf der Kom--
mandant General Frhr. v. Lyncker das Karserhoch aus-
brachte. Dre Fahnenkompagnie machte nach Schlutz der
Fererlichkeit einen Vorbeimarsch vor dem Kaiser am
Exerzierhaus. Jm Regimentshaus des 1. Garderegi-
ments nahm der Karser dann militärische Meldungen ent-
gegen, darunter die des Generals der Kavallerie a. D. v.
Albedyll, dem die Uniforin -des Kürassierregiinents
„Königin" verliehen wurde.
Stadttheater.
^'edAilhelm ^^11.
^'ch-Schiller.
Heidelberg, 10. Nov.
Schanspiel in 5 Nkten von
Bsipc^^n Oktober waren hrnidert Jahr verslosfen, daß
Ä'chren ?^ell, das Juwel deutscher.Freihertsgedankeii,
OMiw^ zuerst seiir-e Wirkung aus Deutsche übte. Die
, ^ Taf Manrmen, rnn siösiden Mnt und Entschlnß
1t das Ziel Dre Tyrannen rerchen tzch
L"' 'tchn dre Bolksgenossen zusammen »m ^ al
L.Rrchr zu wahren, das rnrzechrechlrche. Der <2Mrm
."
iicll i'notwendig ist, dainit Ehre, Trsue, Wahr-
"ch, llireder rm Volk freudrg entsalten kann. Wahr-
Uh Ti-n^? ^uch- mit allen nwdernen Wassern getauft,
Ute i„ etwas vom deutschesten Leben, das alles
^Mgeril. ausrnst. — Das Haus war b-esetzt wn der
RHr as-,, Stadt. Ter erste Rang war leer, um so
"er de„ « E bine dort sitzen.de GruPPe jugendlicher Män-
^ebeu sühren zn müssen, lwtz sie a-uch noch anr
' "ud es zil genietzen wissen. —
oab -'^^.iolgten der Darstellung mrt Feuereiser.
Ich Haii-'^dbisallssturm, wie -ev schon lange nicht mehr
sich erd-^i^urt wurde. Die Aussührung repräsentierte
wyx "ch würdiger als es die letzte vor zwei Jahren
Szene bei Walter Fürst, das Rütli, der Apfel»
schuß: Das alles hatte einen gewissen schönen Zug. Die
Gesanrtdarstellung schren sehr sorgfältig vorberertet. Die
Regie sührte Herr S i g l. Ma-g der Beisall, der ihrn
sür seinen tresflichen, redlichen, festen Stauffacher zu Teil
wurde, a-ls äußere Anerkennung auch seiner Regieleistung
gelten. Recht gnt gefiel mir Herr GolI als Dell.
Dieser Mensch rst frisch, seiirer selbstgöwiß, nicht von viel
Worten, Meister seiires Schicksals: nicht so sehr der Träu-
mer, der sich entfernt vvn der Menschen Werse, als der
reise Mann, der allen großen Deranstaltungen init einer
gewrssen Gelassenhert zuschaut, tm enffcheidenden Mo-
ment aber alles einsetzt sür serne Lache und die Sache deS
Bolkes. Herr GoIl hatte einen schönen Ton von Treu-
herzrgkeit. Gertrnd und Hedwi-g wurden wirkungsvoll
gespielt von den Damen Oster und v. Bukovrcs.
Ein ffischer Walter war Frl. Wagne r. Herr K e h r
als Rudenz, stattd nicht ganz auf der Höhe seiner Aus-
gabe. Er machte dor allem zu viel Bewegungen und
blieö nicht immer. Meister seines OrganZ. Frießhardt
hatte erne rote Nase nnd war recht derb; ihn spielte gut
und natürlich Herr B a n m. Herr Brenner PFürst)
bemühte sich ossenbar sehr, doch nicht init gleichmäßiger
Wirknng. Besonders inr Ansang seines Partes versiel
er stellenweise in eine Art der Rsde, die man anmerken
muß als störend.
