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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 18.1920

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Heft 8
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4750#0399

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ALFRED PARTIKEL, LANDSCHAFT.

RADIERUNG

CHRONIK

NEW YORK

Nun ist auch die Kunstsammlung Henry C. Frick durch
Schenkung der Stadt New York zugefallen — nach dem
Legat der Sammlung Benjamin Altman an das Metropolitan
Museum (1913) wieder ein Geschenk von unschätzbarem
Werte für die Öffentlichkeit. Aber wenn die berühmtesten
sonstigen Sammlungen, Hearne und Vanderbilt und Altman
doch eines Tages unter dem Bestände des Museums auf-
geteilt werden, so bleibt die Sammlung Henry C. Frick für
immer als geschlossene Einheit zusammen: Mr. Frick hatte
sein Palais in der 5. Avenue, nicht weit vom Metropolitan
Museum entfernt, von vornherein als Museum, als Galerie,
erbauen lassen, sodaß es jetzt nur von der Stadt in Besitz
genommen zu werden braucht. Da der Stifter zu diesem
Vermächtnis noch ein Kapital von fünfzehn Millionen Dollar
für die Verwaltung der Sammlung Frick hinzufügte, war die
Übernahme durch die Stadt eine ungetrübte Freude. — Neben
Altman und Mrs. Havemeyer war Henry Frick unstreitig der
bedeutendste New Yorker Sammler geworden; er hatte
schließlich in seinen letzten Jahren Leute wie Huntington
und Borden, Chr. Schwab und Morris Iesup überflügelt.

Berühmt ist das Dutzend von Wandgemälden Fragonards,
das Ludwig XV. für Mme. Dubarry bei dem Künstler bestellt
hatte und das zuletzt Pierpont Morgan (f 1913) gehörte.

Überhaupt besaß Frick viel Dix-Huitieme, natürlich besonders
englisches. Gainsborough und Reynolds, Romney, Hoppner
und Racburn waren in ausgesucht schönen Stücken da,
nicht nur so zur Dekoration, wie sonst in amerikanischen
Häusern. Das Goya-Bildnis wirkte kaum besser, beinahe
wie unter seinesgleichen. Der Übergang zum neunzehnten
Jahrhundert war von hier aus leicht: Turner und besonders
Constable kamen dafür mit Glanz auf und von da war denn
auch der Weg zu Daubigny und Corot und Troyon nicht
mehr weit. Tiefer in die moderne Zeit aber ist Frick nicht
gegangen. Als Sammler alter Meister hörte für ihn die
Kunstgeschichte mit Fontainebleau auf. Den alten Meistern
gehörte doch sein wahrer Ehrgeiz.

Er hatte sie aus allen Ländern: aus Deutschland zwei
Holbeins, den Thomas Moore und den Cromwell, aus
Spanien einen Greco und einen Philipp den Vierten von
Velasquez, aus Venedig das Aretino-Bildnis von Tizian (wahr-
scheinlich kurz vor 1545 entstanden), das früher im Palazzo
Chigi in Rom hing und von dort im Jahre 1905 an Colnaghi
verkauft wurde; nicht so schön wie das Florentiner Exem-
plar, aber doch sehr großartig und zweifellos echt.
Rubens, sonst im Bildnisfach nicht immer ganz zwingend,
hatte hierneben mit dem jahrelang bei Durand-Ruel befind-
lichen Brustbilde des Marquis Spinola, noch lebensvoller als

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