Wohri-räuMe sind bccsueru und zweckmäHitz ausgestattet und be-
fteheu crus einem Salon, Wichnrmnn, Schlafzrrnimer und
Deckfallon für den Knpitän und Wohnräuine für 15 Mann Be-
faHung. Als auf einem Rheindanrpfer neu ist eine Bade-
einrrchtung rnit Bvause für die Befatzung, inAbefoüdere für bie
Heizer, Lemerlenswert.
Aus Baden, 4. Ottober. (C o n f ra t c r n i ta s.) Am
Sarnstag, den 1. Oktober fand in Offenburg die General-
Versammlung des Vereins Confraternitas, —
Verein bvdifcher Lehrer zu gegcnseitiger llnterftützung bei
Feuerfchäden — ftatt. Die Teilnahme hat zu wünfchen
übrig gelassen. Wir hätten crwartet, in Offenburg bei dem
vielen umliegenden Orten mit den guten Bevbin'dungen eine
ähnlich befuchtc Generalverfammlung zu finden, wie 1886 in
Heidelberg. Leider war dies nicht der Fall. Die Dagesord-
nung war eine ziemlich reichhaltige und dazu angetan, Jn-
teresse zu erregcn. Nach dcr Begrüsiung durch den Vereinsob-
mann Herm Ott-Bühlertal, warf der zweite Oümann Herr
Weinig-Eaden einen Rückbkick auf das 25jährige Beftehen diefeZ
fo wähltätigen Vereins, einer GrüNdung 'der SeLbsthÄfe ünter
der Lehverschaft. Er hob 'befoNders hervor, welche Schlwierig-
keiten schcm >der Gründung entgegengestellt wuüden, indern der
damalige Vorftand des Lehrerverains, Hug-
Mannheim, nichts von einer solchen Gründuinz 'wifsen, fondern
verlangen wollte, die Lehrer svllten fich der Feuerverficheruing
„Prooidentia" anfchlietzen, mit der er auch im Namen des
Lehrervereins ein Abtommen getr-ofsen, tvonach diese Ver-
ficherung von ihren lleberschüssen wieder einen Teil
dem badischen Lehrerverein zuwendcn wolle.
Die Gründer des Vereins „Consraternitas" lietzen
fich aber nicht von ihrem Vorhaben abbringen und heute
fteht wohl kaum ein Lehrer, Real- nnd Gvwevbelehrer inlbe-
griffen, diesern Vereine fern. Tes weitern wurde über einen
Brandschaden, der im Ausland entstanden, beraten und be-
fchlossen. Einem Lehrer, der im Bad Scewen in der Schweiz
weilte, und der von einem Spaziergange nach Hause kam, fand
das Hotol, rn dem er mit seiner Frau logierte, in Flammen.
Seine sämtlichen Häbfeligkeiten verbrannten. Die General-
verfamm'Iung beschloß, die Sumrne für den entftandenen Scha-
den auszuzahlen, da das Mtglied infvfern- korvekt gehaüdelt,
als es sofort dem Vereins- wie auch dem Bezirksobmann Ani-
zeige erstattet, welch' letzterer dann fofort nach Rückkunft des
BranÄbeschädigten, eine Revifion vornehmen konnte. Hier
wäre in den Statuten eventl. eine emtsprechende Aenderung
vorzunehmen. Ebenso wurde der Vorschlag angenommeu 'die
Rechenfchaftsberichte in Zükunft nnr nrch in den Fachblätiern
zu veröffentlichen, wodurch Mühe und Geld gespart wird.
Ferner wnrde durch eine Zuschrift des Grotzh. Ministeriums
des Junern kundgegäben, Latz Ler Verein für die Zutunft der
Staarsaufsicht unterstehe. Der letzte Punikt betraf die Wahl
der Vorftandsmitglieder. Vier von diefen Herren find fchon
feit Gründung des Veveins im Vvrstamde. Dkesie wuren schon
vorher dadurch geehrt worden, datz Lie Generalversammlung
aus sich heraus beschlotz, jedeni der 4 Herren zu Ehrenmitglie-
dern zu ernennen und ihnen dnrch eine 'Kornmtission ein künst-
lerisch ausgestattetes Ehrendiplvm überreichen zu lassen. Eben
diese Kvmmissionsinitglieder hätten natürlich auch. die Ehrew-
idiplvme zu unierzeichnen. Die Wahl wurde dadurch erledigt,
datz sämtliche Vorstandsmitglieder dnrch Akklamation wieder-
gewählt wurden pro 1905—09. Sämtliche sind ja bewährt
im Amte und häben das Vereinsschiff in Zeiten des 'Sturmes
gut gesteuert.
Die Engelmachevin Wiese.
Hamburg, 4. Oktober.
