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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 18.1920

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Heft 8
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NEUE BÜCHER

Amtliche Veröffentlichungen der National-
galerie. Deutsche Zeichenkunst im neunzehnten
Jahrhundert. Ein Führer zur Sammlung der Handzeich-
nungen in der Nationalgalerie von Ludwig Justi. Mit hun-
dert Abbildungen. Im Verlag von Julius Bard. Berlin 1919.

Ludwig Justi hat in der Nationalgalerie eine kleine ge-
schlossene Folge von 100 Blättern ausgestellt, die vom Ende
des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart in Zeichnungen die
Wandlungen der deutschen Kunst darstellen sollen. In dem
vorliegenden Buche übernimmt er nun selbst die Führung
für diejenigen, „die wohl geführt, aber nicht bevormundet
werden mögen", um sich beim Betrachten der Blätter „auf
die so mannigfaltigen künstlerischen Absichten des ver-
gangenen Jahrhunderts bis auf unsere Tage empfänglich
einzustellen", denn „in der Kunst entscheidet nicht die Rich-
tung, sondern der Wert der einzelnen Leistung". Da wir
bis heute eine Geschichte der deutschen Zeichnung noch
nicht besitzen, ist diese amtliche populäre Einführung
dankenswert.

Ein Kapitel „allgemeine Voraussetzungen" (das Problem
der Zeichnung und ihr Verhältnis zur Malerei) führt zur „Be-
trachtung der einzelnen Blätter", die in hundert trefflichen
Abbildungen chronologisch geordnet sind, sodaß „in lockeren
Gruppen, ungefähr in der Abfolge, mit der die verschiedenen
Einstellungen des Formwillens hervortraten", das Ganze ge-
gliedert wird. Dem „Ausklang der alten Kunst (Füger,
Schadow, Kobell) folgen die Klassizisten (Carstens, Genelli,
Schinkel), die Vertreter der klassischen Landschaft (Koch,
Reinhart, Dreber, Rottmann, Schirmer), die Nazarener (Over-
beck, Cornelius, Fohr, Horny, Schnorr, Steinle, Schwind
und Rethel). Die Romantik (Runge, Friedrich), die Bieder-
meier-Kunst (Alt, Spitzweg, Richter, Hosemann, Graeb,
Blechen, Krueger) — Menzel hat ein Kapitel für sich —,
die Deutsch-Römer (Boecklin, Marees, Feuerbach), die neuere
Malerei (Leibi, Trübner, Liebermann, Slevogt, Corinth,
Rhein, Thoma, Klinger, Hofmann, Boehle, Kampf, Gaul,
Kolbe). Schließlich werden die Formabsichten der Gegen-
wart an Moll, Nauen, Feininger, Heckel entwickelt. — Bei
einer so kleinen Auswahl mußte der Bestand der Samm-
lungen ebenso wie das Qualitätsgefühl und die Kenntnis
der Kunst von damals und heute entscheidend sein. Das
Nachwort erklärt: „vieles blieb beiseite liegen, ganze Künstler-
gruppen fehlen", gesteht aber zugleich, daß, „wenn unser
Weg auch nicht ganz planmäßig sein konnte", die Bewer-
tung in der Auswahl der Blätter lag. Dies letzte möchte
ich unterstreichen. Wenn man aus der Zeichenkunst sieben
Feuerbachs, sieben Menzel, vier Marpes, drei Slevogts und
einen Kampf auswählt, dagegen für Zeichner wie Fueßli, Ker-
sting, Wasmann, für die besten Neudeutschen und Neuesten
keinen Platz hat, so heißt das die deutsche Zeichenkunst
eigenartig bewerten. Wenn man zudem Pinselzeichnung
und Aquarell nicht trennt und Aquarelle von Rottmann,
Spitzweg, Blechen, Menzel, Slevogt, Rhein, Heckel zu den
Handzeichnungen rechnet, ist es nicht verwunderlich, wenn
schließlich das Wesen der Zeichnung und zumal der deut-

