auf Flügeln der Einbildung erschwungen, Unterwerfung
unter eine Weltregierung ist, die, in freier Wahl, von
der Gesamtheit aller Brüdernationen, gesetzt wäre. Eine
Gemeinschaft gilt es, deren Wahrhaftigkeit und Offen-
herzigkeit, gegen Freund und Feind gleich unerschütter-
lich geübt, bei dem Witz der Nachbarn zum Sprichwort
geworden ist; die, über jeden Zweifel erhoben, dem Be-
sitzer jenes echten Ringes gleich, diejenige ist, die die
andern am meisten lieben; deren Unschuld, selbst in
dem Augenblick noch, da der Fremdling sie belächelt
oder wohl gar verspottet, sein Gefühl geheimnisvoll er-
weckt: dergestalt, dass derjenige, der zu ihr gehört, nur
seinen Namen zu nennen braucht, um auch, in den ent-
ferntesten Teilen der Welt noch, Glauben zu finden.
Eine Gemeinschaft, die, weit entfernt, in ihrem Busen
auch nur eine Regung von Übermut zu tragen, viel-
mehr, einem schönen Gemüt gleich, bis auf den heutigen
Tag, an ihre eigne Herrlichkeit nicht geglaubt hat; die
herumgeflattert ist, unermüdlich, einer Biene gleich,
alles, was sie Vortreffliches fand, in sich aufzunehmen,
gleich als ob nichts, von Ursprung herein Schönes, in
ihr selber wäre; in deren Schoss gleichwohl (wenn es
zu sagen erlaubt ist!) die Götter das Urbild der Mensch-
heit reiner, als in irgend einer andren, aufbewahrt
hatten. Eine Gemeinschaft, die dem Menschengeschlecht
nichts, in dem Wechsel der Dienstleistungen, schuldig
geblieben ist; die den Völkern, ihren Brüdern und Nach-
barn, für jede Kunst des Friedens, welche sie von ihnen
erhielt, eine andre zurückgab; eine Gemeinschaft, die,
an dem Obelisken der Zeiten, stets unter den wackersten
und rüstigsten thätig gewesen ist: ja, die den Grundstein
desselben gelegt hat, und vielleicht den Schlussblock
darauf zu setzen, bestimmt war. Eine Gemeinschaft
gilt es, die den Leibnitz und Guttenberg geboren hat;
in welcher ein Guericke den Luftkreis wog, Tschirn-
hausen den Glanz der Sonne lenkte und Keppler der
Gestirne Bahn verzeichnete; eine Gemeinschaft, die
grosse Namen, wie der Lenz Blumen, aufzuweisen hat;
die den Hütten und Sickingen, Luther und Melanch-
thon, Joseph und Friedrich auferzog; in welcher Dürer
und Cranach, die Verherrlicher der Tempel, gelebt, und
Klopstock den Triumph des Erlösers gesungen hat. Eine
Gemeinschaft mithin gilt es, die dem ganzen Menschen-
geschlecht angehört; die die Wilden der Südsee noch,
wenn sie sie kennten, zu beschützen herbeiströmen wür-
den; eine Gemeinschaft, deren Dasein keine deutsche
Brust überleben, und die nur mit Blut, vor dem die
Sonne verdunkelt, zu Grabe gebracht werden soll.
A. MENZEL, VIGNETTE
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unter eine Weltregierung ist, die, in freier Wahl, von
der Gesamtheit aller Brüdernationen, gesetzt wäre. Eine
Gemeinschaft gilt es, deren Wahrhaftigkeit und Offen-
herzigkeit, gegen Freund und Feind gleich unerschütter-
lich geübt, bei dem Witz der Nachbarn zum Sprichwort
geworden ist; die, über jeden Zweifel erhoben, dem Be-
sitzer jenes echten Ringes gleich, diejenige ist, die die
andern am meisten lieben; deren Unschuld, selbst in
dem Augenblick noch, da der Fremdling sie belächelt
oder wohl gar verspottet, sein Gefühl geheimnisvoll er-
weckt: dergestalt, dass derjenige, der zu ihr gehört, nur
seinen Namen zu nennen braucht, um auch, in den ent-
ferntesten Teilen der Welt noch, Glauben zu finden.
Eine Gemeinschaft, die, weit entfernt, in ihrem Busen
auch nur eine Regung von Übermut zu tragen, viel-
mehr, einem schönen Gemüt gleich, bis auf den heutigen
Tag, an ihre eigne Herrlichkeit nicht geglaubt hat; die
herumgeflattert ist, unermüdlich, einer Biene gleich,
alles, was sie Vortreffliches fand, in sich aufzunehmen,
gleich als ob nichts, von Ursprung herein Schönes, in
ihr selber wäre; in deren Schoss gleichwohl (wenn es
zu sagen erlaubt ist!) die Götter das Urbild der Mensch-
heit reiner, als in irgend einer andren, aufbewahrt
hatten. Eine Gemeinschaft, die dem Menschengeschlecht
nichts, in dem Wechsel der Dienstleistungen, schuldig
geblieben ist; die den Völkern, ihren Brüdern und Nach-
barn, für jede Kunst des Friedens, welche sie von ihnen
erhielt, eine andre zurückgab; eine Gemeinschaft, die,
an dem Obelisken der Zeiten, stets unter den wackersten
und rüstigsten thätig gewesen ist: ja, die den Grundstein
desselben gelegt hat, und vielleicht den Schlussblock
darauf zu setzen, bestimmt war. Eine Gemeinschaft
gilt es, die den Leibnitz und Guttenberg geboren hat;
in welcher ein Guericke den Luftkreis wog, Tschirn-
hausen den Glanz der Sonne lenkte und Keppler der
Gestirne Bahn verzeichnete; eine Gemeinschaft, die
grosse Namen, wie der Lenz Blumen, aufzuweisen hat;
die den Hütten und Sickingen, Luther und Melanch-
thon, Joseph und Friedrich auferzog; in welcher Dürer
und Cranach, die Verherrlicher der Tempel, gelebt, und
Klopstock den Triumph des Erlösers gesungen hat. Eine
Gemeinschaft mithin gilt es, die dem ganzen Menschen-
geschlecht angehört; die die Wilden der Südsee noch,
wenn sie sie kennten, zu beschützen herbeiströmen wür-
den; eine Gemeinschaft, deren Dasein keine deutsche
Brust überleben, und die nur mit Blut, vor dem die
Sonne verdunkelt, zu Grabe gebracht werden soll.
A. MENZEL, VIGNETTE
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