Ein Prozetz wegen Engelmacherei, Kindesunterschiebung,
Gatterrmord, Knppelei, Meineid usw., wie er in Liesem- Um-
fange noch' niemals vor cinem deutschen Gericht verihandelt
worden ist, nahm heute vor dem hiesigen Schwurgericht unter
dem Vorsitz des Landgerichtsdirektors Dr. Crasemcmn seinen
Anfang. Auf 'der Anklage'bauk sitzt, nach dem Bericht der
„Frantfurter Zeitung", die jetzt 45jährige frühere Hebamme
Elifabeth Wiese, geb. Berkese'ld unter der Anklage ides fü'nf-
fachcn Mordes, Ler Vergiftung chres eigenen Ehe-
mannes, 'des wiederholten Mordverf uch s, ^der Ber -
kuppelung ihrer eigenen Tochter, des wiffent-
lichen Meineids und der Verleitung WM Mein-
eid, sowie der schweren U r k u n dens ä I s ch u ng. Die
Angeklagte hatte bereits eine wechselvolle Vergangenheit hin-
ter sich, als sie Ende -der 90er Jähre aius Hannover 'nach
Hamburg kam und hier im Vevein mit chrem Dianne und ihrer
unehelichen Tochter Paula Berkefeld im Hause Wilhel-
minenstratze 23 in 'dem 'bekannien Hamburger Vergnügungs-
viertel St. Pauli eine Wvhnung bezog, die auS Lem Parterre
und der ersten Etaze bestand und eine hohe Miete kostete. Frau
Wiese war in Hannover durch verfchiedene Abtreibungs- und
Betrugsprozesse äls Hebam'ine unmoglich geworden und' ver-
suchte nunmehr in Hamburg sich eine neue Existenz 'dadnrch
zu gründen, datz sie sich vls „Kinderpflegerin" etablierte. Sie
ging dabei in der Weise vor, datz sie in Hamburger und aus-
wärtizen Zeitungen gvotze Jnserate erlietz, in denen sie armen
Dienstmädchen u. sonstigen weiblichen Personen, die der Sorge
für ihre uneheilichen Kinder überhoben sein wollten, versprach,
diese Kinder gegen eine einmailige Geldabfindung zu adop-
ticren. Sie 'hatte darauf einen riesigen Zulauf und
zwar nicht nur aus niedercn Kreisen, sondern auch von Damien
der besten Stände. So nahm sie u. a. das Kind einer Ange-
HLrigen der höchsten Gesellschaftskreise der Refidenzstadt Hmr-
nover gegen eine Abfmdungssuinme von mcht weniger als
4000 Döark in Pflege, während zu gleicher Zeit die verm-it-
telnde Hebamme 1000 Mark Schweigegeld erhielt. Jn ähn-
klicher LLeise verstand es die sehr gewandt austretende Anze-
klaigte, auch ihre minder begüterten Kundinnen um ganz be-
deutende Summen zu schröpfen. Zu gleicher Zeit erlietz sie in
'Len Zeitungen Jnferate, in dcnen „ein junges, hübfches, in Not
'geratenes Mädchen edeldenkende Herren" um etne Geldunter-
Mtzung anging. Diefen „Edoldenkenden" vertuppelte fie dann
ihre eigene Tochter und sie scheute sich nicht, zu diefem Zweck
fogar Reisen bis nach London zu inachen, wv u. a. der prak-
tifche Arzt Dr. Goil'dfchmidt in die Falle der Angeklagten ging
und fogar als der Vater eines Kindes in Anspruch genommen
wutde, das die Tochter uiemäls en>ibunden hat. Ms dem Ehe-
mann der Angeklagwn dieses Treiben schlietzlich zu bu-nt wurde,
soll sie ihn durch Mvrd aus 'der Wält geschafft und sich daduirch
zugleichi in den Besitz einer Lebensversicherung gesetzt h-aben,
weshaD sie an e-rfter Stelle nnter der Arcklage des Gatten-
movdes -vor den Gefchworenen fteht. Jn zwekter Linie w-ird
fie d-ss fünffachen Kindesmordes beschuldigt. Sie hat nämlich,
obwohl sie allen ihven Kundinnen eine vovzüglichc Pflege der
„adoptierten" Kmder in Aussicht stellte, in Wirklichckeit mit
diesen höchst veübrecherische iWbsichten verfolgt. Während sie
die hübfchesten zu Unterschi-ebungZ- und noch weit unlau-teren
Zwecken mitzbrauchte, wobei sie ihre Tätigkeit auch nach Frarck-
reich und Amerika ausdehnte, verhandelts sie den andeven Teil
an sogenannte „Engelmacherirmen" und- beseitigte schlietzlich
'den Rest der 'Kinder, die sie auf die eine oder die an'dere Art
nicht los wevden konnte, sclbst, indem sie die Kleinen mit
Morphium vergiftete, in dre Elbe warf oder auf dem )ioch-
herde verbrarmte. Unter den- letzteren befand- fich auch ihr
eigenes Enkelkin'd, der kleine Peter Berkefeld, den ihre uneihe-
liche Tochter Paula im Verkeihr mit einem „Gdeldenkenden"
zur Welt gebracht hatte.
Die der AnMAagteu zur Last -gelegten fünf Kindsmorde
b-etreffen 1. den a«» 19. Oktober 1902 im Hamburger Soe-
-mannskrankenhause geborcnen Wilhelm Karl Klotzsche, 2. 'die
am 26. Februvr 1903 im Eppen'dorfer Krankenhause als Toch-
ter eines armen Dienstmädchens gebvrene Bertha Blanck, 3.
den am 31. Dezember 1902 in Altcma -geborenen Peter Schult-
heis, 4. -deu am 23. Dezember 1902 ini Hamburg geborenen
Fr. Friedr. Sommer, 5. das in Hannover bei einer Hebamme
geborene Kind der schon erwähnten vornehm-en' Dame nnd 6.
das Kind ihrer Tochter. Alle diefe Kinder verbrvnmte die An-
gMägte, nachdem sie sie vergiftet hatte, in der Weise, -datz sie
die Platten des Feuerlherdes in chrer Küche entfernte und 'den
Herd derartig evweiterte, -datz sie die Kindssleichen nicht zu zer-
stückeln brauchte. Die Nachbarn 'der Angeklägten hatten wie-
derholt bemerkt, daß in der Küche 'der Angeklagten ichermötzig
stark geheigt wurde uud -datz zu dieser Ze'it ekn entsetzlicher
Geruch in der ganzen Gegend hevrschte. Auf die Uvsache
dieser Erscheinung ging jedoch 'niemand zurück, und erst 'die
Anffindung der -Kniühenveste, die nach 'der -Verhastung der An-
geklagten evftlgte, ergab für -deren Schu-ld unwi'derlegliche Be-
weise. Nach den von der Angeklagten in Säcke genähten und
am Kai des St. Pauli Markt- und Landu-ngsplatzes in- den
Elbftrvm geworfenen Kindesleichen ist inzwlfchen dnrch -die
Hamburgischen Staatstaucher gcfucht worden, l-edoch' vevgcb-
lich, weshalb die Anklage stch auf idie oben erwähnten Mord-
fälle befchränkt. Jnwiäweit die Tochter der Angeklagten, deret-
wegen an 'dritter Stelle 'die AnLlage wegen schwerer Kuppelei
gegen Frau Wiese erhoben ist, an den scheuhlichen Verbrech-en
beteiligt war erscheint noch nicht festgcstellt, ebenfowenig, wer
etwa W Mitschuldigen der Angeklägten gehört, die eitte ganze
Neihe zum Teil gut situierter 'Leute, darun-ter anch ein Parifer
Arzt Dr. Franck uud verschiedene .Hamburger Persönlichkeiten
als Mitwisser mehrerer weiiever >Strastaten bezichtigt hat, und
worüber die BorunterfuchuNg noch nicht äbgeschlossen ist.
Eingesandt.
He'idelber g, 5. Okt.
