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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 17.1903

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Krone, Hermann: Die Nachwirkung des Lichts in der Schicht und sein Nachklingen im Auge
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https://doi.org/10.11588/diglit.41327#0117

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Die Nachwirkung des Lichts in der Schicht u. s. w. I°3
Aeußerung des Wahrgenommenen. Der Vorgang stellt sich
nun wie folgt heraus:
Bild i des Kinematographen erscheint an der Wand und
auf der Retina des Beschauers; die Nervenstäbchen derselben
empfangen den Lichteindruck des Bildes; die Netzhaut des
Auges ist hier die lichtempfindliche Schicht, auf die das Bild
des Gegenstandes durchs Objektiv, die Kristall-Linse, in die
Kamera, das Auge, geworfen wird. Im Auge wird jetzt aber
die Schicht nicht verändert, sondern sie, ein wunderbar zweck-
dienlich eingerichteter Nervenkomplex, leitet jetzt noch un-
bewußt den empfangenen Lichteindruck mittels eines starken
Nervenstranges, des Sehnerven, der sich hinter beiden Augen
mit dem Sehnerven des andern Auges kreuzt, zugleich mit
diesem letzteren in das Sehzentrum, das sogen. Vierhügel-
system, im Mittelhirn. Hier tritt auf unbegreifliche Weise das
Wahrnehmen auf, das Bewußtsein des Sehens. Und von hier
aus führen wieder andere Nervenleitungen als Telegraphen-
drähte nach der Peripherie des Körpers zu Bewegungsnerven,
welche mit den Extremitäten in Verbindung stehen und
z. B. die Hand befähigen, das Beobachtete zu notieren. Bevor
diese Schlußhandlung perfekt wird, ist solches Hin- und Her-
Telegraphieren durch die dazu bestimmten Nervenleitungen
vielleicht noch mehrmals erfolgt, so z. B. um das Chronometer
abzulesen behufs des Notierens der Zeit der Beobachtung.
Der durch diese sich stets in gleicher Weise wiederholenden
Vorgänge entstehende, immerhin geringe, aber doch existierende
Zeitverlust, dessen Wert für jeden Beobachter feststeht und
ein für allemal genau ermittelt werden muß, ist eben die
oben erwähnte „persönliche Gleichung“, deren Wert bei jeder
Beobachtung in Rechnung gestellt w-erden muß. Dieser Zeit-
raum höchstens darf nahezu zwischen dem Erscheinen zweier
Bilder verfließen; dann wird Bild i und Bild 2 in ihren auf-
einanderfolgenden Wahrnehmungen zusammen den Eindruck
des Kontinuierlichen machen, und auf diese Weise wTerden
alle Bilder der kinematographischen Aufnahme vermöge ihres
Nachklingens im Auge eine lebendige Handlung dar-
zustellen scheinen. Folgen die Bilder einer Serie zu langsam
aufeinander, so werden nur einzelne Bilder wahrgenommen;
folgen sie einander zu schnell, so schwirren sie durcheinander,
ohne zu richtigem Verständnis zu kommen.
Hat man es nur mit einem einzigen Lichteindruck zu
tun, so z. B. bei der Erscheinung eines Meteors, so kann es
sich ereignen, daß der Lichteindruck im Auge bedeutend
länger nachklingt, weil im Bewußtsein ein Nachklingen als
Erinnerungsbild hinzu tritt. Für jedes Anschauungsbild
 
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