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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 8
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Uhde-Bernays, Hermann: Der frühe Defregger
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0395

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FRANZ V. DEFREGGER, ITALIENISCHE BETTELMUSIKANTEN

DER FRÜHE DEFREGGER

VON

HERMANN UHDE-BERNAYS

Für die Geschichte der münchener Kunst im neun-
zehnten Jahrhundert bedeutet das Jahr 1869
den Höhepunkt. Die grosse Ausstellung, welche
durch Adolf Liers kluge SammelthUtigkeit eine
Anzahl von vortrefflichen französischen Bildern,
namentlich Courbets, zeigen konnte und in Leibls
„Frau Gedon" das Hauptstück der Jugendzeit des
Meisters vorwies, bildet auch äusserlich den Anlass
zum völligen Umschwung nach der Seite der reali-
stischen Erkenntnis. Wohl häuften sich die bunten
Requisiten der anekdotischen Historien-und Genre-
malerei zu einem pomphaften Aufzuge unter des
allmächtigen Karl von Piloty Führung zusammen.
Aber neben den Siegesrufen der auf die offiziellen
Kartonkünstler folgenden zur Fahne des Kolorismus
vereidigten Ablösungsmannschaft klangen doch
auch andere Stimmen nicht minder vernehmlich

und lebendig. Die münchener Landschaft feierte
seit einem halben Jahrhundert zum erstenmal einen
entscheidenden Triumph, und eine kleine Gruppe,
für sich gesondert und des Erfolges nicht gewärtig,
hatte die in Verbindung von geschickten Atelier-
rezepten mit emsigem Naturstudium betriebene
Kleinkunst der münchener Interieurdarstellung auf
eine sehr bemerkenswerte Stufe gehoben, von
welcher aus nicht viel später verschiedene der her-
vorragenden Maler der Generation nach 1870,
meist Freunde und Ateliergenossen, ihren Weg
begannen.

Wer es ursprünglich gewesen, der in München
den Sinn für die malerische Eigenart des Interieurs
geweckt hat, den gleich ganze Gruppen von Aka-
demieschülern, in ihrer Thätigkeit sich oftmals allzu
ähnlich, damals, etwa von 1865 an, in zahlreichen

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