Der Wcgfall des 5Pfg.-Zuschlages auf dcr elektrischcu
Stratzenbahu für die Strecke MöUchhof-Handfchuhsheim
ist im Publikum allgemein sreudig begrüßt wordeu. Der da-
durch entstandene schsinbare Einnahme-Ausfall wird durch
eine erhöhte Frequenz auf d-ieser Strecke jedenfalls wicder ge-
-deckt. Auf einen MitzftanL möchten wir heute hknweisen, der
sich. an -der Endstation beim -grünen Hof in HandschühZheim
befindet. Der Ein- und Ansfteigeraum auf der Ostsefte dorten
ist entfchieden zu schmal und könnie leicht verbreitert werdem.
Sollte -dieser Hinweis die mahgebend-e S-telle zur Whilfe des
mitzlichcn Zustandes veranlassen, so hätten diese Zeilen ihren
Zweck erreicht. L.
Verlosungen.
" Die beliebten' Stratzburger Lose, das Stück
1 Mk. sind zur Ausgabe gelangt u-nd überall bei dsn bekannten
Losverkaufsstellen, svwie bei der General-Agentur I. Stür-
mer, Stratzburg i. Els., erhältlich; sür 10 Mlk. werden 11 Lose
gegcben, jedoch ist bei Bezügen für Porto und Liste 2ü
beizufügen. Trotz geringer Loszähl kommen 1200 GewftAs
im Gesamtwert von Mk. 39 000, Hauptgewknn -Mk. lO ww^'
zur Verlosung. Da die Ziehumg schon in kurzer Zeft
findet, fo ift deren baldiger AiÄauf zu empfählien; näyei^
ist aus ten Jnseraten zu ersehen.
Haudel und Äerkehr.
Hopfen. Nürnberg, 4. Okt. Duvch fortgesetzte
käufe Sftmiimung etwas angenehmer und fester. Schlntzpvmlff
Markth-opfem, erste Sorte 150—162 Mark, zweite Sorte
bis 145 Mk., Bädischer erste Sorte 172—186 Mk.,
Sorte 155—167 Mk., Württembvrger erste Sorte 170
185 Mk., zweite Sorte 155—165 Mk. Zusuhr 2600 BalleM'
Umsatz 2000 Ballen.
Frisckriek llimmi
ULUpt8ll'L88« 90 UkUpt8trL88« 90
------- un<I
HsukioiteL im
VaiMiSLL-OrL^LSLiL
RveUe Leckiennnx. LilUgv krsise.
Kleine Zeitung.
— Berlin, 4. Oktdber. Die Schiffahrt auf der Was"
serstraße Berlin—Hamibur-g ist jetzt nach feist dreimoiiä"
tfgier Paufe w-ieder Wfgenommen wordeu; gssterir kaist
von Hamburg 'her der erste SchlePPzug, eini Dampser
s-echs Lastkähnen, durch Spandau dtrrch; dv- der Wassersta^^
indes noch kange nicht die srühere norma'Ie Höhe erreiE
hat, so konntew die Fahrzsuge uur erst halbe Ladung aüst
nehmen, sie hatten 80 Zentimeter Tiesgang. Bei ^
Durchstchrt durch Spandau gaben die Schiffer der Freim^
über den enblichM Wiederbeginn threr Tätigkeit in keb"
hafter Weise Ausdruck, alle Mann waren auf dem
deck versammelt, sie schwenkten unter Hurraru'fen die
cher, und diejenigen unter ihnen, wölche musikalis-ch sisff'
entlockten ihren' Jnstrumenten („Schifferklavieren",
nern usw.) ffohe Weisen.
Oldenburg, 3. Oktober. Der Kolonist Havm
aey
aus Ninzeldorf wurde hier am 22. November 1902 weg^
eiues rhnr zur Last gelegten Diebftahls zu zwei MouatH
Gesängnis verurteilt und mußte dies-e Strafe
trotz aller Unschuldsbeteuerungen abbüßen. Jetzt endsi"
getang es ihm aber doch, seine U n s ch u l d nachzuweise^
und das Gericht erkannte aus ein S ch m er zeu s g e
von 5 Mark sür jeden Tag, den er in- der Hast vetbraK
hatte.
— Als hübsches Bcispiel von der bereitwilligen
ffenndschaft, die bei den diesjährigen M a n över n ^
Bewöhner Äes Vogtkindes den Soldaten gewährteu,
in Lam „Vvgtländer An-zeiger" in einer Zufchrfft folg-ests^
berichtet: Jn der Nähe von Lengenf -eld war
Fsldwache poftiert, Äie aber infolge -anhaltenden star^
Regens nachts gegen 1/^12 Ulhr zurückbeordert wut-ff'
Tri-efeud naß gölangte der Soldat, ein Einjähriger, ssi
Städtchen an und fuchte vergebens nach etnem
quartier. Ermüdet un!d abgespanut klagte er eiuE
Offfzieren, Äie ihm auf dem Markte bogegneten, sein Lel "
Währeud die Herren uoch beraten, tritt ein einfaw^
Mann -auf sie zu, erklärt, daß er gehört, um was es st j
handkle, und bittet dringeud, ihm doch den Herrn „S-oldai
zu „überlassen". Er allein 'habe keine Einquartierun
uud habe sich doch so sehr daraus gesreut. Sein Vorsckstsi,
wurde -gern angenommen, und d-er „Herr Soldat" hm).
alle Ursache, Mit soinem Wirt zu-ffieden zu sein. Ral.
sorgte diefer für trocken-e Kleidung, richtete ein Abeubbr^
her nüd bemnhte sich- mff rührender Ausinerksamikeit ü .
feinen späten Gast. Dem tat die außerordentliche ^ ^
benswürdigkeit sehr 'wohl, und er streckte sich behaglich si-
sein schnell gerüstetes Lager. Audern Dags muh
Regiment schon ffüh 3 Uhr marsMereit sein. Neugestaf.
erhebt sich der SoWat und beeilt sich bet der Toilette.
lv
beschreibt aber sein Erstaunvn, nls er alle serne Gatder
nicht gleich fo zu verstören, mft meiner Meinnng von den
Herrn Flauscn.... von den Herrn Malermeister. Jch denk',
Sie bringen die Sach in die Reih' mit ihm- und reden ihm- ins
Gewissen."
Die Tür ging aus. Schmidt stand im Zrmmer. Wenu er
geklopft hatte, so mußten wir's wohl überhört häben.
„Pardon" sayte cr mit einem zögern'den Blick anf die Köchin
des Hvnses, „stüre ich?"
„Dnrchaus nicht", sagte sie stcis, „ich bin fertig nnd keine
Heimlichkeit treib ich nicht in dieser Stn'be vom gnäd'gen
Herrn."
