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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 17.1903

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Homolka, Benno; Koenig, E.; Schwan, Nicolaus: Ueber den Ersatz der Alkalien in den photographischen Entwicklern durch die Salze der Amidoessigsäure
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https://doi.org/10.11588/diglit.41327#0106

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Ueber den Ersatz der Alkalien u. s. w.

Wicklern auffallenderweise ganz außerordentlich viel stärker
wirken als das Ammoniak, von dem sie sich ableiten. Während
das Ammoniak viel flauere Bilder liefert als selbst die kohlen-
sauren Alkalien, übertreffen die Amine der Fettreihen, speziell
beim Hydrochinon und Pyrogallol, die kohlensauren Alkalien
weit an Wirksamkeit und kommen den Aetzalkalien völlig
gleich. Dadurch wären diese Basen zweifellos der langgesuchte
Ersatz der Alkalien in den photographischen Entwicklern
geworden, wenn sie nicht, wie die Gebrüder Lumiere selbst
betonen, einen höchst unangenehmen Geruch besäßen, „der
wohl eine ausreichende Ursache bilden wird, daß sie in der
Praxis keinen Eingang finden werden “.
Auf diesem Punkte der Erkenntnis wmr die Erforschung
dieses Gebiets der Photochemie angelangt, als es uns in den
ersten Monaten dieses Jahres gelang, in den Alkalisalzen
derAmidoessigsäure und deren stickstoffalk3Üierten
Derivaten einen vollwertigen und absolut unschädlichen
Ersatz der Alkalien in den photographischen Entwicklern
aufzufinden
Die Amidoessigsäure, auch Glykokoll, Leimzucker oder
Leimsüß genannt, wird von der modernen Strukturcbemie auf-
gefaßt als eine Essigsäure, in deren Methylgruppe (CHa) ein
Wasserstoffatom durch den Ammoniakrest {NH2) ersetzt ist:
CH, CH,-NH,
I I
COOH COOH
Essigsäure Amidoessigsäure, Glykokoll.
Indessen spricht das chemische Verhalten des Glykokolls
dafür, daß sein molekularer Aufbau nicht so ganz einfach ist,
wie ihn obiges Formelbild zum Ausdruck bringt. Die wässrige
Lösung des Glykokolls reagiert nämlich absolut neutral, woraus
wir schließen müssen, daß zwischen der stark sauren Karboxyl-
gruppe {COOH) und der stark basischen Amidogruppe (NH3)
eine intermolekulare Absättigung zu einem neutralen Atom-
komplex stattgefunden hat, was wir etwa in folgender Weise
andeuten wollen:
CH, ■ NH2 j
COOH j
Die moderne Chemie kennt mehrere derartige Ver-
bindungen und bezeichnet sie treffend als „innere Salze“.
Berücksichtigen wir noch die physikalischen Eigenschaften
des Glykokolls, insbesondere seine Nichtflüchtigkeit und seinen
hohen Schmelzpunkt (248 Grad C.) im Vergleiche mit seiner
 
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