Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 17.1903

DOI Heft:
Original-Beiträge
DOI Artikel:
Freund, Leopold: Lichtstrahlen und Röntgenstrahlen als Heilmittel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41327#0247

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lichtstrahlen und Röntgenstrahlen als Heilmittel.

233

gesunden Meerschweinchens verpflanzt. Dasselbe geschah mit
einem Hautlappen, welcher aus der nicht belichteten, aber
gleichfalls tuberkulös afficierten Impfstelle herausgeschnitten
ward. Bei diesem Versuche ergaben sich bemerkenswerte
Unterschiede in den Resultaten, indem alle mit nicht be-
lichteten Hautstücken geimpfte Tiere an Tuberkulose er-
krankten, von neun mit belichtetem Materiale geimpften
Versuchstieren jedoch acht gesund blieben.
Mithin wäre nach Nagelschmidt das Ausbleiben einer
tuberkulösen Erkrankung bei acht der neun geimpften Tiere
nur damit zu erklären, daß die Tuberkelbacillen durch die
Bestrahlung getötet oder zum mindesten in ihrer Virulenz
so geschwächt worden sind, daß sie in dem so überaus
empfänglichen Körper des Meerschweinchens keine Erkrankung
hervorrufen konnten. Diese Schwächung muß notwendiger-
weise eine direkte Lichtwirkung sein, denn die Verimpfung
geschah unmittelbar nach der Belichtung vor Eintritt der
Reaktion.
Allerdings ist gegen die Anwendung dieser Versuchs-
ergebnisse auf die praktische Phototherapie einzuwenden, daß
die von Nagelschmidt hervorgerufenen oberflächlichen
tuberkulösen Veränderungen in der Haut von Meerschweinchen
nicht dem Lupus des Menschen gleich erachtet werden dürfen,
bei welchem der krankhafte Prozeß viel tiefer reicht.
Von welch maßgebendem Einflüsse auf die baktericide
Wirkung des Lichtes aber die Dicke der zu passierenden Haut-
schicht ist, beweist ein Versuch des Verfassers. Das durch das
Ohr eines weißen Kaninchens hindurchgesandte konzentrierte
Licht einer 75 Ampere-Bogenlampe wurde auf Plattenkulturen
von Bakterien, welche unmittelbar hinter dem Ohre angebracht
waren, eine Stunde lang dirigiert. Die Bakterien zeigten nicht
die geringste Beeinträchtigung ihres Wachstums, trotzdem die
Haut 24 Stunden später infolge der Ultraviolettstrahlung
intensiv entzündet wurde. Wenn auch die künstlich herbei-
geführte Blutverdrängung in diesem Versuche eine mangelhafte
war (infolge Nebennieren extrakt) und dadurch die Wirkung
der ultravioletten Strahlen sicherlich mehr beeinträchtigt wurde
als es bei der Lupusbehandlung geschieht, wo Druckkapseln
die zu bestrahlende Haut blutleer machen, beansprucht das
Resultat dieses Versuches doch immerhin einige Beachtung,
weil erwiesenermaßen Lupus auch ohne Kompressionsapparate
durch bloße Lichtbestrahlung geheilt werden kann.
Mit Rücksicht auf die in letzter Zeit vielfach empfohlene
Verwendung von Eisenelektroden - Bogenlampen, welche reich-
 
Annotationen