dem Objekt schnell wieder aus. Thatsächlich ist der
Prozess, der sich vollzieht, doch der, dass in ideale Vor-
stellungen, in Formenwelten, die aus dem Reiche der
Idee stammen, langsam, ehe diese Formen allzu
konventionell werden, die Beobachtungen und Er-
fahrungen der sinnlichen Anschauung hineingetragen
werden: Dass, was Idee und Stil ist, schliesslich immer
lebendiger und blutvoller wird, ohne doch die Grösse
der Anschauung zunächst einzubüssen.
Für die gewiss sehr mühevolle Arbeit dieser
Klarlegungen, die eine Reihe von höchst aufschluss-
reichen Thatsachen und grundlegenden Ergebnissen
bringt, gebührt dem Verfasser und seinem künstlerischen
Blick uneingeschränkter Dank. Wir haben nun endlich
eine zuverlässige Darstellung eines der wichtigsten
Kapitel ostasiatischer Kunstgeschichte überhaupt. End-
lich fester Boden und solide, kontrollierbare An-
schauung.
Auch der Laie, der sich mit den immer wichtiger
werdenden Fragen der Kunst des fernen Ostens noch
nicht beschäftigt hat, kann das Buch mit Gewinn lesen.
In der Einleitung sagt With einiges sehr Konzentrierte
und Klare sowohl über das Wesen des Buddhismus und
sein Verhältnis zur bildenden Kunst, als auch über die
japanische Kultur des in Frage kommenden Zeitab-
schnitts.
„Warum aber überhaupt Japan?" wird der Laie
fragen. Wenn damals in Japan doch fast alles Import
ist, der Buddhismus sowohl wie die Kunst der Gross-
plastik, der religiöse Ritus sowohl wie die Technik des
Bronzegiessens, wenn Koreanisches sich mit Chinesi-
schem mischt und das eigentlich Japanische noch gar
nicht geboren ist — warum giebt man uns denn nicht
lieber gleich das Buch über chinesische Skulptur? Sie
scheint damals doch noch viel schöpferischer gewesen
zu sein. Wenn Japan das Wachs ist, in das China sein
Siegel drückt, und wenn aus diesem Wachs auf dem Ge-
biete der Kunst Werke entstehen von einer so zeitlosen
Herrlichkeit — wie grossartig muss dann erst die chi-
nesische Kunst sein? Aber zur Lösung solcher Fragen
ist es noch zu früh. Die japanische Kunst ist besser
überliefert und erhalten, als die festländische und es ist
umgekehrt so, dass von der Kenntnis des Japanischen
erst manche historische oder ästhetische Rückschlüsse
auf Chinesisches, vielleicht auch Indisches möglich
werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass diese ganze
Wissenschaft noch in den Anfängen ist. (Vieles wissen
wir einfach überhaupt noch nicht, wie zum Beispiel die
buddhistische Ikonographie, die Dr. Herrmann Smidt
— wenigstens für ihre ostasiatische Ausprägung — be-
arbeitet.) Angesichts dieser Jugend der Forschung darf
man nicht gleich die letzten Fragen stellen. Um so
wichtiger ist es , für das Kapitel der ältesten Plastik in
Japan eine grundlegende Forschung zu haben.
Das Material, das die Abbildungen bekannt machen,
wird bald zum eisernen Bestände kunstwissenschaft-
licher Arbeit gehören. Denn wir würden die Beschäf-
tigung mit Meisterwerken ostasiatischer Kunst nicht
entbehren wollen, auch wenn nicht die Kunsttendenzen
unsrer Zeit ähnlich wirklichkeitsferne, phantasie-
geborene Ideale aufstellten wie jene alten Buddha-
verehrer. E. Waldmann.
LISTE EINGEGANGENER BUCHER
Nikolaus Gogol, Der Mantel, mit zwölf Litho-
graphien von Walter Gramatte. Gustav Kiepenheuer
Verlag, Potsdam-Berlin.
Der moderne Baustil von Eugen Ehmannn.
Verlag Julius Hoffmann, Stuttgart.
Vom Glauben an eine kommende nationale
Kunst von Carl Naumann. Heidelberg 1919, bei
Karl Winter.
Betrachtung von Kunstwerken in Schule und
Haus von Walter -Geisel. Zweite Auflage. Selbst-
verlag, Hadersleben.
Die Kunst der Griechen von Arnold von Salis.
Verlag S. Hirzel, Leipzig 1919.
E. A. Poe, Romantische Liebesgeschichten mit
Zeichnungen von Ernst Schütte. Verlag Rob. Gold-
schmidt & Co., Hannover.
Ein altdeutscher Totentanz, herausgegeben
von Helmuth Th. Bossert. Wasmuths Kunsthefte, Berlin.
Ernst Hohenemser, Aphorismen, Verlag
Walter C. F. Hirth, München 1918.
Flugschriften des Münchner Bundes.
V. Richard Riemenschmid, Künstlerische Erziehungs-
fragen 2. VI. Hermann Esswein, Kunstpädagogische
Anregungen. Hugo Bruckmann-Verlag, München 1919-
Matthias Grünewald von August L. Mayer,
Delphin-Verlag, München 1919.
Hans Thoma, Gedichte und Gedanken. Verlag
Reuss & Itta, Konstanz 1919.
Hans Thoma, der Maler als Musiker, Dichter und
Mensch von Karl Anton. G. Braunscher-Verlag, Karls-
ruhe 1919.