Jn ihren kleinen Rollen waren einsach und tüchtig
die Herren Lange und H an d. Großen Lobes würdig
waren aber vor allenr Fräulein Decarlr, und die Her-
ren Steinmann, Saltenbur g und H a a ß. Me
Rolle der Bertha rst gewiß nich-t glänzend. Wie aber
alles zu sunkeln und Leben zn gewinnen begann, als
Frärrlein Decarli sich des Fadens bemächtrgte, da mußte
rnan sich sagen, solch ein Lchiller'scher Text wartet bis er
an den Rechten konrmt, und dann hat er mrtreißende Gc-
walt. Auch Herrn Sa-ltenburg ffug das Schiller-
sche Wort prächffg.
Er war ein feuriger phantasievoller Melchchal. Hin
und wrsder hätte die Sprache einen leicht forcierten Ton.
Wer die Gestalt hatte Leben, Kraft, Wcchrhert.
Herr Haaß bewegte sich in der silWierigen Partie
des Attinghausen sehr erfreulrch. Er sprach die herrlichen
Worts seines Textes zu Herzen gehend, uirid das ist hier
die Haupffache. Auch das „Ermg, einig, einig", eins
Schwierrgkeit in der Darstellung des Attinghausen sand
eine glückliche Lösung.
Herr Steinrnann Wntzte durch seine Erscheinung
und seine Haltung als Geßler die enscheidende Sffmurung
arff die Bretter zn bringen. Die Sprache untersiützts
dann noch den kisiistigen Eindruck. So soll man den Bann,
der auf einem Volk lastet, symbolisieren. Daber kommt
etwas heraus Herv Steinmann hat suggesttve
Kraft; ich erinnere, so weit es abliegt, an seinen Nickel-
mann; auch da brachte er eine ganze volle StrmMung mit
aus die Bühne, daß das Ganz«. drirch seine Kraff Leben
gewann._H.
Erstes großes Konzert der Harmonie-
Gesellschaft.
Heidelberg, 10. Nov.
Der Besuch zn diesern Konzert war gestern ALend
glücklicherweise nicht sehr beeinträchttgt dnrch' di-e stürmi-
Crftes Blatt.
46. Jahrgang. — Nr. 264.
^*!cheint täglich, Sonntags ausgenomnien. Preis mit Familierrblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei ber Expedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg.
Durch die Post bezsgen vierteljährlich 1,35 Mk. ausschlietzlich Zustellgebühr.
^"öcjgcnprcis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezetle 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts« u. Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Angeigen
bestimintcn Tagcn wird kcine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Anschlagstellen. Fernspr. 82.
Zweiter Vortrag Naumann.
Heidelberg, 10. Nov.
öestrigc Vortrag des Herrn Pfarrer Naumann war
'?"ei2 besucht als der erste. Dr. Naumann sprach über die
e>Mntf ^^icklung der Sozialdemokratie, widmete aber seinem
lüh^^"chen Thema nur den zweiten kleineren Teil seiner Aus-
bez^i^öen, die in rhetorifcher Beziehung als ein Meisterstück
Nt werden dürfen, und auch, was die Kraft und Klar-
Gedanten anbetrifft, auf bedeutender Höhe standen.
