dessen Endziel Rubens hiess, eingeschlagen werden.
Die Werke jener Künstler, die das erkannten und
thaten, lehnten wir bis vor kurzem noch als „manie-
ristisch" ab. Mögen sie uns aber sympathisch sein
oder nicht, — ihre Schöpfer erfüllten eine histo-
rische Mission und verdienen darum eine vorurteils-
nsuic ivnssion unaveruiciiui uaiun. v....------
losere Beachtung, als ihnen bislang zuteil wurde Sprach
den sämtlichen Werken der Zeitgenossen des Ru-
bens neidlos vorüber gehen. Denn ihre genre-
haften Darstellungen halten keinen Vergleich mit
denen der Holländer aus und ihre religiösen
Riesengemälde predigen das Evangelium doch nur
in einer von Rubens und van Dyck erborgten
An der Wende jener Strasse, die aus Vlaamland
nach Italien führt, steht, als Jüngster der Alten, als
Altester der Jungen, Quentin Metsys aus Löwen,
dessen Kunst in Deutschland bisher nur kleinere
Werke repräsentierten. Darum würde man freudig
das Brüsseler Triptychon mit der ,,Geschichte der
heiligen Anna" oder, noch herzlicher vielleicht, die
„Pieta" der Antwerpener Galerien bei uns begrüs-
sen, jenes gewaltige, ebenfalls dreiteilige Bild, wor-
in sich, nach Jacob Burckhardts Worten, „das erste
Mal in der ganzen nordischen Kunst ein vollstän-
diger Ausdruck der tiefsten innerlichen mensch-
lichen Leidenschaft findet". Kein andres vlämisches
Bild des sechzehnten Jahrhunderts lässt sich dieser
grandiosen Grablegung irgendwie vergleichen.
Trotzdem wäre es sehr erwünscht, wenn die besten
Werke der Mabuse, Barend van Orley und ihrer
Woran wir aber nicht vorübergehen dürfen,
um keinen Preis der Welt, — das ist in der alters-
grauen Kathedrale von St. Bavo zu Gent die
sechste Kapelle des Chorumganges. Hier stand jenes
Weltwunder, das Hubert und Jan van Eyck uns
schenkten — „der Genter Altar". Stünde er noch
dort herrlich wie an jenem sechsten Mai des Jahres
jA-ii, als die staunenden Kirchenbesucher ihn zum
erstenmal erschauten, so wäre es eine jeden Fluch
verdienende Tempelschändung, wollten wir beute-
lüstern die Räuberhand nach ihm ausstrecken.
Dem aber ist nicht also. Bereits im Jahre 18 16 haben
die Genter ohne alle Nötigung von den zwölf Teil-
stücken des kostbaren Schreines jene sechs einem
Kunsthändler überlassen; die heute die stolzeste
Zierde unseres Kaiser Friedrich-Museums bilden,
zwei andere Flügel wurden später dem belgischen
< *~ «... i *-> 1 n ••
Werke der Mabuse, ßarena van uu^, ^~ *----- -------- —D- 4
Schüler oder Nachfolger aus Brüssel und Antwerpen Staate verkauft und hängen in der Galerie zu Brüs
in deutsche Museen gebracht würden, die nicht sei, von wo sie selbstverständlich nach Berlin ge-
allzu reich an Schöpfungen dieser Übergangsepoche bracht werden müssen. Und die Genter, denen das
Ganze so wenig galt, haben kein Recht, „Sakrileg"
zu rufen, wenn wir jene vier Tafeln, die noch in
St. Bavo verblieben, nach Berlin schaffen, um
das hehrste Denkmal nordischer Kunst zum ewigen
Gedächtnis unsrer Siege auf deutschem Boden
wieder aufzustellen. VieleMonumente wird Deutsch-
land dem Jahre 1014 weihen, aber keines wird
edler, keines ehrfurchtgebietender sein als das im
Kaiser Friedrich-Museum errichtete, und bei uns,
sind. ^^^^^^^^^^^^^^^^^_
Andere, nicht bloss kunsthistorische Ge-
