Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 17.1903

DOI Heft:
Original-Beiträge
DOI Artikel:
Lüppo-Cramer, Henricus: Neue Untersuchungen zur Theorie der photographischen Vorgänge
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41327#0302

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
•288

Untersuchungen zur Theorie photographischer Vorgänge.

Bildes wieder disponiert sind, ohne daß sich das direkt
-■sichtbare Photobromid dabei nachweislich ver-
ändert („Phot. Corresp.“ 1902, S. 694).
Damit auch die Komik in den verschiedenen Theorieen
-der bislang also unerklärten Erscheinung der Solarisation
nicht fehle, hat Precht dieselbe einfach geleugnet und als
„Entwicklungsphänomen“ öffentlich erklärt. Hierüber
■vergleiche man Eder, „Phot. Corresp.“ 1902, S. 570; 1903,
S. 30; Lüppo-Cramer, ebenda, S. 566.
3. Schleierbildung und Reifungsprozeß.
Den sogen, chemischen Schleier sah man bislang als
eine beginnende Reduktion des Bromsilbers beim Reifungs-
prozeß an und identifizierte denselben der Art nach mit der
Lichtwirkung. Diese Idee liegt auch der von Ostwald und
. seinen Schülern neuerdings mehrfach ausgesprochene Ansicht
.zu Grunde, daß das Licht bei allen photographischen Pro-
zessen nur Reaktionen katalytisch beschleunige, die an
-sich auch von selber eintreten. Die Versuche des Verfassers,
welche eine prinzipielle Wesenverschiedenheit zwischen der
ersten Lichtwirkung und der Schleierbildung feststellten
(„Phot. Corr.“ 1902, S. 634; 1903, S. 175, sowie April-Heft) ver-
anlassen ihn daher, auch Zweifel in die Allgemeingültigkeit
der allerdings durch viele andere Tatsachen gestützten Ost-
waldschen Theorie zu setzen.
Neutrale Bromsalzlösungen schwächen das latente Bild
auf Kollodium-Emulsionsplatten ab, ohne den Schleier zu
beeinflussen; in gleicher Weise wirkt Bromwasser in geeigneter
Konzentration lichtbildzerstörend, ohne den Schleier ab-
. zuschwächen, auch viele andere Agentien, wie Sublimat,
Eisenchlorid, verhalten sich analog. Bei der Entwicklung
wird dagegen durch Bromsalz bekanntlich stets zuerst der
Schleier hintan gehalten, und erst in zweiter Linie macht
.sich eine verzögerte Hervorrufung des eigentlichen Licht-
bildes geltend.
Eingehende Studien des nach primärer Fixierung ver-
bleibenden latenten Schleiers auf verschiedenen Trockenplatten
zeigten, daß zwar einigermaßen hochempfindliche Platten auch
Spuren von wirklichem Reduktionsschleier aufweisen, daß
derselbe aber in keiner Weise parallel läuft mit dem Schleier,
den wir als „chemischen“ zu bezeichnen pflegen. Die be-
“bestechend einfache bisherige Erklärung der Schleierbildung
darf also ohne eine eventuelle Korrektur der Untersuchungen
■ des Verfassers nicht mehr als zutreffend angesehen werden.
 
Annotationen