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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 18.1920

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Heft 4
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Künstler-Anekdoten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4750#0199

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AUS EINEM KOLLEGHEFT

(Vorlesung- eines Kunstprofessors von der Technischen Hochschule
in Charlottenburg.)

„Das zweitbeste Reiterdenkmal der Kunstgeschichte ist der
Große Kurfürst von Schlüter. Das erste und allerbeste ist der
Colleoni von Verrochio. Man könnte aber auch sagen, der
Große Kurfürst ist das erste und allerbeste; denn der Große
Kurfürst war auch ein großer Staatsmann, Colleoni aber war
nur ein italienischer Bandenführer......"

„Die märkischen Seen liegen innig und minnig zwischen
grünen Matten, wie die blauen Augen eines Mädchens
zwischen roten Backen......"

Aus einer Vorlesung über „Nacktdarstellungen in der
bildenden Kunst mit Vergleichen am lebenden Modell":

„Lebende Akte sind immer realistisch; künstlerische Akt-
darstellungen sind immer idealistisch. Aber selbst wenn
künstlerische Aktdarstellungen realistisch sind, so sind sie
doch niemals so realistisch wie lebende Akte......"

Diese Vorlesung wurde seinerzeit von der Fakultät ver-
boten , da die Universität unter Wilhelm II. reaktionär ge-
sinnt war. Es gab damals einen großen Andrang zu der
Vorlesung Zimmermanns; woraus folgt, daß die Studenten-
schaft schon damals nicht reaktionär war. Heute kann die
Vorlesung leider nicht fortgesetzt werden, weil der Professor
inzwischen gestorben ist. Fehler der Geschichte sind iire-
parabel.

PROBE

Ein Minister des neuen Regimes wird vom Direktor durch
das Museum geführt. Vor einer Renaissancebüste merkt der

Direktor an: „Sie hat einen schönen Ton". Worauf der Mi-
nister den Zeigefinger krümmt und horchend die Büste be-
klopft.

HINTEN, WEIT IN DER TÜRKEI
In der Hauptstadt Rumäniens war eine internationale
Ausstellung moderner Kunst. Unter anderem waren auch
die Blätter des Lithographenwerkes „Elles" von Toulouse-
Lautrec ausgestellt. Bei der Vorbesichtigung nahm der be-
rühmteste Museumsleiter Rumäniens den Veranstalter bei-
seite und sagte ihm ins Ohr: „Hören Sie, die Blätter von
Lautrec müssen Sie fortnehmen; das sind ja Drucke."

AUGURN UNTER SICH
Die Doublettensammlung eines Museums soll versteigert
werden und der Direktor zeigt sie einem Kunstfreund. „Ge-
stehen Sie", sagt er, „daß wir gut zu kaufen verstehen". „Mir
scheint", erwidert der Kunstfreund, „daß Sie gut zu ver-
kaufen verstehen".

VORSCHLAG ZUR GÜTE

Muster zur Unterschrift gewisser Bilder: Rubens invenit
— Häuser pinxit.

IRRTUM

Kahnweiler, der pariser Kunsthändler, erklärt einem Kunst-
freund das neueste kubistische Porträt Picassos. Der Kunst-
freund deutet fragend auf eine Stelle des Bildes: „L'ceil?"
Kahnweiler: „La montre".

ACHTZEHNTER JAHRGANG, VIERTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 22. DEZEMBER. AUSGABE AM 1 JANUAR NEUNZEHN-
HUNDERTZWANZIG. REDAKTION: KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER IN BERI IN
_GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON FR. RIC II TER, G.M.B.H., LEIPZIG
 
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