sichtspunkte werden bei der Auswahl der aus
dem siebzehnten Jahrhundert stammenden Ge-
mälde in Betracht kommen. Gewiss, von Rubens
und van Dyck, von Jordaens und Cornelis
de Vos können wir in unseren grossen Gale-
rien vortreffliche Bilder bewundern. Nur, — diese
Meister zählen zu jenen, von denen man nicht ge
Meister zahlen zu jcnwi, »uu »«.w. ».-. .™ 6~ ------------------------—. —--,--------- ,
Werke haben kann, da ihre besten Schöpfungen in Berlin, werden wir aufs neue erleben, was nach
"" ht bloss dem Auge eine Wonne, sondern für den dem Berichte des alten Karel van Mander sich im
inen ansehnlichen materiellen Wert bedeuten, sechzehnten Jahrhundert zu Gent an hohen Festes-
D Antwerpener Museum besitzt viele Gemälde tagen ereignete, wenn alles Volk den Altar aus der
d^ser Grossen und auch Brüssel kann von Rubens und Nähe bewundern durfte. „Dann entstand ein sol-
T daensEtlicheshergeben. Nehmen wir uns dann aus ches Drängen, dass man nur mühsam dicht an ihn
Brüssel noch das ungemein reizvolle Familienpor- herangelangen konnte und den ganzen Tag wurde
trat des noch immer nicht identifizierten „maitre die Kapelle nicht leer. Die jungen Maler und die
l._ n.„Uj.U«f« Aac cr\ cplf-^npn alt-^n lind di^ Fr^nnrlp Apr Kurier strömten her-
de Ribeaucourt«, den „Pachthof" des so seltenen
Jan Sieberechts und etwa das eine oder andere Bild
von Adriaen Brouwer oder Gonzales Coques, so
dürfen wir in sämtlichen belgischen Galerien an
— —r—-------------- — )—0--------
alten und die Freunde der Kunst strömten her-
bei, und es war wie an Sommertagen, wenn die
Bienen und Fliegen in Schwärmen um Körbe mit
Feigen und Weintrauben surren".
der Redaktion. Wir haben diese kühnen Anregungen des bekannten Kunstforschers gern
Anmerkung ^^ befufene Fachleute Stellung zu der schwierigen Frage nehmen werden,
veröffentlicht und none»,
41
Die Werke jener Künstler, die das erkannten und
thaten, lehnten wir bis vor kurzem noch als „manie-
ristisch" ab. Mögen sie uns aber sympathisch sein
oder nicht, — ihre Schöpfer erfüllten eine histo-
rische Mission und verdienen darum eine vorurteils-
nsuic ivnssion unaveruiciiui uaiun. v....------
losere Beachtung, als ihnen bislang zuteil wurde Sprach
den sämtlichen Werken der Zeitgenossen des Ru-
bens neidlos vorüber gehen. Denn ihre genre-
haften Darstellungen halten keinen Vergleich mit
denen der Holländer aus und ihre religiösen
Riesengemälde predigen das Evangelium doch nur
in einer von Rubens und van Dyck erborgten
An der Wende jener Strasse, die aus Vlaamland
nach Italien führt, steht, als Jüngster der Alten, als
Altester der Jungen, Quentin Metsys aus Löwen,
dessen Kunst in Deutschland bisher nur kleinere
Werke repräsentierten. Darum würde man freudig
das Brüsseler Triptychon mit der ,,Geschichte der
heiligen Anna" oder, noch herzlicher vielleicht, die
„Pieta" der Antwerpener Galerien bei uns begrüs-
sen, jenes gewaltige, ebenfalls dreiteilige Bild, wor-
in sich, nach Jacob Burckhardts Worten, „das erste
Mal in der ganzen nordischen Kunst ein vollstän-
diger Ausdruck der tiefsten innerlichen mensch-
lichen Leidenschaft findet". Kein andres vlämisches
Bild des sechzehnten Jahrhunderts lässt sich dieser
grandiosen Grablegung irgendwie vergleichen.