edner führte, kurz gefatzt, folgendes aus:
^entrum ist das Rätsel Ler politischen Gegenwart, die-
'^ratie ist das Rätsel der politifchen Zukunft. Man
>T ^che Gedanken und Pläne über die Zukunft machen,
b'Vde» sich >n das Wesen und die Entwicklung der So-
'>h lip?. ratie vertieft. Man sagt, ich täte dies nur zu gern,
""ugelte mit der Sozialdemokratie und man möchte das,
'cheZ Gedankenzusammenfassung ist, als ein psychologi-
^ürz^bwl hinstellen. Kaum ein Ding in der Welt ist so merk-
^sse geschichtlich so eigenartig, als diefes, datz eine
> rt "dhängiger Leute sich in der Sozialdemokratie ovgani-
den uuf den politischen Plan getreten ist. Wir erleben
bhd, >"wng geschichtlicher Borkommnisse, die fo merkwürdig
Späteren mit einer gewissen Neugier darauf zu-
^"°sse„ si Üch fragen werden, wie wohl die damaligen Zeit-
'sinfjsi" sich dazu gestellt haben mögen. So bedeutfam wie die
wuug des Eisens in das Baugewerbe, ist der Eintritt der
^"Üicki Bewegung in die Politik. Worin liegt denn ei-
'iegt ? me politische Bedeutung d>er Sozialdemokratie? Sie
rfe dutz ohne die Sozialdemokratie es unmöglich ist,
^elch- ffchnff bes Zentrums über Deutfchland zu überwinden.
Uex ^.sisiöglichkeiten siub denn da, um das Zentrum aus sei-
lvärti "lsichcn Machtstellung herauszudrängen? Bon der aus-
-1'veir- Politik ist nichts zu erhoffen, denn selbst eine Grenz-
urig würde an der Machtstellung des Zentrums nichts
"" ffde Grenzerweiterung zugleich eine klerikale Er-
n» wie ist mit der inneren Politik?
.ie von 1878 bis
wT Erde.
sifre es mit einer Majorität, wie diejenig-.. ....
>ese ^^die Bismarcksche Mehrheit, das sog. Kartcll? Kann
: wiederkehren? Nein, ein Jahr 1887 ist nicht mehr
Seit Las Zentrum dje Schiffe bewilligt, wenn
di
v^rtvarien.
^"ffre"s ^'uen Abstrichen, seit es unsere Jnfanterie und
sUchx Tssinonen unter seine Fittiche genommen hat, ist es nicht
l'sr dg-"Ä'ch> rine militärische Parole so zn schärfen, datz sie
>'Utze s -oentrum unannehmbar wäre, und wenn dies doch
di" doch keine Mehrheit im Volke dafür vorhanden,
, ehvx-.,? Bevölkerung ist nach links gewachsen. Die Ziffern-
Ahr^, 'don 1887 ist längst vorüber. Mit keiner Kunst ist
r "Äre^s iNajorität rechts vom Zentrum bei dem allgemeinen
2 "8 dcs nä" erzielen. Wie wäre es aber mit einer Abände-
§c>rtruu ^sihlrechts? Eine solche Zlbänderung käme, wenn das
- "U i? "'itmachte. Aber das Zentrum wüvde nnr mitmachen,
i->öleich"?' das für sich nützlich erschiene; cin Wahlrecht, das
NiA Zentrum und die Sozialdemokratie zurückdrängt,
-- bgrejs?" konstruieren, es sei dcnn, datz ein Staatsstreich
Auf einen solchen aber wird sich kein Staatsmann
"svs kaun "" Ocgt autzerhalb der politischen Berechnung. Also,
dst" -^utigen Boden geschehen, um das Zentrum
Ar" ^ed-, l>er Sozialdemokratie zurückzudrängen? Da ist
s lost, jT"nks an eine protestantische Mitte aufgetaucht, einen
m - sin um die nationalliberale Partei herum ansetzen
Gedanken liegt der Kern der Forderung, dic
"'eser Gll^öegen zwei Fronten proklamiert wird. Vielen ist
.,"d sic^I°"nke angenchm, er greift aus Vergangenes zurück
i," eiu^,^ s"?chen nicht umzudenken. Aber es reicht einfach nicht
m? uIZ protestantrschen Mitte. Diese Mitte wäre kler-
1 " "i<h2^ 3entrum UTvd nicht so einig wie dieses. Es bleibt
wah ^ underes übrig, auch für den, der es nicht gerne hö-
»^"i'chaks "ijb Satz: ohne die Sozialdemokratie kann die
- des Zentrums nicht gebrochen werden. Nun gur,
sagen Manche, dann nröge es so bleiben. Das ist nun Sachc
Ler persönlichen Auffassung. Jch sür meinen Teil halte es für
eine schwere Bleibelastung Deutschlands, wenn das Zentrum
immer an der Regierung bliebe und ich meine, es bleibt nichts
übrig, als eine Majorität links vom Zentrum zu suchen. Findet
sie sich heute noch nicht, so vielleicht im Jahre 1918 oder 1928.
