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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 18.1920

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Heft 8
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Valentiner, Wilhelm Reinhold: Amerikanische Privatsammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4750#0361

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GIOVANNI BELLINI, DER HL. FRANZISKUS

SAMMLUNG HENRY C. FRIHK, NEW YORK

und der Aristokratie des Landes leicht in Repu-
bliken auszubilden pflegen und auch in Frankreich,
und jetzt bei uns, nicht ausbleiben konnten.
Die Männer der Regierung, die sich aus Ver-
tretern der Masse des Volkes bildet, bringen
weniger gesellschaftliche Bildung mit, besitzen
aber die Macht; die Aristokratie hat ihre Macht-
stellung verloren, tut sich aber auf ihre durch
Reichtum gestützte Bildung etwas zu gute. Ein
Mann wie Pierpont Morgan hatte nur Gering-
schätzung für den Präsidenten, am meisten für
Roosevelt; und die übrigen Vertreter der Trusts
folgten seinem Beispiel, besonders dann, wenn der
Präsident sich von der Übermacht des Großkapita-
lismus frei zu machen suchte oder es gar wagte,
die Trusts zu bekämpfen. Als eines der Mittel, um
ihre Stellung sozial zu festigen und auf das Volk

Eindruck zu machen, hat der Kunsterwerb im
großen Stil bei diesen Vertretern der Gesellschaft
und des Reichtums keine geringe Bedeutung, Sie
haben es erreicht, daß es gleichsam zur Bildung
des Amerikaners gehört, daß man wisse, wer die
größten Privatsammler in den Vereinigten Staaten
sind und was diese Sammlungen enthalten. Wie
die Abendtoiletten in der Metropolitan Oper, wird
jeder Zuwachs um ein neues Meisterwerk ausführ-
lich in den Zeitungen besprochen und von der
Allgemeinheit mit Freude begrüßt. Man disputiert
darüber, mit welchem Hauptwerk in einer europä-
ischen Galerie sich die neue Erwerbung vergleichen
lasse, und betrachtet den Kauf als eine Bereiche-
rung des nationalen Besitzes. Denn man weiß, daß
diese Meisterwerke in den meisten Fällen bald in
öffentlichen Besitz übergehen, ja man verlangt es

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