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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 17.1903

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Lüppo-Cramer, Henricus: Neue Untersuchungen zur Theorie der photographischen Vorgänge
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286 Untersuchungen zur Theorie photographischer Vorgänge.
fixierten latenten Bildes als wirkliches Silber nachwies1).
(Dieses „Jahrbuch“ 1902, S. 50). Der Vorgang der chemischen
Entwicklung konnte damit wohl als eine Anlagerung des aus
übersättigter Lösung ausgeschiedenen Silbers an den durch
das Licht gebildeten „Keim“ erklärt werden, wenn auch
keiner der bisher gegebenen Beweise für diese Anschauung
sich als stichhaltig erwies.
Meine neueren Arbeiten haben nun inzwischen den Ge-
sichtspunkt in dieser Frage wesentlich verlegt. Untersuchungen
an Chlorsilber- und Chlorbromsilberemulsionen 2), ferner auch
an besonders unter Vermeidung jeglicher Reifung hergestellten
Bromsilberemulsionen3) zeigten, daß einerseits für die chemische,
anderseits für die physikalische Entwicklung — ob vor oder
nach dem Fixieren macht dabei keinen Unterschied — bei
derartigen ungereiften Emulsionen, kein Unterschied in der
erforderlichen Belichtungszeit, wie in dem zu erreichenden
Resultat besteht. Dagegen erfordern alle hochempfindlichen
Emulsionen, und zwar in mit ihrer Empfindlichkeit annähernd
übereinstimmenden Weise, für die physikalische Entwicklung
eine mehr oder weniger (bis zu 15 bis 2ofach) verlängerte Ex-
position gegenüber der für die normale Hervorrufung4).
Hieraus allem ging schon hervor, daß das latente Bild,
welches die chemische Entwicklung ermöglicht, beim gereiften
Korn ein anderes ist als beim ungereiften5 6), und zwar mit
sehr großer Wahrscheinlichkeit, daß diejenige Veränderung
des Bromsilbers, welche uns als Grundlage der ganzen Photo-
graphie mit hochempfindlicher Trockenplatte am meisten inter-
essiert, eine nicht chemische Umwandlung des Brom-
silbers darstellt.
Eine w-eitere Stütze für diese Anschauung ist mein Be-
fund, daß man das chemisch entwickelbare latente Bild zer-
stören kann, ohne daß dabei das in den stärker belichteten
Partieen des Bildes bereits entstandene Photobromid zerstört
wird0). Eine fernere Schwierigkeit für die allerdings bereits
mehrfach angenommene ,, Struktur “- Hypothese des latenten
Bildes wurde durch die LTntersuchungen des Verfassers über
die chemischen Sensibilisatoren weggeräumt. Ich konnte

1) Die Zerstörung des fixierten latenten Bildes auf den alten Kollo-
dion - T r o c k e n p 1 att e n wurde bereits von Davanne erreicht. (Eders
„Ausführl. Handbuch“, 2. Aufl., 6. Heft, S. 43.)
2) ., Phot. Corresp.“ 1903, S. 94.
3) Ebenda, S. 229.
4) Ehenda, S. 29.
5) Ebenda, S. 228.
6) Ebenda 1902, S. 696.
 
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