Als Häusser im Jahre 1860 hier in Heidelberg es aussprach,
datz die Wiedergeburt Deutschlands nur durch Preußen erfol-
gen könne, da klang das tvie eine absolute Unmöglichkeit, und
doch kam es so. Man sehe ferner auf Frankreich, das uns eine
Lehre gibt. Dort können wir sehen, datz eine Politik der Libe-
ralen überhaupt möglich ist, denn dort hält der Block unter gro-
tzen Strapazen merkwürdig fest zusammen. Wir müssen uns
daran gewöhnen, die sozialdemokratischen Massen als Grund-
lage für eine freiheitliche deutsche Jndustriepolitik nach der
Zentrumsherrschaft zu betrachten. Das ist das sachliche Ziel
der sozialdemokratischen Betvegung, wenn dies auch noch durch-
aus nicht allen Beteiligten im jetzigcn Stadinm zum Bewutzt-
sein gelangt. Es ist eine Tatsache der Geschichte, datz eine polit.
Bcwegung meist zu ganz anderen Resultaten kommt, als man
im Ansang geglaubt hat. So fing der Liberalismus Lamit
an, datz er gegen Monarchen und Despoten sprach, und mit sei-
ner Hilfe ist schlietzlich das Kaisertnm, das doch gewitz eine
starke Monarchie ist, errichtet worden. Er sing damit an, gegen
Zünste und Verbände zu eifern und hat Len Boden für Syndi-
kate und Gewerkschaften bereitet. Die Vorstcllungen, die eine
neue Bewcgung in Flutz bringen, sind nur Hilsskonstruktioncn
dcr Geschichte, um cine intensive Bewegung zu ermöglichen.
Deshalb hilft es auch nichts, zu sagen, es ist nicht richtig, lvas
die Sozialdemokratie behauptet. Damit wird die Kraft dieser
Bewegung nicht beseitigt. Redner geht nun auf die Ansänge der
Sozialdemokratie zurnck. Sie sagte, jetzt herrscht die alte Welt,
wir bringen die neue Welt. Jetzt herrscht die bürgerliche Ge-
sellschaft, die wir nur von unten sehcn, wir wcrden sie beseitigen
und eine neue Ordnung bringen. Jetzt sind wir die Sklaven
der Maschine, wir werden die Herren derselben werden usw.
Bei allen solchen Bewcgungen sind elementare Kontraste not-
wendig, zumal wenn sie ein Volk ergreifen sollen, das bisher
noch völlig unpolitisch dachte. Jn diesem Anfangsstadium der
Sozialdeniokratie baute der Philosoph, Volkswirtschaftler.unb
Begriffsdichter Marx mit englischer Praktik, sranzösischem Ra-
dikalismus und üeutscher Wilosophie den sozialdemokratischen
Tempel auf. Dann kam Bebcl und sagte: der Kapitalismus
zehrt stch durch sich sclbst auf, wir werden ihn beerben. Der
Gedanke ist in gewisser Hinsicht richtig, aber im Tempo falsch.
So begann die Arbeiterbewegung. Nun legt sich die erste Gene-
ration ins Grab und die zweite folgt. Diese glaubt heute, datz
die Wende der Zeiten serner ist, als man damals gedacht. Auf
die erste Politik der Phantasie ist die Politik der kleinen poli-
tischen Arbeit gefolgt, üie Politik des Wählens, Agitierens unü
Organisicrens. Man werkt wohl: es geht in der Richtung, die
Marx fixiert hat, aber es geht langsamer, als man geglaubt
hat, denn mit der Bewegung wachsen auch die Widerstände.
