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Berger, Joseph: Die Stil-Richtungen: Versuch einer Sichtung
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DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0232
210
INNEN-DEKORATION
JOS. ÜERGER, M. ZIEGLER. BÜFETT UND PARFÜM-SCHRANK
DIE STIL-RICHTUNGEN.
VERSUCH EINER SICHTUNG
VON ARCHITEKT JOSEF BERGER
Die verwirrende Verschiedenheit der Ideen und
Formen, die sich bei einer Übersicht über das
künstlerische Schaffen unserer Zeit bietet, drängt
zu der Frage: wo liegt das Bleibende in der Fülle
des Geschauten, wo die Grenze des Ursprünglichen
gegen das nur Modische, des notwendig Gestal-
teten gegen das gesucht Neue?............
Bei den bildenden Künsten, in der Literatur und
Musik ist eine fortschreitende Hinwendung zu den in-
nerlich ruhigen, ausgeglichenen Formen eines neuen
Klassizismus deutlich. Die Wohnungs-Gestaltung,
deren Zweckgebundenheit für eine Entwicklung in
dieser Richtung besonders prädestiniert erscheint,
folgt diesem Richtungswechsel nur langsam. Aller-
dings: durch eben diese Gebundenheit hat sich die
Innen-Einrichtung nie so restlos von der Tradi-
tion gelöst, wie die freieren Künste es tun konnten.
Durch ihre Zwitterhaftigkeit, da sie — in der Mehr-
zahl der Fälle — schon vor der schöpferischen Idee
des Architekten von der meist hemmenden Idee
des Auftraggebers beeinflußt wird, — ist seit jeher
ihre Entwicklung verlangsamt.............
In der Raumkunst des letzten Jahrzehnts kann
man drei wesentliche Richtungen unterscheiden, die
in ihren Erscheinungsformen natürlich nicht strenge
getrennt sind. Die erste basiert auf den Ideen der
»anglo-amerikanischen Wohnkultur«. Sie hat vor
allem auf die Wiener Schule und weiterhin auf süd-
deutsche, westdeutsche und schweizer Schulen be-
stimmend eingewirkt. Ihr Wesen ist anti-pathetisch:
leicht, heiter, mannigfaltig. Ihre Idee: Der Bewoh-
ner macht die Wohnung. Der Architekt legt sie
INNEN-DEKORATION
JOS. ÜERGER, M. ZIEGLER. BÜFETT UND PARFÜM-SCHRANK
DIE STIL-RICHTUNGEN.
VERSUCH EINER SICHTUNG
VON ARCHITEKT JOSEF BERGER
Die verwirrende Verschiedenheit der Ideen und
Formen, die sich bei einer Übersicht über das
künstlerische Schaffen unserer Zeit bietet, drängt
zu der Frage: wo liegt das Bleibende in der Fülle
des Geschauten, wo die Grenze des Ursprünglichen
gegen das nur Modische, des notwendig Gestal-
teten gegen das gesucht Neue?............
Bei den bildenden Künsten, in der Literatur und
Musik ist eine fortschreitende Hinwendung zu den in-
nerlich ruhigen, ausgeglichenen Formen eines neuen
Klassizismus deutlich. Die Wohnungs-Gestaltung,
deren Zweckgebundenheit für eine Entwicklung in
dieser Richtung besonders prädestiniert erscheint,
folgt diesem Richtungswechsel nur langsam. Aller-
dings: durch eben diese Gebundenheit hat sich die
Innen-Einrichtung nie so restlos von der Tradi-
tion gelöst, wie die freieren Künste es tun konnten.
Durch ihre Zwitterhaftigkeit, da sie — in der Mehr-
zahl der Fälle — schon vor der schöpferischen Idee
des Architekten von der meist hemmenden Idee
des Auftraggebers beeinflußt wird, — ist seit jeher
ihre Entwicklung verlangsamt.............
In der Raumkunst des letzten Jahrzehnts kann
man drei wesentliche Richtungen unterscheiden, die
in ihren Erscheinungsformen natürlich nicht strenge
getrennt sind. Die erste basiert auf den Ideen der
»anglo-amerikanischen Wohnkultur«. Sie hat vor
allem auf die Wiener Schule und weiterhin auf süd-
deutsche, westdeutsche und schweizer Schulen be-
stimmend eingewirkt. Ihr Wesen ist anti-pathetisch:
leicht, heiter, mannigfaltig. Ihre Idee: Der Bewoh-
ner macht die Wohnung. Der Architekt legt sie