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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 17.1903

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Schmidt, G. C.: Ueber die chemischen Wirkungen der Kanalstrahlen
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Ueber die chemischen Wirkungen der Kanalstrahlen.

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nur die Atome gegebenenfalls oxydierend wirken. Ebenso wenig
wie sich die edlen Metalle an der Luft trotz ihres Gehaltes
an oxydierenden Substanzen, wie Ozon, Wasserstoffsuperoxyd
(die sich ebenfalls in atomistischen Sauerstoff zersetzen), ver-
ändern, ebenso wenig vermag dies der durch die Kanalstrahlen
gespaltene Sauerstoff. Zu berücksichtigen ist hierbei noch,
daß, da das Entladungsrohr vollkommen trocken ist, der
atomistische Sauerstoff viel weniger intensiv wirkt als bei
Gegenwart von Wasserdampf.
Einwirkung der Kanalstrahlen in Wasserstoff.
Quecksilberchlorid. Weißes Quecksilberchlorid wurde
während 4 Stunden der Einwirkung von Kanalstrahlen in
Wasserstoff ausgesetzt. Trotzdem es nicht leuchtete, war es
dunkler gefärbt. Beim Uebergießen mit Ammoniak färbte es
sich intensiv schwarz; es war also Quecksilberchlorür ent-
standen. Während aber die Kathodenstrahlen nur die äußerste
Oberfläche reduzieren, war hier die Einwirkung bis in die
tieferen Schichten vorgedrungen.
Auf die Oberfläche des HgCL wurde eine Flußspatplatte
derart befestigt, daß die Kanalstrahlen nicht direkt auftreffen
konnten. Nach einiger Zeit war auch hier eine Reduktion wahr-
nehmbar. Diese Tatsache, sowie die, daß auch die tieferen
Schichten reduziert sind, erklärt sich einfach, wenn wir an-
nehmen, daß die Kanalstrahlen das Wasserstoffmolekül spalten
und die Atome erst reduzierend wirken. In Sauerstoff wurde
das Quecksilberchlorid nicht reduziert.
Eisen chlorid fluoreszierte nicht; in Wasserstoff wurde
es ebenso wie das Quecksilberchlorid unter dem Einfluß
der Kanalstrahlen reduziert, was durch Behandeln mit rotem
Blutlaugensalz leicht festgestellt werden konnte. In Sauerstoff
konnte keine Veränderung wahrgenommen werden.
Zersetzungen, welche in Sauerstoff und Wasser-
stoff vor sich gehen. Aus der Tatsache, daß das
Lumineszenzlicht der meisten Körper unter dem Einfluß der
Kanalstrahlen bald erblaßt, geht deutlich hervor, daß die
meisten Substanzen zersetzt werden. Die typischste Reaktion,
welche hierbei stattfindet, ist die Zersetzung der Natriumsalze.
Hierbei tritt stets die D-Linie auf, gleichgültig, ob der Gas-
inhalt Wasserstoff oder Sauerstoff ist.
Diese Reaktion ist so empfindlich, daß viele Körper, welche
nur spurenweise Natriumsalze enthalten, trotzdem die D- Linie
zeigen. In Kaliumsalzen, Kalkspat, Feldspat u. s. w. habe
ich sie häufig w'ahrgenommen. Auch hier wirken also die
Kanalstrahlen zersetzend.
Erlangen, Physikalisches Institut.

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