schen Zeichnung, nicht deutlich wird. Es hat nämlich die
Zeichnung in Einzellinie oder Linienhaufen, in Linienwert
oder Tonwert, als lineare oder malerische Zeichnung ihr
eigenes Wesen, ihr eigenes Gesetz, wonach sie angetreten.
Dies Gesetz gibt uns mit Annäherungen und Abweichungen
einen eigenen Maßstab, der allen Zeichnungen gerecht wird,
auch wenn sie durch Entstehungsart oder Zweck noch so
verschieden sind. Denn die Modell- oder Naturstudie, die
Skizze als Teil- oder Bildentwurf, das phantastische Orna-
ment, die Komposition, die Illustration, die Vorlage für Stich,
Schnitt oder Kopie, das ausgeführte, gehöhte oder lavierte
Kunstblatt für Geschenk, Tausch oder Handel, kurzum der
ganze Weg von Mittel zu Selbstzweck, alles dies bedingt
Kunstform und Stil ebensosehr wie das Technische der
Stift, Feder, Kohle, Pinsel. Es gab, wie mir scheint, zwei
Möglichkeiten der Ordnung jener hundert Blätter. Ent-
weder man wollte das Kunstwesen der Zeichnung in seinen
verschiedenen Arten unabhängig von Meister und Schule
morphologisch zeigen und gruppierte dementsprechend das
Material von der Naturstudie bis zum Kunstblatt — oder
man wollte, wie der Verfasser, die Wandlungen einer Kunst-
epoche über alle Arten des graphischen Wesens hinweg in
Zeichnungen chronologisch erweisen, dann mußte man die
bedeutendsten Vertreter des Jahrhunderts in polaren Gruppen
der Kunstsprachen, lineare und malerische Zeichnungen ge-
trennt, so darstellen, daß sich der Zeichenstil der Zeichner,
Maler und Bildhauer in ihren Zusammenhängen und Tren-
nungen ergab. Justi bestrebte sich, keinen festen Stand-
punkt zu haben, was ja dem nihilistischen Historismus jeder
Zivilisation als Tugend gilt. Wenn aber Fügers Theater-
vorhang die Zeichenkunst des 18. Jahrhunderts vertreten
soll (von dem sogar behauptet wird, das Beste seiner Kunst
seien Chodowieckis Küpferchen), wenn Carstens, Genelli
und die Nazarener auf die Finger bekommen, wenn die
besten Schüler fehlen und die schlechten neben den guten
sitzen, wenn die Zensuren der vorderen Bänke immer besser
werden, so hat doch der amtliche Unterricht einen ganz
festen Lehrplan und der Stock eine bestimmte Richtung.
Schinkel sitzt bei den Klassizisten, Schwind bei den Naza-
renern, Richter und Blechen bei den Biedermeiern. Klinger
sitzt nicht bei den Deutsch-Römern. Kampf fehlt nicht. Wie
die Schüler einander verwandt und befreundet sind, scheint
den Lehrer nicht zu kümmern. Sonst säße Schinkel bei den
Romantikern, Blechen bei Friedrich, Schwind bei den Freun-
den Richter, Thoma, Boecklin, und Klinger bei Feuerbach! —
Der Text fließt leicht und gewandt, mit klugen Hinweisen
auf Kunstanschauung, Künstlergeschichte, Kunstgeschichte
und gibt keineswegs nur „Hinweise auf das, was man sehen
kann". In manchem Kunstkörper wird die einstige Runst-
seele beschworen, worauf es doch schließlich ankommt bei
jeder Führung. Denn das Kunstwerk ist nie eine feste
Größe trotz aller Anschauung und solange nur ein Kunst-
körper, bis ihm die Seele vom Betrachter eingehaucht wird.
— Der Verlag hat sich durch gute Reproduktionen und gute
Ausstattung des preiswerten Buches — dem leider Inhalts-

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