Der Staat, den man so leicht umzuwerfen glaubte, ist nicht
schwächer, sondern stärker geworden. An der Wand des festen
Staates zerflietzt Ler alte Revolutionsgedanke so sehr, datz man
sich heute geniert, ihn gehabt zu haben und ihn in den Entwick-
lungsgedanken umdeutet. Die Arbeiterbewegung ist nicht cin-
mal im Stande, eine Rückwärtsbcwegnng im Staat auszuhal-
ten. Man denke an Sachsen, wo die Sozialdemokratie die
übergrotze Mehrheit besitzt und doch die Verschlechterung des
Wahlrechts nicht aufhalten konnte. Die Sozialdemokxatie hat
also die Wahl, entweüer an der ehernen Türe -des Staates ste-
hen zn bleiben und sic anzustarren, oder in den Staat einzn-
treten und mit ihm zu paktieren. Auch der Kapitalismus ist
stärker, als man gedacht. Was sind die früheren Finanzkräfte
zur Zeit des Beginns der sozialdemokratischen Bewegnng! Sie
sind Zwerge gegenüber dem heutigen Kapitak. Der Gedanke,
die Arbeiterbewcgung könne das Kapital seines Dienstes ent-
heben- und sich an seine Stelle setzen, ist heute schwieriger zu
denken, als vor 40 Jahren. Jst es dem Minister Möller doch
nicht einmak gelungen, die eine Zeche Hibernia zu verstaatlichen.
Und was das Genossenschastswesen anbetrisst, so hat es sich
wohl entwickclt, aber in der Gesamtheit des deutschen Wirt-
schaftslebens spielt es doch nur eine sehr kleine Rolle. Die
Sozialdemokratie mntz sich sagen, wir können dicse Gesellschaft
nicht wegblasen, wir müssen sehen, uns innerhalb derselben
Raum zu schaffen. Politik heiht Rechnen mit Kräften und Ar»
beiten mit Möglichkeitcn. Wenn die Tatsachen diese Einsicht
hervorrufen, dann solgt von selbst die Kritik, die wir in der
Sozialdemokratie jetzt unter dem Namen Revisionismus ken-
nen. Kann die Arbeiterbewegung, so lautet die Frage, die ge-
glanbt hat, sie sei ein gesellschastlich umgestaltendes Element,
stch als Element innerhalb der Gesellschaft begreifen? Und wel-
ches ist dann ihr Weg, welches sind dann ihre Ztele? Hierbei
mutz man jedoch festhaltcn, datz eine Massenbewegung immer
langsam ist in Ler Umwandlung ihrer Gedanken. So ist auch
das Programm der Revisionisten zunächst noch vollständig ne-
gativ und übt deshalb noch keine Wirkung aus. Die Zeit dazu
ist noch nicht gekommen. Es ist ein Schmelzungsprozetz, noch
nicht ein Wachstnmprozetz. Noch empfindet Lie Masse nicht,
datz sie einen Borteil von einer Aendcrung haben könnte, noch
hat die Masse nicht den Glaubcn, datz die Regierung sie wirklich
brauchen könnte. Noch herrscht die Temperatur der Bittcrkeit,
Lie Sozialdemokratie steht Gewehr bei Futz, die Zukunft er-
wartend. Nun fragen Manche, welche der Sozialdemokratie
persönlich vollständig frei gegenüberstehen: kann denn eine Be-
wegung, die auf abhänyigen Menschen bcruht, überhaupt poli-
tisch etwas bedeuten? Kann sie staatsfiihrcnden Verstand be-
kommen und enkwickeln? Manche glauben, das sei nicht möglich,
die Masse habe nicht den politischen Jnstinkt und die politische
Sicherheit, die zur Fnhrung gehört. Es ist das eine Frage,
die nur durch die Zukunst entschieden werden kann. Jedenfalls
ist die Masse von heute nicht dieselbe, die sie vor 40 Jahren
war, ja nicht mehr dieselbe, die sie im Jahre 1880 war. Eins
Qualitätsveränderung dcr Massc ist unzwcifelhaft da. Nur im
steigenden Staat kann die Masse steigen. Wenn dieser Gedanke
sich durchringt, dann ist xin erster Schritt getars. Was das
liberale Mirgertum hierzu tun Icmn, das soll in dem nächsten
Vortrag gesagt werden.
