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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 18.1920

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Heft 12
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Waldmann, Emil: Die ehemalige Sammlung von Hollitscher
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https://doi.org/10.11588/diglit.4750#0542

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FRANCESCO GUARDI, DIE PIAZETTE IN VENEDIG

DIE EHEMALIGE SAMMLUNG VON HOLLITSCHER

VON

EMIL WALDMANN

Der Besitzwechsel von Kunstwerken, den der
Krieg mit sich brachte, hat auch die Samm-
lung des Herrn Carl von Hollitscher erfaßt, nur
wenige Zeit, nachdem die Schätze Herrn von Kauf-
manns in alle Winde zerstoben waren. Für
das Berliner Kunst- und Sammelwesen ist dies
umso bedauerlicher, als nachgerade nur wenige
der guten berühmten Privatgalerien noch be-
stehen. Wenn es dem uninteressierten Kunstfreunde
auch vollkommen gleichgültig sein kann, wohin
beispielsweise die Bilder der auch während des
Krieges veräußerten Sammlungen von Kaven und
Stumpf nach dem Verkauf geraten, weil sich in
jeder von ihnen kein Dutzend hervorragender
Stücke befanden, so liegen die Verhältnisse bei den

berühmten Sammlungen, soweit sie ihren Ruhm
ihrer Güte und ihrem Charakter verdanken, doch
wesentlich anders. Die Lebensarbeit wirklich kunst-
begeisterter und, was auch wichtig ist, kunstver-
ständiger Männer, gehört nun einmal mit zum
Kulturbilde einer Stadt und wenn dieses Auflösen
des besten Kunstbesitzes so weitergeht, wird Berlin
in diesem Punkte immer traditionsloser werden.
Schuld an diesem Zerfall trugen weniger die un-
sicheren wirtschaftlichen Verhältnisse, unter denen
wir leben — wenn diese auch in Einzelfällen mit-
spielen mögen —, als vielmehr die Art von Kunst-
politik, die bei uns getrieben ward. Wenn jahre-
lang in der Öffentlichkeit von Kunststeuern ge-
redet und mit Kunststeuern gedroht wird, ehe und

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