Er lachte und versicherte sie seiner Hochachtung in jeder
Beziehung. Jch kannte seine nervöse Art, kannte dres Lachen
gereizter Spötterei. Jhm war nicht gut zumute, er hatte mir
Ernftes zu sagen. Trotz der rasch hereinbrechenden Dämme-
rung sah ich seine Augen einen Moment sondcrbar snnkelnd
auf mich gerichtet. —
Male Dauert inixte gegen miich und- schrtft würdevoll, wie
jemand, der das ruhige Bewutztsein hai, ein gnl-es Wcrk voll-
bracht zu haben, zur Tnr hinaiuZ.
Wir waren allein.
Schmidt hatte sich, immcr noch schweigend, in die Sofaccke
gesetzt, Ivie in Berlin, wenn cr mich in m-einem Hcim- besnchte.
Jch lag nicht ab-gespannt auf -der Chaiselongne wie dort, denn
es gab hier keine, sondern schritt rauch-end den grünkarierten
Läufer, der in meiner hiesigen Klanse -über Krenz den Boden
deckte, auf und ab.
„Wissen- Sie, weshalb die eben hier 'war?" fragie ich, nach
der Tür dentend, durch die Male Tauert even -verschiwnmden.
„Kann ich mir lebhast denten", nickte er, „als Tngend-
drache, um ein holdes, hilftoses Geschöpf zu beschützen vor dem
Werwolf."
„Lieber Bertus, da Sie vollkommen zugestehen mit Liesen
spötftschen Worten, was die alte Person b-ehanptete, indem sie
imich ausforderte, Jhnen ins Gewissen zu- reden, sälls Sie nicht
wüßken, was Sie tun, brauche ich eigentlich n-ichts 'weiter zu
sagen."
„Ncin, mein lieber Leo. Wcnigstens, was dics junge Mäd-
chen Hannchen Schertlakcn bctrifft, möchtc ich Sie sogar darum
bitten. Da ist gar nichts mehr darüber zn re-den, und ich halte
das ausschlietzlich für mcine Sache. Jch kam in ganz andcrer
Wsicht hier herauf. Habcn Sic, den ich für cincn feinen Psy-
chojogen halte, eine Mcinung in >der Zeit Jhres hiesigen Äuf-
enthaltes gewonnen, ob Fräulein Rosa Conrad ctwa eine alte
unvcrgctzliche Liebc in Jhrem Herzen 'bewahrt?" Jch blieb am
Fenster stehen und schautc in die rasch gesunkene Nacht hinaus,
ohne gleich zu antworten. Diesc Wendung des Gefprächcs, die
Schmidt ihm mft lühner Dreistigkeit gegeben, verblüffte mich zn
sehr. Hattc er doch eben cingestanden, wcnn auch nur indirekt,
datz es sich, was Hannchen betraf, lediglich um einc ganz ge-
dankenlose Spiclerei handle. — „Jä', sagte ich, mich meiner
eigcnen 'Eindrücke in dieser Richtung gcrn erinncrnd, „ich
glaube bestimmt, datz sie im Herzen irgend solche Erinnernng
hegt."
„Neueren Datums?"
--Ja, ft genau bin ich wirilich nicht orienftert", sagte ich
kalt.
„Das tut am Ende auch nicht vicl zur Sachc", meinte cr
nach eincr nachdenklichen Pause, „und würde kein Hindernis-
grund, eine sehr glückliche Ehc mit ihr zu führcn."
Da war es herans.
Jch blieb mit kurzer Wendnng vor ihnr stehcn.
„Denkcn Sie etwa daran?" fragte ich scharf.
„Na — so halb und halb, ja — lieber Leo"; gab er ruhig
zu, „aber eff ich mich crnsthaft darum bemühe, wollte ich gern
mal mit Jhnen Rncksprache darüber nehmen. Sie kenncn das
Mädchen und den Bruder und auch die Verhältnisse hicr viel
länger als ich, und Jhr Urteil würde meine Ansicht eventuell
Absicht stark beeinflussen."
„Schmidt", sagte ich sehr ernst, „wollen Sie mich düpiercn?
Wollen Sie mich fragen, ob Sie die eine heiraten sollen, wäh-
rend Sie in die andere verliebt sind, wcnigstens eine Tan^
mit ihr treiben?" „M,
Jch mntze mich zusammennehmen, mcmc steigende Errcv
nicht zu verraten und damit meine ganz persönliche Ää
nahme. ..ag.
„Verliebt bin ich in kcinc von beiden", sagtc er gleichsi^^ä-
„Jch wollte nur tvissen, was Sie über das Fränlein Eo>
dcnkcn, über ihre Befähigung, eincn Künstler, einen
wie ich bin, glücklich zu machen trotz cincs vielleicht vorhande
anderen Begrisfes von Glück" . . .
„Jch kann nur sagen, datz ich die unverhohlene Selbstl^^^
mit der Sie nur daran denken, ob Sie selbst glücklich "Hmq.
kaum in Jhnen gesucht hätte", sagte ich, „und datz ich der l
Ueberzeugung bin, datz dies liebe, schönc, durch und durw ^
sunde Weib, dics einfach gute, arglose Hcrz zu schade Ä'gin
einer derartig kühl geschlossenen Verbindung mit einein
wie Sie es sind, trotz bedingungsloser Hochachtung vor
als Mensch und Künstler, zu verkümmcrnl" schlotz fth, ^
Dloment meine objcftive Haltung verlicrcnd.
„O, daraufbin will ich's versuchcn."
„Und das Spicl mit der anderen, mit dem jungen --
fragte ich bitter.
„Das hat gar nichts mit mcinen ernsten Absichten Z» --
Jst auch alles andere als Spiel in Jhrem Sinnc, Elsv»
„Wenn Sie ernste Absichten aus Rose Conrad haben,
das doch nicht fortgehen; ich verstehe Sic absolut nichffnieh^ „„r
am wenigsten, datz Sie mit dicser „edlen Dreistigkeit' ni
mcine Ansicht sragen", sagte ich schroff. . .
„Jedensalls weitz ich sie nun", Lemcrkte er kühl, pa) ^
sam erhebend. . i
„Bitte nur zu leincm Trugschlutz zu kommen
rasch..
