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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 6
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Samuel, Arthur: Ein Feldpostbrief
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0294

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risten, Herrliches; sie opferten sich, um uns zu retten.
Das war in der Nacht vom z^.. zum 2j. November.
Sie durchbrachen die eiserne russische Umklammerung,
so dass ivir uns nach Brzeziny nordöstlich Lodz mit
Hilfe unserer Artillerie und Infanterie, denen unsere
höchste Bewunderung und unser grösster Stolz an diesem
Tage galten, durchschlagen konnten. Es klingt so ein-
fach: sich durchschlagen. Wer dabei gewesen ist, der
schüttelt den Kopf und fragt sich, ja bist du es
denn wirklich selbst gewesen, der all das miter-
lebte, das Freudige und Traurige, die Entschluss-
kraft und Kampfesfreude, den Opferwillen und den
Todesmut.'

Da oben, südlich von Brzeziny durch die weite

polnische Ebene zieht sich eine breite Heerstrasse hin.
Es war in der Nähe dieser Strasse, wo der Durchgang
von unseren Braven erzwungen wurde. Es muss hier
heiss her gegangen sein. Ich sah da manchen unserer
wackeren grauen Jungens vom Tode bezwungen,
zwischen toten Russen in den tiefen, eiligst ausgehobenen,
sandigen Schützengräben.

Die zwei Soldaten, welche ich Dir in der Skizze
schicke, halte sie lieb. So sah ich sie dort oben liegen.
Hingesunken, mit gelösten Gliedern, ohne jede Pose.
Als ich über den Kampfplatz schritt, war mirs, als
beträte ich geweihte Erde. Und sie war geweiht. Es
war am 2j. November. Ich weiss, Du vergisst das
Datum nicht.

***»"

AUGUST MACKE, ZEICHNUNG

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