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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 17.1903

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Elschnig, A.: Ueber stereoskopische Photographie in natürlicher Größe
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Ueber stereoskopische Photographie in natürlicher Größe. 15
Wie angeführt, hat Heine diese meine Angaben bestätigt,,
aber meine Erklärung für diese Tatsache nicht als allgemein
gültig anerkannt, sondern nur für den Fall, als die zu photo-
graphierenden Objekte,,relativ groß“ seien. Bei kleinen Objekten
liege die Ursache des Ueberplastisch-Erscheinens der „richtig“
aufgenommenen Photogramme (d. i. Seitenabstand der Objek-
tive == Augendistanzj natürlicher Größe im Stereoskope darin,
daß wir zufolge der im Stereoskope verwendeten Prismen
mit relativer Divergenz der Sehachsen (d. h. die Sehachsen
schneiden sich nicht in der Ebene des Photogrammes, sondern
hinter derselben) das photographische Objekt zusehen glauben,
dasselbe daher entfernter schätzen, als es tatsächlich ist. Da die
Ouerdisparation zweier hintereinander in konstantem gegen-
seitigem Abstande befindlicher Punkte auf der Netzhaut unserer
Augen um so kleiner ist, je größer die absolute Entfernung von
unseren Augen, und wir trotzdem (wenigstens innerhalb ge-
wisser Grenzen) die relative Distanz der beiden Punkte in
größerer absoluter Entfernung als ebenso groß schätzen wie in
der Nähe, so sei dies ein Beweis dafür, daß wir unbewußt
die Ouerdisparation immer um so besser ausnutzen (bei
gleicher Querdisparation um so „plastischer“ sehen), je größer
die absolute Entfernung eines Objekts ist. Wenn wir daher
das „richtig“ aufgenommene Photogramm eines Objektes im
Stereoskope zufolge der Prismenwirkung entfernter glauben,
als es sich tatsächlich befindet, so müssen wir es überplastisch
sehen. Bei Verschmelzung der beiden Halbbilder der stereo-
skopisch-photographischen Aufnahme in einem Apparate,
welcher variable Konvergenz der Sehachsen bei konstanter
Objektsdistanz ermöglicht (Haploskop von Hering),
erscheine dagegen das „richtige“ Photogramm bei gleicher
Objektsdistanz und gleicher Konvergenz der Sehachsen, wie bei
der „richtigen“ Aufnahme, auch in natürlicher Plastizität,
also ,, orthostereoskopisch “.
Durch eine größere Untersuchungsreihe habe ich dann
(siehe meine letzte Mitteilung) festgestellt, daß Heines An-
gaben weder vom praktischen, noch vom theoretischen Stand-
punkte aus zu Recht bestehen. Insbesondere konnte ich durch
Heranziehung einer größeren Anzahl von Beobachtern fest-
stellen, daß bei Verwendung von Prismen im Stereoskope,
überhaupt bei Verminderung der Konvergenz der Sehachsen
während der Betrachtung der stereoskopischen Photographie
nicht allen Beobachtern das Objekt entfernter, vielen
näher erscheint, als bei Betrachtung des Photogrammes mit
größerer Konvergenz. Ich glaube auch die Ursache — un-
passende Objekte — aufgedeckt zu haben, weshalb Heine
 
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