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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 17.1903

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Sieberg, A.: Zum Photographieren seltener Wolkenformen
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https://doi.org/10.11588/diglit.41327#0097

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Zum Photographieren seltener Wolkenformen.

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Was die Technik1) der Wolkenaufnahmen anbelangt,
so setze ich diese als bekannt voraus. Vorteilhaft ist die Ver-
wendung von Diapositivplatten, wobei man, wenn angängig,
die Objektive abblendet und im übrigen gerade so wie bei
Dandschaftsaufnahmen verfährt. Entwickelt man nun noch
die Platten mit einer Hydrochinonlösung, so kopieren sie
zwar etwas schwer, gestatten dafür aber auch die Wieder-
gabe der feinsten Details. Die Lösung stellt man her, indem
man einerseits 10 g Hydrochinon, 50 g Natriumsulfit in 500 ccm
Wasser, und anderseits 60 g Kaliumkarbonat in 500 ccm
Wasser löst; beides mischt man zu gleichen Teilen und fügt
zu je 50 ccm 10 Tropfen Bromkali 1 :10 hinzu.
Durch Nachstehendes seien nun auch dem Nichtmeteoro-
logen die erforderlichen Kenntnisse vermittelt, damit er weiss,
worauf er gegebenenfalls zu achten hat.
Vor allem handelt es sich um die sogen. „Hagelturm-
wolken“, wie eine solche zuerst von Herrn Streit'2) und
später von Herrn Kaßner3) mehrere beobachtet und be-
schrieben worden sind. Aus einer Kumulusbank erhob sich
in kurzer Zeit ein hoher Turm, Fig. 18a, aus dem, teleskop-
artig gelagert, weitere Kuppen hervorquollen. Ueber der
jedesmal obersten erschien in geringer Entfernung ein leichter
Schleier; sobald der Wolkenkopf diesen zu durchdringen be-
gann, schossen momentan strahlenförmige weiße Fäden aus
dem Rande des Schleiers hervor, und zwar wiederholte sich
dieser Vorgang mehrere Male.
Eine andere Erscheinungsform sind die sogen. Wirbel-
Cumuli“. Gelegentlich der Fahrt vom 4. August 1894 des
Ballons „Phönix“ nahm Berr Groß4) vom Luftschiff aus in
einer Höhe von 3500 m emporwirbelnde Kumuluswolken wahr,
welche als geschlossene Körper eine Stratusbank durch-
brachen; Fig. 18 b gibt deren Aussehen bildlich wieder. Sie
quollen wie die Rauchwolke eines Vulkans aus der tief
dunkelblauen Wolkenmasse empor, verbreiteten sich schirm-
artig, brachen am Stiele gewissermaßen ab und lösten sich
dann auf.

1) Neuhauss: „Photographie auf Forschungsreisen und Wolkenphoto-
graphie“. A. Riggenbach: „Zur Wolkenphotographie“, Basel, 1891.
2) Streit: „Merkwürdige Form von Hagelwolken“. „Meteorologische
Zeitschrift“ 1896, Januar-Heft.
3) C. Kaßner: „Hagelturmwolken “. „Meteorologische Zeitschrift“
1901, November-Heft.
4) Aßmann und Berson: „Wissenschaftliche Luftfahrten“, Bd. 2,
S. 360, Braunschweig 1900.
 
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