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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 18.1920

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Heft 7
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Bode, Wilhelm von: Die "Not der geistigen Arbeiter" im Gebiet der Kunstforschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4750#0308

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DIE „NOT DER GEISTIGEN ARBEITER'
IM GEBIET DER KUNSTF0RSCHUNG

VON

WILHELM VON BODE

Im Berliner Schriftstellerklub hat unser Kultus-
minister Konrad Haenisch die „Not der geistigen
Arbeiter" eindringlich und in der trübsten Farbe
geschildert. Diese Not herrscht ziemlich gleich-
mäßig in allen wissenschaftlichen Fächern; da der
volle Zusammenbruch Deutschlands erst noch be-
vorsteht — zur Zeit heißt's immer noch: „und
Pippa tanzt"! — und da trotzdem der Zustrom
zu den Universitäten und Hochschulen noch immer
zunimmt, wird sich diese Not leider noch weiter
steigern. In unserm engern Fach, der Kunst-
forschung und Museumskunde steht's genau so,
ja vielleicht noch ungünstiger. Wir haben zur Zeit
in Deutschland — nach einer oberflächlichen
Schätzung, zu der mir eine langwierige Grippe
gerade jetzt die Muße gibt — etwa vierhundert
Fachgenossen, die sich durch den kunsthistorischen
Dr. phil. als solche legitimiert haben, während vor
fast fünfzig Jahren, als ich an die Berliner Museen

berufen wurde, kaum ein einziger Konkurrent vor-
handen war. Seither haben sich ja die Chancen
in unserm Fach außerordentlich gebessert, wenn
man nach der Zahl der kunsthistorischen Profes-
suren und Museumsstellungen urteilt. Aber wenn
auch jetzt wohl jede Universität und jede Hoch-
schule in Deutschland ihren Professor der Kunst-
geschichte hat, wenn auch die Kunstmuseen bei uns
wie die Pilze hochgeschossen sind, so hat sich
doch die Zahl der Reflektanten inzwischen noch
stärker vermehrt, sodaß wohl kaum die Hälfte auf
eine gesicherte Lebensstellung in ihrem Fach rech-
nen können. Das ist nicht erst jetzt nach dem
Kriege so geworden, der Übelstand ist bereits ein
alter, der sich nur jetzt besonders stark geltend
macht und für die Zukunft noch trübere Aussichten
eröffnet. Wenn für jeden vakanten oder neuen
Posten eines Museumsdirektors, der von den Städten
nach alter, schlechter Sitte noch immer ausge-
 
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