(Forffetznng folgt.)
sagft
Mjilldr si 6rö;;>er ZpmalqezchZN M elegsitte fietten- unS Nnaben-Oaraerobe ^ Vrrmr
F »HGIGLp »> H . -. ftelcs äsr Lsuamtsgnsss . . Llsuplstrssss S? . . Loks äsr Lsnamtsgs-Ms > ^ ^ ^
fteheu crus einem Salon, Wichnrmnn, Schlafzrrnimer und
Deckfallon für den Knpitän und Wohnräuine für 15 Mann Be-
faHung. Als auf einem Rheindanrpfer neu ist eine Bade-
einrrchtung rnit Bvause für die Befatzung, inAbefoüdere für bie
Heizer, Lemerlenswert.
Aus Baden, 4. Ottober. (C o n f ra t c r n i ta s.) Am
Sarnstag, den 1. Oktober fand in Offenburg die General-
Versammlung des Vereins Confraternitas, —
Verein bvdifcher Lehrer zu gegcnseitiger llnterftützung bei
Feuerfchäden — ftatt. Die Teilnahme hat zu wünfchen
übrig gelassen. Wir hätten crwartet, in Offenburg bei dem
vielen umliegenden Orten mit den guten Bevbin'dungen eine
ähnlich befuchtc Generalverfammlung zu finden, wie 1886 in
Heidelberg. Leider war dies nicht der Fall. Die Dagesord-
nung war eine ziemlich reichhaltige und dazu angetan, Jn-
teresse zu erregcn. Nach dcr Begrüsiung durch den Vereinsob-
mann Herm Ott-Bühlertal, warf der zweite Oümann Herr
Weinig-Eaden einen Rückbkick auf das 25jährige Beftehen diefeZ
fo wähltätigen Vereins, einer GrüNdung 'der SeLbsthÄfe ünter
der Lehverschaft. Er hob 'befoNders hervor, welche Schlwierig-
keiten schcm >der Gründung entgegengestellt wuüden, indern der
damalige Vorftand des Lehrerverains, Hug-
Mannheim, nichts von einer solchen Gründuinz 'wifsen, fondern
verlangen wollte, die Lehrer svllten fich der Feuerverficheruing
„Prooidentia" anfchlietzen, mit der er auch im Namen des
Lehrervereins ein Abtommen getr-ofsen, tvonach diese Ver-
ficherung von ihren lleberschüssen wieder einen Teil
dem badischen Lehrerverein zuwendcn wolle.
Die Gründer des Vereins „Consraternitas" lietzen
fich aber nicht von ihrem Vorhaben abbringen und heute
fteht wohl kaum ein Lehrer, Real- nnd Gvwevbelehrer inlbe-
griffen, diesern Vereine fern. Tes weitern wurde über einen
Brandschaden, der im Ausland entstanden, beraten und be-
fchlossen. Einem Lehrer, der im Bad Scewen in der Schweiz
weilte, und der von einem Spaziergange nach Hause kam, fand
das Hotol, rn dem er mit seiner Frau logierte, in Flammen.
Seine sämtlichen Häbfeligkeiten verbrannten. Die General-
verfamm'Iung beschloß, die Sumrne für den entftandenen Scha-
den auszuzahlen, da das Mtglied infvfern- korvekt gehaüdelt,
als es sofort dem Vereins- wie auch dem Bezirksobmann Ani-
zeige erstattet, welch' letzterer dann fofort nach Rückkunft des
BranÄbeschädigten, eine Revifion vornehmen konnte. Hier
wäre in den Statuten eventl. eine emtsprechende Aenderung
vorzunehmen. Ebenso wurde der Vorschlag angenommeu 'die
Rechenfchaftsberichte in Zükunft nnr nrch in den Fachblätiern
zu veröffentlichen, wodurch Mühe und Geld gespart wird.
Ferner wnrde durch eine Zuschrift des Grotzh. Ministeriums
des Junern kundgegäben, Latz Ler Verein für die Zutunft der
Staarsaufsicht unterstehe. Der letzte Punikt betraf die Wahl
der Vorftandsmitglieder. Vier von diefen Herren find fchon
feit Gründung des Veveins im Vvrstamde. Dkesie wuren schon
vorher dadurch geehrt worden, datz Lie Generalversammlung
aus sich heraus beschlotz, jedeni der 4 Herren zu Ehrenmitglie-
dern zu ernennen und ihnen dnrch eine 'Kornmtission ein künst-
lerisch ausgestattetes Ehrendiplvm überreichen zu lassen. Eben
diese Kvmmissionsinitglieder hätten natürlich auch. die Ehrew-
idiplvme zu unierzeichnen. Die Wahl wurde dadurch erledigt,
datz sämtliche Vorstandsmitglieder dnrch Akklamation wieder-
gewählt wurden pro 1905—09. Sämtliche sind ja bewährt
im Amte und häben das Vereinsschiff in Zeiten des 'Sturmes
gut gesteuert.
Die Engelmachevin Wiese.
Hamburg, 4. Oktober.
