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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 9
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Elias, Julius: Liebermann - Corinth
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0437

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wohlverwahrte Posten, dass sie sich gegen die Zu-
mutung, Schule zu machen, wie gegen eine Be-
leidigung gewehrt hätten. Geben wir uns Rechen-
schaft über deutsche Malerei in so erregten Tagen,
so können wir unsere Eigenart, den Wert, worauf
wir stolz sein können, in den Individualitäten suchen,
die auf deutscher Erde von Zeit zu Zeit gediehen
sind. Unter den Lebenden sind es zwei Gestalten,
um die unsere Erinnernng gern schweift, um den
einen mit ungeteilter Sympathie, um den andern

in ihm; — hier ein Elastischer und sehr früh Aus-
gereifter, der immer neugierig auf sich selbst ist,
mit grosser Leichtigkeit produziert, ein Werk rasch
neben das andere setzt, wirksame und amüsante,doch
auch sehr ungleiche Werke; dort ist die Arbeit Sorge,
hier ein fröhliches Metier; dort ist vor jedem neuen
Werk ein neuer Kampf, Demut, Schamgefühl, also
Naivität; hier ein temperamentvolles Weitergleiten
oder Weitergetragenwerden in die Breite. Den
Liebermann müssen wir lieben; mit dem Corinth

MAX LIEBERMANN, HOE DES WAISENHAUSES IN AMSTERDAM. 1786

BESITZER: WILHELM V. läODE

„mit zweifelnder Bewunderung": Liebermann —
Corinth. Ihnen aber, Wolfgang Gurlitt, sei der Rat
gegeben, demnächst eine andere Parallelausstellung
zu organisieren, mit der Aufgabe: Wilhelm Trübner
— Max Slevogt.

*
Wer auf Formeln Wert legt, kann feststellen:
Liebermann, das ist die Entwicklung — Corinth,
das ist die Expansion. Dort erreicht ein Mann typi-
sche Bedeutung mit seiner Zeit und für sie; die fort-
wirkende Zeit ist sein Spiegel, und sie spiegelt sich

mögen wir zu Zeiten gern beisammen sein. Von
Degas, der jetzt in Paris mit den Rasenden rast, wird
ein kostbares und tiefes Wort berichtet. Man unter-
hielt sich in seiner Gesellschaft über einen grossen
Künstler, der um der melancholischen Wesenheit
seines Schaffens willen auf die Farbe und auf alle
die reizenden Hilfsmittel verzichtete, die die elemen-
tare Natur darbietet, und selbst doch ganz gewiss
die rosige Frische der Menschenantlitze, das warme
Sonnenlicht, das erquickende Grün der Wiesen herz-
lich geliebt habe; dameinte Degas: „Toutes les belies

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