Deutsches Reich.
Potsdam, 9. Nov. Heute Vormitmg 10 Uhv fanZ
im großen Exerzierschnppen d-ie Vereidigung der
Rekruten der Pvtsdamer Garnison statt. Als
Zuschauer wohnten ihr bei die Kriegsschüler nnd- dre zur
Ausbildung bei der Gards-Maschinengewehrabteilung
konrmandierten nach SÄdwestafrrka bestrmmten Mann-
schaften. Die Fachnen der Garnrfon wurden von einer
Eihrenkompagnie des 1. G-arderegiments, ber der Prinz
Eitel Friedrich erngetreten war, nach dem- Exerzierschup-
pen gebracht. Der Vererdigung wohnten der Karsec
und die Kaiserin, der Kronprinz und di« rn
Potsdam anwesenden Prinzen und PrinAessinnen bei.
Gnrnisonprediger Keßler und der katholische Divvsions-
pfarrer Dr. Middendorf hielten Anfprachen. Nach der
Vereidigung hielt der Kaisev eine Rede, worauf der Kom--
mandant General Frhr. v. Lyncker das Karserhoch aus-
brachte. Dre Fahnenkompagnie machte nach Schlutz der
Fererlichkeit einen Vorbeimarsch vor dem Kaiser am
Exerzierhaus. Jm Regimentshaus des 1. Garderegi-
ments nahm der Karser dann militärische Meldungen ent-
gegen, darunter die des Generals der Kavallerie a. D. v.
Albedyll, dem die Uniforin -des Kürassierregiinents
„Königin" verliehen wurde.
Stadttheater.
^'edAilhelm ^^11.
^'ch-Schiller.
Heidelberg, 10. Nov.
Schanspiel in 5 Nkten von
Bsipc^^n Oktober waren hrnidert Jahr verslosfen, daß
Ä'chren ?^ell, das Juwel deutscher.Freihertsgedankeii,
OMiw^ zuerst seiir-e Wirkung aus Deutsche übte. Die
, ^ Taf Manrmen, rnn siösiden Mnt und Entschlnß
1t das Ziel Dre Tyrannen rerchen tzch
L"' 'tchn dre Bolksgenossen zusammen »m ^ al
L.Rrchr zu wahren, das rnrzechrechlrche. Der <2Mrm
."
iicll i'notwendig ist, dainit Ehre, Trsue, Wahr-
"ch, llireder rm Volk freudrg entsalten kann. Wahr-
Uh Ti-n^? ^uch- mit allen nwdernen Wassern getauft,
Ute i„ etwas vom deutschesten Leben, das alles
^Mgeril. ausrnst. — Das Haus war b-esetzt wn der
RHr as-,, Stadt. Ter erste Rang war leer, um so
"er de„ « E bine dort sitzen.de GruPPe jugendlicher Män-
^ebeu sühren zn müssen, lwtz sie a-uch noch anr
' "ud es zil genietzen wissen. —
oab -'^^.iolgten der Darstellung mrt Feuereiser.
