DIE ALEXANDERSCHLACHT. ANTIKES MOSAIK IM NEAFELER MUSEUM
MIT ERLAUBNIS VON F. PRUCKMANN, A.-G., MÜNCHEN
KRIEG UND SCHLACHT IN DER KUNST
VON
EMIL WA L D M A N N
I
Die Buchhandlungen stellten Schlachtenbilder ins
Schaufenster und dieMenge drängte sichdavor
um den Todesritt bei Mars la Tour oder die Sachsen
bei St. Privat zu studieren. Besorgte Gemüter frag-
ten sich, ob denn nun alles vergeblich gewesen sei
und ob die Lust am schlechten Bild doch so tief
eingewurzelt sei, dass sie beim ersten Anlass gleich
wieder hervorbrach. Aber die Furcht war unbe-
gründet, es handelte sich gar nicht um Kunst, son-
dern um Bilderbogen, Berichterstattung in bildlicher
Form, um Reporterhaftes — die Leute wollten
wissen, wie das aussieht, „eine Schlacht", und zwar
möglichst genau; wo damals das X. Armeekorps
stand und wie die Mitrailleusen verschanzt waren.
„Ich bin immer der Meinung gewesen, dass
Schlachtenbilder, und namentlich, wenn sie in mili-
tärischem Auftrag gemalt sind, eigentlich wenig mit
der Kunst zu tun haben" — schreibt Paul Meyer-
heim, der es als Freund Anton von Werners doch
wissen musste. Jedenfalls wird man ihm aus der
Sache heraus Recht geben. Entweder ist der Maler
ein Diener seines Stoffes, der Kenntnis vermitteln
und farbige Illustration liefern will — dann ist er
kein Künstler. Oder er ist ein Herrscher über den
Stoff, der die Thatsachen als Rohmaterial behandelt
und mit ihnen schaltet, so wie es seine Bildgesetze
ihm vorschreiben; der die Thatsachen gelegentlich
vergewaltigt und sich nicht scheut, „falsch" zu sein
— dann ist es aber kein Schlachtenbild. Man werfe
nicht den Namen Menzel ein. Wohl wusste Menzel
in vielen Fällen die Genauigkeit in Kostüm und
Lokal mit dem Künstlerischen zu vereinigen, aber
sehr oft ist er auch (zum Beispiel die „Tafelrunde")
künstlerisch gescheitert. Und auch sein einziges
Gemälde aus dem Zyklus von Friedrich-Bildern,
das eine Schlacht darstellt, „Friedrich bei Hoch-
kirch", ist kein eigentliches Schlachtenbild im Sinne
derer um Anton von Werner und Roechlin, sondern
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MIT ERLAUBNIS VON F. PRUCKMANN, A.-G., MÜNCHEN
KRIEG UND SCHLACHT IN DER KUNST
VON
EMIL WA L D M A N N
I
Die Buchhandlungen stellten Schlachtenbilder ins
Schaufenster und dieMenge drängte sichdavor
um den Todesritt bei Mars la Tour oder die Sachsen
bei St. Privat zu studieren. Besorgte Gemüter frag-
ten sich, ob denn nun alles vergeblich gewesen sei
und ob die Lust am schlechten Bild doch so tief
eingewurzelt sei, dass sie beim ersten Anlass gleich
wieder hervorbrach. Aber die Furcht war unbe-
gründet, es handelte sich gar nicht um Kunst, son-
dern um Bilderbogen, Berichterstattung in bildlicher
Form, um Reporterhaftes — die Leute wollten
wissen, wie das aussieht, „eine Schlacht", und zwar
möglichst genau; wo damals das X. Armeekorps
stand und wie die Mitrailleusen verschanzt waren.
„Ich bin immer der Meinung gewesen, dass
Schlachtenbilder, und namentlich, wenn sie in mili-
tärischem Auftrag gemalt sind, eigentlich wenig mit
der Kunst zu tun haben" — schreibt Paul Meyer-
heim, der es als Freund Anton von Werners doch
wissen musste. Jedenfalls wird man ihm aus der
Sache heraus Recht geben. Entweder ist der Maler
ein Diener seines Stoffes, der Kenntnis vermitteln
und farbige Illustration liefern will — dann ist er
kein Künstler. Oder er ist ein Herrscher über den
Stoff, der die Thatsachen als Rohmaterial behandelt
und mit ihnen schaltet, so wie es seine Bildgesetze
ihm vorschreiben; der die Thatsachen gelegentlich
vergewaltigt und sich nicht scheut, „falsch" zu sein
— dann ist es aber kein Schlachtenbild. Man werfe
nicht den Namen Menzel ein. Wohl wusste Menzel
in vielen Fällen die Genauigkeit in Kostüm und
Lokal mit dem Künstlerischen zu vereinigen, aber
sehr oft ist er auch (zum Beispiel die „Tafelrunde")
künstlerisch gescheitert. Und auch sein einziges
Gemälde aus dem Zyklus von Friedrich-Bildern,
das eine Schlacht darstellt, „Friedrich bei Hoch-
kirch", ist kein eigentliches Schlachtenbild im Sinne
derer um Anton von Werner und Roechlin, sondern
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