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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 18.1920

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Heft 5
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Scheffler, Karl: Das grosse Schauspielhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.4750#0242

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HANS POELZIG, GROSSES SCHAUSPIELHAUS. SEITENFRONT

PHOTOGR. FOLK WANG-VERL AG, HAGEN

DAS GROSSE SCHAUSPIELHAUS

Folgerichtigkeit ist darin und eine Art von
poetischer Gerechtigkeit, daß die beiden merk-
würdigen und begabten Männer, die nun das
Große Schauspielhaus geschaffen haben, daß Max
Reinhardt, der Theatermann, und Hans Poelzig,
der Architekt, endlich zusammengetroffen sind.
Sie waren für einander bestimmt, sie mußten sich
finden als „das Theater der Dreitausend" Gestalt
eewann. So verschieden beide im Persönlichen
sind: der eine selbstbewußt zurückhaltend und
immer seine Mitarbeiter vorschiebend, wie ein
konstitutioneller Fürst seine Minister, der andre
laut, fast lärmend und mit kraftgenialischer Nach-

drücklichkeit sich zur Geltung bringend, - so sehr
stimmen sie überein in ihren Instinkten für künst-
lerische Wirkungen. Beide haben einen Zug ins
Amerikanische. Beide denken im Massenhaften,
in Übersteigerungen und machen Musik mit drei-
fach besetztem Orchester. Hier sind zwei Men-
schen mit genialen Einfällen, die sich um Fein-
heiten nicht groß kümmern; hier und dort geht
die Wirkungsabsicht ins Große, ins dekorativ
Pathetische, aber weder diesem noch jenem macht
auch das Gewissen viel Pein, wenn das Arbeits-
ergebnis sich einmal bedenklich dem nähert, was
der heutige Sprachgebrauch mit dem Wort Kitsch

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