Ich Haii-'^dbisallssturm, wie -ev schon lange nicht mehr
sich erd-^i^urt wurde. Die Aussührung repräsentierte
wyx "ch würdiger als es die letzte vor zwei Jahren
Szene bei Walter Fürst, das Rütli, der Apfel»
schuß: Das alles hatte einen gewissen schönen Zug. Die
Gesanrtdarstellung schren sehr sorgfältig vorberertet. Die
Regie sührte Herr S i g l. Ma-g der Beisall, der ihrn
sür seinen tresflichen, redlichen, festen Stauffacher zu Teil
wurde, a-ls äußere Anerkennung auch seiner Regieleistung
gelten. Recht gnt gefiel mir Herr GolI als Dell.
Dieser Mensch rst frisch, seiirer selbstgöwiß, nicht von viel
Worten, Meister seiires Schicksals: nicht so sehr der Träu-
mer, der sich entfernt vvn der Menschen Werse, als der
reise Mann, der allen großen Deranstaltungen init einer
gewrssen Gelassenhert zuschaut, tm enffcheidenden Mo-
ment aber alles einsetzt sür serne Lache und die Sache deS
Bolkes. Herr GoIl hatte einen schönen Ton von Treu-
herzrgkeit. Gertrnd und Hedwi-g wurden wirkungsvoll
gespielt von den Damen Oster und v. Bukovrcs.
Ein ffischer Walter war Frl. Wagne r. Herr K e h r
als Rudenz, stattd nicht ganz auf der Höhe seiner Aus-
gabe. Er machte dor allem zu viel Bewegungen und
blieö nicht immer. Meister seines OrganZ. Frießhardt
hatte erne rote Nase nnd war recht derb; ihn spielte gut
und natürlich Herr B a n m. Herr Brenner PFürst)
bemühte sich ossenbar sehr, doch nicht init gleichmäßiger
Wirknng. Besonders inr Ansang seines Partes versiel
er stellenweise in eine Art der Rsde, die man anmerken
muß als störend.
Jn ihren kleinen Rollen waren einsach und tüchtig
die Herren Lange und H an d. Großen Lobes würdig
waren aber vor allenr Fräulein Decarlr, und die Her-
ren Steinmann, Saltenbur g und H a a ß. Me
Rolle der Bertha rst gewiß nich-t glänzend. Wie aber
alles zu sunkeln und Leben zn gewinnen begann, als
Frärrlein Decarli sich des Fadens bemächtrgte, da mußte
rnan sich sagen, solch ein Lchiller'scher Text wartet bis er
an den Rechten konrmt, und dann hat er mrtreißende Gc-
walt. Auch Herrn Sa-ltenburg ffug das Schiller-
sche Wort prächffg.
Er war ein feuriger phantasievoller Melchchal. Hin
und wrsder hätte die Sprache einen leicht forcierten Ton.
Wer die Gestalt hatte Leben, Kraft, Wcchrhert.
Herr Haaß bewegte sich in der silWierigen Partie
des Attinghausen sehr erfreulrch. Er sprach die herrlichen
Worts seines Textes zu Herzen gehend, uirid das ist hier
die Haupffache. Auch das „Ermg, einig, einig", eins
Schwierrgkeit in der Darstellung des Attinghausen sand
eine glückliche Lösung.
Herr Steinrnann Wntzte durch seine Erscheinung
und seine Haltung als Geßler die enscheidende Sffmurung
arff die Bretter zn bringen. Die Sprache untersiützts
dann noch den kisiistigen Eindruck. So soll man den Bann,
der auf einem Volk lastet, symbolisieren. Daber kommt
etwas heraus Herv Steinmann hat suggesttve
Kraft; ich erinnere, so weit es abliegt, an seinen Nickel-
mann; auch da brachte er eine ganze volle StrmMung mit
aus die Bühne, daß das Ganz«. drirch seine Kraff Leben
gewann._H.
Erstes großes Konzert der Harmonie-
Gesellschaft.
Heidelberg, 10. Nov.
Der Besuch zn diesern Konzert war gestern ALend
glücklicherweise nicht sehr beeinträchttgt dnrch' di-e stürmi-