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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 18.1920

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Heft 11
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Künstler-Anekdoten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4750#0527

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ALLEGORIE

Ein Antiquitätenhändler besitzt fünf Statuetten — nackte
Frauen — die er nicht los werden kann.

Er denkt sich: es fehlt mir für die Figuren sicher nur
der richtige Titel, dann würde ich sie verkaufen können.

Als der nächste Käufer in seinen Laden kommt, weist
er auf die Figuren hin: „Die fünf Sinne".

Dem Liebhaber gefällt unglücklicherweise nur eine der
Figuren, sodaß vier übrig bleiben.

Der nächste Käufer kommt: „Die vier Jahreszeiten", sagt
der Händler.

Wieder wird eine verkauft.

„Die drei Grazien".

Nun bleiben ihm nur noch zwei.

„Tag und Nacht".

Schließlich hat er nur noch eine: „Einsamkeit".

BEGEGNUNG

Der noch unbekannte Marees hatte in Rom seine Wohnung
unten am Fluß und sein Atelier oben am Pincio. Wenn er
morgens ins Atelier ging, begegnete ihm stets der schon
berühmte Bildhauer C, der umgekehrt oben wohnte und in
der Nähe des Flusses sein Atelier hatte. Eines Tages

lernten die beiden sich in einer Gesellschaft kennen. C.
sagte leutselig: „Ich kenne Sie schon, wir treffen uns immer,
wenn wir ins Atelier gehen". „Ja," antwortete Marees,
„ich komme herauf und Sie kommen herunter".

ZU VIEL VERLANGT

Der berühmte Maler M. war ständig mit seinem Wirt
uneins, wenn Zahlungstermin für die Miete war.

Eines Tages sitzt er in seinem Atelier, der Hauswirt
kommt herein:

„Flerr M„ Sie haben Ihre Miete noch nicht bezahlt'".

„Nein".

„Haben Sie die Absicht, sie zu bezahlen".
„Selbstverständlich". ,
„Und wann, wenn ich fragen darf?"
„Lieber Herr", sagt M. entrüstet, „Sie wissen, daß ich
Künstler bin und nicht Prophet".

ÜBERZEUGEND

In der Rue de Reimes ist im Schaufenster eines Anti-
quitätenhändlers eine alte Uhr zu sehen, darunter liegt ein
vergilbter Zettel. Auf diesem steht: Ich bestätige hiermit,
daß diese Uhr aus meiner Epoche stammt. Louis XVI.

LISTE EINGEGANGENER BÜCHER

Kunstschutz an der Westfront von Hermann Burg.
Deutsche Verlagsgesellschaft für Politik und Geschichte
m. b. H„ Charlottenburg 1920.

Ferdinand Tietz, ein Rokokobildhauer. Von Freiin
Eva-Luise von Stössel. Historischer Verein in Bamberg.

Vom Expressionismus von K.Ziesche. Vier Quellen-
Verlag, Leipzig.

Hendrick Golczius von Otto Hirchmann. Meister
der Graphik. Bd. VII. Verlag Klinkhardt & Biermann, Leipzig.

Die Republik der Tiere von Bauernfeld. Verlag
Ed. Stracke, Wien, Prag, Leipzig.

Das Haupt der Medusa von Oskar Wiener. Verlag
Ed. Stracke, Wien, Prag, Leipzig.

Im Prager Dunstkreis von Oskar Wiener. Verlag
Ed. Stracke, Wien, Prag, Leipzig.

F. H. Eh nicke, Zur Krisis der Kunst. Bei Eugen
Diederichs in Jena 1920.

Aufstieg oder Abstieg? Ein Beitrag zur Deutung
moderner Kunst von Martin Minden. Dresden, Verlag von
Heinr. Minden 1920.

Der Maler Feuerbach, Leben, Briefe, Aufzeichnungen.
Herausgeg. von Karl Quenzel, Flesse & Becker Verlag, Leipzig.

95 Köpfe von Orlik. Mit einem Vorwort von Max Os-
born. Verlag Neue Kunsthandlung, Berlin.

Fritz Schumacher, Kulturpolitik. Neue Streifzüge
eines Architekten. Eugen Diedrichs, fena 1920.

ACHTZEHNTER JAHRGANG, ELTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 7. JULI. AUSGABE AM 1. AUGUST NEUNZEHN-
HUNDERTZWANZIG. REDAKTION: KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER IN BERLIN
GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON FR. RICHTER, G.M.B.H., LEIPZIG
 
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