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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 17.1903

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Homolka, Benno; Koenig, E.; Schwan, Nicolaus: Ueber den Ersatz der Alkalien in den photographischen Entwicklern durch die Salze der Amidoessigsäure
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https://doi.org/10.11588/diglit.41327#0105

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Ueber den Ersatz der Alkalien u. s. w.

91

Es ist nun eine allgemein bekannte Tatsache, daß die
Alkalien, und zwar sowohl die fixen als auch die kohlensauren,
auf die Gelatineschicht der Trockenplatten einwirken. Die
Schicht neigt, besonders in der wärmeren Jahreszeit und in
tropischen Klimaten, unter dem Einfluß der Alkalien zum
,, Kräuseln “ und Abschwimmen.
Gleichzeitig werden die Finger des Operierenden, besonders
bei lange fortgesetztem Arbeiten, von den alkalischen Bädern
stark angegriffen, worauf dann, infolge der bekannten Giftigkeit
der meisten alkalischen Entwickler, nicht selten bösartige Ent-
zündungen eintreten.
Man sollte nun annehmen, daß unter diesen Umständen
die beiden obengenannten sauren Entwickler die sämtlichen
alkalischen längst hätten verdrängt haben müssen. Daß dies
nicht der Fall ist, erklärt sich einfach dadurch, daß dem
einzigen Vorteile, welchen die sauren Entwickler bieten, eine
lange Reihe schwerwiegender Nachteile gegenüber steht: Die
Lösungen der sauren Entwickler sind nicht haltbar, nicht oder
doch nur unvollkommen abstimmbar, 'und die Entwickler selbst
neigen auffallend zur Flauheit.
Unter diesen Umständen kann es nicht befremden, daß
das Bestreben, einen unschädlichen Ersatz für die Alkalien
aufzufinden, ebenso alt ist wie die Entdeckung der alkalischen
Entwickler selbst. Man untersuchte im Laufe der Zeit eine
stattliche Reihe chemischer Verbindungen der verschiedensten
Klassen auf ihre Fähigkeit, die Alkalien in den Entwicklern
zu ersetzen: Lithiumhydroxyd und Lithiumkarbonat waren,
als zu kostspielig, von vornherein ausgeschlossen; die Bi-
karbonate, Phosphate und Borate der Alkalimetalle wirkten
zu schwach; Kalk, Baryt, Zuckerkalk, zinnsaure Alkalien be-
währten sich aus anderen, naheliegenden Gründen nicht.
Frühzeitig hatte man seine Aufmerksamkeit auch dem alt-
bekannten flüchtigen Alkali, dem Ammoniak, zugewandt; doch
auch dieses versagte, einerseits wegen seiner Neigung zur
Schleierbildung, anderseits wegen seiner Flüchtigkeit und der
dadurch bedingten schwierigen Dosierbarkeit, nicht zum
wenigsten endlich wegen seines unangenehmen Geruches.
Im Jahre 1899 lenkten die Gebrüder Lumiere und
Seyewetz1) die Aufmerksamkeit auf die Amine der Fettreihe
als Ersatzmittel für die Alkalien in den photographischen
Entwicklern. Durch eine mit gewohnter Meisterschaft aus-
geführte Versuchsreihe wiesen die genannten Forscher nach,
daß die Amine der Fettreihe in den photographischen Ent-

1) Siehe dieses „ Jahrbuch f. Phot.“ für 1899, S. 367.
 
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