Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0239
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Heft 5
DOI Artikel:Rhein, Fritz: Feldpostbriefe aus dem Westen: [2]: mit Zeichnungen vom Kriegsschauplatz
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FRITZ RHEIN, LANDSCHAFT AUS DEM ÖSTLICHEN FRANKREICH
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V
FELDPOSTBRIEFE AUS DEM WESTEN
MIT ZEICHNUNGEN VOM KRIEGSSCHAUPLATZ
VON
FRITZ RHEIN
II
P., 3. November
.....heut ist wieder Ruhetag, der atemloseste
von den vier Tagen, die sich immer wiederholen,
da man beständig an Alarm und Abrücken denken
muss. In einer Bauernstube wird gefrühstückt, dann
Zeitung gelesen, mit Millionen Fliegen gekämpft,
die sämtliche Lebensmittel schwarz machen, kom-
biniert über Gerüchte und Ereignisse. Um z/2z wird
Anni. d. Red.: Diese Briefe sind, ebenso wie die im
vorigen Heft veröffentlichten, an die Familie des Künstlers ge-
richtet und für „Kunst und Künstler" zusammengestellt worden.
in derselben Bude gegessen. Dazu sitzen die Ein-
geborenen mit Kindern und Verwandten, die nichts
zu essen haben, herum. Die Männer sind alle in
der eisig kalten Kirche eingesperrt. Es ist hart aber
nötig, weil ihre Spionage, Lichtsignale usw. Be-
schiessung durch Artillerie oder Flieger zur Folge
hat. Die paar Mannsbilder sind zum Teil Greise
oder junge, degenerierte Burschen mit der französi-
schen Silhouette. Zweimal am Tage werden sie von
Soldaten mit aufgepflanzten Seitengewehr spazieren
geführt, eine tragikomische Karawane. Ausserdem
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FRITZ RHEIN, LANDSCHAFT AUS DEM ÖSTLICHEN FRANKREICH
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FELDPOSTBRIEFE AUS DEM WESTEN
MIT ZEICHNUNGEN VOM KRIEGSSCHAUPLATZ
VON
FRITZ RHEIN
II
P., 3. November
.....heut ist wieder Ruhetag, der atemloseste
von den vier Tagen, die sich immer wiederholen,
da man beständig an Alarm und Abrücken denken
muss. In einer Bauernstube wird gefrühstückt, dann
Zeitung gelesen, mit Millionen Fliegen gekämpft,
die sämtliche Lebensmittel schwarz machen, kom-
biniert über Gerüchte und Ereignisse. Um z/2z wird
Anni. d. Red.: Diese Briefe sind, ebenso wie die im
vorigen Heft veröffentlichten, an die Familie des Künstlers ge-
richtet und für „Kunst und Künstler" zusammengestellt worden.
in derselben Bude gegessen. Dazu sitzen die Ein-
geborenen mit Kindern und Verwandten, die nichts
zu essen haben, herum. Die Männer sind alle in
der eisig kalten Kirche eingesperrt. Es ist hart aber
nötig, weil ihre Spionage, Lichtsignale usw. Be-
schiessung durch Artillerie oder Flieger zur Folge
hat. Die paar Mannsbilder sind zum Teil Greise
oder junge, degenerierte Burschen mit der französi-
schen Silhouette. Zweimal am Tage werden sie von
Soldaten mit aufgepflanzten Seitengewehr spazieren
geführt, eine tragikomische Karawane. Ausserdem
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