MAX SLEVOGT, CAESAR DIKTIERT „DE BELLO GALLICO". FEDERZEICHNUNG
DEUTSCHE MUSEEN MODERNER KUNST
HANNOVER
VON
KARL SCHEFFLER
Vor zwei
Jahren habe
ich mich in
diesen Heften
mitdemneuen
Rathaus in
Hannover kri-
tisch beschäf-
tigt, weil die-
se Architektur
als ein sehr
übles Gebilde
neudeutscher
bürgerlicher
Prunksucht,
derunsicheren
Baugesinnung, die in den meisten unserer Gross-
stadtverwaltungen herrscht, ein gar zu schlechtes
Beispiel giebt. Jetzt lässt es sich nicht länger
vermeiden auch von dem Museum moderner
Kunst der Stadt Hannover, das in seinen wesent-
lichen Teilen eine Schöpfung der letzten Jahre
ist, kritisch zu reden. Sowohl der Rathausbau
MAX SLEVOGT, SELBSTKARIKATUR,
FEDERZEICHNUNG
wie die Organisation dieser neuen Kunstsamm-
lung weisen darauf hin, dass man in Hannover
Ehrgeiz hat. Das ist erfreulich. Gut ist es auch,
dass das nötige Geld für sogenannte Kulturzwecke
reichlich zur Verfügung gestellt wird. Leider fehlt
die dritte, die wichtigste Bedingung in diesem
Bunde: die Einsicht, wie Aufgaben der künstle-
rischen Kultur in jedem Falle gelöst werden müssen.
Ehrgeiz und Reichtum allein, ohne diese höhere
Einsicht, führen stets zu Formen des Parvenutums.
Darum wirkt auch die Art, wie in kurzer Zeit eine
anspruchsvolle Sammlung moderner Kunst geschaf-
fen worden ist, parvenuhaft, darum sind dem
Resultat charakteristische Züge eines schlechten Bei-
spiels eigen und es werden Schäden sichtbar, die
aufzudecken im Interesse der ganzen Nation liegt.
Die in den letzten fünf Jahren etwa neu er-
worbenen Kunstwerke — es handelt sich nur um
Bilder — sind jetzt im Vaterländischen Museum
in der Prinzenstrasse ausgestellt und bequem zu
studieren. Fasst man die Eindrücke zusammen, die
man in den zu Ausstellungszwecken wohlgeeigneten
Sälen empfängt, so kann man als das Hauptpro-
5*3
DEUTSCHE MUSEEN MODERNER KUNST
HANNOVER
VON
KARL SCHEFFLER
Vor zwei
Jahren habe
ich mich in
diesen Heften
mitdemneuen
Rathaus in
Hannover kri-
tisch beschäf-
tigt, weil die-
se Architektur
als ein sehr
übles Gebilde
neudeutscher
bürgerlicher
Prunksucht,
derunsicheren
Baugesinnung, die in den meisten unserer Gross-
stadtverwaltungen herrscht, ein gar zu schlechtes
Beispiel giebt. Jetzt lässt es sich nicht länger
vermeiden auch von dem Museum moderner
Kunst der Stadt Hannover, das in seinen wesent-
lichen Teilen eine Schöpfung der letzten Jahre
ist, kritisch zu reden. Sowohl der Rathausbau
MAX SLEVOGT, SELBSTKARIKATUR,
FEDERZEICHNUNG
wie die Organisation dieser neuen Kunstsamm-
lung weisen darauf hin, dass man in Hannover
Ehrgeiz hat. Das ist erfreulich. Gut ist es auch,
dass das nötige Geld für sogenannte Kulturzwecke
reichlich zur Verfügung gestellt wird. Leider fehlt
die dritte, die wichtigste Bedingung in diesem
Bunde: die Einsicht, wie Aufgaben der künstle-
rischen Kultur in jedem Falle gelöst werden müssen.
Ehrgeiz und Reichtum allein, ohne diese höhere
Einsicht, führen stets zu Formen des Parvenutums.
Darum wirkt auch die Art, wie in kurzer Zeit eine
anspruchsvolle Sammlung moderner Kunst geschaf-
fen worden ist, parvenuhaft, darum sind dem
Resultat charakteristische Züge eines schlechten Bei-
spiels eigen und es werden Schäden sichtbar, die
aufzudecken im Interesse der ganzen Nation liegt.
Die in den letzten fünf Jahren etwa neu er-
worbenen Kunstwerke — es handelt sich nur um
Bilder — sind jetzt im Vaterländischen Museum
in der Prinzenstrasse ausgestellt und bequem zu
studieren. Fasst man die Eindrücke zusammen, die
man in den zu Ausstellungszwecken wohlgeeigneten
Sälen empfängt, so kann man als das Hauptpro-
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