Trotzdem wäre es sehr erwünscht, wenn die besten
Werke der Mabuse, Barend van Orley und ihrer
Woran wir aber nicht vorübergehen dürfen,
um keinen Preis der Welt, — das ist in der alters-
grauen Kathedrale von St. Bavo zu Gent die
sechste Kapelle des Chorumganges. Hier stand jenes
Weltwunder, das Hubert und Jan van Eyck uns
schenkten — „der Genter Altar". Stünde er noch
dort herrlich wie an jenem sechsten Mai des Jahres
jA-ii, als die staunenden Kirchenbesucher ihn zum
erstenmal erschauten, so wäre es eine jeden Fluch
verdienende Tempelschändung, wollten wir beute-
lüstern die Räuberhand nach ihm ausstrecken.
Dem aber ist nicht also. Bereits im Jahre 18 16 haben
die Genter ohne alle Nötigung von den zwölf Teil-
stücken des kostbaren Schreines jene sechs einem
Kunsthändler überlassen; die heute die stolzeste
Zierde unseres Kaiser Friedrich-Museums bilden,
zwei andere Flügel wurden später dem belgischen
< *~ «... i *-> 1 n ••
Werke der Mabuse, ßarena van uu^, ^~ *----- -------- —D- 4
Schüler oder Nachfolger aus Brüssel und Antwerpen Staate verkauft und hängen in der Galerie zu Brüs
in deutsche Museen gebracht würden, die nicht sei, von wo sie selbstverständlich nach Berlin ge-
allzu reich an Schöpfungen dieser Übergangsepoche bracht werden müssen. Und die Genter, denen das
Ganze so wenig galt, haben kein Recht, „Sakrileg"
zu rufen, wenn wir jene vier Tafeln, die noch in
St. Bavo verblieben, nach Berlin schaffen, um
das hehrste Denkmal nordischer Kunst zum ewigen
Gedächtnis unsrer Siege auf deutschem Boden
wieder aufzustellen. VieleMonumente wird Deutsch-
land dem Jahre 1014 weihen, aber keines wird
edler, keines ehrfurchtgebietender sein als das im
Kaiser Friedrich-Museum errichtete, und bei uns,
sind. ^^^^^^^^^^^^^^^^^_
Andere, nicht bloss kunsthistorische Ge-
sichtspunkte werden bei der Auswahl der aus
dem siebzehnten Jahrhundert stammenden Ge-
mälde in Betracht kommen. Gewiss, von Rubens
und van Dyck, von Jordaens und Cornelis
de Vos können wir in unseren grossen Gale-
rien vortreffliche Bilder bewundern. Nur, — diese
Meister zählen zu jenen, von denen man nicht ge
Meister zahlen zu jcnwi, »uu »«.w. ».-. .™ 6~ ------------------------—. —--,--------- ,
Werke haben kann, da ihre besten Schöpfungen in Berlin, werden wir aufs neue erleben, was nach
"" ht bloss dem Auge eine Wonne, sondern für den dem Berichte des alten Karel van Mander sich im
inen ansehnlichen materiellen Wert bedeuten, sechzehnten Jahrhundert zu Gent an hohen Festes-
D Antwerpener Museum besitzt viele Gemälde tagen ereignete, wenn alles Volk den Altar aus der
d^ser Grossen und auch Brüssel kann von Rubens und Nähe bewundern durfte. „Dann entstand ein sol-
T daensEtlicheshergeben. Nehmen wir uns dann aus ches Drängen, dass man nur mühsam dicht an ihn
Brüssel noch das ungemein reizvolle Familienpor- herangelangen konnte und den ganzen Tag wurde
trat des noch immer nicht identifizierten „maitre die Kapelle nicht leer. Die jungen Maler und die
l._ n.„Uj.U«f« Aac cr\ cplf-^npn alt-^n lind di^ Fr^nnrlp Apr Kurier strömten her-
de Ribeaucourt«, den „Pachthof" des so seltenen
Jan Sieberechts und etwa das eine oder andere Bild
von Adriaen Brouwer oder Gonzales Coques, so
dürfen wir in sämtlichen belgischen Galerien an
— —r—-------------- — )—0--------
alten und die Freunde der Kunst strömten her-
bei, und es war wie an Sommertagen, wenn die
Bienen und Fliegen in Schwärmen um Körbe mit
Feigen und Weintrauben surren".
der Redaktion. Wir haben diese kühnen Anregungen des bekannten Kunstforschers gern
Anmerkung ^^ befufene Fachleute Stellung zu der schwierigen Frage nehmen werden,
veröffentlicht und none»,
41