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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 18.1920

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Heft 11
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Renoir
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https://doi.org/10.11588/diglit.4750#0486

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RENOIR

Renoir sucht jedem äußerenErfolg auszuweichen.
. Er hat sich auf kein bestimmtes Genre festge-
legt, sondern malt Landschaften, Figuren, Früchte,
Blumen, große Kompositionen und auch kleine ....
Und ist nie mit sich zufrieden.

War er nach einer Periode des Suchens auf
einem Reifepunkt angekommen, so begnügte er
sich nicht mit dieser Formel, die Gefallen erregte,
sondern schritt weiter nach neuer Realisierung
suchend; aber er stieß dadurch ein Publikum, das
bereits ihm zuzuströmen begann, von neuem vor
den Kopf.

Rat zu geben erscheint ihm eine schwerwie-
gende Sache. Er tut es nur schüchtern und unter
Entschuldigungen.

Denn ein einziges Wort kann für lange Zeit
irreführen.

Mit Bedauern vermißt er die alten Zeiten, wo
man, gründlich ausgebildet nach einer reichlich-

* Diese Aufzeichnungen, die Renoir in seiner ganzen vor-
bildlichen Künstlergesinnung erscheinen lassen, sind einem
soeben in Frankreich erschienenen Buch von Albert Andre
entnommen.

bemessenen Lehrzeit, die Laufbahn eines Malers
begann.

Er sagt: „Man wollte diese Lehrzeit durch die
Ecole des Beaux-Arts ersetzen, wo man aber nur ein
Wettlaufen nach Auszeichnungen, Romreisen, Me-
daillen usw. lehrt und offizielle Maler fabriziert. Der
Staat, in dem Wunsch zu protegieren, setzte eine
Menge Verblendeter in die Welt und führt die öffent-
liche Meinung irre, die logischerweise annehmen
muß, der am höchsten ausgezeichnete sei auch der
größte Maler.

„In Wirklichkeit können wir nichts mehr, und
sind unsrer Sache in nichts mehr sicher.

„Betrachtet man die Werke der Alten, so ver-
gißt man es sich aufzuspielen. Vor allem waren
diese Leute bewunderungswürdige Handwerker. Sie
verstanden ihr Handwerk! Darin liegt alles. Die
Malerei ist keine Schwärmerei. Sie ist zuerst ein
Handwerk und das muß man als guter Hand-
werker ausüben. Aber jetzt ist alles untereinander
gebracht. Die Maler halten sich für außergewöhn-
liche Menschen, und bilden sich ein, daß sie die
Welt ummodeln, wenn sie anstatt schwarz blau sehen.

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