Ein Prozetz wegen Engelmacherei, Kindesunterschiebung,
Gatterrmord, Knppelei, Meineid usw., wie er in Liesem- Um-
fange noch' niemals vor cinem deutschen Gericht verihandelt
worden ist, nahm heute vor dem hiesigen Schwurgericht unter
dem Vorsitz des Landgerichtsdirektors Dr. Crasemcmn seinen
Anfang. Auf 'der Anklage'bauk sitzt, nach dem Bericht der
„Frantfurter Zeitung", die jetzt 45jährige frühere Hebamme
Elifabeth Wiese, geb. Berkese'ld unter der Anklage ides fü'nf-
fachcn Mordes, Ler Vergiftung chres eigenen Ehe-
mannes, 'des wiederholten Mordverf uch s, ^der Ber -
kuppelung ihrer eigenen Tochter, des wiffent-
lichen Meineids und der Verleitung WM Mein-
eid, sowie der schweren U r k u n dens ä I s ch u ng. Die
Angeklagte hatte bereits eine wechselvolle Vergangenheit hin-
ter sich, als sie Ende -der 90er Jähre aius Hannover 'nach
Hamburg kam und hier im Vevein mit chrem Dianne und ihrer
unehelichen Tochter Paula Berkefeld im Hause Wilhel-
minenstratze 23 in 'dem 'bekannien Hamburger Vergnügungs-
viertel St. Pauli eine Wvhnung bezog, die auS Lem Parterre
und der ersten Etaze bestand und eine hohe Miete kostete. Frau
Wiese war in Hannover durch verfchiedene Abtreibungs- und
Betrugsprozesse äls Hebam'ine unmoglich geworden und' ver-
suchte nunmehr in Hamburg sich eine neue Existenz 'dadnrch
zu gründen, datz sie sich vls „Kinderpflegerin" etablierte. Sie
ging dabei in der Weise vor, datz sie in Hamburger und aus-
wärtizen Zeitungen gvotze Jnserate erlietz, in denen sie armen
Dienstmädchen u. sonstigen weiblichen Personen, die der Sorge
für ihre uneheilichen Kinder überhoben sein wollten, versprach,
diese Kinder gegen eine einmailige Geldabfindung zu adop-
ticren. Sie 'hatte darauf einen riesigen Zulauf und
zwar nicht nur aus niedercn Kreisen, sondern auch von Damien
der besten Stände. So nahm sie u. a. das Kind einer Ange-
HLrigen der höchsten Gesellschaftskreise der Refidenzstadt Hmr-
nover gegen eine Abfmdungssuinme von mcht weniger als
4000 Döark in Pflege, während zu gleicher Zeit die verm-it-
telnde Hebamme 1000 Mark Schweigegeld erhielt. Jn ähn-
klicher LLeise verstand es die sehr gewandt austretende Anze-
klaigte, auch ihre minder begüterten Kundinnen um ganz be-
deutende Summen zu schröpfen. Zu gleicher Zeit erlietz sie in
'Len Zeitungen Jnferate, in dcnen „ein junges, hübfches, in Not
'geratenes Mädchen edeldenkende Herren" um etne Geldunter-
Mtzung anging. Diefen „Edoldenkenden" vertuppelte fie dann
ihre eigene Tochter und sie scheute sich nicht, zu diefem Zweck
fogar Reisen bis nach London zu inachen, wv u. a. der prak-
tifche Arzt Dr. Goil'dfchmidt in die Falle der Angeklagten ging
und fogar als der Vater eines Kindes in Anspruch genommen
wutde, das die Tochter uiemäls en>ibunden hat. Ms dem Ehe-
mann der Angeklagwn dieses Treiben schlietzlich zu bu-nt wurde,
soll sie ihn durch Mvrd aus 'der Wält geschafft und sich daduirch
zugleichi in den Besitz einer Lebensversicherung gesetzt h-aben,
weshaD sie an e-rfter Stelle nnter der Arcklage des Gatten-
movdes -vor den Gefchworenen fteht. Jn zwekter Linie w-ird
fie d-ss fünffachen Kindesmordes beschuldigt. Sie hat nämlich,
obwohl sie allen ihven Kundinnen eine vovzüglichc Pflege der
„adoptierten" Kmder in Aussicht stellte, in Wirklichckeit mit
diesen höchst veübrecherische iWbsichten verfolgt. Während sie
die hübfchesten zu Unterschi-ebungZ- und noch weit unlau-teren
Zwecken mitzbrauchte, wobei sie ihre Tätigkeit auch nach Frarck-
reich und Amerika ausdehnte, verhandelts sie den andeven Teil
an sogenannte „Engelmacherirmen" und- beseitigte schlietzlich
'den Rest der 'Kinder, die sie auf die eine oder die an'dere Art
nicht los wevden konnte, sclbst, indem sie die Kleinen mit
Morphium vergiftete, in dre Elbe warf oder auf dem )ioch-
herde verbrarmte. Unter den- letzteren befand- fich auch ihr
eigenes Enkelkin'd, der kleine Peter Berkefeld, den ihre uneihe-
liche Tochter Paula im Verkeihr mit einem „Gdeldenkenden"
zur Welt gebracht hatte.
Die der AnMAagteu zur Last -gelegten fünf Kindsmorde
b-etreffen 1. den a«» 19. Oktober 1902 im Hamburger Soe-
-mannskrankenhause geborcnen Wilhelm Karl Klotzsche, 2. 'die
am 26. Februvr 1903 im Eppen'dorfer Krankenhause als Toch-
ter eines armen Dienstmädchens gebvrene Bertha Blanck, 3.
den am 31. Dezember 1902 in Altcma -geborenen Peter Schult-
heis, 4. -deu am 23. Dezember 1902 ini Hamburg geborenen
Fr. Friedr. Sommer, 5. das in Hannover bei einer Hebamme
geborene Kind der schon erwähnten vornehm-en' Dame nnd 6.
das Kind ihrer Tochter. Alle diefe Kinder verbrvnmte die An-
gMägte, nachdem sie sie vergiftet hatte, in der Weise, -datz sie
die Platten des Feuerlherdes in chrer Küche entfernte und 'den
Herd derartig evweiterte, -datz sie die Kindssleichen nicht zu zer-
stückeln brauchte. Die Nachbarn 'der Angeklägten hatten wie-
derholt bemerkt, daß in der Küche 'der Angeklagten ichermötzig
stark geheigt wurde uud -datz zu dieser Ze'it ekn entsetzlicher
Geruch in der ganzen Gegend hevrschte. Auf die Uvsache
dieser Erscheinung ging jedoch 'niemand zurück, und erst 'die
Anffindung der -Kniühenveste, die nach 'der -Verhastung der An-
geklagten evftlgte, ergab für -deren Schu-ld unwi'derlegliche Be-
weise. Nach den von der Angeklagten in Säcke genähten und
am Kai des St. Pauli Markt- und Landu-ngsplatzes in- den
Elbftrvm geworfenen Kindesleichen ist inzwlfchen dnrch -die
Hamburgischen Staatstaucher gcfucht worden, l-edoch' vevgcb-
lich, weshalb die Anklage stch auf idie oben erwähnten Mord-
fälle befchränkt. Jnwiäweit die Tochter der Angeklagten, deret-
wegen an 'dritter Stelle 'die AnLlage wegen schwerer Kuppelei
gegen Frau Wiese erhoben ist, an den scheuhlichen Verbrech-en
beteiligt war erscheint noch nicht festgcstellt, ebenfowenig, wer
etwa W Mitschuldigen der Angeklägten gehört, die eitte ganze
Neihe zum Teil gut situierter 'Leute, darun-ter anch ein Parifer
Arzt Dr. Franck uud verschiedene .Hamburger Persönlichkeiten
als Mitwisser mehrerer weiiever >Strastaten bezichtigt hat, und
worüber die BorunterfuchuNg noch nicht äbgeschlossen ist.
Eingesandt.
He'idelber g, 5. Okt.
