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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929

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Lang, Hugo: Die junge Generation
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https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0202

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»DIE JUNGE GENERATION«

Einst heirateten junge Leute«, — so bemerkt die
amerikanische Zeitschrift »House & Gar-
den« in einem kleinen Leitartikel, — »weil zwei
zusammen billiger leben konnten als einzeln. Heute
heiraten sie — weil zwei zusammen luxuriöser
leben können als einzeln. Die mageren Jahre liegen
hinter uns. Die junge Dame von heute, die hell
genug ist, um einen Gatten zu erobern, der junge
Mann, der ehrgeizig genug ist, um das Weib seiner
Wahl zu gewinnen, sie beide geben sich nicht
mehr mit einem »negativen« Leben zu-
frieden. Sie wird zusehen, daß er »in Fahrt«
kommt und Geld verdient. E r wird darauf achten,
daß die Frau im Geld-Ausgeben soviel Vernunft
betätigt, sodaß sie beide davon das Beste haben. .

Es ist das Wesen und die Begnadung der Jugend,
daß sie Träume und Ideale hat. Es ist der leben-
dige Funke in dieser jungen Generation, daß
sie hochgesteckte Ziele hat. Und diese Eigen-
schaft — das kann man in Amerika beobachten —
hat einen lebhaften Wandel der Dinge veranlaßt.
Einst pflegte man die Kinder anzuleiten, es ihren
Eltern nachzutun. Heute sieht man Eltern, die
ihren Kindern folgen.. Als der neuzeitliche Stil

zuerst ins Land kam, betrachtete ihn die ältere
Generation mit etlichem Mißtrauen; — aber die
jüngere Generation, die begriff, daß hier der Zeit-
geist sich ausspricht, setzte sich begeistert dafür ein.

Die junge Generation begnügt sich nicht damit,
die Weltwunder anzustaunen und resigniert sich
damit abzufinden, daß sie unerreichbar sind. Dafür
ist diese junge Generation zu hell, zu wach, zu
klug. Sie verzehrt sich nicht in Unzufriedenheit.
Sie nimmt nicht das Zweitklassige, das Schäbige,
das Minderwertige, den schlechten Geschmack,
das um jeden Preis Billige, die Imitation, das Un-
interessante. Sie verlangt das Beste und
wird es sich beschaffen. Die Kurve ihres
Strebens geht steil aufwärts. Der »Flug der
Sonne entgegen« ist das Symbol ihres Auftriebs«.

»Glückliches Dollar-Land!« fühlt man sich ver-
anlaßt, zu denken. . Aber — muß wirklich die
Konstatierung dieses »Auftriebs« sich mit einem
»Ressentiment« verbinden? Ist nicht der Auftrieb
ein Merkmal der zukunftsfrohen jungen Generation
aller Länder? Und wird er nicht — im Materiellen
oder im Geistigen — auch bei uns die Kurve der
Entwicklung steil »aufwärts« führen? . h.lang.
 
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