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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 4
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Heymel, Alfred Walter: Der Tag von Charleroi
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0178

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DER TAG VON CHARLEROI

VON

ALFRED WALTER HEYMEL
MIT ACHT ILLUSTRATIONEN VON WALTER KLEMM

Unser Reiterregiment wurde in der Nähe der
feindlichen Grenze ausgeladen und kurze Zeit auf
einem Truppenübungsplatz aufgehalten, weil sich
dort unsere Division, der wir als Aufklärungs-
kavallerie zugeteilt werden sollten, sammelte.

Schon hatten viele von uns ungeduldige Angst,
wir könnten noch länger auf den Vormarsch an

A n m. d. Red.: Alfred Walter Heymel ist in der Nacht
zum 26. November im Alter von 36 Jahren gestorben. Diese
Schilderungen des Tages von Charleroi geben seine eigenen
Kriegserlebnisse. Heymel hat sich in diesen Kämpfen das
Eiserne Kreuz erworben. Er trägt es, unserm Gefühl nach,
nicht nur für seine Tapferkeit vor dem Feind, sondern auch
für seine Verdienste, die er sich um die neue deutsche Kunst-
kultur erworben hat. Denn er hat mit seinem leidenschaft-
lichen Interesse und seinem grossen Vermögen vieles gefördert
oder auch erst ermöglicht, das sich in der Folge als Lebens-
fähig erwiesen hat. Er hat, das ganze Leben wie ein hitziges
Wettrennen aufgefasst, hat furchtlos die Hindernisse genommen
und manchen Siegesgenuss ausgekostet. Mit dieser Kriegs-

die Front zu warten haben; wir hörten von der
grossen Festung nahe an der Grenze, um die in den
Tagen hart gekämpft wurde, den Kanonendonner
der Haubitzen herüberdröhnen; wir hörten von den
haarsträubenden Grausamkeiten, die ein welsches
und jahrelang verhetztes Volk aus Wut über unseren
Bruch einer Neutralität, die es selbst tausendfach
vorher gebrochen hatte, an unseren Landsleuten,
Soldaten, Zivilisten, Frauen und Kindern begangen
haben sollte. Wir kochten unserseits innerlich,
diese Schandthaten zu rächen, und einige Verse aus
meinem Kriegstagebuch deuten unsere damalige
Stimmung vielleicht am besten.

Schilderung, die den Dichter verrät und die Walter Klemm
uns illustriert hat, schreibt Heymel sich selbst einen Nachruf.
Wie er hier erscheint, so wird er im Gedächtnis derer, die ihn
kannten nachleben.

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