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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929

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Stein, Georg: Ein Landhaus in Zehlendorf: eine Arbeit von Professor Dr. Heinrich Straumer
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https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0213

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XL. JAHRGANG.

DARMSTADT.

MAI 1929.

EIN LANDHAUS IN ZEHLENDORF

EINE ARBEIT VON PROFESSOR Dr. HEINRICH STRAUMER

Das Gesicht dieses Häuschens war mir als altem
Bautenbummler schon lange bekannt. Es
steht dort in Zehlendorf, wo man die Straßen nach
den großen deutschen Dichtern benannt hat und
wo sich die Bürger ihre Villen nach »bewährten«
Mustern aus dem Grunewald, aus Wannsee und
aus Salzkammergut hinsetzen ließen. In solcher
bunter Umgebung steht dieses Häuschen mit seiner
klaren Form einsam da. Durch die Lessingstraße
kommend, erkennt man gleich die Handschrift des
Erbauers, Heinrich Straumer, wenn man den
von zwei Schornsteinen bewachten First und die
steilen weißen Giebel erblickt. Am niedrigen,
einladenden Zaun tritt man durch die Gartentüre
dem Häuschen näher; drei schmucke Fenster, über
der Haustür, der aus Dachsteinen gewölbte Bogen
und ein gut durchgebildetes Abfallrohr beleben
die Front des kräftig vorspringenden Vorbaues. .
In der Diele ist die Balkendecke sichtbar ge-
blieben; von den Fliesen steigt zur linken Hand
die Treppe ins Obergeschoß. Die glatten Zimmer-
türen, die, wie die Deckenbalken naturlasiert sind
und mit blankem Schmiedeeisen angeschlagen,
versprechen gediegene Einfachheit der Wohn-
räume. Im Speisezimmer ist eine eingebaute Kre-

denz der Küchenwand zugekehrt; ihre Fächer und
Schübe sind glaslos und in geschlossenem Zustand
unsichtbar. Dies gibt dem heiteren Räume eine
wohltuende Ruhe. Ohne Teppich stehen Stühle
und Tische auf dem spiegelblanken Parkett. Ja-
wohl, Tische! Um den großen Mitteltisch warten
die Stühle auf die Gäste, während die Familie für
sich einen kleineren ovalen Tisch am Gartenfen-
ster benützt. Schlichte Mullbespannung dämpft
an den Fenstern den überflüssigen Licht-Einfall.
Der Schmuck des Herrenzimmers sind seine Bü-
cherwände und ein gleichfalls eingebauter Sitz-
platz am Fenster gegenüber dem Schreibtisch. Der
schlicht gebaute Kamin innerhalb der Bibliothek
vervollständigt die Wohnlichkeit dieses Raumes.
Im Sommer fehlt bei herabgelassenen Verandafen-
stern die vierte Wand, wodurch dieses Wohnzim-
mer mit dem Garten durch den schönen gemauer-
ten Vorplatz gleichsam eine Einheit bildet. Die
Ausbildung der Gehwege in Stein verhindert das
Einschleppen von Sand und Schuhnässe ins Haus.
Um die Oberdiele liegen die Schlafzimmer des
Herrn und der Dame; dem Herrn sendet das Fen-
ster an der Balkonterrasse die Morgensonne in die
Bettnische. Beide Schlafräume sind hell gehalten.

ltSS. V. 1
 
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