Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 18.1920

DOI Heft:
Heft 10
DOI Artikel:
Utitz, Emil: Allgemeine Kunstwissenschaft
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4750#0448

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
FRIEDRICH WASMANN, ABEND BEI MERAN

HAMBURG, KUNSTHALLE

ALLGEMEINE
KUNSTWISSENSCHAFT

VON

EMIL UTITZ

Denkende Besinnung begleitet seit den Tagen
der Antike die Entwicklung der Kunst. Man
begnügt sich nicht mit dem Dasein der Kunst-
werke, sondern forscht nach den Bedingungen ihres
Werdens, nach ihrer Gesetzlichkeit und ihrem Wert.
Aber all diese Untersuchungen — geboren aus Er-
kenntnisstreben und Ateliererfahrung, erzieherischer
Absicht und kritischer Einstellung — verknüpfen
sich lange nicht zu einer selbständigen und eigenen
Wissenschaft. Das Jahr 1750 schenkt uns die erste
Ästhetik, die ihr Verfasser Alexander Gottlieb
Baumgarten mit umständlichen Entschuldigungen
einleitet. Als Wissenschaft von der sinnlichen Er-

kenntnis — daher der Name — wird sie begründet.
Die reine, klare Erkenntnis, auf der die Wissen-
schaften sich aufbauen, behandelt die Logik; aber
nun fehlt eine Logik der sinnlichen, anschaulichen
Erkenntnis, die zwar reich und bunt, aber ver-
worren ist. Diese Lücke soll die Ästhetik ausfüllen.
Denn Schönheit ist nichts anderes als die Voll-
kommenheit dieser Erkenntnisform. Systembedürf-
nis einer intellektualistischen Philosophie überdeckt
lebendiges Kunstgefühl; nur unterhalb der Wissen-
schaft wird der Kunst ein Plätzchen angewiesen.

In unvergleichlich großartigerer Gestalt kehrt
diese Auffassung noch bei Hegel wieder. Ihm

435
 
Annotationen