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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 2
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Waldmann, Emil: Die Moderne im Wallraf-Richartz-Museum, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0077

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A. WALDSCHMIDT, PFLÜGENDER MANN

Malens, stillgestellt wurden. Vom Impressionismus
aus betrachtet steht dieses Bild gegenüber der Ent-
wicklung in Frankreich etwas zurück, es steht an-
nähernd auf derselben Stufe wie das fünf Jahre
früher entstandene grossfigurige „Gartenbild mit
dem Ehepaar Sisley" von August Renoir, das die
Galerie vor kurzem erworben hat. Es ist ein frühes
Bild des Meisters, datiert 1868, aus jener ersten
Periode seines Schaffens, die man nur in Deutsch-
land kennen lernen kann und deren Hauptwerke
die „Knaben mit der Katze" (Sammlung Arnhold),
das „Mädchen im Grünen" (Nationalgalerie), die
„Lise" (Folkwang) und eben dieses „Ehepaar Sisley"
darstellen. Wohl ist der junge Künstler hier in der
Behandlung des Pleinairproblems noch sehr vor-
sichtig, er sorgt dafür, dass die Figuren im Schatten
bleiben und nicht von den Sonnenstrahlen getroffen
werden, so wie er es dann fünf Jahre später in der
„Moulin de la Galette" und der „Schaukel" gewagt
hat. Er fürchtet noch, dass die Sonne ihm die Pla-
stik zerstöre und ihm die Farben weg blende. Aber
erstaunlich bleibt dennoch die Kraft der Konzen-
trierung, deren der Künstler schon fähig ist. Ohne grenzung, so kann einem die Produktion des Augen

Und nun malt er das mit
genau diesen Akzenten, er
charakterisiert den kleinen
Vorgang, wie der junge
Ehemann seiner kostbar
angezogenen Frau galant
den Arm bietet, er rundet
die Figuren plastisch, fast
wie Courbet, er bringt die
Farben herrlich zum Leuch-
ten und emailliert die Ober-
fläche, fast wie Courbet,
nur ohne Schwarz, und
giebt dann den Garten, et-
was leichter, etwas mehr
im allgemeinen schim-
mernd, etwas zerflattern-
der in der Wirkung. In
dieser Klarheit und Selbst-
beschränkung, dass er nur
das malt, was er malen will,
äussert sich das echt Fran-
zösische seiner Kunst mit ihrer „raison". E. te
Peerdts „Gartenbild" ist, als Typus genommen,
reichhaltiger und umfassender, Renoir ist dafür
intensiver. — Man kann diesen Renoir im
Rahmen der Kölner Galerie als ein Programm-
bild betrachten, als ein Beispiel dafür, wie der
französische Impressionismus anfing, gleichsam, um
ihn in wenigstens einem Hauptdokument ver-
treten zu haben, einstweilen, bis Manet und Monet
einziehen. Der moderne deutsche Impressionismus
dagegen ist jetzt schon mit grösserem Aufgebot zur
Stelle. Nicht so allerdings, dass er ein Hauptsammei-
gebiet des Museums darstellte, aber dadurch, dass
diese Richtung in einigen ihrer entscheidendsten Bil-
der repräsentiert wird, hat diese Repräsentation et-
was sozusagen Definitives. Eines davon ist Lieber-
manns „Judengasse in Amsterdam" vom Jahre 1905.
Es ist die endgültige Formulierung eines Themas,
das Liebermann, wie alle seine Themen, immer und
immer wieder von den verschiedensten Seiten an-
gepackt hat. Es ist ja oft so bei ihm. Sieht man
sein Schaffen aus der Nähe an und in zeitlicher Be-

sieh durch irgend etwas beirren zu lassen, arbeitet
er rein die Erscheinung heraus, er organisiert die
Elemente gut — da ist die Gruppe, plastisch ge-
sehen und reich bewegt, eindringlich im Ausdruck
und sehr schön in den prächtigen Farben — und dann

blicks manchmal etwas eintönig vorkommen; es
kann so scheinen, als interessiere er sich überhaupt
nur für ein Thema, etwa für „Reiter am Meere"
oder „Sandburgen am Strande" oder den „Gemüse-
markt" oder den „Platz in Haarlem". Gewinnt

ist da der Garten, als Begleitung, möchte man sagen, man aber einen gewissen Abstand, so sieht man,

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