Der Wcgfall des 5Pfg.-Zuschlages auf dcr elektrischcu
Stratzenbahu für die Strecke MöUchhof-Handfchuhsheim
ist im Publikum allgemein sreudig begrüßt wordeu. Der da-
durch entstandene schsinbare Einnahme-Ausfall wird durch
eine erhöhte Frequenz auf d-ieser Strecke jedenfalls wicder ge-
-deckt. Auf einen MitzftanL möchten wir heute hknweisen, der
sich. an -der Endstation beim -grünen Hof in HandschühZheim
befindet. Der Ein- und Ansfteigeraum auf der Ostsefte dorten
ist entfchieden zu schmal und könnie leicht verbreitert werdem.
Sollte -dieser Hinweis die mahgebend-e S-telle zur Whilfe des
mitzlichcn Zustandes veranlassen, so hätten diese Zeilen ihren
Zweck erreicht. L.
Verlosungen.
" Die beliebten' Stratzburger Lose, das Stück
1 Mk. sind zur Ausgabe gelangt u-nd überall bei dsn bekannten
Losverkaufsstellen, svwie bei der General-Agentur I. Stür-
mer, Stratzburg i. Els., erhältlich; sür 10 Mlk. werden 11 Lose
gegcben, jedoch ist bei Bezügen für Porto und Liste 2ü
beizufügen. Trotz geringer Loszähl kommen 1200 GewftAs
im Gesamtwert von Mk. 39 000, Hauptgewknn -Mk. lO ww^'
zur Verlosung. Da die Ziehumg schon in kurzer Zeft
findet, fo ift deren baldiger AiÄauf zu empfählien; näyei^
ist aus ten Jnseraten zu ersehen.
Haudel und Äerkehr.
Hopfen. Nürnberg, 4. Okt. Duvch fortgesetzte
käufe Sftmiimung etwas angenehmer und fester. Schlntzpvmlff
Markth-opfem, erste Sorte 150—162 Mark, zweite Sorte
bis 145 Mk., Bädischer erste Sorte 172—186 Mk.,
Sorte 155—167 Mk., Württembvrger erste Sorte 170
185 Mk., zweite Sorte 155—165 Mk. Zusuhr 2600 BalleM'
Umsatz 2000 Ballen.
Frisckriek llimmi
ULUpt8ll'L88« 90 UkUpt8trL88« 90
------- un<I
HsukioiteL im
VaiMiSLL-OrL^LSLiL
RveUe Leckiennnx. LilUgv krsise.
Kleine Zeitung.
— Berlin, 4. Oktdber. Die Schiffahrt auf der Was"
serstraße Berlin—Hamibur-g ist jetzt nach feist dreimoiiä"
tfgier Paufe w-ieder Wfgenommen wordeu; gssterir kaist
von Hamburg 'her der erste SchlePPzug, eini Dampser
s-echs Lastkähnen, durch Spandau dtrrch; dv- der Wassersta^^
indes noch kange nicht die srühere norma'Ie Höhe erreiE
hat, so konntew die Fahrzsuge uur erst halbe Ladung aüst
nehmen, sie hatten 80 Zentimeter Tiesgang. Bei ^
Durchstchrt durch Spandau gaben die Schiffer der Freim^
über den enblichM Wiederbeginn threr Tätigkeit in keb"
hafter Weise Ausdruck, alle Mann waren auf dem
deck versammelt, sie schwenkten unter Hurraru'fen die
cher, und diejenigen unter ihnen, wölche musikalis-ch sisff'
entlockten ihren' Jnstrumenten („Schifferklavieren",
nern usw.) ffohe Weisen.
Oldenburg, 3. Oktober. Der Kolonist Havm
aey
aus Ninzeldorf wurde hier am 22. November 1902 weg^
eiues rhnr zur Last gelegten Diebftahls zu zwei MouatH
Gesängnis verurteilt und mußte dies-e Strafe
trotz aller Unschuldsbeteuerungen abbüßen. Jetzt endsi"
getang es ihm aber doch, seine U n s ch u l d nachzuweise^
und das Gericht erkannte aus ein S ch m er zeu s g e
von 5 Mark sür jeden Tag, den er in- der Hast vetbraK
hatte.
— Als hübsches Bcispiel von der bereitwilligen
ffenndschaft, die bei den diesjährigen M a n över n ^
Bewöhner Äes Vogtkindes den Soldaten gewährteu,
in Lam „Vvgtländer An-zeiger" in einer Zufchrfft folg-ests^
berichtet: Jn der Nähe von Lengenf -eld war
Fsldwache poftiert, Äie aber infolge -anhaltenden star^
Regens nachts gegen 1/^12 Ulhr zurückbeordert wut-ff'
Tri-efeud naß gölangte der Soldat, ein Einjähriger, ssi
Städtchen an und fuchte vergebens nach etnem
quartier. Ermüdet un!d abgespanut klagte er eiuE
Offfzieren, Äie ihm auf dem Markte bogegneten, sein Lel "
Währeud die Herren uoch beraten, tritt ein einfaw^
Mann -auf sie zu, erklärt, daß er gehört, um was es st j
handkle, und bittet dringeud, ihm doch den Herrn „S-oldai
zu „überlassen". Er allein 'habe keine Einquartierun
uud habe sich doch so sehr daraus gesreut. Sein Vorsckstsi,
wurde -gern angenommen, und d-er „Herr Soldat" hm).
alle Ursache, Mit soinem Wirt zu-ffieden zu sein. Ral.
sorgte diefer für trocken-e Kleidung, richtete ein Abeubbr^
her nüd bemnhte sich- mff rührender Ausinerksamikeit ü .
feinen späten Gast. Dem tat die außerordentliche ^ ^
benswürdigkeit sehr 'wohl, und er streckte sich behaglich si-
sein schnell gerüstetes Lager. Audern Dags muh
Regiment schon ffüh 3 Uhr marsMereit sein. Neugestaf.
erhebt sich der SoWat und beeilt sich bet der Toilette.
lv
beschreibt aber sein Erstaunvn, nls er alle serne Gatder
nicht gleich fo zu verstören, mft meiner Meinnng von den
Herrn Flauscn.... von den Herrn Malermeister. Jch denk',
Sie bringen die Sach in die Reih' mit ihm- und reden ihm- ins
Gewissen."
Die Tür ging aus. Schmidt stand im Zrmmer. Wenu er
geklopft hatte, so mußten wir's wohl überhört häben.
„Pardon" sayte cr mit einem zögern'den Blick anf die Köchin
des Hvnses, „stüre ich?"
„Dnrchaus nicht", sagte sie stcis, „ich bin fertig nnd keine
Heimlichkeit treib ich nicht in dieser Stn'be vom gnäd'gen
Herrn."
