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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 17.1903

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Lüppo-Cramer, Henricus: Zur Photochemie des Jodsilbers
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Zur Photochemie des Jodsilbers.

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zu geben, die mit unseren derzeitigen theoretischen Ueber-
legungen nicht in Einklang zu bringen ist, und es scheinen bei
der Entstehung des Entwicklungsbildes auf Jodsilber noch
Momente mitzuspielen, an die eine rein chemische Erklärung
vorläufig nicht heranreicht. In dieser Beziehung hat der leider
so früh verstorbene Luggin1) einige Spekulationen im Zu-
sammenhänge mit seinen Untersuchungen über photoelek-
trische Bildbildung angestellt, aus denen einige Punkte hervor-
gehoben sein mögen. Der genannte Forscher kommt a. a. O.,
S. 15g, zu dem Resultat, daß „die charakteristische Tatsache,
daß Jodsilber viel kräftigerer Sensitatoren bedarf als Brom- und
Chlorsilber, durch die Verschiedenheit im photoelektrischen
Verhalten ihre Erklärung finde“. Bemerkenswert ist auch
der Passus S. 161: „Die außerordentlich hohe Lichtempfind-
lichkeit des J odsilbers gegen physikalischeEntwicklung,
welche die des Chlor- und Bromsilbers weit übertrifft, ist kein
Beweis gegen die chemische Natur des latenten Bildes. Bei
der physikalischen Entwicklung kommt es auf Verände-
rungen in den Adhäsionskräften des lichtempfindlichen
Salzes an; nun spielen gerade bei diesen Kräften individuelle
Verhältnisse die allergrößte Rolle, und es ist keineswegs eine
ungeheuerliche Annahme, daß Jodsilber durch geringe Mengen
Photojodür eine viel grössere Aenderung der Adhäsionskräfte
erfahren solle als Brom- und Chlorsilber durch die ent-
sprechenden Mengen ihrer Photosalze.“
Eine wichtige Arbeit über das Jodsilber in der Form,
wie es bei der Daguerreotypie zur Anwendung kommt, hat
H. Scholl2) in seiner umfassenden Abhandlung „ Ueber die
Veränderungen des Jodsilbers im Lichte und den Daguerre-
sehen Prozeß“ geliefert. Scholl weist auf die bereits von
Schultz-Sellack konstatierte Trübung des Jodsilbers im
Lichte hin und beweist durch eine Reihe von Kontrollversuchen,
daß nicht der Austritt von Jod die Ursache der Trübung sein
kann. Auch eine Sauerstoffäufnahme kann nach Scholl nicht
vorliegen, sondern es kann nur eine physikalische Ver-
änderung eingetreten sein. Der genannte Forscher deutet
darauf hin, daß Jodsilber bekanntlich dimorph ist, daß es
bei höherer Temperatur aus dem hexagonalen in das reguläre
System übergehe, wobei eine Farbenveränderung in ein viel
lebhafteres Gelb vor sich geht. Aus all seinen Versuchen
schließt Scholl, daß die getrübte Schicht durch reines,
mechanisch fein verteiltes AgJ gebildet wird, und daß der

1) Eders „Jahrbuch f. Phot.“ für 1898, S. 156bis 171.
2) „Archiv f. Wissenschaft!. Phot.“, I, S. 242.
 
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