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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 17.1903

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Schmidt, G. C.: Ueber die chemischen Wirkungen der Kanalstrahlen
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66 Ueber die chemischen Wirkungen der Kanalstrahlen.
nur schwach ausgebildet sind, ist dies bei den Kanal-
strahlen nur im ersten Augenblick der Fall; nach
kurzer Zeit wird das Fluoreszenzlicht weißlicher
dadurch, daß alle Farben des Spektrums auftreten.
Einwirkung der Kanalstrahlen in Sauerstoff.
Wie schon A. Wehn eit1) fand, wird Kupfer unter den Kanal-
strahlen in Luft braun. Daß hierbei tatsächlich ein Oxyd
entsteht, konnte auf chemischem Wege nach gewiesen werden.
Zu dem Zweck wurde das längere Zeit mit Kanalstrahlen
behandelte Kupferblech mit verdünnter Salzsäure übergossen
und darauf mit einem Ueberschuß von Ammoniak versetzt. Die
intensiv blaue Färbung zeigte an, daß sich Kupferoxydul gebildet
hatte. Als das reine Kupfer in ähnlicher Weise mit Salzsäure
und Ammoniak behandelt wurde, ging nichts in Lösung.
Die Tatsache, daß sich Kupferoxydul gebildet hat, kann
auf zweierlei Weise erklärt werden, nämlich erstens, daß die
Kanalstrahlen die Oberfläche stark erhitzt haben, oder zweitens,
daß die Kanalstrahlen den Sauerstoff in Atome spalten, die
natürlich viel intensiver wirken als der molekulare Sauerstoff.
Um die erste Annahme zu prüfen, wurde Ouecksilberjodid,
welches bekanntlich schon bei sehr geringer Temperatur-
erhöhung aus der roten Modifikation in die gelbe übergeht,
4 Stunden lang den Kanalstrahlen ausgesetzt. Nach dieser
Zeit war das Salz gebräunt, also zersetzt; eine Umwandlung
in die gelbe Modifikation konnte nicht wahrgenommen
werden. Hieraus geht deutlich hervor, daß nicht die Wärme-
wirkung der Kanalstrahlen die Oxydation des Kupfers be-
wirken kann.
Um die zweite Annahme zu prüfen, wurde auf das
Kupferblech ein Bügel von Kupferdraht befestigt, so daß
einzelne Stellen vor der direkten Einwirkung der Kanal-
strahlen geschützt waren. Das Blech füllte den Durchmesser
des Rohres aus und war zur Erde abgeleitet. Die Oxydation
war an allen Stellen die gleiche, ja sogar die untere Seite,
wohin keine Kanalstrahlen dringen konnten, war ox3^diert.
Hieraus geht deutlich hervor, daß die Kanalstrahlen nur
indirekt wirken, indem sie den Sauerstoff zer-
setzen.
Iu ähnlicher Weise werden Kadmium, Aluminium und
Zink oxydiert; dagegen war auf den sogen, edlen Metallen,
Silber, Gold und Platin, nach 4 Stunden keine Oxydation
wahrzunehmen. Auch dies erklärt sich leicht, wenn wir an-
nehmen, daß die Kanalstrahlen den Sauerstoff zersetzen und

1) A. Wehnelt, „Wied. Ann.“ 67, S. 425 (1899).
 
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