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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 5
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Glaser, Curt: Die Zerstörung von Brüssel im Jahre 1695
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0256

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AUGUSTIN COPPENS, DAS ZERSTÖRTE BRÜSSEL

DIE ZERSTÖRUNG VON BRÜSSELIM JAHRE 1695-

VON

CURT GLASER

Es wird in Deutschland zu viel um diesen Krieg
geschrieben. Die Zeit will Thaten, nicht Worte. Die
draussen stehen, sind sich dieser Wahrheit besser be-
wusst als viele, die daheim bleiben mussten. Sie wissen
um die Grösse ihrer Aufgabe, ihrer Verantwortung. Die
wenigen Sätze, in denen der Generalstab die Ereignisse
kundgiebt, sprechen klarer als viele langatmige Erörte-
rungen und Diskussionen, die von minder Berufenen an
sie geknüpft wurden. Warum in Löwen Gericht gehalten
werden musste, wie es kam, dass der Kathedrale von
Reims die schwere Beschiessung nicht erspart werden
konnte, das weiss die Welt aus den eindeutigen und be-
stimmten Kundgebungen unserer Heeresleitung.

In würdigen Worten ward die Rechtfertigung von
Ereignissen gegeben, deren Tragweite keineswegs unter-
schätzt wurde. Der Krieg ist ein grausames Handwerk.
Er darf nicht schonen, was ihm im Wege steht. Aber

er verneint nicht die Zivilisation der Völker, nicht die
Werte der Kultur. Keinen Feldherrn verdammt die
Nachwelt, der in mörderischen Schlachten Hekatomben
opfert. Aber der Fluch der Geschichte haftet an dem,
der das Blut Unschuldiger vergoss oder sinnlos die
Denkmäler nationaler Vergangenheit zertrümmert. Zahl-
los sind die Kunstwerke, die den Schrecken der Kriege
zum Opfer fielen. Ihr Schicksal ward vergessen, weil
es unabwendbar war. Allein die Thaten sinnloser
Zerstörungswut haftenimGedächtnisder Völker. Solchen
Makel versuchten die Feinde an unseren Namen zu
heften. In abzuwenden, erliess die deutsche Heeres-
leitung jene Erklärungen, die nur denen nutzlos dünken
konnten, die alle Lehren der Vergangenheit vergassen.

Denn Steine reden.

Die Ruinen des Heidelberger Schlosses zeugen heute
noch von der Verheerung der blühenden Pfalz durch

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