Federspiele, Hans Thoma und Henry Thode,
III. Auflage. Verlag Heinrich Keller, Frankfurt a. M.
95
Prozess, der sich vollzieht, doch der, dass in ideale Vor-
stellungen, in Formenwelten, die aus dem Reiche der
Idee stammen, langsam, ehe diese Formen allzu
konventionell werden, die Beobachtungen und Er-
fahrungen der sinnlichen Anschauung hineingetragen
werden: Dass, was Idee und Stil ist, schliesslich immer
lebendiger und blutvoller wird, ohne doch die Grösse
der Anschauung zunächst einzubüssen.
Für die gewiss sehr mühevolle Arbeit dieser
Klarlegungen, die eine Reihe von höchst aufschluss-
reichen Thatsachen und grundlegenden Ergebnissen
bringt, gebührt dem Verfasser und seinem künstlerischen
Blick uneingeschränkter Dank. Wir haben nun endlich
eine zuverlässige Darstellung eines der wichtigsten
Kapitel ostasiatischer Kunstgeschichte überhaupt. End-
lich fester Boden und solide, kontrollierbare An-
schauung.
Auch der Laie, der sich mit den immer wichtiger
werdenden Fragen der Kunst des fernen Ostens noch
nicht beschäftigt hat, kann das Buch mit Gewinn lesen.
In der Einleitung sagt With einiges sehr Konzentrierte
und Klare sowohl über das Wesen des Buddhismus und
sein Verhältnis zur bildenden Kunst, als auch über die
japanische Kultur des in Frage kommenden Zeitab-
schnitts.
„Warum aber überhaupt Japan?" wird der Laie
fragen. Wenn damals in Japan doch fast alles Import
ist, der Buddhismus sowohl wie die Kunst der Gross-
plastik, der religiöse Ritus sowohl wie die Technik des
Bronzegiessens, wenn Koreanisches sich mit Chinesi-
schem mischt und das eigentlich Japanische noch gar
nicht geboren ist — warum giebt man uns denn nicht
lieber gleich das Buch über chinesische Skulptur? Sie
scheint damals doch noch viel schöpferischer gewesen
zu sein. Wenn Japan das Wachs ist, in das China sein
Siegel drückt, und wenn aus diesem Wachs auf dem Ge-
biete der Kunst Werke entstehen von einer so zeitlosen
Herrlichkeit — wie grossartig muss dann erst die chi-
nesische Kunst sein? Aber zur Lösung solcher Fragen
ist es noch zu früh. Die japanische Kunst ist besser
überliefert und erhalten, als die festländische und es ist
umgekehrt so, dass von der Kenntnis des Japanischen
erst manche historische oder ästhetische Rückschlüsse
auf Chinesisches, vielleicht auch Indisches möglich
werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass diese ganze
Wissenschaft noch in den Anfängen ist. (Vieles wissen
wir einfach überhaupt noch nicht, wie zum Beispiel die
buddhistische Ikonographie, die Dr. Herrmann Smidt
— wenigstens für ihre ostasiatische Ausprägung — be-
arbeitet.) Angesichts dieser Jugend der Forschung darf
man nicht gleich die letzten Fragen stellen. Um so
wichtiger ist es , für das Kapitel der ältesten Plastik in
Japan eine grundlegende Forschung zu haben.
Das Material, das die Abbildungen bekannt machen,
wird bald zum eisernen Bestände kunstwissenschaft-
licher Arbeit gehören. Denn wir würden die Beschäf-
tigung mit Meisterwerken ostasiatischer Kunst nicht
entbehren wollen, auch wenn nicht die Kunsttendenzen
unsrer Zeit ähnlich wirklichkeitsferne, phantasie-
geborene Ideale aufstellten wie jene alten Buddha-
verehrer. E. Waldmann.
LISTE EINGEGANGENER BUCHER
Nikolaus Gogol, Der Mantel, mit zwölf Litho-
graphien von Walter Gramatte. Gustav Kiepenheuer
Verlag, Potsdam-Berlin.
Der moderne Baustil von Eugen Ehmannn.
Verlag Julius Hoffmann, Stuttgart.
Vom Glauben an eine kommende nationale
Kunst von Carl Naumann. Heidelberg 1919, bei
Karl Winter.
Betrachtung von Kunstwerken in Schule und
Haus von Walter -Geisel. Zweite Auflage. Selbst-
verlag, Hadersleben.
Die Kunst der Griechen von Arnold von Salis.
Verlag S. Hirzel, Leipzig 1919.
E. A. Poe, Romantische Liebesgeschichten mit
Zeichnungen von Ernst Schütte. Verlag Rob. Gold-
schmidt & Co., Hannover.
Ein altdeutscher Totentanz, herausgegeben
von Helmuth Th. Bossert. Wasmuths Kunsthefte, Berlin.
Ernst Hohenemser, Aphorismen, Verlag
Walter C. F. Hirth, München 1918.
Flugschriften des Münchner Bundes.
V. Richard Riemenschmid, Künstlerische Erziehungs-
fragen 2. VI. Hermann Esswein, Kunstpädagogische
Anregungen. Hugo Bruckmann-Verlag, München 1919-
Matthias Grünewald von August L. Mayer,
Delphin-Verlag, München 1919.
Hans Thoma, Gedichte und Gedanken. Verlag
Reuss & Itta, Konstanz 1919.
Hans Thoma, der Maler als Musiker, Dichter und
Mensch von Karl Anton. G. Braunscher-Verlag, Karls-
ruhe 1919.
Federspiele, Hans Thoma und Henry Thode,
III. Auflage. Verlag Heinrich Keller, Frankfurt a. M.
95