Er lachte und versicherte sie seiner Hochachtung in jeder
Beziehung. Jch kannte seine nervöse Art, kannte dres Lachen
gereizter Spötterei. Jhm war nicht gut zumute, er hatte mir
Ernftes zu sagen. Trotz der rasch hereinbrechenden Dämme-
rung sah ich seine Augen einen Moment sondcrbar snnkelnd
auf mich gerichtet. —
Male Dauert inixte gegen miich und- schrtft würdevoll, wie
jemand, der das ruhige Bewutztsein hai, ein gnl-es Wcrk voll-
bracht zu haben, zur Tnr hinaiuZ.
Wir waren allein.
Schmidt hatte sich, immcr noch schweigend, in die Sofaccke
gesetzt, Ivie in Berlin, wenn cr mich in m-einem Hcim- besnchte.
Jch lag nicht ab-gespannt auf -der Chaiselongne wie dort, denn
es gab hier keine, sondern schritt rauch-end den grünkarierten
Läufer, der in meiner hiesigen Klanse -über Krenz den Boden
deckte, auf und ab.
„Wissen- Sie, weshalb die eben hier 'war?" fragie ich, nach
der Tür dentend, durch die Male Tauert even -verschiwnmden.
„Kann ich mir lebhast denten", nickte er, „als Tngend-
drache, um ein holdes, hilftoses Geschöpf zu beschützen vor dem
Werwolf."
„Lieber Bertus, da Sie vollkommen zugestehen mit Liesen
spötftschen Worten, was die alte Person b-ehanptete, indem sie
imich ausforderte, Jhnen ins Gewissen zu- reden, sälls Sie nicht
wüßken, was Sie tun, brauche ich eigentlich n-ichts 'weiter zu
sagen."
„Ncin, mein lieber Leo. Wcnigstens, was dics junge Mäd-
chen Hannchen Schertlakcn bctrifft, möchtc ich Sie sogar darum
bitten. Da ist gar nichts mehr darüber zn re-den, und ich halte
das ausschlietzlich für mcine Sache. Jch kam in ganz andcrer
Wsicht hier herauf. Habcn Sic, den ich für cincn feinen Psy-
chojogen halte, eine Mcinung in >der Zeit Jhres hiesigen Äuf-
enthaltes gewonnen, ob Fräulein Rosa Conrad ctwa eine alte
unvcrgctzliche Liebc in Jhrem Herzen 'bewahrt?" Jch blieb am
Fenster stehen und schautc in die rasch gesunkene Nacht hinaus,
ohne gleich zu antworten. Diesc Wendung des Gefprächcs, die
Schmidt ihm mft lühner Dreistigkeit gegeben, verblüffte mich zn
sehr. Hattc er doch eben cingestanden, wcnn auch nur indirekt,
datz es sich, was Hannchen betraf, lediglich um einc ganz ge-
dankenlose Spiclerei handle. — „Jä', sagte ich, mich meiner
eigcnen 'Eindrücke in dieser Richtung gcrn erinncrnd, „ich
glaube bestimmt, datz sie im Herzen irgend solche Erinnernng
hegt."
„Neueren Datums?"
--Ja, ft genau bin ich wirilich nicht orienftert", sagte ich
kalt.
„Das tut am Ende auch nicht vicl zur Sachc", meinte cr
nach eincr nachdenklichen Pause, „und würde kein Hindernis-
grund, eine sehr glückliche Ehc mit ihr zu führcn."
Da war es herans.
Jch blieb mit kurzer Wendnng vor ihnr stehcn.
„Denkcn Sie etwa daran?" fragte ich scharf.
„Na — so halb und halb, ja — lieber Leo"; gab er ruhig
zu, „aber eff ich mich crnsthaft darum bemühe, wollte ich gern
mal mit Jhnen Rncksprache darüber nehmen. Sie kenncn das
Mädchen und den Bruder und auch die Verhältnisse hicr viel
länger als ich, und Jhr Urteil würde meine Ansicht eventuell
Absicht stark beeinflussen."
„Schmidt", sagte ich sehr ernst, „wollen Sie mich düpiercn?
Wollen Sie mich fragen, ob Sie die eine heiraten sollen, wäh-
rend Sie in die andere verliebt sind, wcnigstens eine Tan^
mit ihr treiben?" „M,
Jch mntze mich zusammennehmen, mcmc steigende Errcv
nicht zu verraten und damit meine ganz persönliche Ää
nahme. ..ag.
„Verliebt bin ich in kcinc von beiden", sagtc er gleichsi^^ä-
„Jch wollte nur tvissen, was Sie über das Fränlein Eo>
dcnkcn, über ihre Befähigung, eincn Künstler, einen
wie ich bin, glücklich zu machen trotz cincs vielleicht vorhande
anderen Begrisfes von Glück" . . .
„Jch kann nur sagen, datz ich die unverhohlene Selbstl^^^
mit der Sie nur daran denken, ob Sie selbst glücklich "Hmq.
kaum in Jhnen gesucht hätte", sagte ich, „und datz ich der l
Ueberzeugung bin, datz dies liebe, schönc, durch und durw ^
sunde Weib, dics einfach gute, arglose Hcrz zu schade Ä'gin
einer derartig kühl geschlossenen Verbindung mit einein
wie Sie es sind, trotz bedingungsloser Hochachtung vor
als Mensch und Künstler, zu verkümmcrnl" schlotz fth, ^
Dloment meine objcftive Haltung verlicrcnd.
„O, daraufbin will ich's versuchcn."
„Und das Spicl mit der anderen, mit dem jungen --
fragte ich bitter.
„Das hat gar nichts mit mcinen ernsten Absichten Z» --
Jst auch alles andere als Spiel in Jhrem Sinnc, Elsv»
„Wenn Sie ernste Absichten aus Rose Conrad haben,
das doch nicht fortgehen; ich verstehe Sic absolut nichffnieh^ „„r
am wenigsten, datz Sie mit dicser „edlen Dreistigkeit' ni
mcine Ansicht sragen", sagte ich schroff. . .
„Jedensalls weitz ich sie nun", Lemcrkte er kühl, pa) ^
sam erhebend. . i
„Bitte nur zu leincm Trugschlutz zu kommen
rasch..
(Forffetznng folgt.)
sagft
Mjilldr si 6rö;;>er ZpmalqezchZN M elegsitte fietten- unS Nnaben-Oaraerobe ^ Vrrmr
F »HGIGLp »> H . -. ftelcs äsr Lsuamtsgnsss . . Llsuplstrssss S? . . Loks äsr Lsnamtsgs-Ms > ^ ^ ^