Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0425
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Rischowski, Edith: Das Wohnhaus als Einheit: Häuser und Räume der Versuchs-Siedlung Breslau 1929
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XL. JAHRG.
DARMSTADT
NOVEMBER 1929
DAS WOHNHAUS ALS EINHEIT
HÄUSER UND RÄUME DER VERSUCHS-SIEDLUNG BRESLAU 1929
Die Breslauer Versuchs-Siedlung, wesent-
liches Glied der Werkbund - Ausstellung
»Wohnung und Werkraum«-Breslau 1929, ist eine
eminent künstlerische Manifestation, Ergebnis
der Entfaltung künstlerischer Persönlichkeiten an
einer zunächst rein praktischen Aufgabe. Es ist
kein Zufall, daß die gestreckten Flachbauten
der Siedlung dem flachen Landschaftstyp folgen,
daß sie im Linearen an die Kurven des Gelän-
des angelehnt sind, im Kubischen das Gelände
akzentuieren. Auch die Räume füllen sich mit
Landschaft; ihre Fenster-Öffnungen sind breit
und saugend. . Das »Wohnheim« von Scharoun,
schiffsartig gestreckt und elastisch der Sonne zu
gebogen, bindet im flacheren Mitteltrakt mit dop-
pelseitig verglasten Hallen Park und Wiesen deut-
lich in seine Raumkonzeption ein. . Stark ist die
dynamische Wirkung, wenn etwa Moshamer
die gleitenden Formen seines Flachhauses mit
einer überraschenden Drehung umbiegt und in
einem Block fängt. . Mehr additiv Raum an Raum
baut Hadda, nicht flüssig, aber rhythmisch die
Massen lagernd. Es entspricht völlig dem Gleich-
laut von Bauform und Raumfunktion, wenn darum
Haddas großes Rundfenster kräftig durch Pfosten
gegliedert wird, indes Laut erb ach den sanften
Bogen seines weiten Hauptraumes im Fenster aus-
drücklich betont, in der geschwungenen Glaswand
des Vorplatzes wiederholt. Der Raum ist darum
bei Hadda rhythmisch gebunden, die Rundung
durch den vorgestellten Schreibtisch getrennt vom
Kubus, den die Endigungen der Einbauten fester
schließen. Kräftige Farben werden mit dunklem
Holz kombiniert, etwa leuchtend rot die Wand
hinter den schwarzen Leisten der Bücherregale.
In Lauterbachs Irrationalen schwingt alles leicht
und fein —: Stahlrohr biegt sich, Opakglas und
Panzerholz spiegeln und blitzen mit Licht-Effek-
ten; — die Farben: weiß und schwarz und alle
Grautöne in kühlen, erquicklich reinen Spann-
ungen. . Fester und härter begrenzt, dabei von
klarem Wohlklang der Proportionen sind Effen-
bergers Räume; in ihnen gewinnt die Wand er-
höhten Wert. Das Fenster wird mehr als Teil der
Wand, denn als selbständiges Element empfunden;
sogar das riesige Atelierfenster ist Begrenzung so
sehr wie Öffnung. Die geschlossene Reihe der
Bücherschränke nimmt die Tendenz auf: die Wand
nicht zu gliedern, sondern als Einheit fühlbar zu
machen. Hier konnten nur Möbel zur Aufstellung
1929. XI. 1.
DARMSTADT
NOVEMBER 1929
DAS WOHNHAUS ALS EINHEIT
HÄUSER UND RÄUME DER VERSUCHS-SIEDLUNG BRESLAU 1929
Die Breslauer Versuchs-Siedlung, wesent-
liches Glied der Werkbund - Ausstellung
»Wohnung und Werkraum«-Breslau 1929, ist eine
eminent künstlerische Manifestation, Ergebnis
der Entfaltung künstlerischer Persönlichkeiten an
einer zunächst rein praktischen Aufgabe. Es ist
kein Zufall, daß die gestreckten Flachbauten
der Siedlung dem flachen Landschaftstyp folgen,
daß sie im Linearen an die Kurven des Gelän-
des angelehnt sind, im Kubischen das Gelände
akzentuieren. Auch die Räume füllen sich mit
Landschaft; ihre Fenster-Öffnungen sind breit
und saugend. . Das »Wohnheim« von Scharoun,
schiffsartig gestreckt und elastisch der Sonne zu
gebogen, bindet im flacheren Mitteltrakt mit dop-
pelseitig verglasten Hallen Park und Wiesen deut-
lich in seine Raumkonzeption ein. . Stark ist die
dynamische Wirkung, wenn etwa Moshamer
die gleitenden Formen seines Flachhauses mit
einer überraschenden Drehung umbiegt und in
einem Block fängt. . Mehr additiv Raum an Raum
baut Hadda, nicht flüssig, aber rhythmisch die
Massen lagernd. Es entspricht völlig dem Gleich-
laut von Bauform und Raumfunktion, wenn darum
Haddas großes Rundfenster kräftig durch Pfosten
gegliedert wird, indes Laut erb ach den sanften
Bogen seines weiten Hauptraumes im Fenster aus-
drücklich betont, in der geschwungenen Glaswand
des Vorplatzes wiederholt. Der Raum ist darum
bei Hadda rhythmisch gebunden, die Rundung
durch den vorgestellten Schreibtisch getrennt vom
Kubus, den die Endigungen der Einbauten fester
schließen. Kräftige Farben werden mit dunklem
Holz kombiniert, etwa leuchtend rot die Wand
hinter den schwarzen Leisten der Bücherregale.
In Lauterbachs Irrationalen schwingt alles leicht
und fein —: Stahlrohr biegt sich, Opakglas und
Panzerholz spiegeln und blitzen mit Licht-Effek-
ten; — die Farben: weiß und schwarz und alle
Grautöne in kühlen, erquicklich reinen Spann-
ungen. . Fester und härter begrenzt, dabei von
klarem Wohlklang der Proportionen sind Effen-
bergers Räume; in ihnen gewinnt die Wand er-
höhten Wert. Das Fenster wird mehr als Teil der
Wand, denn als selbständiges Element empfunden;
sogar das riesige Atelierfenster ist Begrenzung so
sehr wie Öffnung. Die geschlossene Reihe der
Bücherschränke nimmt die Tendenz auf: die Wand
nicht zu gliedern, sondern als Einheit fühlbar zu
machen. Hier konnten nur Möbel zur Aufstellung
1929. XI. 1.