Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 18.1920

DOI Heft:
Heft 5
DOI Artikel:
Scheffler, Karl: Das grosse Schauspielhaus
DOI Artikel:
Auktionsnachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4750#0252

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
jpf |N| IM Pf H

OSSENEN BÜHNE

Sehenswürdigkeit

freilich, wie diese
:, wie sie in die
geht, oder gar, wie
ßt. Der Schwierig-
st eine Erfindungs-
rr werden können,
rtüch, daß es sich
.n Umbau handelt,
, der Kuppel Die
iten, um den Zu-
die Bühne zu ver-
. sie konnten nur
:rk mit der flachen
'dem Kuppel^
n Hier sind die
trchitektur. Die ^

os Pappe geschnlK

sie machen das Interieur unruhig und flackerig;
sie vor allem geben der Architektur des Inneren
das merkwürdig Schaumige, das so fatal ist, weil
es jeder architektonischen Stabilität widerspricht.

Obwohl Poelzig die halbe Kraft hat verbrauchen
müssen, um Schwierigkeiten zu umgehen, um
Kompromisse zu schließen, ist der Theaterbau
seinen persönlichsten Leistungen zuzuzählen. Die
Arbeit ist, wie fast alle Arbeiten Poelzigs, fast zu
persönlich. Dieses Theater gehört durchaus zu
den kühnen Entwürfen und Modellen für Rat-
häuser, Feuerwachen, Gasometer usw., die der
Künstler als Stadtbaumeister für Dresden gemacht
und letzthin der Öffentlichkeit gezeigt hat. Diese
Entwürfe werden wohl kaum jemals ausgeführt
werden. Um so wertvoller ist es, in Berlin nun
dieses fertige Bauwerk zu sehen und daran Poelzigs

Talent, Eigenart, und seine Bedeutung für unsre
Zeit zu messen. Diese Bedeutung ist nicht gering.
Aber sie ist auch, wie man nach allem oben ge-
sagtem sieht, nicht ohne Problematik. Es ist nichts
Kleines in diesem merkwürdigen Talent und es
ist vieles darin, was fortreißt. Aber man denkt
von ungefähr an das niedergehende Rom und an
seine mächtigen Kolonialbauten. Es ist nicht un-
möglich, daß Reinhardt in den nächsten Jahren
in Amerika spielt und Erfolg damit hat, und daß
er seinen Baumeister mit hinübernimmt, damit
dieser ihm provisorische Monumentalbauten und
zugleich auch pathetisch steile Dekorationen hin-
einbaue. Das wird dann aber nur eine Bestätigung
mehr sein. Denn in dem Zustand, worin sich das
niedergehende römische Reich befand, lebt jetzt
das ganze Abendland. Karl Scheffler.

UKTIONSNACH RICHTEN

CHODOWIECKI-
PREISE

In Leipzig bei C. G. Börner wurde
vom 10. bis 13. Dezember die be-
rühmte Berliner Chodowiecki-Sammlung des Herrn M. Stechow
versteigert. Es war die vollständigste Sammlung von
Chodowiecki, die je existierte. Zweitausend Nummern,
nichts als Chodowiecki, aber nicht nur graphische Ar-
beiten, sondern auch ein Ölgemälde, Aquarelle, Miniaturen,
Dosen, Rötelzeichnungen, Bleistiftzeichnungen, Federskizzen,
Briefe und Tagebücher. (Weshalb etwas so typisch Berli-
nisches sich die Berliner Antiquare entgehen ließen, bleibt
dem Laien schleierhaft; aber Leipzig war immer stark in
Chodowiecki.) Das Berliner Kupferstichkabinett, das Leip-
ziger Museum für bildende Kunst, das Leipziger Kunstgewerbe-
museum und das Leipziger stadtgeschichtliche Museum saßen
unter den Käufern.

Die Sammlung war schier dreißig Jahre alt. Es war die
Chodowiecki-Sammlung, da in ihr alle bedeutenden Privat-
sammlungen, die sich mit den Werken dieses Künstlers be-
faßt hatten, nach und nach aufgegangen waren. Begonnen
wurde sie im Jahre 1886: Damals verkauften die Erben des
Künstlers eine Kollektion von dreihundert Blättern. Fünf
Jahre später konnte Herr Stechow mit der Sammlung Hebich
eine große Anzahl von frühen Zustandsdrucken ersteigern
und im Jahre 1896 brachte er die an Seltenheiten und Unicis
reiche Sammlung Schüppel an sich. Im Jahre 1898 ver-
kaufte Paul du Bois-Reymond, ein entfernter Verwandter
des Künstlers, und bei der Gelegenheit kamen sehr viele
Blätter mit eigenhändigen Korrekturen des Künstlers hinzu.
Das folgende Jahr, als der Grethelsche Nachlaß unter den

Hammer kam, brachte einen bedeutenden Zuwachs an Hand-
zeichnungen. Zum Schluß endlich erfolgte dann, quasi als
logische Abrundung des ganzen Unternehmens, die Vereini-
gung mit der Sammlung W. Engelmann, in der die Lebens-
arbeit dieses Chodowiecki-Biographen und Katalogverfassers
steckte. Engelmann hatte alles, was es gab und noch einiges
mehr. Wenn er mit den verschiedenen Zuständen eines
Blattes in der Katalogbeschreibung glücklich fertig war
(nicht immer leicht, weder für ihn, noch für die anderen),
dann kamen die „Varianten", bei denen dann so mancher
Assistent eines Kupferstichkabinetts, der Chodowiecki nach
Engelmann katalogisieren mußte, leichte Anwandlungen von
Melancholie zeigte. Aber Engelmann besaß auch Hand-
zeichnungen.

So war der Bestand an Chodowiecki-Blättern langsam und
systematisch abgerundet worden, zumal da Einzelnes auf allen
Auktionen immer noch, neben diesen großen Erwerbungen,
gekauft wurde. „Die Sammlung Stechow wächst wie Preußen
im 18. Jahrhundert," sagte einmal einer (ein Neidischer).—

Dergleichen Sammlerfanatismus wird immer seltener.
Es muß ihn geben. Bei Menzel und Liebermann, bei Klinger,
Münch, Slevogt und Lautrec gäb es ihn und gibt es ihn.
Hoffentlich bleibt er uns auch für die Zukunft erhalten.
Chodowiecki war gewiß kein ganz großer Mann. Aber die
Arbeiten selbst größerer Künstler kosten, wenn man sie recht-
zeitig kauft, auch nicht mehr als der Durchschnitt bei Chodo-
wiecki heute kostet. Deshalb sollen wir nicht aufhören,
solche Fanatiker zu respektieren, sondern möglichst hingehen
und desgleichen tun.

Es ist natürlich unmöglich, alle Preise bekannt zu machen.
Wir verzichten auf die Erwähnung der gedruckten Blätter
ganz. Ein Blatt dieses Künstlers kostet im Durchschnitt
heute zwischen 50 und 250 Mark. Seltenheiten natürlich viel

241
 
Annotationen