Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0367
DOI issue:
Heft 8
DOI article:Scheffler, Karl: Die holländische Stadt, [1]
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DIE HOLLANDISCHE STADT
VON
KARL SCHEFFLER
I
Man bereist die schönen Städte Europas gemein-
hin um ihrer „Baudenkmäler" willen. In den
berühmten Städten Deutschlands, Frankreichs und
zum Teil auch schon Italiens giebt es immer einen
alten Stadtkern mit merkwürdigen und bedeuten-
den Einzelbauwerken oder Gebäudegruppen, eine
Art von Freilichtmuseum alter Baukunst; und da-
neben giebt es eine moderne Stadt mit all dem
Die diesem Aufsatz beigegebenen Abbildungen sind nach
Photographien hergestellt, die wir der Photographie-Zentrale
des „Deutschen Museums für Kunst im Handel und Gewerbe"
verdanken und die Dr. F. Stödtner, Berlin NW. 7, aufgenom-
men hat. D. Red.
zweifelhaften Glanz unserer polytechnischen Bau-
weise. Die neuen Stadtteile haben stets etwas Inter-
nationales, sie weisen verwandte Züge auf in Rom,
Paris, Berlin, Brüssel und Wien, ihre repräsenta-
tiven Gebäude sind Gebilde einer schematisierenden
Bildungsarchitektur; die alten Stadtteile dagegen
enthalten die Beispiele der grossen historischen Stile,
der Renaissance, der Gotik, des Barock. Je weniger
die moderne Bauthätigkeit in die alten Städte ge-
drungen ist, desto einheitlicher sind die Stadtbilder.
Das heisst: tote Städte wie Siena oder Venedig, wie
Brügge oder Rothenburg wirken am einheitlichsten.
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VON
KARL SCHEFFLER
I
Man bereist die schönen Städte Europas gemein-
hin um ihrer „Baudenkmäler" willen. In den
berühmten Städten Deutschlands, Frankreichs und
zum Teil auch schon Italiens giebt es immer einen
alten Stadtkern mit merkwürdigen und bedeuten-
den Einzelbauwerken oder Gebäudegruppen, eine
Art von Freilichtmuseum alter Baukunst; und da-
neben giebt es eine moderne Stadt mit all dem
Die diesem Aufsatz beigegebenen Abbildungen sind nach
Photographien hergestellt, die wir der Photographie-Zentrale
des „Deutschen Museums für Kunst im Handel und Gewerbe"
verdanken und die Dr. F. Stödtner, Berlin NW. 7, aufgenom-
men hat. D. Red.
zweifelhaften Glanz unserer polytechnischen Bau-
weise. Die neuen Stadtteile haben stets etwas Inter-
nationales, sie weisen verwandte Züge auf in Rom,
Paris, Berlin, Brüssel und Wien, ihre repräsenta-
tiven Gebäude sind Gebilde einer schematisierenden
Bildungsarchitektur; die alten Stadtteile dagegen
enthalten die Beispiele der grossen historischen Stile,
der Renaissance, der Gotik, des Barock. Je weniger
die moderne Bauthätigkeit in die alten Städte ge-
drungen ist, desto einheitlicher sind die Stadtbilder.
Das heisst: tote Städte wie Siena oder Venedig, wie
Brügge oder Rothenburg wirken am einheitlichsten.
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