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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 3
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Nietzsche, Friedrich: Vom Krieg und Kriegsvolke
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0158

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23 o m ^rtegunb Ärtegö^olfe

»on

Snebtidj $?ie^fd)e

2Son unfern bcfiett Sein;
ben wollen wir nicbtgefcbont
fein, unb aucb »on benen
nid)t, welche wir »on ©runb
auß lieben. ©o lafjt micb
benn euer; bie SBabrbeit fa;
gen!

9Keine Gröber im Arte?
ge! 33) Hebe euc^ »on@runb
au^, tcb, bin unb war eurc&
gleiten. Unb id) bin aud)
euer beffer §einb. ©o (a^t
mid) benn eud) bie SBabrbeit
fagen!

3cbweifjumben5>afjunb
Sßeib eureö £er$en$. 3br
feib nid)t grof genug, um £>af unb Sfteib niebt ju fennen.
@o feib benn grof genug, eud) ir>rcr niebt ju fd)ämen!

Unb wenn ibr niebt ^eilige ber Srfenntniö fein fönnt,
fo feib mir wenigfienö beren Kriegömänncr. ®aö ftnb
bie ©efäbrten unb Vorläufer foldjer £>eiligfeit.

3cb febe »iel ©olbaten: mikbte iefe, »iel Kriegömänner
febn! „Sin:form" nennt man'ö, voaß fte tragen: möge eß
nid)t Sinsform fein, voaß fte bamit »erflecfen!

3br follt mir folebe fein, beren 51uge immer nad)
einem geinbe fuebt — nacb eurem fieinbe. Unb bei
einigen »on eud) giebt cß einen £>af auf ben erften SMicf.
Suren geinb foltt it>r fueben, euren Krieg follt tt>r
fübren, unb für eure@ebanfen! Unb wenn euer@ebanfe
unterliegt, fo foll eure DJeblicbfeit barüber noeb £riumpb
rufen!

3(>r follt ben ^rieben lieben alß bittet ju neuen

Kriegen. Unb ben tur&en trieben mebr alß ben langen.

Sud) rate id) nid)t jur 2lrbeit, fonbern jum .Kampfe.

Sud) rate id; niebt jum ^rieben, fonbern jum ©iege.

Sure Slrbeit fei ein Kampf, euer triebe fei ein ©ieg!

9Kan fann nur fd)Weigen unb jtillftßen, wenn man
^Pfeil unb Sogen l)at: fonfi febwäßt unb janft man.
Suer triebe fei ein ©ieg!

3br fagt, bie gute ©acfye fei eS, bie fogar ben Krieg

beiltge? 3<*) fagc eud): ber gute Krieg ift eß, ber |ebe
©acbe heiligt.

35er Krieg unb ber 3)?ut baben mebr grofe ©inge
getl)an, alß bie SRäcbftcnlicbe. 9"Jid)t euer SKitleiben,
fonbern eure Sapferfeit rettete biöf>er bie SSerungtücften.

%&aß ift gut? fragt ibr. tapfer fein ift gut. Saft bie
fleinen ?9uibd)cn reben: „gut fein ift, voaß l)übfd) $ugletcb
unb rfibrenb ift."

$0?an nennt eud) fjerjloS: aber euer 5?er$ ift ed)t, unb
id) liebe bie ©d)am eurer £erjlicbfcif. 3b? febamt eud)
eurer §lut, unb anbere fdxümen ftd) il>rer Sbbe.

3t)r feib bä'flicb? 9}un wol)lan, meine trüber! ©o
nehmt baß Srf>abnc um eud), ben Hantel biß £äflid)en.

Unb wenn eure ©eele grof wirb, fo wirb fte üben
mutig, unb in eurer Srbabenbett ift Soweit. 3cb fenne
eud).

3n ber Sboßfytit begegnet ftd) ber Übermütige mit bem
©d)Wa"d)linge. 2lber fte mif»erfieben einanber. 3$ fc"«c
eueb.

3&r börft nur geinbe baben, bie ju (»äffen ftnb, aber
nid)t geinbc jum 23erac^)ten. 3^ müfjt flolj auf euern
geinb fein: bann ftnb bie Srfolge eureä geinbeg aud)
eure Srfolge.

Stuf lefmung — baß ift bie 93ornef>mlKit am ©flacen.
Sure 23ornef)ml)eit fei ©ef^orfam! Suer 55efef>len felber
fei ein (Sefwrcfyen!

Sinem guten Kriegömanne flingt „bu follfi" ange*
ne()mer alß „\d) will". Unb alleö, maß eud) lieb ift, follt
it>r eud) erft nod) befehlen laffen.

Sure Siebe jum Seben fei Siebe ju eurer bödmen
Hoffnung: unb eure bßd)fte Hoffnung fei ber bßcbfJe @e*
banfe beß $ebenß\

Suren böd)ffen ©ebanfen aber follt ibr eud) »on mir
befeblen laffen — unb er lautet: ber SJcenfcb ift etwaö,
baß überwunben werben foll.

©o lebt euer Seben beß ©eborfamg unb beß Krieget!
$£aß liegt am gang;8eben! SBelc&er Krieger will gefebont
fein!

3$ fd)one eud) niebt, icb liebe eueb »on @runb au^,
meine trüber im Kriege! —

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