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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 9
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Elias, Julius: Liebermann - Corinth
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0436

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MAX LIEUERMANN, KLEINKINDERSCHULE. 1875
BESITZER: ALBERT FREUDENBERG, BERLIN

LIEBERMANN

CORINTH

VON

JULIUS ELIAS

Eine umfassende Doppelausstellung im Hause
Fritz Gurlitt, das sich lebhaft regt und rührt
trotz der Kriegsnüte, gewährt den äusseren Anlass
für die folgenden Bemerkungen. Dieses ist auch die
Zeit der künstlerischen Selbstbesinnung; wir dürfen
und sollen eine Bilanz ziehen, nicht in chauvinisti-
schem Stolz und in blinder Ableugnung und Ver-
kennung dessen, was Deutschland fremder Kunst
verdankt, und was die Überlegenheit zumal der
französischenMalerei ausmacht. Überzeugung bleibe
Überzeugung; in die mentalen Fehler unserer Feinde
werden wir nicht verfallen. Wir wollen nach wie
vor Deutsche sein und doch Europäer bleiben.

Jener Herder, den Goethe schildert: „begierig zu
ergründen, Wie überall der Menschen Sinn er-
spriesst", ist der künstlerische Deutsche schlechthin.
Unsere Malerei wurde in einem fragmentarischen
Dasein, sie hatte Epochen der Verwirrung und der
Erleuchtung, ihrem Fluss fehlten Antriebskräfte und
Rhythmus, deshalb war sie auf das Ausland an-
gewiesen. Ihre Bedeutung beruht nicht auf einer
Evolution, sondern auf einzelnen Persönlichkeiten,
die die Fackel des Wettlaufs ausbrannten und sie
nicht weitergaben, nicht weitergeben konnten an
Folgegeschlechter. Überschaut die gewiss nicht
karge Reihe! Alles Posten für sich, zumeist so

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